Die Welt des Films - Herbst 1927 - aus Sicht eines Engländers:
In diesem Buch aus London wird die internationale Entwicklung des Kino-Films bis zu den Anfängen des Ton-Films - diesmal nicht (nur) aus deutscher Sicht - vorgetragen. In einem weiteren Buch vom April 1927 von Denes von Mihaly (aus Berlin) wird eine ganz andere Sicht auf den Ton-Film verbreitet, die aber so nicht mehr stimmt. Nach dem März 1933 wurde dann die Geschichte des Ton-Films ebenfalls heftigst "verbogen", also nationalsozialistisch eingedeutscht. Darum sind die Ausführungen dieses Engländers Fawcett sehr hlfreich. Zwei deutsche Übersetzer hatten aber einiges "hinzugefügt". Die Einleitung beginnt hier.
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Kapitel IX - Biographische Notizen
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Die biographischen Notizen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit
Die nachstehende Sammlung biographischer Notizen über die erfolgreichsten Regisseure und Filmdarsteller erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. In knappen Strichen soll der Lebenslauf und die besonderen Eigenheiten jener Handvoll Künstler gezeichnet werden, die es in der Welt des Filmes zu internationalem Ansehen gebracht haben und durch ihre Leistungen ungezählten Millionen Menschen Erbauung oder Erheiterung zu schaffen wußten.
An die Spitze haben wir eine Würdigung Charlie Chaplins gestellt, jenes Tausendkünstlers, dem eine ganze Welt zujubelt und der unbestritten der Genialste und Erfolgreichste von allen zu nennen ist.
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Vorwort der Redaktion in 2025
Das Buch des Engländers aus 1927 wurde im Frühjahr 1928 von 2 deutschen Redakteuren überarbeitet und manche Ansicht oder Story wurde aus heutiger (2025) Sicht "leicht geschönt" oder "aufgehübscht". Insbesondere die Biografien wurden nur von der positiven Seite aus betrachtet. Das sollte beim Schmökern beachtet werden.
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Charlie Chaplin - Einstieg
Über Chaplin ist schon viel geschrieben worden, aber es empfiehlt sich, die zahlreichen Charakterbeschreibungen mit Reserve (mit bedacht) aufzunehmen. Da hört man, er sei ein unpraktischer Träumer, der ohne einen Pfennig Geld in der Tasche in Hollywood gelandet und dort in den Erfolg förmlich hineingetaumelt sei; ein Mensch, der abseits von den Dingen dieser Welt stehend, seine Verabredungen vergißt, seine Bekannten beleidigt, seine Frau verjagt und, in einen Band schwülstiger Gedichte versunken, dahinträumt.
Alle diese und viele andere Schilderungen von Chaplins Leben und Charakter sind teils ungenau, teils übertrieben; in Wahrheit ist er der unbestritten erfolgreichste Filmdarsteller der Welt und es offenbart sich in ihm eine überaus gewissenhafte Künstlernatur, die nichts anderes kennt als Arbeit und Streben nach Erfolg.
Wenigen ist vielleicht bekannt, daß Charles Spencer Chaplin als Sohn englischer Eltern in Paris 1889 geboren wurde. Schon mit vier Jahren kam er nach London zum Theater, verlebte als schlecht bezahlter Schmierenschauspieler recht trübe Tage, wußte sich aber dann in Amerika in kleinen komischen Rollen durchzusetzen und verdiente immerhin schon 100 Dollar die Woche, als ihm Mac Sennet 1911 einen recht ansehnlichen Filmkontrakt vorlegte, der ihn nach Hollywood brachte.
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Charlie Chaplin - Zuhause
Wenn wir ihn in seinem zauberhaften Heim am Sunset Drive, hoch oben auf den Anhöhen von Berverly Hills, besuchen, sehen wir einen schlanken, zierlichen, wohlgepflegten Herrn vor uns, der mit dem gewohnten Bild eines zerlumpten Landstreichers auf der Filmleinwand nicht die geringste Ähnlichkeit aufweist.
Das volle Haar ist gewellt und stark ergraut, ein paar schöne stahlblaue Augen lächeln dem Besucher freundlich entgegen. Der immer heitere Mund zeigt besonders große und schöne Zähne, die im Film unter dem aufgeklebten schwarzen Schnurrbärtchen ganz verschwinden.
Was bei ihm am meisten auffällt, ist seine Rastlosigkeit und der dynamische Arbeitswille - niemals gönnt er seinem Geist einen Augenblick Ruhe, stets muß er etwas schaffen, was mit seinem Werk in Verbindung steht. Tag und Nacht wälzen sich in seinem Kopfe neue Entwürfe, frische Einfälle.
Der Künstler in ihm bäumt sich auf, wenn er sich in seinem Schaffen durch unvorhergesehene Hindernisse aufgehalten sieht. Da wird er wohl auch zum übelgelaunten Autokraten; denn der eben herzustellende Film ist ganz allein sein Werk - er ist Dichter, Dramaturg, Regisseur, Hauptdarsteller und Produktionschef in einer Person.
Jedes Stadium der Filmherstellung, begonnen von der Bereitstellung der Geldmittel, wird von ihm allein bewerkstelligt. Aber ein bei der Beseitigung widriger Umstände aufgeflackerter Kraftausbruch wird sofort durch seine Natürlichkeit gemildert.
Im Gegensatz zu anderen Filmregisseuren fühlt sich Chaplin niemals göttlich erleuchtet. Seine Kunst wurzelt im Irdischen und er begnügt sich damit, allen Albernheiten des täglichen Lebens den Spiegel vorzuhalten und sie auf diese Weise für sein Werk einzufangen.
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Charlie Chaplin - Sein Charakter
Seinen Charakter kennzeichnet vor allem tiefe Menschlichkeit. Die Armut und Bedeutungslosigkeit seiner Jugendtage dürften den Anstoß zu der von ihm geschaffenen und immer wieder bevorzugten tragischen Figur des einsamen Vagabunden gegeben haben; jenes Landstreichers, der uns allen lieb geworden ist, der stets vom Unglück verfolgt, von einem gütigen Geschick immer wieder vor der Katastrophe bewahrt bleibt und mit stoischer Gelassenheit den Schicksalschlägen trotzend, sein welteinsames Dasein weiterlebt.
