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Betrachtung zur Farbentheorie von Dr. E. Land

von J. SMOK aus KINO-TECHNIK Nr. 12/1961

Als in den ISA die ersten Veröffentlichungen von Dr. E. Land über eine neue Farbentheorie erschienen, kam dieses bis dahin in ruhiger Entwicklung begriffene Gebiet in Bewegung. Zahlreiche Gegenstimmen wurden laut, und vielerorts wurden gleiche oder ähnliche Versuche unternommen, um die Ursachen der beschriebenen Phänomene zu ergründen.

Wenn auch die Ergebnisse mehr oder weniger voneinander abwichen, so stimmten die Beteiligten doch darin überein, daß es sich nicht um eine neue Farbentheorie handelt, sondern daß alle von Dr. Land angestellten Beobachtungen von der klassischen trichromatischen Theorie erklärt werden können. Die Gegenargumente waren aber in keinem Falle zwingend und vollständig, sie ergänzten sich vielmehr gegenseitig und gaben erst in ihrer Gesamtheit ein klares Bild. Dieses noch abzurunden, ist Sinn der folgenden Betrachtungen.
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Eine neue Farbentheorie aus den USA

Vor einigen Jahren wurde in den USA eine neue Farbentheorie veröffentlicht und über zum Teil verblüffende Ergebnisse berichtet.

Nach Dr. E. H. Land genügen zur Wiedergabe aller Farben zwei Farblichter - genauer: ein farbiges und ein weißes Licht - mit denen schwarzweiße Rot- und Grünauszüge projiziert werden. Land erläuterte seine Versuche mit einer neuen Theorie des Farbensehens.

Danach unterscheidet das Auge auch dann Farben, wenn es nur Informationen kurzer und langer Wellenlänge empfängt, gleichgültig um welche Wellenlängen es sich handelt.

R. Müller beweist dagegen, daß die von Land angeführten Erscheinungen von der klassischen trichromatischen Theorie befriedigend erklärt werden können, und er erläutert die Versuche Lands an bekannten Erscheinungen des Simultan- und Folgekontrasts [1].

Gleichzeitig weist er aber darauf hin, daß eine Bedingung erfüllt werden muß, die im Zusammenhang mit den Kontrasterscheinungen nie angeführt wird:

„Es muß ein größerer Bildanteil vorhanden sein, der sowohl von der allgemeinen unbunten Beleuchtung als auch von der induzierenden (fordernden) Farbe erhellt wird. Dieser Bildteil ist der hellste. Das Auge ist aus der Erfahrung heraus bemüht, den hellsten Bildteil als unbunt zu empfinden und sich entsprechend umzustimmen."

So kommt Müller zu dem Begriff der „Umstimmung", aber er erklärt nicht den Zusammenhang zwischen diesem und den Erscheinungen des Kontrasts. Er überträgt dann die ganze Theorie auf das Dreiecksystem IBK.
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Doch diese Schlußfolgerungen seien nicht korrekt

Mit den Schlußfolgerungen von Müller kann man nach Ansicht des Verfassers nicht völlig einverstanden sein, da sie Lands Theorie nur teilweise erklären. Weiterhin ist wahrscheinlich. daß der Zusammenhang zwischen den bekannten Kontrasterscheinungen und dem erklärten Phänomen ein anderer ist. Aufgabe der folgenden Ausführungen soll es daher sein zu zeigen,
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  • 1. daß die von Land beschriebenen Erscheinungen eine Kombination zweier ganz verschiedener Phänomene sind, von denen das eine von Müller angeführt und als Umstimmung bezeichnet wird, das zweite dagegen nicht erwähnt wird und als eine Erscheinung von ganz anderer Art gedeutet werden kann,

  • 2. daß die Umstimmung nicht durch den Kontrast zu erklären ist, sondern die Deutung der von Land beschriebenen Erscheinung eher im Gegenteil zu einer neuen Einsicht in die Problematik des Simultankontrasts führt (der Simultankontrast scheint denselben Ursprung zu haben wie die Umstimmung, das heißt, die Fähigkeit, „eine zufällig herrschende Beleuchtungsfarbe bei der Beurteilung von Körperfarben zu eliminieren"), und

  • 3. daß es sich bei der von Land angeführten Kombination nicht um eine Farbenwiedergabe im wahren Sinne des Wortes handelt, sondern nur um eine entsprechende Farbendifferenzierung einzelner Töne des Bildes. Das Ergebnis kommt der Wirklichkeit ausschließlich in der von Land beschriebenen Kombination nahe, in anderen Kombinationen mit völlig gleichem Aufbau führt das Ergebnis dagegen zu keiner Ähnlichkeit.

