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Aus Philips KONTAKTE Heft 08 - 1966

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1967 war es noch völlig neu, daß so viele soviel sehen konnten

Der Beamer oder Fernsehprojektor war ja bereits entwickelt und nicht nur Philips hatte solch ein Schwarz-Weiß-Gerät im Programm. Aber diese Röhren Geräte waren relativ lichtschwach. Auch die Farbe kam erst ganz langsam und war anfänglich richtig teuer. Die 3-Röhren Farbkamera funktionierte bereits, zumindest bei Philips. Und bei einer Operation war Farbe essentielll notwendig. In schwarz weiß konnten die Zuschauer nichts ernsthaft erkennen.

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April 1967 - Operation auf der Kinoleinwand miterlebt
Farbfernseh-Demonstration in der Universitätsklinik München

Über die erste Vorführung der modernsten Philips- Farbfernseh- Großprojektionsanlage „Simultan-Eidophor" wurde in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften berichtet. „Der Tagesspiegel", Berlin, veröffentlichte folgenden Beitrag, der aus der Feder des Fachjournalisten Ernst H. Haux stammt.

Wen das Herz im Großformat auf der Leinwand zuckt .....

Auf der rötlich schimmernden Leinwand des Hörsaales zuckte riesengroß ein menschliches Herz. Eben noch befand es sich im Stadium des „Kammerflimmerns" - da sah man, wie der Operateur zwei Elektrodenplättchen anlegte, einen kurzen Stromstoß hindurchschickte: Das Herz bäumte sich auf - und nun schlug es wieder, pulsierte im gewohnten, lebenserhaltenden Rhythmus.

Das Geschehen unter dem gleißenden Licht der Operationslampe nahm seinen Fortgang: Nähen, Punktieren, Tupfen, wieder Nähen - der erste Schritt zur Genesung des Patienten war getan.

Bei einer Herzoperation zuschaun dürfen ...

Zuvor hatten die 200 Teilnehmer eines medizinisch-technischen Kolloquiums in der Münchener Chirurgischen Universitätsklinik eine halbe Stunde lang das „kritische Stadium" eines der erregendsten Eingriffe in den menschlichen Körper mitverfolgt:

Bei einem zwanzig Jahre alten Mädchen mußte ein angeborener Herzdefekt, ein Loch in der Scheidewand zwischen linker und rechter Herzkammer, durch eine Kunststoffprothese, ein kleines dünnes Teflon-Plättchen, verschlossen werden. Der Brustkorb war bereits geöffnet, das Herz lag frei, seine Funktion als zentrale Blutpumpe hatte die bekannte Herz-Lungen-Maschine übernommen.

Während zu dieser Abendstunde Ärzte und Assistenten im sterilen, keinem Besucher zugänglichen Operationssaal bemüht waren, durften die Zuschauer auf den ansteigenden Sitzreihen des klinischen Hörsaales jeden Handgriff mitverfolgen - auf einer Projektionsfläche, die an Größe einer Kinoleinwand kaum nachsteht.
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Das Übertragungsverfahren jetzt in Farbe

Das Übertragungsverfahren, das man hier benutzte, ist eigentlich nichts prinzipiell Neues. Farbfernsehgeräte und „Großprojektion" gibt es schon seit Jahren an einigen modern ausgestatteten Chirurgischen Kliniken, vor allem in den Vereinigten Staaten und Japan - den beiden Ländern der Welt, die auch den Farbfernseh- Rundfunk bereits praktizieren.

In der Bundesrepublik arbeitet die „älteste" Anlage dieser Art seit Ende 1960 an der Frankfurter Universitätsklinik. Eine ähnliche ist seit Mitte 1965 in der Chirurgischen Klinik der Universität Gießen in Betrieb.

Was aber nun, an der Münchener Klinik, erstmalig in Europa vorgeführt wurde, ist das überwältigende neue Wiedergabeverfahren: die gleichzeitige („simultane") Bildprojektion in drei Farben mit dem von Philips entwickelten „Eidophor- Fernsehprojektor".