Jede Art von Geziertheit ist ihm fremd, jede Lobhudelei über den künstlerischen Wert seiner Filme schätzt er gering und verlangt keine andere Anerkennung seiner Werke als die Genugtuung, eine ungeheure Anzahl von Menschen unterhalten zu können. Verfehlen seine Werke ihre Wirkung oder werden sie durch mangelhafte Musik und unrichtige Aufmachung ihres ursprünglichen Zwecks - Belustigung der Massen - beraubt, dann kann er sich einer wütenden Verzweiflung hingeben.
Einer seiner Biographen, Miss Mildred Harris, behauptet, daß er sich nicht um die Meinung des Publikums und dessen Wünsche kümmert. Demgegenüber versichern viele andere, die ihn genau kennen, daß er gerade in dieser Beziehung der vorsichtigste Mann ist, dessen Atelier niemals ein "unverkäuflicher" Film verlassen wird.
Dies muß nicht allein auf geschäftliche Überlegungen beruhen; seiner übergroßen Gewissenhaftigkeit erscheint eben eine Szene, die das Publikum nicht voll gefangen nimmt, als gänzlich verfehlt.
Auch er unterwirft also seine persönlichen Wünsche bedingungslos dem Publikumsgeschmack, was für einen Mann von so ausgesprochener Individualität eine höchst beachtenswerte Selbstbeherrschung bedingt.
Automatisch wird auf diese Weise ein Filmwerk hervorgebracht, das auf jedermann Eindruck macht, dies um so mehr, als er immer allgemein verständliche Sujets benutzt.
Ursprünglich wirkt seine Kunst aufs Gemüt, er ist offenbar ein Empfindungsmensch, doch seine souveräne Beherrschung des Bühnentechnischen, sein unglaublich richtiges Abschätzen der Wirkungen nach Kontrasten und Zeitintervallen verfehlen auch auf den Verstand nicht ihren Eindruck.
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Charlie Chaplin - macht nur einen Film im Jahr
Chaplins praktische Natur erweist sich auch der geschäftlichen Situation vollkommen gewachsen. Durchschnittlich bringt er nicht mehr als einen Film im Jahr heraus, was vollkommen ausreicht, ihn für die Kinotheater der ganzen Welt unentbehrlich zu machen und gleichzeitig seinen Preis nicht zu drücken.
Von seinen "Verleihfirmen", die dem Publikum den Puls fühlen, nimmt er auch gerne jeden Ratschlag an. Er überhebt sich nicht und es fällt ihm nicht ein, aus künstlerischen Erwägungen einen Film herzustellen, der sich als unverkäuflich erweisen würde. Sein Lieblingsplan ist immer ein ernster Napoleonfilm gewesen und bereitwillig setzt er den Entwurf dazu einem gelegentlichen Besucher auseinander; aber keiner, der ihn näher kennt, wird je an einen solchen Film glauben; aus dem einfachen Grunde, weil es ein allzugroßes geschäftliches Risiko darstellen würde.
Manche bezeichnen Chaplin auch als unpraktisch, weil es vorkommen kann, daß er 7 Monate nach den vereinbarten Terminen mit seiner Arbeit noch immer nicht fertig ist. Dies geschieht aber meist aus triftigen Gründen; denn es würde Selbstmord für sein Renommee bedeuten, einen Film in die Welt zu senden, dem man die überstürzte Arbeit anmerkt.
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Charlie Chaplin lebt nur für die Gegenwart.
Nichts vermag seine Aufmerksamkeit von dem Film abzulenken, den er eben in Arbeit hat. Stundenlang liest und spricht er über sein Sujet und ist von Aufregung verzehrt, ob nicht eine der gedrehten Szenen mißlungen ist.
Er brütet über eine Serie von Ereignissen und deren Wirkung auf das Publikum - das Werk eines arbeitsreichen Tages wird skrupellos vernichtet, wenn er das Gefühl hat, daß die Wirkung keine vollständige ist.
Aller Sinn und Unsinn seiner Bilder muß eine logische Entwicklung zeigen und darf keinesfalls gegen die Atmosphäre des Stückes verstoßen. Wird eine Abschweifung zugelassen, so muß mit der größten Sorgfalt getrachtet werden, dies dem Publikum verständlich zu machen.
Hierin findet sich die Erklärung dafür, daß seine Werke sich von den gewöhnlichen Filmgrotesken so grundlegend unterscheiden. Meist wird in diesen die Albernheit zur x-ten Potenz erhoben, das Publikum gerät außer Atem, weil man ihm zumutet, allzurasch und unvermittelt von einem Thema zum anderen zu springen.
Bei den Komödien Chaplins muß jede einzelne Episode nach ihrem Eindruck auf das Gemüt eines Durchschnittsmenschen genau beurteilt werden. Er selbst studiert jede einzelne Geste auf das sorgfältigste, steht minutenlang vor dem Spiegel, mimt dort schweigend eine kurze Szene, hebt die Augenbrauen, zuckt mit den Schultern, bewegt leichthin Arme und Hände und äußert dazu unartikulierte Laute.
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Charlie Chaplin - die Wirkung der Aufnahmen ausprobieren
Oft erprobt er dann die Wirkung der Aufnahmen auf gänzlich unvorbereitete Zuseher. So werden Tausende von Metern Negativfilm allwöchentlich abgelegt, zwei Aufnahmekameras sind unablässig an der Arbeit, jede nimmt etwa 70.000 Meter auf, um schließlich einen 2 bis 3.000-Meterfilm zu ergeben. Alles andere wird vernichtet.
Manchmal kommt es vor, daß er plötzlich in voller Verzweiflung aus dem Atelier stürmt und tagelang fortbleibt; oder er sitzt stundenlang in seinem Strecksessel in düsteres Brüten versunken.
Das sind die Augenblicke, in denen seine Phantasie sich ihm versagt. Oft versenkt er sich auch in Studien über moderne Kunst, besonders Filmkunst, und verschlingt alle Zeitungen und Fachschriften der Branche.
