Die Welt des Films - Herbst 1927 - aus Sicht eines Engländers:
In diesem Buch aus London wird die internationale Entwicklung des Kino-Films bis zu den Anfängen des Ton-Films - diesmal nicht (nur) aus deutscher Sicht - vorgetragen. In einem weiteren Buch vom April 1927 von Denes von Mihaly (aus Berlin) wird eine ganz andere Sicht auf den Ton-Film verbreitet, die aber so nicht mehr stimmt. Nach dem März 1933 wurde dann die Geschichte des Ton-Films ebenfalls heftigst "verbogen", also nationalsozialistisch eingedeutscht. Darum sind die Ausführungen dieses Engländers Fawcett sehr hlfreich. Zwei deutsche Übersetzer hatten aber einiges "hinzugefügt". Die Einleitung beginnt hier.
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Kommen wir zum Farbfilm - (wir sind noch im Jahr 1928)
Gegen den Farbenfilm läßt sich in künstlerischer Hinsicht manches einwenden, das aber wahrscheinlich im Laufe seiner technischen Vervollkommnung bald nicht mehr stichhaltig sein dürfte.
Immerhin hat die Kinematographie in natürlichen Farben eine bedeutende Stufe in der praktischen Lösung des Problems erreicht. Das Prinzip des farbigen (nicht kolorierten) Filmes beruht auf der Young-Helmholtzschen Theorie, daß sich alle Farben auf eine entsprechende Mischung von drei Grundfarben zurückführen lassen, von Rot, Blau und Grün.
Wie bei der Dreifarbenphotographie erfolgen auch hier die Aufnahmen durch Rot-, Blau- und Grünfilter. Die drei so erhaltenen Teilbilder werden bei der Wiedergabe (Projektion) zur Deckung gebracht und ergeben ein Bild in natürlichen Farben.
Da nun jede Phase eines bewegten Vorganges statt einmal dreimal festgehalten werden muß, entsteht die Forderung nach einer dreimal so großen Geschwindigkeit des Filmbandes bei der Aufnahme.
Verschiedene Systeme haben diesem Übelstand auf mannigfache Weise abzuhelfen versucht: man macht die drei Aufnahmen nebeneinander auf ein verbreitertes Band, oder ordnet die Objektive in Dreieckform an, wodurch bloß eine doppelte Geschwindigkeit notwendig wird, oder man verkleinert das Bildfeld um auf einem Bildkader zwei Teilbildchen zu erhalten.
Um die Teilbilder auf der Leinwand zur Deckung zu bringen, bedient man sich zweier Verfahren: der gleichzeitigen oder getrennten Projektion. Bei der gleichzeitigen Wiedergabe sind eigene, komplizierte Apparate notwendig, die eine peinlich genaue Einstellung erfordern. Sobald aber die Teilbilder getrennt an die Wand geworfen werden, reichen die normalen Vorführungsmaschinen aus und es müssen lediglich geringfügige Änderungen daran vorgenommen werden.
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Das Filmmaterial für den Farbfilm
Die Filme selbst sind schwarz-weiß. Infolge einer vergrößerten Geschwindigkeit der einzelnen, durch die entsprechenden Farbfilter projizierten Rot-, Blau- und Grünbilder verschmelzen diese dank der Beharrlichkeit der Lichteindrücke auf der Netzhaut zu einem Bild in natürlichen Farben.
Das System der getrennten Wiedergabe birgt den Nachteil, daß bei raschen Bewegungen die drei Teilbilder bereits wesentlich verschieden sind und bei der Wiedergabe sich daher die Ränder nicht mehr ganz decken, wodurch störende Farbsäume entstehen, wie man sie an schlechten Farbdrucken bemerkt.
In den Anfangsstadien des Farbfilmes lieferten recht gute Ergebnisse die Verfahren von Miethe, Carl Zeiß in Jena, Gaumont in Paris (Chronochrome) Urban und George A. Smith in Amerika (Kinemakolor), die bloß zwei Filter und zwar einen roten und einen grünlich-blauen verwendeten.
In den letzten Jahren sind Brewster in New Jersey, Pilny in Zürich, Humphrey und Friese-Green in London, Uvachrom in München und Dr. Hnatek in Wien mit ziemlich vollkommenen Systemen hervorgetreten.
