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aus der FUNK-TECHNIK Nr. 18/1947 (2. Sept. Heft)
Das Editorial

Nr. 18 / 1947 - 2. JAHRGANG

VDE-Vorschrfiten und Basteln

Bei einem Rundfunkempfänger muß man stets voraussetzen, daß seine Bedienung vom Laien erfolgt. Er muß also so beschaffen sein, daß den Hörer weder ein sachlicher noch körperlicher Schaden treffen kann.

Um eine absolut gefahrlose Bedienung zu gewährleisten, wurden für den Bau von Rundfunkempfängern bestimmte VDE-Vorschriften geschaffen, die auch heute noch gültig sind und deren strikte Einhaltung den Empfänger-Baufirmen zur Pflicht gemacht ist.

Bei Markenempfängern sind in dieser Beziehung keine unliebsamen Überraschungen zu befürchten, wogegen bei manchen Nachkriegserscheinungen auf dem Gerätemarkt in punkto Durchführung der Sicherheitsvorschriften eine gewisse Skepsis am Platze ist. Doch weit schlimmer sieht es mit den Bastelgeräten aus. Ihre Erbauer vergessen über ihre eigenen mehr oder weniger großen Fachkenntnisse leider nur zu oft, daß ihre Apparate auch einmal von technisch ahnungslosen Familienmitgliedern bedient werden. Den Vogel schießen dabei die ab, die sich zwar gleichfalls Bastler nennen, deren „Fachkenntnisse" aber nicht weit her sind.

Sicherheitsvorschriften nicht verpflichtend ?

Zwar sind die Sicherheitsvorschriften für den Bastler nicht verpflichtend, aber trotzdem sollte jeder verantwortungsbewußte Bastler die VDE-Vorschriften unbedingt genau einhalten. Namentlich die heute sehr oft erforderlichen Notlösungen bringen ihn - und auch den Reparateur - sehr oft in Kollision mit den Vorschriften. Doch auch zeitgemäße Behelfsmittel lassen sich bei einiger Überlegung immer so gestalten, daß sie keine Gefahr für den Bedienenden bedeuten.

Schon beim Netzeingang beginnen die Fehler. Der Stecker soll so beschaffen sein, daß er nicht einpolig eingeführt werden kann; die Benutzung von zwei Bananensteckern - möglichst noch mit metallener Seitenschraube! - ist grundsätzlich unzulässig. Daß die Netzschnur einwandfreie Isolation besitzen muß und keine Knickstellen aufweisen darf, sei nur am Rande vermerkt. Den Netzanschluß am Gerät in Form von zwei einfachen Steckbuchsen auszuführen, ist verboten und kann zu folgenschweren Unfällen führen. Soll die Netzschnur absolut abnehmbar sein, dann nur mit Benutzung eines vorschriftsmäßigen Gerätesteckers.

In Netzstörschutzschaltungen sollen die in Wechsel- oder Allstromempfängern die Netzleitungen überbrückenden Kondensatoren mit Mittenerdung keine höheren Werte als 10.000pF aufweisen.

Der Netztrafo

Der Netztrafo ist stets reichlich zu bemessen, damit aus dem Empfänger kein Bratofen wird. Vor allem beim Auswechseln von Röhren, besonders beim Austausch der Endröhre gegen eine „dickere", ist immer zu überlegen, ob der Trafo es auch noch schafft. Das gleiche gilt von der Netzdrossel. Ferner ist eine sehr gute Entlüftung des Gehäuses anzustreben (Löcher in der Rückwand), die möglichst noch durch Bodenöffnungen zu unterstützen ist, weil dadurch die Luftströmung im Gerät verstärkt wird. Bei allen heiß werdenden Einzelteilen - z. B. bei Gleichrichter- und Endröhren - ist darauf acht zu geben, daß sich in ihrer unmittelbaren Nähe keine wärmeempfindlichen Bauelemente befinden.

Und beim Gleichstrom- und Allstromgerät ?

Während beim Wechselstromempfänger mit Netztransformator (mit getrennten Wicklungen) nur die Primärseite des Trafos mitsamt den wenigen Leitungen zum Netzanschlußpunkt unter Netzspannung steht, kann beim Gleichstrom- und Allstromgerät unter Umständen das ganze Chassis Netzspannung erhalten.

Diese Möglichkeit erfordert ganz besondere Schutzmaßnahmen; alle spannungführenden Teile müssen gegen zufällige Berührung sicher geschützt sein, was in erster Linie bei den Antennen-, Tonabnehmer- und Erdanschlüssen zu berücksichtigen ist. Die eingebauten Berührungsschutzkondensatoren sollen dabei ausreichend spannungfest sein.

Tonabnehmer sind besser noch über Trafos mit getrennten Wicklungen anzuschließen. Auch beim Lautsprecherausgang, sofern kein Ausgangstrafo mit getrennten Spulen vorhanden ist, sind bei höheren Spannungen Berührungsschutzmaßnahmen vorzusehen. Etwas wird meistens immer vergessen: die Madenschrauben der Drehknöpfe, die ja ebenfalls mit dem Chassis in Verbindung stehen, sind so zu versenken, daß ihre zufällige Berührung ausgeschlossen ist.

Bei der allgemeinen Leitungsführung im Gerät ist dafür zu sorgen, daß die „harmlosen" Leitungen nicht höhere Spannungen oder gar die Netzspannung annehmen können. Das heißt eine saubere Trennung zwischen netzspannungführenden und allen übrigen Leitungen, wobei ein Mindestabstand von 3 ... 4mm einzuhalten ist. Außerdem sind alle Leitungen in der Nachbarschaft solcher höheren Spannungen mit Isolierschlauch zu überziehen, was bevorzugt bei Kreuzungen mit Netzleitungen geschehen sollte.

Lieber weniger scheinen als sein.

Und noch etwas: es soll zwar fachmännisch aussehen, mit dem angefeuchteten Finger festzustellen, ob Spannung vorhanden ist oder nicht, aber von irgendeiner Fachkenntnis zeugt ein derartiges Verhalten keineswegs!

Ein noch größerer sträflicher Leichtsinn ist es, mit dem ungesicherten Kopfhörer auf Fehlersuche im Netzgerät heranzugehen. Um Fehler zu finden, gibt es genug andere Hilfsmittel, und wenn tatsächlich einmal allein ein Kopfhörer für die Prüfung zur Verfügung steht, dann darf er nur über zwei in die Leitungen eingefügte 0,1uF Kondensatoren mit mindestens 1.000V Prüfspannung erfolgen; noch sicherer ist die Anschaltung über einen kleinen Übertrager mit getrennten Wicklungen.

Das sind so die wichtigsten - noch lange nicht etwa alle - Punkte, die auch der Bastler beim Bau zu überlegen hat, nicht nur zu seiner eigenen Sicherheit, sondern ebenso zur Sicherheit seiner Angehörigen, die ja das Gerät schließlich auch einmal bedienen wollen.

Was bisher von Empfangsschaltungen gesagt wurde, gilt natürlich ohne jede Einschränkung auch für alle übrigen ans Netz angeschlossenen Geräte, ganz besonders aber für Netzanoden, Kraftverstärker und Oszillografen, die teilweise so hohe Spannungen führen, bei denen unvermutete Schläge schwere Schockwirkungen auslösen können.

Also stets die Sicherheitsvorschriften beachten, auch dann, wenn keine zwingende Verpflichtung dazu besteht. O. P. H.


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