Sicherlich gibt es auch in Los Angeles niemanden, der nur annähernd soviel vom Film versteht wie er. Kein Regisseur, und sei er der beste, ist imstande, leblosen Dingen, ja selbst Tieren einen so richtigen kinematographischen Ausdruck zu verleihen.
Und trotz alledem ist er ein Sklave, bedingungslos dem Publikum verfallen, das stets voll Ungeduld auf seinen nächsten Film wartet. Ghaplin gehört nicht zu den mühelos schaffenden Künstlern, die etwa mit einigen Pinselstrichen ein Meisterwerk hervorzaubern.
Er vermag das, was ihm und dem Publikum gefällt, nur durch ungeheure Arbeit, Selbstverleugnung und hingebungsvollstes Bemühen zu erreichen. Er kennt seine eigene Individualität und deren Wirkung auf das Publikum ganz genau. Er beobachtet sich ununterbrochen und überläßt nichts dem Zufall; er geht mit sich selbst sehr scharf ins Gericht und verfährt so unerbittlich wie der selbstherrlichste Regisseur mit dem bedeutungslosesten Statisten.
Er legt sich selbst die weiseste Beschränkung auf und läßt es nicht zu, daß eine Szene, und sei sie noch so genial ersonnen und ausgeführt, in die Länge gezogen werde. Auch überläßt er willig den Lacheffekt einem anderen Darsteller, einem Kinde, einem Tier, ja einer toten Sache, was ein tiefes Verständnis für die elementaren Forderungen des Humors beweist.
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Charlie Chaplin - Finale
Kein Wunder, daß bei solchen Qualitäten und so inbrünstiger Hingabe an die Arbeit sein Werk sich allgemeiner Weltbeliebtheit erfreut. Schade nur, daß seine häuslichen Sorgen, seine unglückliche Ehe von einer übereifrigen Presse so sehr an die große Glocke gehängt wurden.
In Amerika hat er durch all den schmutzigen Tratsch viel von seiner Beliebtheit eingebüßt, denn die dortigen Puritaner scheuen davor zurück, dem Publikum eines Familienkinos einen Filmliebling zu zeigen, dessen Privatleben die Öffentlichkeit so reichlich beschäftigt hat.
Vielleicht waren auch alle über ihn verbreiteten Skandalgeschichten ein mißglücktes Reklamemanöver seiner Verleiher. Dem Künstler Charlie Chaplin haben sie nicht geschadet - er und sein Herz gehören der Einsamkeit seines Ateliers, und dort sind sie auch immer zu finden.
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Vilma Bänky
Vilma Bänky, geb. 1903 zu Budapest; kam schon in jungen Jahren in ihrer Vaterstadt zur Bühne, dann zur „Vita" nach Wien, von wo sie von Max Linder nach Berlin gebracht wurde. Jetzt einer der hervorragendsten weiblichen Stars in Hollywood bei Cecil de Mille, heiratete sie vor kurzem ihren Partner Rod la Rocque.
Bekannteste Filme der letzten Zeit „Der schwarze Adler", „Sohn des Scheikhs", „Recht der ersten Nacht".
John Barrymore
John Barrymore, geb. 1886 in Amerika, war schon ein sehr bedeutender Schauspieler, bevor er zum Film kam; muß heute als einer der hervorragendsten Filmdarsteller der Welt bezeichnet werden. Filmt bei „United Artists". Bekanntester Film „Don Juan".
Elisabeth Bergner
Elisabeth Bergner, geb. 1898 zu Wien, wo sie auch zuerst auf dem Theater auftrat. Kam später nach Berlin zu Reinhardt und Barnowski, betätigt sich seit 1924 neben intensiver Bühnentätigkeit auch beim Film. Sie gilt heute als die erste deutsche Schauspielerin und auch ihre Filme sind überaus beliebt. Bekannteste Filme „Nju", „Liebe", „Geiger von Florenz" und viele andere.
Clara Bow
Clara Bow, geb. 1906 in Brooklyn, kam als blutjunges Geschöpf nach Hollywood und machte dort alle Miseren der Statistenexistenz durch, bis sie es erreichte, sich zum vielgefeierten Star durchzusetzen. Eine der ganz seltenen Ausnahmen, der dies gelang. Fix engagiert bei der Paramount. Erfolgreichste Filme „Es", „Der Zeuge im Ehebett", „Wings".
Lon Chaney
Lon Chaney (Metro). Der Mann mit tausend Gesichtern, der bekannteste Bösewicht der Leinwand, ist im Grunde genommen ein überaus gutmütiger, ja sogar vornehmer Herr. 1883 in Colorado Springs geboren, hatte er von Kindheit an keinen anderen Wunsch, als Schauspieler zu werden. Tatsächlich vermochte er schon frühzeitig zum Theater zu gelangen, doch mußte er sich in den Anfangsstadien seiner Karriere als Bühnenarbeiter, Tänzer und Dekorationskünstler durchbringen. 1912 beginnt er zu filmen und wird bald von einem kundigen Regisseur als idealer Bösewicht entdeckt. Die Enttäuschungen seiner Jugendjahre haben in seinen Zügen deutliche Zeichen hinterlassen. Er lebt heute in glücklicher Ehe und ist ein vorzüglicher Koch. Hauptrollen: „Der Glöckner von Notre Dame", „Der Weg nach Mandalay", „Mr. Wu", „Das Phantom der Oper".
Jackie Coogan
Jackie Coogan, geb. 1914 in Los Angeles als Sohn eines Schauspielerehepaares. Trat schon als Baby auf dem Theater auf, wurde mit vier Jahren von Chaplin für den Film entdeckt, der ihn in „The Kid" verwendete. Seine Eltern gründeten eine eigene Gesellschaft, die dann in die Metro überging. Coogan machte 1924 eine Europareise und wurde überall stürmisch akklamiert.
Maria Corda
Maria Corda, geb. 1898 in Budapest, filmte in ihrer Vaterstadt, sodann in Wien, später Berlin, seit 1927 in Hollywood; verheiratet mit dem bekannten Regisseur Alexander Korda. Großer Erfolg als Baronin Vetsera in „Tragödie im Hause Habsburg", auch „Tänzer meiner Frau".