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Das System Dr. Hnatek
Das System Dr. Hnatek ist ein Dreifarbenverfahren; das Filmband ist das gewöhnliche, im Handel erhältliche, nur wird der Negativfilm, bevor seine Belichtung im Apparat erfolgt, da er ja nicht rot und nur wenig grün- und blauempfindlich ist, sensibilisiert, das heißt durch Vorbäder zur Empfindlichkeit für alle Farben hergerichtet. Obwohl heute farbenempfindliches Filmmaterial bereits im Handel erhältlich ist, zieht es Hnatek vor, die Filmstreifen selbst zu sensibilisieren, da er nach seinem Rezept eine weit größere Farbenempfindlichkeit erhält.
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Hnatek nutzt ein additives Verfahren
Das System Hnatek ist ein additives Verfahren. Bei der Aufnahme nämlich werden durch die Filter Blau, Grün und Rot, diese Farben sowie alle Spektralfarben dem aufzunehmenden Gegenstand entzogen und bei der Wiedergabe mit Hilfe gleicher Filter wieder zurückgegeben.
Durch eine sinnreiche Einrichtung von Rasterspiegeln wird das wirkliche Bild in zwei vollkommen gleiche Bilder zerlegt, die durch zwei übereinander gelagerte Objektive und ein Prismensystem aufs Filmband gelangen. Diese zwei Bildchen nehmen bloß die Fläche eines normalen Filmeinzelbildes ein, wodurch der Vorteil entsteht, daß bei der Wiedergabe mit normaler Geschwindigkeit von 16 Bildern in der Sekunde vorgeführt werden kann.
Die beiden Bildchen gelangen auf der Leinwand zur Deckung, was bei diesem Verfahren restlos erreicht wird. Von seinen ausgezeichneten Ergebnissen abgesehen, kann dieses System als wegbahnend für die Zukunft betrachtet werden, besonders deshalb weil die Vorführungsapparate der verschiedensten Systeme durch einen einfachen, kleinen Zusatzapparat für die Projektion des Farbfilmes verwendet werden können. Zudem ist auch die Herstellung eines Farbfilmes nach dem Hnatekschen Verfahren nicht kostspieliger als die eines gewöhnlichen Schwarzweiß-Filmes von gleicher Länge.
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Das aus Amerika kommende Techni-Color-Verfahren (1928)
Eine eigentümliche Lösung stellt das aus Amerika kommende Techni-Color-Verfahren dar. Hier erfolgt die Anfärbung des Silberkorns im Film. Es werden jeweils zwei Bilder auf panchromatischem Negativ aufgenommen, eines durch ein oranges, das andre durch ein dunkelblaues Filter. Die Orangebilder kopiert man auf einen Positivstreifen, die dunkelblauen auf einen zweiten. Die beiden Streifen klebt man nun aufeinander und entwickelt sie. Schon aus diesen kurzen Andeutungen ist der verwickelte Prozeß zu ersehen; auch zeigen sich bei dieser photochemischen Methode manche Mängel in bezug auf Farbenwahl und Farbenabstufungen.
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Das Keller, Dorian und Berthon Verfahren
Einen anderen Weg schlägt das Verfahren K. D. B. ein, das von Keller, Dorian und Berthon erfunden wurde. Auf die Oberfläche des Zelluloidbandes wird ein Gitterwerk feinster Linsen gepreßt, von denen 1.500 Stück auf einen Quadratzentimeter kommen. Diese Linsen werfen nun den Lichtstrahl, der durch eine im Objektiv untergebrachte Dreifarbenscheibe kommt, auf die Bromsilberschicht.
Die jeweilig durchgelassenen Farbstrahlen erregen nun entsprechend das Korn der Schicht und schwärzen es. Dadurch müssen sich die Farbtöne sinngetreu abbilden und können vom Wiedergabeapparat hervorgerufen werden, indem der projizierte Film sein Bild gleichfalls durch ein Objektiv wirft, das eine gleichartige Farbenscheibe besitzt.
Der Film, selbst ist schwarz-weiß, so daß er unter Umständen (falls ein geeignetes Farbobjektiv mangelt) auch als gewöhnlicher Film vorgeführt werden kann, ohne daß die eigenartig gepreßte Oberfläche merklich stören würde,
Die Systeme K. D. B. und Dr. Hnatek haben infolge ihrer einfachen Behandlung bei Aufnahme und Wiedergabe die meiste Aussicht auf Verbreitung.
- Anmerkung : Jedenfalls ist das die Auffassung des Autors im Jahr 1927/1928 und/oder vermutlich der beiden Deutschen Übersetzer.
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Hier beginnt die Überleitung zum Ton-Film
Während der Farbfilm seit den Anfängen der Kinematographie den Geist der Erfinder beschäftigt, ist man dem Problem, den Film aus seiner Stummheit zu erlösen, erst in jüngster Zeit nähergetreten und mit Erfolg auf den Leib gerückt.