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Die Farbe sei von den äußeren Lichtverhältnissen unabhängig

Das Auge muß, um praktisch verwertbare Informationen geben zu können, die Farbe als Bestandteil der Körper auffassen, der von den äußeren Lichtverhältnissen unabhängig ist.

Es führt die Umstimmung immer so durch, daß die Abstimmung auf die wirkliche Farbe des Lichts vorerst gelöscht wird. Dieses Verhalten zeigt das Auge sowohl unter normalen als auch unter nicht normalen Bedingungen, wie folgender Versuch zeigt:

Das Licht zweier Projektoren wird so auf eine weiße Fläche gerichtet, daß sich die Lichter teilweise überdecken. Auf dem Schirm zeigt sich dann eine vom Licht des Projektors A erhellte Fläche, eine hellere Mischung der Lichter beider Projektoren A und B und eine vom Projektor B erhellte Fläche.

Schaltet man jetzt dem Projektor A ein Rotfilter und dem Projektor B ein schwaches Graufilter vor, so erscheint die Mischung beider Lichter unter bestimmten Bedingungen dem Auge als Weiß, das Licht des Projektors A als Rot und des Projektors B als Blaugrün.
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Das Auge ist kein Meßinstrument

Da es sich hinsichtlich der Wellenlängen nur um eine Mischung von rotem und weißem Licht handelt, liegt scheinbar eine falsche Information des Auges, also eine Art Sinnestäuschung vor.

Diese Ansicht ist aber nicht richtig: Das Auge ist kein Meßinstrument, es orientiert sich unter solchen anomalen Umständen nach den Erfahrungen, die es unter normalen Bedingungen gewonnen hat. Es stimmt sich auf die Mischung beider Lichter ein und bezeichnet sie als Weiß.

Man kann das Auge aber leicht überzeugen, daß das weiße Licht das ursprüngliche Licht des Projektors B ist, wenn man auf die Stelle, auf die die Mischung beider Lichter hinfällt, ein graues Papier gleicher Größe legt. Dann sinkt, die Intensität der
Mischung, das Auge hält sie nicht mehr für Weiß, und es erkennt als Weiß das Licht des Projektors B an. Durch Entfernen und Zurücklegen des grauen Papiers kann man das Auge beliebig umstimmen.

Die Erklärung der "Umstimmung" des Auges

Müller weist darauf hin, daß diese Erscheinung gut in das Dreiecksystem IBK einbezogen werden kann. Diese Erklärung bedarf jedoch einer Ergänzung.

Bezeichnet man das rote und weiße Licht im Bild 1 als A und B und die Mischung beider als C, so wird man - wenn sich das Auge auf C als auf weißes Licht umstimmt - B in einem farbigen Ton sehen, der durch Verlängern der Verbindungsgeraden AB gegeben ist.

Diese Konstruktion ist jedoch mit Vorbehalt zu betrachten, denn es scheint nämlich nicht ausgeschlossen, daß es durch die Umstimmung des Auges auf C als weißes Licht zu einer Umdrehung oder Verschiebung der Verbindungsgeraden AB in der durch den Pfeil angedeuteten Richtung zum wirklichen weißen Licht kommen kann. Vorläufig sei aber der farbige Ton D vorausgesetzt.

Die Sättigung dieses Tons ist durch das Verhältnis BC:BD gegeben. Je größer BD - relativ gesehen - ist, desto weniger satt wird die von der Umstimmung abhängige Farbe der Stelle B sein.
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Behauptung, Versuch, Richtigkeit der Überlegung

Diese Behauptung kann durch einen Versuch bestätigt werden, der gleichzeitig die allgemeine Richtigkeit der Überlegung beweist.

Verwendet man statt des Lichtes B ein Licht mit höherer Farbtemperatur, zum Beispiel das Tageslicht T, so muß das neu eingestimmte weiße Licht R gegenüber C mehr violett erscheinen, und die neue von der Umstimmung auf R abhängige Farbe P muß mehr blau sein.

Sie wird auch satter sein, weil die Entfernung PT gegen TR relativ kleiner ist als DB:BC. Der Beweis läßt sich führen, wenn man vor den Projektor B statt des Graufilters ein blaues Konversionsfilter setzt.

Das neue weiße Licht und auch die neue Farbe entsprechen genau den Voraussetzungen. Wenn die beschriebenen Erscheinungen nur eine Sinnestäuschung oder Kontrasterscheinung wären, ließen sie sich nur mit dem Auge beobachten.