Lil Dagover
Lil Dagover (Marta Maria Lilitts), geb. 1897 auf Java als Tochter deutscher Eltern. Kam als Kind nach Deutschland und wurde in den vornehmsten Mädchenpensionaten erzogen. Heiratete mit 17 Jahren den Hofschauspieler Fritz Daghofer, von dem sie aber wieder geschieden ist. 1919 von Robert Wiene für den Film entdeckt; Debüt „Madame Butterfly", dann „Caligari", „Der müde Tod", „Tiefland", fast alle bei der Ufa, bei der sie auch jetzt noch als einer der bezauberndsten und elegantesten Filmstars Deutschlands tätig ist.
Douglas Fairbanks
Douglas Fairbanks, geb. 1884 in Denver, Sohn eines Rechtsanwaltes; Bühnenkarriere, Tourneen in Europa, wurde 1914 von Griffith für den Film entdeckt. Heiratete Mary Pickford und gründete mit ihr eine eigene Gesellschaft. Bekanntere Filme: „Schwarzer Pirat", „Dieb von Bagdad", „Drei Musketiere".
Greta Garbo
Greta Garbo (Metro). Gegenwärtig vielleicht der beliebteste Filmstar der Welt; geboren 1908 in Göteborg, Schweden, besucht die Schauspielschule zu Stockholm und wird von Mauritz Stiller für die Hauptrolle von „Gösta Berling" engagiert. Mit einem Schlage erobert sie sich alle Herzen in Europa. Sie bleibt zunächst der Svenska Filmindustrie treu und lehnt alle anderen Engagements ab. Endlich gelingt es B. Mayer 1925, sie für die Metro zu gewinnen, wo sie seit einer Reihe von Jahren von Erfolg zu Erfolg schreitet. Sie ist die typische Skandinavierin: groß, prachtvoll gewachsen, mit goldenem Haar und dunkelblauen Augen. Außer ihrer bezaubernden Anmut weist sie das auf, was in den Hollywooder Studios „sex appeal" genannt wird, eine seltene Eigenschaft, die denjenigen, der sie besitzt, zum zugkräftigsten Star macht. Hauptrollen: „Freudlose Gasse", „Es war", „Anna Karenina", „Der große Star".
John Gilbert
John Gilbert (Metro). Der bedeutendste Liebhaber des amerikanischen Filmes. Als Sohn sehr begabter Schauspieler 1895 in Logan, Utah, geboren, besucht er u. a. auch die Militärakademie zu Hitchcock, versucht sich auch als Gummihändler und Zeitungs-reporter, kommt aber in der Zwischenzeit immer wieder zum Film. Endlich gelingt es ihm neben Mary Pickford eine männliche Hauptrolle zu filmen, was seinen Erfolg begründet. Hauptrollen: „Der Mann, den man ohrfeigt", „Lustige Witwe", „Praterleut", „Die große Parade", „Anna Karenina".
Lilian Gish
Lilian Gish, 1902 in Springfield geboren, kam schon als Kind zur Bühne und bildete sich dann zur Tänzerin aus, Von Griffith entdeckt, wird sie von der Metro engagiert und erringt ihren ersten Welterfolg mit ihrer Schwester Dorothy im Film „The orphans" (Zwei Waisen im Sturme der Zeit). Lilian Gish ist hochgewachsen, überaus schlank und zart, ihr langes reiches Haar - aschblond und naturgewellt - ist zu einem einfachen Knoten geschlungen. Der Teint ist matt und blaß, das Gesicht fesselnd und ausdrucksvoll. Von ihren bekannteren Rollen seien erwähnt: „Die weiße Schwester", „Boheme", „Der rote Buchstabe". Bekanntlich wird Max Reinhardt mit ihr einen Film drehen, zu dem Hugo von Hofmannsthal ein modernes Wiener Sujet geschrieben hat.
Liane Haid
Liane Haid, geb. 1900 in Wien. Zuerst Ballett, dann Film in Wien, verehelicht mit Baron Fritz Haymerle; nach ihrer Scheidung gehts nach Berlin. Bekannte Filme „Lady Hamilton", „Lucrezia Borgia", „Die weiße Sklavin".
Lilian Harvey
Lilian Harvey, geb. 1906 in London, besuchte die Ballettschule und wurde von Richard Eichberg für den Film entdeckt. Kam nach Berlin und entwickelte sich dort zu einem Liebling des deutschen Films. Bedeutendere Filme „Leidenschaft", „Liebe und Trompetenblasen", „Die tolle Lola" u. a.
Brigitte Helm
Brigitte Helm, geb. Berlin 1908, von Fritz Lang für den Film entdeckt und 18jährig sofort bei „Metropolis" in der Hauptrolle verwendet, wodurch sie zu internationaler Berühmtheit gelangte.
Emil Jannings
Emil Jannings, geb. 1885 als Sohn deutscher Eltern in Amerika, mit 15 Jahren Schiffsjunge, mit 17 beim Theater. Lange Wanderjahre an kleinen und kleinsten Bühnen, schließlich von Reinhardt an das Deutsche Theater nach Berlin engagiert. Für den Film durch Robert Wiene entdeckt. Heute unbestritten der erfolgreichste deutsche Filmdarsteller. Lebt jetzt in Hollywood, auf Jahre für die Paramount verpflichtet. Bedeutendste Filme „Madame Dubarry" (Ludwig XV.), „Anna Boleyn" (Heinrich VIII.), „Danton" von Buchowetzki, „Othello", „Quo Vadis" (Nero), „Der letzte Mann", „Variete", „Faust" (Mephisto), „Weg allen Fleisches".
Harold Lloyd - Intro
Harold Lloyd, geb. 1893 in Nebraska, kam schon mit 12 Jahren zum Theater und spielte 1917 größere Rollen. Heute ist er eine der anerkanntesten Größen des Films und wenn wir ihm an einem sonnigen Frühjahrsmorgen in seinem eigenen Atelier einen Besuch abstatten, erhalten wir zunächst einen überaus friedlichen Eindruck. Hat sich das Auge nach dem Glanz der kalifornischen Sonne an die Dunkelheit gewöhnt, so unterscheidet man zunächst die scheinbar völlig leere Bühne und um eine Kamera sitzt ein halbes Dutzend Darsteller, die sich im Flüsterton unterhalten.