Zwar versuchte man schon frühzeitig die Lebenswahrheit der beweglichen Bilder durch akustische Ergänzung zu erhöhen, indem man Bildmaschine und Sprechmaschine zu koppeln unternahm. Die wesensverschiedenen Systeme brachten es mit sich, daß niemals eine vollkommene Deckung von Bild und Ton zustande gebracht werden konnte.
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Edisons Kinetophon Versuche (1897-1901)
Auch Edisons Kinetophon (1897-1901) zeigte nicht viel bessere Ergebnisse. Meßter in Deutschland und Pathe in Paris bemühten sich gleichfalls um eine erfolgreiche Lösung. Trotz mancher Mängel als verhältnismäßig brauchbar erwies sich die Konstruktion, die Gaumont mit seinem Chronophone der Öffentlichkeit übergab.
Durch einen sinnreichen Mechanismus gelingt eine ungestörte Synchronisierung (gleichzeitiger Ablauf) zwischen Projektions- und Sprechmaschine. Gaumont verwendet sogenannte Synchron-Elektromotoren, deren Steuerung derart übereingestimmt ist, daß die Tourenzahl des einen sich nicht ändern kann, ohne daß jene des andern im selben Sinne geregelt würde. Allein all die Versuche waren noch lange keine Erfüllung.
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Warner Brothers mit Western Electric - das „Vitaphone"
In jüngster Zeit wurde allerdings in Amerika eine befriedigende Verbindung von Bildstreifen und Schallplatten im System „Vitaphone" erreicht. Diese Konstruktion, von Warner Brothers gemeinsam mit Western Electric ausgearbeitet, verbindet das Laufbild mit einer elektrisch aufgenommenen und elektrisch wiedergegebenen Tonplatte. Es gelang die Laufzeit solcher Platten auf 40 Minuten zu erhöhen. Das in Deutschland geförderte Breusing-Verfahren bewegt sich in ähnlichen Bahnen.
- Anmerkung : Diese Variante ist bei uns als das "Nadelton-Verfahren" bekannt.
Lange Zeit schien nun der akustische Film zu ruhen. Da kam man durch verschiedene Erkenntnisse und Errungenschaften auf dem Gebiete der Elektrotechnik auf den Gedanken, die Schallwellen statt auf eine Grammophonplatte auf das Filmband selbst aufzuzeichnen.
Die "Erfindung": der „Tri-Ergon-Film"
Dieser nachher von vielen Erfindern aufgegriffene Grundgedanke ging von drei Deutschen, Massolle, Dr. Engl und Hans Vogt aus. Bereits 1907 war ihnen eine Lösung im Prinzip geglückt; Mitte 1919 stellte sich bedeutsamer Erfolg ein; und heute kann ihre "Erfindung", der „Tri-Ergon-Film", nahezu als vollkommen bezeichnet werden.
- Anmerkung : Wie auf der Buchseite von Hans Vogt korrigiert, die drei hatten dass nicht "erfunden" sondern die theoretischen Gedanken der früheren Erfinder, Tüftler und Physiker "realisiert".
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Wie der Licht-Ton-Film funktioniert :
Die Methode dieses „sprechenden Filmes" ist folgende: Die akustischen Schwingungen der Luft werden durch ein Mikrophon in elektrische Stromschwankungen verwandelt. Diese werden verstärkt und durch eine Aufzeichnungslampe, welche im Rhythmus der Schwingungen aufglüht und erlischt, in Lichtschwankungen transformiert.
Die Schwankungen erfolgen mit unfaßbarer, dem Auge nicht mehr wahrnehmbarer Geschwindigkeit (10.000 Schwingungen in der Sekunde) und zeichnen sich durch ein Linsensystem auf dem Filmstreifen, den sie schwärzen, in Form von eng beieinanderliegenden Linien auf.
Da die Aufzeichnung der Schalleindrücke auf dem selben Zelluloidstreifen erfolgt, auf dem die Bilder aufgenommen werden, ist für das akustische Phonogramm der gewöhnliche Streifen von 35mm auf 42mm verbreitert.
Der Wiedergabeapparat ist eine sinnreiche Vereinigung von Bildwerfereinrichtung und Tonvorführungsgerät. Der Film läuft an einem Lichtstrahl vorbei, der durch das Strichband mit der Lautaufzeichnung leuchtet (fällt) und eine dahinter liegende Photozelle erregt. Diese verwandelt die Lichtschwankungen zurück in elektrische Energien, die den gleichen Schwingungsrhythmus haben, werden neuerdings verstärkt und dringen durch besonders konstruierte Lautsprecher, von den Erfindern „Statophone" genannt, als Klang, Ton, Geräusch in den Raum.