Soweit sie durch die Umstimmung des Gesichtssystems entstehen, müssen sie aber auch bei jedem anderen Dreifarben-Registrierverfahren auftreten. Sie müssen sich also auch auf einer Farbphotographie zeigen.

Führt man den von Land angegebenen Versuch durch, so ist zunächst das Farbmaterial für Kunstlicht durch ein entsprechendes Konversionsfiltcr auf die Mischung des weißen und roten Lichts abzustimmen.

Dann wird der Rotauszug mit rotem, der Grünauszug mit weißem Licht projiziert. Auf der Farbphotographie der resultierenden Kombination, die auf der Projektionsfläche zu sehen ist, erscheint die Landsche Wiedergabe dann ungefähr in den Farben wie bei der Beobachtung mit dem Auge. Aber doch nicht genauso!

Die Erklärung wird jetzt diffizil

Auch Müller, nachdem er diese Wiedergabe nur als ein „Rot-Weiß-subjektiv Grünlich"-System bezeichnet hat, stellt eine gewisse Anomalie fest und sagt:

„Und doch empfindet man es als ein erstaunlich buntes Bild!"

Die durch die Gerade ABC im Bild 1 charakterisierten Farben sind nämlich nicht die einzigen, die das Auge bei einer Wiedergabe nach Land beobachtet. Es erscheinen weitere Farbtöne, die durch Umstimmung überhaupt nicht zu erklären sind: Purpur und Blau.

Sie sind die Folge einer zweiten völlig gesonderten Erscheinung, die mit der Augeneinstimmung nicht auf einen bestimmten Farbton, sondern auf eine bestimmte Intensität zusammenhängt.

Wenn das Auge die Einstimmung auf eine bestimmte Intensität des weißen Lichts nicht ändert, ändern alle Farben mit dem Sinken ihrer Intensität ihren Ton in Richtung auf Blauviolett, bis am Ende alle blauviolett oder blau werden.
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Zur obigen Erkenntnis ein erneuter Versuch

Diese Erscheinung läßt sich an einem einfachen Versuch demonstrieren: Man projiziert mit weißem Licht ein Diapositiv, das eine kleine schwarze Fläche auf klarem Umfeld zeigt.

In die schwarze Fläche wird mit einem zweiten Projektor eine noch kleinere Fläche projiziert, die sich durch Vorschalten von Filtern - zum Beispiel rot - färben läßt. Auf der Projektionsfläche erscheint dann eine weiße Fläche mit einem kleinen roten Fleck.

Schwächt man nun das Licht des zweiten Projektors mit einem Graufilter etwa auf 1/10, so sinkt die Helligkeit der farbigen Fläche entsprechend, und es zeigt sich eine Änderung von Rot in Richtung nach Blau, das heißt ins Purpurrote. Dasselbe geschieht mit Grün, Blaugrün und sogar mit Gelb. So erscheinen bei Lands Versuch dunkles Purpurrot und dunkles Blau durch das Dunklerwerden von Rot und Blaugrün überall dort, wo infolge der großen Dichte einzelner Auszüge die Voraussetzungen dazu vorhanden sind.
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Es ist also die Einstimmung des Auges auf eine Intensität

Daß es sich tatsächlich um die Einstimmung auf eine bestimmte Intensität handelt, geht daraus hervor, daß der Farbton wieder seine ursprüngliche Qualität erhält, wenn man auch das weiße Licht auf 1/10 schwächt.

Das Zusammenwirken dieser Erscheinung mit der Umstimmung ergibt den ganzen Umfang der Landschen Farbwiedergabe. Bei der Wahrnehmung von Gelb handelt es sich um eine subjektive Bewertung von Objekten, die als gelb bekannt sind.

Im Reproduktionssystem selbst sind sie nur neutral oder rosa, für ein echtes Gelb bieten die Auszüge keine Möglichkeiten.
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Dr. Lands Erklärung der "Farbenwiedergabe"

Land spricht bei der Erklärung seiner Theorie stets von einer Farbenwiedergabe. Eine solche ist aber nur dann gegeben, wenn zwischen der Farbe eines Gegenstands und der Farbe seines Bildes eine bestimmte feste Beziehung besteht, die im Grunde dadurch gegeben ist, daß sich die Farbe des Bildes nur bei Änderung der Farbe des Gegenstands ebenfalls ändern wird, nicht aber in Abhängigkeit von Größe und Umgebung des Bildelements.