Sonst ist es still wie in einer Kathedrale zu Mitternacht. Jetzt vermag man auch schon einige Versatzstücke, die eine Szernerie andeuten, zu unterscheiden, und schließlich findet man den Gesuchten in weißem Hemd und Flanellhosen auf einem Küchenherd sitzend, wie er gerade mit einem Regisseur die wichtigsten Dinge verhandelt.
Harold Lloyd - im Studio
Harold Lloyd arbeitet stets mit einer Legion von „Gag-men", Leuten, deren einzige Aufgabe darin besteht, neue komische Situationen zu ersinnen und über deren Verwendung Vorschläge zu machen.
Oberste Instanz für deren Brauchbarkeit ist Lloyd selbst. Da er sich schließlich zu uns wendet, erblicken wir einen hochgewachsenen überschlanken jungen Mann, der mit freundlichem, fast schüchternem Ton zu sprechen beginnt. Wüßte man nicht, daß man einen der begabtesten, genialsten Komiker und Regisseure vor sich hat, über dessen Spaße fünf Weltteile vor Lachen erdröhnen, man würde ihm kaum die Fähigkeiten zum Filmproduzenten zutrauen. Er erinnert mehr an einen Privatdozenten in einer bescheidenen Universitätsstadt.
Natürlich erlebt man auch dort Augenblicke höchster Erregung und Nervenanspannung und man kann sich kaum vorstellen, daß aus den verschiedenen Zelluloidstreifen, auf denen eine Serie konfuser Situationen gedreht wurde, jemals ein zusammenhängender vernünftiger Film entstehen könnte.
Harold Lloyd - eine der reichsten Filmgesellschaften in Hollywood
Seine Filmgesellschaft, eine der reichsten in Hollywood, kann beinahe als Familienunternehmen bezeichnet werden: sein Vater ist Hauptkassier, sein Bruder Regisseur, alles spielt sich dort ohne Reibungen und in Wohlgefallen ab - es wirkt wie ein Wunder, daß dieser bescheidene Jüngling es innerhalb 6 Jahren zu einem der wohlhabendsten Leute der ganzen Branche gebracht haben soll.
Sein Erfolg beruht fast ausschließlich auf der Marotte, seine Scherze in erster Linie auf Kinder wirken zu lassen. Vor allem müssen die Kinder lachen; wenn sich die Erwachsenen dabei auch unterhalten, hat Lloyd nichts dagegen. Deshalb ist noch nie ein langweiliger Harold-Lloyd-Film entstanden - es ist immer ein Gemisch von Abenteuer und Groteske und es gibt keine Längen.
Nur noch einer kann genannt werden, dessen Name auf der ganzen Welt als Filmkomiker einen ebenso guten Klang hat, Harold aber in künstlerischer Beziehung weit übertrifft - Charlie Chaplin.
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Adolphe Menjou
Adolphe Menjou, als Sohn französischer Eltern 1890 in Pittsburg geboren, besucht zuerst die Culver Military Academy in Indiana und bringt es bis zum Diplomingenieur, verläßt aber die technische Karriere, da es ihn zum Film zieht.
Zunächst bringt er es, wie er selbst witzig zu erzählen weiß, nur zum Kantinenkellner bei der Paramount, bis ihm der Besitz eines tadellosen Fracks zu seinem ersten Auftreten in der Komparserie verhilft.
Chaplin "verwendet" ihn dann in seinem Film „Frau von Paris", was ihm reichen Erfolg einträgt. Seit Jahren bei der Paramount fix engagiert, ist Adolphe Menjou nach Ausspruch seiner Regisseure deshalb ein so idealer Filmschauspieler geworden, weil er sich vom Bühnenleiter absolut wie Wachs behandeln läßt. Man könnte ihn mit einer photographischen Platte vergleichen, die stets bereit ist, jenen Gefühlsausdruck zu registrieren, den der Regisseur gerade haben will. Er macht keine Vorschläge, kritisiert nicht und verursacht keine Unruhe.
Im Atelier hat er sich jedes Temperament abgewöhnt und verlangt nur in der Frage der Kleidung freie Hand. Er ist auch die anerkannte Autorität für Herrenmode und benötigt in dieser Richtung keinen Ratschlag.
Dabei ist er gewiß ein großer Schauspieler und wäre zweifellos imstande, selbst Regie zu führen; allein er weiß ganz genau, daß sein Erfolg in jener künstlerischen Vollendung liegt, die ein anderer durch ihn hervorbringt und läßt es dabei bewenden. Er hat auch jeden Grund, mit dieser Ordnung der Dinge zufrieden zu sein, denn er verdient bei der Paramount das ganze Jahr hindurch 5.000 Dollar die Woche und tritt jährlich nur in vier Filmen auf. Großer Erfolg in Lubitschs „Zarin".
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Colleen Moore
Colleen Moore, geb. 1902 in Port Huron, Michigan. Durch Zufall von Griffith für den Film entdeckt, wußte sie ihr zierliches Personellen mit dem kupferroten Haar in Filmkomödien vortrefflich zu verwerten. Heute bei der First National einer der bestbezahlten Stars.
Erna Morena
Erna Morena, geb. 1892 in Aschaffenburg a. M. Kunstgewerbeschule, dann Krankenschwester, Schauspielschule bei Reinhardt, später zum Film. Gründete 1918 eine eigene Filmgesellschaft, die jedoch zugrunde ging.
Eine der hervorragendsten Vertreterinnen des deutschen Films. Bekannteste Filme: „Tagebuch einer Verlorenen", „Fridericus Rex", „Indisches Grabmal", „Luise von Coburg".
Pola Negri
Pola Negri (Apollonia Chalupec), geb. 1897 zu Bromberg, Posen, als Tochter polnischer Eltern; erste Ehe mit einem Grafen Domska. Besuchte die dramatische Schule in Warschau und wurde am dortigen Theater während der deutschen Okkupation von Max Reinhardt entdeckt. Filmte dann in Berlin unter Lubitsch in „Madame Dubarry", „Sumurum", wußte sich bald unter die besten Filmdarstellerinnen der Welt zu stellen und wurde zur Paramount nach Hollywood verpflichtet, bei der sie in zahlreichen Großfilmen glänzte. Einer der bekanntesten aus letzter Zeit ist „Hotel Stadt Lemberg".