Die elektrostatischen Flächenlautsprecher erreichen Naturtreue und Lautstärke des Tones, die mit den heutigen Mitteln kaum von einem System übertroffen werden.
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- Anmerkung : In dem Büchlein von Hans Vogt steht es noch viel ausführlicher beschrieben.
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Es gab damals auch noch andere Lösungen
Auch im Ausland waren viele Köpfe in Tätigkeit, das Problem des Tonfilmes zu lösen. Vor allem sind hier die Dänen Petersen und Poulsen zu nennen. Ihre grundlegende Abweichung vom Tri-Ergon-Film besteht darin, daß Bild und Ton auf zwei verschiedenen Filmstreifen aufgenommen werden, die aber gleichzeitig (synchron) abrollen.
Bei der Wiedergabe wird eine Selenzelle verwendet. 1923 "erfand" der Amerikaner Lee de Forest ein Verfahren, das dem Prinzip Tri-Ergons ähnelt. Nur benutzte er den normalen Filmstreifen und nahm die Aufzeichnung des Phonogrammes innerhalb der Lochung (Perforation) vor, wodurch das Bild natürlich eine Verkleinerung erfuhr. Die Fox-Film-Corporation, die das Tri-Ergon-Verfahren für Amerika erworben hat, brachte in letzter Zeit unter der Bezeichnung „Movietone" ein System heraus, das in geschickter Weise Konstruktionseinzelheiten von da und dort verwendet und nennenswerte Leistungen zu verzeichnen hat.
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Das Tonfilmfieber in den USA grassiert heftig
In Amerika ist das Tonfilmfieber heftig gestiegen. Viele, voneinander abweichende Fabrikate ringen um den Vorrang. Die Reklametrommeln hämmern Namen wie Movietone, Vitaphone, Firnatone, Hanaphone und andere in die Welt hinaus.
Die Lichtspieltheater rüsten sich immer zahlreicher mit Tonfilmwiedergabeapparaten aus. Die Radio-Corporation in Chikago baute eine Fabrik, die monatlich 200 Apparate liefert. Und die stets den Erfolg witternde Fox-Film-Corporation errichtet in Hollywood zwei Riesenstudios, die nur dem Tonfilm gewidmet sein sollen.
Aus akustischen Rücksichten haben die Aufnahmeräume einen Grundriß in Fünfeckform und absolut schalldichte Wände. Auch Paramount hat bereits auf Long Island sein Tonfilmstudio.
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Prof. Hans Thirring aus Österreich hatte auch nachgedacht
Es scheint, als ob auch das kleine Österreich der Bewegung des akustischen Filmes einen wertvollen Beitrag liefern soll. Es ist das Sprechfilmverfahren von Prof. Hans Thirring, der uns zu seiner Erfindung die nachstehenden Aufklärungen überließ:
„Beim Thirringschen Sprechfilm dient als Aufnahmeorgan ein Saitengalvanometer. Die Wirkungsweise dieses Instrumentes beruht auf der Tatsache, daß ein feiner, zwischen den Polen eines Elektromagneten ausgespannter Draht (die „Saite") in Schwingungen gerät, sobald er von einem Wechselstrom durchflössen wird. Die beiden Magnetpole sind durchbohrt und enthalten in ihren Bohrungen Mikroskop objektive, von denen das eine zur Beleuchtung, das andere zur Abbildung der Saite dient.
Das Beleuchtungsobjektiv entwirft ein stark verkleinertes Bild der Glühspirale einer Projektionsglühlampe auf die Saite, derart, daß es von dieser in ihrer Ruhestellung gerade zur Hälfte bedeckt wird. Bewegt sich nun die Saite unter dem Einfluß der Telephonströme, so verdeckt sie das reelle Bild der Lichtquelle bald mehr, bald weniger und steuert dadurch die Intensität des aus dem Abbildungsobjektiv austretenden Lichtstrahles im Rhythmus der Schallschwingungen.