Die panchromatische Schwarzweiß-Photographie setzt die Farbtöne des Objekts in Grauwerte in der Weise um, daß das Bild der Erfahrung nicht wesentlich widerspricht.

Die Farbphotographie gibt den Gegenständen - abgesehen von den immer auftretenden Farbverfälschungen - die Farbe, die sie in Wirklichkeit haben.

Man könnte sich auch einen gewissen Zwischenprozeß vorstellen: Aus einer bestimmten Skala von Farben werden einzelne den Gegenständen auf dem Bild zugeteilt, und zwar so, daß immer die „nächstmögliche" Farbe gewählt wird.

Die Farben des Bildes stehen dann zwar mit den Farben der Wirklichkeit in keinem festen Verhältnis, doch sind die Unterschiede gerade „noch annehmbar". Es handelt sich hierbei nicht um eine Farbverfälschung, sondern um den Ersatz eines Farbtons durch einen anderen.
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Die Theorie von Dr. Land

Das ist auch der Fall bei der Theorie von Land. Dort stehen folgende Farben zur Verfügung: Hellrot, Dunkelpurpurrot, Grau mit Abschattungen ins Rote oder Biaugrüne, ferner helles Blaugrün und dunkles Blau.

Beide Auszüge werden so gewählt, daß die Töne des Bildes und die der Wirklichkeit annehmbar zueinander passen. Die hellroten bleiben hellrot, die dunkelroten werden durch dunkles Purpurrot ersetzt, da Dunkelrot nicht zur Verfügung steht. Ähnlich wird helles Purpurrot durch Rosa ersetzt. Gelb gibt es nicht, an seine Stelle tritt schwaches Rosa oder Weiß.

Statt Hellgrün gibt es Hellblaugrün, also eine grünliche Farbe, und an die Stelle von Dunkelgrün, Hell- und Dunkelblau tritt Dunkelblau.

Das ist das Äußerste, das sich mit den zur Verfügung stehenden Farben erreichen läßt, und zwar auch nur unter optimalen Bedingungen, wenn es nämlich zu totaler Umstimmung kommt und passende Farbauszüge zur Verfügung stehen.

Das gelingt bei weitem nicht immer, eher ist es ein Ausnahmefall. Die Umstimmung an sich ändert sich von Bild zu Bild, sie ist bei Nahaufnahmen ganz anders als bei der Totalen.

So ist ein grünes Billardtuch in der Nahaufnahme grau, die weiße Kugel darauf ist rosa. Erst beim Übergang zur Totalen wird sich der Stoff vielleicht färben und die Kugel weiß erscheinen, aber das ist nicht sicher.

Land verwendet nur Rot- und Grünauszüge, die er mit verschiedenen Lichtern projiziert. Er spricht von langen und kurzen Wellen, von einem Gebiet, auf dem es zu einer Art Farbinversion kommt, und stellt sogar ein Diagramm auf, unter welchen Bedingungen und in welchen Kombinationen verschiedene Farben vorkommen.

Die Wirklichkeit ist viel einfacher.

Die beschriebenen Erscheinungen treten auf, welche Auszüge und Lichter man auch kombiniert. Da es sich aber nicht um eine Farbenwiedergabe handelt, sondern um eine Differenzierung mittels annehmbarer Farbtöne, werden nur wenige Kombinationen der Farbauszüge und Lichter ein der Wirklichkeit etwa ähnliches Ergebnis zeigen, während andere Kombinationen nach demselben Prinzip Resultate ergeben, die der Wirklichkeit nicht entsprechen.

Bei Betrachtungen über die Wahl der Farbauszüge läßt sich leicht feststellen, daß eine Farbendifferenzierung, bei der Rot im Farbbild als Schwarz erscheint, unannehmbar wäre. Dazu würde es im Falle der Anwendung des Grün- und Blauauszuges kommen. Diese Kombination ist also ausgeschlossen.

Betrachtet man die anderen Farben und ihr Vorkommen, so gelangt man zu der Schlußfolgerung, daß auch Grün als Schwarz unannehmbar wäre, da es in der Natur in zahlreichen hellen Abschattungen vorkommt.

Dagegen erscheint Blau meistens nur im Himmel. Es ist ein sehr helles und über dem Horizont nur wenig sattes Blau, bei dem es kaum stört, wenn es hellgrau wiedergegeben würde. Die anderen Töne von Dunkelblau sind so selten, daß sie auch als Schwarz annehmbar sind.