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Asta Nielsen
Asta Nielsen, geb. 1883 in Kopenhagen, Tochter einer Wäscherin, ging zum Theater und heiratete den bekannten dänischen Regisseur Urban Gad, mit dem sie zur „Union" nach Berlin engagiert wurde.
Sie war viele Jahre hindurch die berühmteste Filmdarstellerin der Welt und besonders in Deutschland ungemein beliebt. Asta Nielsen besitzt einen Reichtum an mimischen Ausdrucksmöglichkeiten, an packenden Gebärden, die ihr stummes Spiel zur höchsten Kunstleistung machen. Sie vermag auf ihrem Antlitz den ganzen Komplex seelischer Erlebnisse spielen zu lassen.
Aber Asta Nielsen spielt nie; sie gestaltet mit fanatischer Leidenschaft, mit Selbstpreisgabe (nach Bela Balazs' schönen Worten) als „die erlöste Künstlerin, die ihr Leben so restlos in Kunst gestaltet, daß aus jedem Schmerz und jedem Verlust doch nur die Freude einer neuen Rolle wird". Vor allem ihr Auge wird zum bald lodernden, bald mildleuchtenden Träger ihrer Seelensprache.
Asta Nielsen scheint nie eine Rolle darzustellen; selbst dem Nüchternsten drängt sich zwangsläufig der Eindruck auf: hier wird ein Schicksal durchlebt. Bei Asta Nielsen darf man uneingeschränkt von „Filmkunst" sprechen. Bekannteste Filme „Frau im Feuer", „Absturz", „Hamlet", „Erdgeist".
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Ramon Novarro
Ramon Novarro (Metro). Einer der beliebtesten Filmdarsteller der Welt. Von wohlhabenden Eltern 1899 in Durango, Mexiko, geboren, zeigt er schon als Kind besonderes schauspielerisches Talent, kommt in jungen Jahren nach den Vereinigten Staaten und tritt zunächst als Tänzer auf. Findet er kein Engagement, so bringt er sich als Musiklehrer durch, ja sogar Portier eines Kinos ist er schon gewesen. Vorzüglicher Geiger, tüchtiger Sänger, begeisterter Tänzer, großer Sportsmann, Freund der Athletik, Hundeliebhaber, Junggeselle, lebt mit seinen Eltern, denen er herzlich zugetan ist. Rex Ingram entdeckt sein Talent für den Film und gibt ihm eine Hauptrolle, womit sein Ruhm begründet ist. Ramon Novarros bedeutendste Rolle, die ihn auf der ganzen Welt berühmt gemacht hat, ist „Ben Hur".
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Mary Pickford
Mary Pickford, geb. 1893 in Toronto, Kanada, kam schon mit 5 Jahren zur Bühne und wußte von allem Anfang ihrer Bühnenkarriere an ihr Talent und ihre reizende Persönlichkeit in klingende Münze umzusetzen. Sie war noch nicht 13 Jahre alt, als sie bereits an einem Broadwaytheater 100 Dollar die Woche verdiente. Schon in den Uranfängen der Kinematographie wurde sie 1898 von Griffith entdeckt, war an der Fusionierung der Biograph mit den Famous Players beteiligt und verdiente 1915 bereits 2.000 Dollar die Woche sowie 50% des Reingewinns. Vermählte sich mit Douglas Fairbanks, betreibt heute mit ihm eine eigene Gesellschaft, arbeitet aber auch mit United Artists. Bekannter Film „Sperlinge".
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Henny Porten
Henny Porten, geb. 1890 in Magdeburg als Tochter des Opernsängers und späteren Filmregisseurs Franz Porten, begann in den Anfängen der Filmbewegung ohne besondere Berufsausbildung mit ihrer älteren Schwester Rosa unter ihrem Vater bei Oskar Meßter zu filmen. Erste Ehe mit Kurt Stark, der auch ihr Regisseur war, jedoch im Felde fiel. Erregte schon in ihrem ersten Film „Die Blinde" von Meßter Aufsehen und war Jahre hindurch als Vertreterin des naiven blonden deutschen Mädchens der ausgesprochene Liebling des deutschen Kinopublikums.
Auch nach dem (ersten) Kriege wußte sie diese Stellung zu behaupten, wählte aber zumeist ernstere Sujets wie „Rose Bernd", „Anna Boleyn", erzielte unter Lubitsch auch große Erfolge in humoristischen Filmen, wie „Kohlhiesls Töchter" u. a. Ihre Erfolge führten schließlich zur Gründung einer eigenen Henny-Porten-Film-Gesellschaft, aus der später die Henny-Porten-Fröhlich- Produktion hervorging.
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Lya de Putti
Lya de Putti, geb. 1900 in Budapest als Tochter eines Husarenobersten, ihre Mutter ist eine geb. Gräfin Hoyos. Sie tritt unter ihrem richtigen Mädchennamen auf. Nach zwei mißglückten Ehen zeigte sie sich mit großem Erfolge zuerst in Budapest, dann in Berlin als Tänzerin. Erster Erfolg in einer kleineren Filmrolle im „Indischen Grabmal", in welchem sie durch ihre Schönheit auffällt. Größter Erfolg in „Variete", als Partnerin Jannings. Sie erlangt dadurch Weltberühmtheit und wird 1926 zur Paramount nach Hollywood verpflichtet, von der aus sie später zur Universal übertritt.
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Gloria Swanson
Gloria Swanson, geb. 1897 in Chikago, wurde als Schülerin einer Schauspielschule mit 17 Jahren ihrer Schönheit wegen entdeckt, kam als „Bathing Girl" zu Mac Sennett und filmte fast bei allen größeren Produktionsgesellschaften in Hollywood, bis sie sich den United Artists anschloß. Eine der bestbezahlten Filmdarstellerinnen der Welt. Besondere Rollen: „Madame Sans-Gene", „Die närrische Küste".