Hinter dem Abbildungsobjektiv werden die Lichtstrahlen durch ein System von Zylinderlinsen zu einem schmalen Streifen zusammengezogen und fallen auf den Film. Man kann das Saitengalvanometer zur Schallaufzeichnung sowohl nach der Methode der Strichlängenvariation (transversale Methode) als auch nach jener der Schwärzungsvariation (longitu-dinale Methode) verwenden. Man hat nun im ersten Fall die Orientierung der Saite so zu wählen, daß ihre Längsrichtung mit der Laufrichtung des Filmes zusammenfällt, im andern Falle so, daß sie zu ihr senkrecht steht. Ton und Bild werden bei dem Thirring-schen Verfahren auf getrennten Film aufgenommen und auch mit getrennten Films wiedergegeben.
Zur Wiedergabe wird die Thirringsche Selenzelle benutzt, die gegenüber der Alkaliphotozelle eine wesentlich höhere Empfindlichkeit in den tieferen Tonlagen aufweist, während ihre Empfindlichkeit an der oberen Grenze der hörbaren Frequenzen (etwa 10.000 Hertz) eine geringere ist als bei den besten Alkaliphotozellen. Die dadurch verursachte Frequenz Verzerrung wird durch geeignete Maßnahmen in den Verstärkern ausgeglichen.
Der Vorzug des Thirringschen Systems liegt in dem guten Wirkungsgrad jener Glieder des gesamten Übertragungsmechanismus, die die Umsetzung von Stromschwankungen - Lichtschwankungen und umgekehrt besorgen. Die hohe Empfindlichkeit des verwendeten Saitengalvanometers bewirkt, daß man mit geringer Verstärkung der Mikrophonströme auskommt, und ebenso findet man auch zwischen Selenzelle und Lautsprecher mit nicht allzu hoher Verstärkung das Auslangen. Hierdurch wird die Gefahr der Verzerrung durch die bei ausgiebiger Verstärkung leicht auftretenden Rückkopplungen verringert. Außerdem zeichnet sich die Aufnahmeapparatur durch hohe Lichtstärke aus, so daß bei der Aufnahme Positivmaterial verwendet werden kann, was Kostenersparnis und größere Sicherheit des Arbeitens bedeutet. Denn das Positivmaterial ist feinkörniger und kann mit gleichmäßigerer Gradation hergestellt werden als das hochempfindliche Negativmaterial.
Schließlich ist zu erwähnen, daß die Verwendung eines eigenen Filmes für die Tonaufnahme einen breiteren Spielraum für die dynamischen Schattierungen von Sprache und Musik gewährt. Eine der Hauptschwierigkeiten beim Sprechfilm ebenso wie bei den Grammophonen besteht darin, die überaus weite Energieskala zwischen Flüsterstimme und dem Fortissimo eines Orchesters zu umspannen. Diese Aufgabe ist mit den schmalen Tonbildaufzeichnungen am Rande eines Bildfilmes viel schwieriger zu bewältigen als mittelst eines eigenen Filmes. Bei voller Ausnützung der Breite des zweiten Filmes kann eine besonders klangvolle Wiedergabe erzielt werden."
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Poulsons verbesserte Erfindung von Kiliani und Müller
Ein eigenartiger Versuch das Problem des tönenden Filmes zu lösen ist die Erfindung Poulsons, die von R. B. T. Kiliani und Adolf Müller verbessert wurde. Nicht die mechanische Synchronisation von Bild und Ton ist das Wesentliche dieses Systems, sondern die merkwürdige Art der Tonaufzeichnung.
Der Träger der akustischen Erscheinungen ist nämlich ein Draht oder Streifen aus Stahl, der sich synchron mit der Bildgeschwindigkeit zwischen zwei Trommeln bewegt. Die Töne werden hier gleichfalls durch ein Mikrophon in elektrische Schwingungen verwandelt, verstärkt und zu einem Magneten geleitet, der das vorbei geführte Metallband je nach den Sprechströmen stärker oder schwächer magnetisiert.
Beim Vorbeistreichen an dem Wiedergabemagneten erzeugt das Band schwankende Magnetströme, die nach einer Verstärkung zu den Lautsprechern geleitet werden. Die Klangwiedergabe soll durchaus befriedigend sein. Zu bedenken ist nur, ob die akustische Aufzeichnung durch die allmähliche Abnahme der magnetischen Kraft der Bänder nicht empfindlich leidet. Doch sollen noch nach 9 Monaten ganz gute Wiedergaben erfolgt sein.
In jüngster Zeit sind in Deutschland Bestrebungen im Gange, die vielen dort bestehenden Sprechfilmsysteme zu einem einheitlichen zu vereinigen.
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- Anmerkung : Das Tri-Ergon Verfahren wurde am Ende Weltstandard - mit verschiedenen Erweiterungen.
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