In Wirklichkeit entsteht bei der Kombination Rot und Grün hell - Blau dunkel, das heißt bei Verwendung von Rot- und Grünauszug, statt Blau nicht Schwarz, sondern Dunkelblau. Kein Blau in der Natur ist so rein, daß es im grünen Auszug als echtes Schwarz erscheinen würde.

Es wird also - ebenso wie dunkles Grün - blau wiedergegeben, und zwar auf Grund der Änderung des Farbtons in Abhängigkeit von der Intensität.
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Die verwendeten Farben müssen differenzierbar sein

Auch das für die Projektion der Auszüge verwendete Licht ist eindeutig festgelegt. Ein sattes Rot läßt sich nicht anders erzielen als durch Anwendung roten Projektionslichts.

Durch das Herabsetzen der Intensität von Rot entsteht Purpurrot. Würde man gelbes Licht verwenden, könnte man durch Herabsetzen der Intensität auch eine Art Violett gewinnen, aber kein Rot.

Bei Benutzung von purpurgefärbtem Licht erscheint zwar ein annehmbares Grün, aber Purpurrot erkennt das Auge nicht als Rot an, und Rot und Purpurrot sind nicht differenziert.

Das Licht, das den Rotauszug projiziert, muß also rein rot sein. Das zweite Licht muß so beschaffen sein, daß beim Herabsetzen seiner Intensität Blau entstehen könnte, das sich von dem benutzten Licht unterscheidet.

Es kann also jedes Licht sein, außer dem blauen. Dabei gibt weißes Licht in Kombination mit Rot ein annehmbares Weiß, jedoch bei schwacher Stabilität der Einstimmung. Grünliches Licht ist von größerer Stabilität. Soweit es sich um die praktische Anwendung handelt, ist es möglich, nur die Kombination Rot-Grünlich als optimale Kombination zu wählen. Weiter ist es nötig, auf die Abhängigkeit der Intensitäts-umstimmung vom photographischen Kontrast hinzuweisen.
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Der Kontrast bei s/w und bei Farben ist wichtig

In optimalem Ausmaß zeigt sich diese Erscheinung dann, wenn jeder Auszug den Kontrast 1:100 hat, denn bei geringerem Kontrast vermindert sich auch der Bereich der Farbenwiedergabe.

Sie ist als additive Projektion am deutlichsten, während sie beim Subtraktivverfahren nur wenig zur Geltung kommt. Bei einem subtraktiven Farbbild mit dem Kontrast zwischen Schwarz und Weiß von 1:100 zum Beispiel ist der Kontrast zwischen sattem Rot und Schwarz im besten Fall 1:30, in Wirklichkeit aber viel kleiner.

Ähnlich steigt auch der Kontrast zwischen reinem Rot und Weiß, der bei Lands Reproduktion 1:2 ist, beim subtraktiven Bild mindestens auf 1:3, in Wirklichkeit noch mehr. Das sind Bedingungen, bei denen sich der Übergang von Rot zu Purpurrot nicht mehr zeigen kann.

Der Begriff Kontrast in den genannten Beispielen ist mehr als ein Verhältnis der energetischen Mengen und nicht als Verhältnis der Helligkeitseinheiten aufzufassen.
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Damit dürfte die Theorie von Land vollkommen geklärt sein.

Die Umstimmung scheint außerdem auch für das Problem des Simultankontrasts - und in gewissem Maße auch des Folgekontrasts von Bedeutung.

Vorausgesetzt, daß Umstimmung und Simultankontrast die Folge derselben Eigenschaft des Auges wären, ließen sich bisher ungeklärte Anomalien aufklären, die mit dem Kontrast in Verbindung gebracht werden.

Eine solche Anomalie ist beispielsweise, daß bei einigen Farben die Kontrastfarben komplementär ausfallen, während bei anderen gut sichtbare Unterschiede auftreten.
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Der Nachweis mit grünem Licht

Zum Nachweis sei der Versuch mit der Projektion einer schwarzen Fläche in klarem Umfeld wiederholt, jetzt aber mit grünem Licht. Mit einem zweiten Projektor projiziert man eine kleine Fläche neutralen Lichts, dessen Intensität sich durch Graufilter vermindern läßt.

Es zeigt sich eine als Simultankontrast bezeichnete Erscheinung: Statt der neutralen Fläche sieht man eine orangegefärbte Fläche; die Färbung ist zwar gering, trotzdem sieht man deutlich, daß es kein Purpurrot ist, wie es auf Grund der Kontrasttheorie sein müßte.