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Norma Talmadge
Norma Talmadge, geb. 1897 in Niagara Falls, wurde mit 14 Jahren von Griffith für den Film entdeckt und entwickelte sich neben ihren Schwestern Constance und Natalie zu einem bedeutenden Filmstar. Vermählt mit Joseph Schenck, dem Präsidenten der United Artists.
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Conrad Veidt
Conrad Veidt, geb. 1893 in Berlin, kam frühzeitig durch Reinhardt ans Deutsche Theater, war im Kriege Soldat und filmt seit 1917. Er ist einer der bedeutendsten und bekanntesten Charakterdarsteller des deutschen Films, arbeitet jetzt in Hollywood. Bedeutendste Filmrollen „Indisches Grabmal", Nelson in „Lady Hamilton", „Orlacs Hände", „Brüder Schellenberg" und viele andere. Bester Darsteller von Dekadenztypen.
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Paul Wegener
Paul Wegener, geb. 1881 in Ostpreußen, studierte zuerst Rechtswissenschaften und ging dann zur Bühne, auf der er es in Berlin zu großen Erfolgen brachte. Sein Wirken beim Film war darauf gerichtet, die Lichtspielkunst auf ein höheres künstlerisches Niveau zu bringen. Er bevorzugte phantastische Sujets, vor allem Märchen („Rübezahl"), und errang mit „Student von Prag" und „Golem" ganz gewaltige Erfolge, doch brachte ihn das Außeracht-lassen der praktischen Seite des Filmbetriebes leider in finanzielle Schwierigkeiten.
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Regisseure
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Dr. Ludwig Berger
Dr. Ludwig Berger, geb. 1892 in Deutschland; Dr. phil., war als Regisseur an verschiedenen deutschen Bühnen, zuletzt Deutsches Theater und Staatstheater in Berlin, tätig; gegenwärtig in Hollywood. Überaus erfolgreicher Filmregisseur. Bekannteste Filme: „Der verlorene Schuh", „Ein Glas Wasser", „Walzertraum", „Meister von Nürnberg".
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Ewald Andre Dupont
Ewald Andre Dupont, geb. 1891 in Zeitz (Sachsen), arbeitete als Journalist zuletzt bei „Berliner Zeit am Mittag", kam dann durch Joe May zum Film, verfaßte Manuskripte und inszenierte mehrere erfolgreiche Filme mit Henny Porten, bis er durch „Variete" internationale Berühmtheit erlangte. Ging 1926 zur Universal nach Hollywood und arbeitet gegenwärtig in England. Letzter großer Erfolg: „Moulin rouge".
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David Wark Griffith
David Wark Griffith, geb. 1880 in La Grange als Sohn eines höheren Offiziers. War als Zeitungsausträger beschäftigt, kam als solcher einmal in die Biograph und wurde vom Fleck weg als Schauspieler engagiert. Er ist heute einer der erfolgreichsten Regisseure Amerikas, dem unter anderen die Erstanwendung der Großaufnahmen zu danken ist. Erwarb sich besondere Verdienste durch das Entdecken von Filmstars; beinahe alle Größen in Hollywood verdanken ihm ihren Aufstieg, unter anderen auch seine Frau Corinne Griffith, die er anläßlich eines Schönheitswettbewerbes in Hollywood entdeckte.
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Heinz Hanus
Heinz Hanus, geb. 1882 in Wien, studierte Baufach, schlug dann die Bühnenkarriere ein und begann schon 1908 als Darsteller und Regisseur beim Film zu arbeiten. Er muß als hervorragender Pionier der österreichischen Filmkunst bezeichnet werden und hat sich als Präsident des Wiener Filmbundes außerordentlich verdient gemacht. Inszenierte in Wien und Berlin zahlreiche Filme, u. a.: „Ratcliff", „Homo sum", „Gevatter Tod", zuletzt „Andere Frauen" mit Rina de Liguoro.
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Fritz Lang
Fritz Lang, geb. zu Wien am 5. Dezember 1890, besucht, für den Ingenieurberuf bestimmt, Realschule und Technik seiner Vaterstadt. Schon in der Schule ist Zeichnen und Malen seine Lieblingsbeschäftigung, und da ihm das trockene Studium nicht benagt, brennt er aus dem elterlichen Hause durch. Nun folgen Jahre des Wanderlebens, das ihn durch ganz Europa bis nach Nordafrika bringt; schließlich landet er in Paris, wo er ernstlich künstlerische Studien betreibt.
Schon vor dem Kriege gerät er in den Bann des Films, und als der Waffenlärm verklingt, finden wir Fritz Lang schon als Regisseur, ein Beruf, für den er geschaffen war und den er zur höchsten Vollendung bringen sollte. Schon sein erster größerer Wurf gelingt, „Der müde Tod" zeigt ihn als Romantiker, er schafft Szenenbilder von ungeahnter Zartheit, volksliedhafter Stimmung, voll malerischer Pracht.
Es folgt „Dr. Mabuse", denen sich die „Nibelungen" anschließen, die seinen Namen in der ganzen bewohnten Welt bekannt machen sollten. Hier kommt das Herbe und Wuchtige seines Wesens zum Vorschein; das mystische Halbdunkel seiner Bilder, die tiefe Poesie seiner Auffassung bildeten ein Werk von unvergänglichem Reiz. Vollends in „Metropolis" malt er Bilder von unerhörter Wucht des Geschehens. Ein großer Künstler, ein unerreichter Meister der Technik, zählt heute Fritz Lang zu den wenigen Filmregisseuren ganz großen Formates - sein Name wird mit der Geschichte des deutschen Films auf immer verknüpft bleiben.
Lang ist mit der bekannten Romanschriftstellerin Thea von Harbou verheiratet, die seine ebenbürtige Mitarbeiterin wurde. Meist verfaßt sie nach eigenen Romanen die Drehbücher zu den genialen Schöpfungen ihres Gatten.
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Ernst Lubitsch
Ernst Lubitsch (Geburtsdaten fehlen). Ursprünglich Komiker auf der Sprechbühne, begann er auch beim Film in seinen Uranfängen mit der Darstellung komischer Typen, besonders solcher mit jüdischem Einschlag, wie u. a. in „Schuhpalast Pinkus".