  • Anmerkung : Das stimmt so natürlich nicht. Das ist das typische Marketing Geschwätz. Entwickelt wurde das Eidophor Prinzip von Prof. Fischer in der Schweiz und Philips vermarktet diese Erfindung oder Entwicklung und entwickelt weiter und verbessert.

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Der Unterschied des alten Eidophor zum Farbprojektor

In diesem Gerät werden die "Farbauszüge" des übertragenen Bildes unabhängig voneinander als drei getrennte Relief-Bilder auf der Oberfläche einer dünnen, honigartigen Ölschicht erzeugt.

Mit einer besonders starken Lichtquelle - einer Xenon-Hochdrucklampe von 2.500 Watt - werden diese Reliefbilder in der jeweiligen Farbe ausgeleuchtet und mit drei getrennten Objektiven so auf die Bildwand geworfen (also projiziert), daß sie fast millimetergenau übereinanderliegen.

Auf diese Weise kommt ein lichtstarkes Bild in naturgetreuen Farben zustande in einer Rechteckgröße, die bis zu 7 x 10 Metern betragen kann.

Und jetzt folgen die eigenen (Philips) Belobhudligungen

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  • Anmerkung : Wir dürfen hier auf keinen Fall vergessen, wir sind im April 1967. Das Farbfernsehen in Deutschland West ist für den Herbst 1967 angekündigt und selbst(ernannte) Fachleute (und Redakteure) wußten immer noch nicht, wie das mit der Farbe im Fernsehen wirklich funktioniert.

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Farbfernseh-Großprojektionen von diesen Maßen hat es bisher - wenigstens in Europa - nicht gegeben, weil man nur über farbige Leuchtschirmbilder von sehr begrenzter Lichtstärke verfügte.

Freilich muß man dafür mit der Aufspaltung in die drei Farben vorlieb nehmen, die nicht mehr wie bisher „sequentiell" (das heißt in kurz aufeinanderfolgenden, zeitlich getrennten Impulsen) auf einer Leitung übertragen werden.

Das Objektiv der „medizinischen" Philips - Farbfernsehkamera, die zwischen den einzelnen Lampen der OP-Leuchte ein klein wenig herausschaut (und die
natürlich mit einer „Gummilinse", einer stufenlos veränderlichen Brennweite, ausgerüstet ist), erzeugt zunächst ein natürlich-farbiges Bild.

Mit Hilfe eines besonderen, „dichroitischen" Prismensystems wird dieses Bild in die drei Teilfarben Rot, Grün und Blau aufgespalten und jede Farbe einer eigenen Aufnahmeröhre zugeführt.

Die getrennte Weiterleitung der elektrischen Farbsignale - hier in der Klinik über Kabel im „Kurzschlußbetrieb" - macht es möglich, zu Demonstrationszwecken auch jedes der drei einfarbigen Teilbilder allein auf die Leinwand zu projizieren.

Mit einem einfachen Knopfdruck lassen sich die Bildsignale auch so gleichmäßig auf die drei Projektoren verteilen, daß ein Schwarzweißbild zustande
kommt. Dies hat nämlich nicht nur für technische Kontrollen, sondern auch für praktisch-medizinische Aufgaben bestimmte Vorzüge.

In Verbindung mit einem Empfangsgerät und einer entschlüsselnden Hilfseinrichtung (einem „Decoder") kann man den Eidophor-Projektor natürlich ebenso für die Wiedergabe von öffentlichen Schwarzweiß- oder von Farbfernsehsendungen benutzen.
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Ein enormer Schritt für die Ausbildung der Mediziner

Das größte Erlebnis jedoch, das in der Regel aber nur den Medizinstudenten der klinischen Semester, Famulanten und Arztpraktikanten zuteil wird, ist die unmittelbare und gleichzeitige Beobachtung operativer Eingriffe, so wie sie nur der Chirurg selbst vollziehen kann.

Ernst H. Haux im April 1967
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