Bei roten oder blauen Flächen erscheint die Kontrastfarbe im Grunde als Ergänzungsfarbe. Wenn die Färbung der neutralen Fläche durch den Einfluß des umliegenden grünen Feldes verursacht ist, muß sich dieselbe Farbenänderung an jedem Farbton zeigen, jeder Farbton muß eine Änderung nach Orange hin aufweisen.

Durch einen Versuch kann man feststellen, daß bei Anwendung eines anderen nachweisbar weißen Lichts (zum Beispiel Tageslicht) kein Übergang nach Orange, sondern nach Violett oder Purpurrot erfolgt.
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Und dann weitere Erklärungen dazu ......

Diese Veränderung ist jedoch leicht zu erklären, wenn man die Umstimmung als Grundprinzip annimmt. Die Erscheinungen des Simultan- und Folgekontrasts werden stets so aufgefaßt, als ob das Auge bei der Beobachtung farbiger Flächen auf physikalisch definiertes weißes Licht eingestimmt wäre.

Das ist aber eine nicht der Natur entsprechende Voraussetzung. Sie würde bedeuten, daß das Auge auf ein vorherrschendes farbiges Licht reagiert.

Zutreffender ist die Voraussetzung, daß sich das Auge im Gegenteil bemüht, das Übergewicht der Farbe auszuschalten und sich auf ein farbiges wie auf weißes Licht einstimmt.
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Erklärung zu Bild 2

Im Bild 2 ist G die Farbe einer grünen Fläche, die Umstimmung des Auges wird auf Punkt N vorausgesetzt. Wenn das Auge den Punkt N für weißes Licht hält, müßte das ursprüngliche Licht P des Projektors als Farbe O erscheinen, und zwar etwa als Gelborange. Ersetzt man das Licht P durch ein Licht R mit höherer Farbtemperatur, so muß es als Purpurrot mit dem Schwerpunkt im Blauen erscheinen.

Bildet man eine Mischung der Lichter G und P und stimmt auf diese Mischung X das Auge als auf weißes Licht ein, so müßte das Licht P nicht als Orange erscheinen, sondern in der Verlängerung der Geraden GXP als Purpurrot S. Die Farben S, O und M sind deutlich voneinander unterscheidbar und durch Versuche leicht festzustellen.

Haben Sie es verstanden ???

Noch ein weiterer Versuch sei zur Unterstützung dieser Annahme angeführt, gleichzeitig erläutert er die Bedeutung des Pfeiles im Bild 1. Dr. Land führt an, daß es zur Farbwiedergabe auch dann kommt, wenn Rot- und Grünauszug mit zwei nahe nebeneinanderliegenden gelben Spektrallichtern projiziert werden, und daß die entstehende Farbenskala größer ist als die von den ursprünglichen Elementen bestimmte Spannweite.

Bei der Mischung eines farbigen und eines weißen Lichts stimmt sich das Auge auf die Mischung als Weiß ein; das weiße Licht geht in farbiges über und die Spannweite ist größer. Bei zwei farbigen Lichtern N und M im Bild 3 kann das Auge auch ihre Mischung für Weiß halten (O). Tritt die Umstimmung ein, so scheint sich die ganze Konstruktion in Richtung des Pfeiles vorzuschieben, so daß an Stelle von M und N jetzt M' und N' treten, also andere Farben mit größerem gegenseitigen Abstand.

Dr. Lands Erklärung schafft neue Voraussetzungen

Das von Land angeführte System der Farbenreproduktion ist grundsätzlich eine überaus interessante Erscheinung. Seine Erklärung schafft neue Voraussetzungen, um das Problem des Simultankontrasts zu lösen. Es führt jedoch zu keiner neuen Theorie des Farbensehens, sondern stimmt völlig mit der klassischen trichromatischen Theorie überein.

Bezüglich der praktischen Anwendung kann es keinesfalls die Priorität des Dreifarbenverfahrens bedrohen. Vielleicht könnte es in einer einfachen Form für bestimmte Aufgaben ausgenutzt werden, eine Entwicklung des Farbfernsehens oder sogar der Farbphotographie in dieser Richtung ist nicht zu erwarten.

Schrifttum
[1] Mülller, R.: Ein neues Zweifarbenvevl'ahren? Klno-Techn. Bd. 15 <19B1) Nr. 1, S. 17-19
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Bild 1. Zur Umstimmung des Auges
Bild 2. Umstimmung des Auges bei einer grünen Fläche
Bild 3. Mischung zweier farbiger Lichter
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