Wurde dann als Regisseur für die Union verflichtet, bei der er mit Pola Negri, Asta Nielsen und Henny Porten eine Reihe großer Filme inszenierte, wie „Carmen", „Madame Dubarry" u. v. a. Er gründete sodann in Berlin die Lubitsch-Film A.G., war auch vielfach in Wien tätig und ging 1922 nach Hollywood, wo er heute noch bei Warner Brothers verpflichtet ist. Letzte Filme „Altheidelberg", „Lady Windermeres Fächer".
Lubitsch muß als einer der hervorragendsten Filmregisseure der Welt bezeichnet werden. Er beherrscht in souveräner Weise die Bühne und weiß sich bei seinen Untergebenen Respekt zu verschaffen. Zum Unterschied von vielen anderen Regisseuren geht bei ihm alles mit absoluter, fast unheimlicher Stille und Lautlosigkeit vor sich. Mit wenigen leisen, aber eindringlichen Worten weis er die Menschen wie durch Zauberkraft nach seinen Absichten zu lenken. Man spürt in der Luft das Zittern eines eisernen zielbewußten Willens.
Im persönlichen Verkehr bescheiden, liebenswürdig und ohne Pose, erscheint seine bedeutende künstlerische Persönlichkeit im äußeren Menschen kaum ausgeprägt. Er ist einer der ersten, die dem Filmbild die Ausdruckskraft des Wortes zu verleihen wußten.
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Joe May
Joe May, geb. zu Wien 1880, wurde zunächst Kaufmann, verdiente in der Automobilbranche (von 1927 !!) Geld, wurde Rennstallbesitzer und wandte sich schon 1908 dem Film zu. Er gründete nacheinander die May-Film-Gesellschaft, den Joe Debbs- und den Stuart Webbs-Film. Seine größten Erfolge errang er durch die Filme „Veritas Vincit", „Die Herrin der Welt", „Das indische Grabmal" und „Die Tragödie der Liebe", wobei seine Gattin Mia May meist die Hauptrolle übernahm. Seinem Wirken ist auch die Schaffung der Filmstadt Woltersdorf bei Berlin zu danken.
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Cecil Blount de Mille
Cecil Blount de Mille, geb. 1882 in Ashville, Alabama; zeigte schon von Jugend auf für das Theater Interesse, besuchte aber auf Wunsch seiner Eltern die Militärakademie, desertierte im spanisch- amerikanischen Krieg, besuchte eine Schauspielschule und kam zur Bühne. Beim Film betätigte er sich zuerst als Regisseur bei Famous Players; seit 1913 in Hollywood, zuerst bei der Paramount, gründete dann eine eigene Filmgesellschaft „Producers Distributing Company" in Culver City. Hauptsächlich bekannt durch seine biblischen Filme „10 Gebote", „König der Könige". Er ist der Hauptvertreter des amerikanischen Monumentalstils. Genießt als einer der Doyens des Films in Kalifornien besonderes gesellschaftliches Ansehen.
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F. W. Murnau
F. W. Murnau, Ursprünglich bei der Ufa, gelangte er 1925 durch den von ihm inszenierten Jannings-Film „Der letzte Mann" zu internationalem Ansehen, das durch „Faust" noch zunahm. Wurde von Fox nach Hollywood berufen, wo er mit größtem Erfolg „Sonnenaufgang" in Szene setzte. Ist jetzt wieder für die Ufa verpflichtet.
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Max Neufeld
Max Neufeld, geb. 1887 zu Wien; bekanntester Wiener Filmregisseur, Mitbegründer der Vitafilm A. G., heute Produktionsleiter bei Hugo Engel. Bekannteste Filme „Balletterzherzog", „Familie ohne Moral" u. v. a.
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Erich Pommer
Erich Pommer, geb. 1889 zu Hildesheim. Zum Kaufmann bestimmt, trat er schon 1908 bei der Berliner Filiale der Gaumontfilme ein und übernahm 1909 die Leitung der Europafiliale Gaumonts mit dem Sitz in Wien, wo er bis zum (ersten) Kriege wirkte. Noch während des Krieges gründete er die Decla-Film A.G., die sich schließlich mit der Ufa fusionierte. Pommer wurde Produktionsleiter der Ufa und kam 1926 nach Hollywood zur Paramount, wo er gleichfalls die Produktionsleitung übernahm. Pommer ist einer der genialsten Filmfachleute der Welt und genießt internationales Ansehen.
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Erich von Strohheim
Erich von Strohheim, geb. zu Wien, war aktiver Offizier der österreichischen Armee, quittierte den Dienst und ging vor dem Kriege 1914 nach Hollywood, wo er bei Griffith in verschiedenen Filmen als Darsteller auftrat und schließlich zur Regie überging. Während des Krieges inszenierte er mehrere germanophobe Hetzfilme. Er muß als einer der fähigsten Regisseure überhaupt bezeichnet werden, wählt seine Sujets meist aus dem alten Wien, das er mit pietätvoller Hingabe zu gestalten weiß. Bekannte Filme „Lustige Witwe", „Hochzeitsmarsch".
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Irving G. Thalberg
Irving G. Thalberg (Metro). Mit 25 Jahren Produktionschef einer der größten Filmgesellschaften der Welt! Als Sohn amerikanischer Eltern 1899 in Brooklyn geboren, arbeitet er sich von kleinen Anfängen zu einer geachteten Stellung in der Textilbranche empor, wird Lämmles Sekretär, dann dessen Produktionsleiter und tritt später zur Metro über, wo er seit Jahren in führender Stellung tätig ist.
Dr. Robert Wiene
Dr. Robert Wiene (Geburtsdaten fehlen), bekannter deutscher Filmregisseur, der seinerzeit schon für die Sascha in Wien tätig war. Nachdem er sich durch Inszenierung des Caligari-Films und des Heilandfilms INRI bekannt gemacht hatte, drehte er in Wien bei der Panfilm „Rosenkavalier", „Orlacs Hände", „Der Gardeoffizier" und viele andere mit durchschlagendem Erfolg.
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