Informationen für den Filmvorführer 1954

Hier kommen die Artikel ab Januar 1954, die dem Filmvorführer helfen sollen, die Technik zu verstehen.
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Ein langer Weg: Vom Kintopp zu Cinemascope (Jan. 1954)

Ein halbes Menschenalter an der Kinomaschine - Ein Vorführer erzählt

Vorn technischen Dienst im Bildwerferraum ist eigentlich wenig bekannt. Nicht einmal jüngere Vorführer wissen, wie es „damals" war und welche Fortschritte in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gemacht wurden. Die nachstehende kleine Betrachtung soll rückschauend uns bis in die neueste Zeit führen.

Im Jahre 1908 kam der Verfasser das erste Mal mit der Kinematographie in Berührung, als junger Elektriker, der ein Vorführer wurde (oder Operateur, wie es damals hieß). Das Theater war mit seinen 300 Plätzen für damalige Verhältnisse ziemlich groß; es spielte als Filmprogramm die sogenannte „Erste Woche" und erhielt dementsprechend immer ganz neue Filme.

Auf prozentuale Beteiligung wurde ja damals nicht gespielt, der Leihpreis von ca. 300 Mark wurde durch Nachnahme erhoben. Ein beneidenswert einfaches Verfahren. - Zum Programm gehörte oftmals auch ein sogenanntes „Tonbild", meist eine Opernarie; die Wiedergabe des Tones erfolgte mittels einer Grammophonplatte, die 3-5 Minuten lief. Es gab verschiedene Synchronisations-Einrichtungen elektrischer oder optischer Art, um die Geschwindigkeit des Vorführ-Appa-rates dem Lauf der Platte entsprechend einstellen zu können.

Merkwürdigerweise kam niemand auf den Gedanken, einen ganzen Film auf diese Weise zu synchronisieren. Es bestanden damals sicher auch gewisse Schwierigkeiten, den Ton einzufangen; man kannte ja seinerzeit noch keine elektroakustischen Aufnahmeverfahren, die Aufzeichnungsmembran mußte unmittelbar über einen großen Trichter besungen bzw. besprochen werden.
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Das Ding muß gedreht werden

Sehr bekannt waren damals die französischen Projektoren von Pathe, einfache Mechanismen, die zum größten Teil aus Messing gefertigt waren. Obwohl schon um 1908 der Elektromotor vielfach verwendet wurde, gab es doch noch Theater, in denen der Projektor mit der Hand gedreht werden mußte, eine ziemlich strapaziöse Angelegenheit. Der Tisch für das Werk, die Feuerschutztrommel und das Lampenhaus bestand oft aus Holz, das mit Eisenblech beschlagen war.

Die Bogenlampe wurde mit 6 bis 10 Ampere betrieben, ein Kondensor mit 2 bis 3 Linsen diente zur Durchleuchtung des Filmes. Große Lichtstärken ließen sich damit nicht erzielen, die Ansprüche waren ja auch nicht groß, die Helligkeit der selten über 2 l/2m Breite hinausgehenden Schirmbilder betrug etwa den zehnten Teil der Helligkeit, die heute verlangt wird.

Die Stummfilme hatten natürlich viele Titel, die oft recht kurz waren und deshalb von den Besuchern nicht vollständig gelesen werden konnten. Der Vorführer half dann in der Weise, daß der Projektor angehalten, eine Wasserküvette in den Strahlengang geschoben und die Titel im „Stillstand" projiziert wurden, ohne daß der Film sich entzündete.

Der „Rezitator" erklärte mehr oder minder dramatisch das Geschehen auf der Leinwand, ein Klavierspieler und allenfalls noch ein Geiger sorgten für die musikalische Untermalung.

Pausen - nichts als Pausen

Aber schon damals störten die Pausen, denn es gab immerhin auch Filme von 600 bis 800m Länge, und die Trommeln waren in der Regel für 300 bis 400m Filme eingerichtet. Der eine oder andere Vorführer brachte es zu einer beinahe pausenlosen Vorführung dadurch, daß er zwei Werke mit Trommeln auf einen Schlitten montierte; das Lampenhaus blieb fest stehen, und es wurden die Werke mit dem eingelegten Film durch Verschieben schnell in den Strahlengang gebracht.

Etwa um 1909 brachte Ernemann den Stahlprojektor „Imperator" heraus. Das war nun eine Apparatur, die sich erheblich von den bisherigen Modellen unterschied. Sie wurde von vornherein als Einheit geliefert, alles auf einen Vierbeintisch montiert, kpl. mit Lampenhaus, Lampe und Antriebsmotor.

Dieser Maschine konnte man schon etwas zumuten, sie lief mehr als 16 Bilder je Sekunde (die zur Stummfilmzeit übliche Normalgeschwindigkeit). Die technische Leistungsfähigkeit dieser oder ähnlicher Maschinen führte dann zu sonderbaren Erscheinungen:

Wenn ein Sonntag verregnet war und das Theater die Menge der Besucher nicht fassen konnte, dann wurden schnell einige Akte gekürzt (der Rezitator half durch seine entsprechend formulierten Erklärungen über das Fehlende hinweg) und der Rest des Films wurde mit einer Geschwindigkeit von 30 bis 35 Bildern je Sekunde durch die Maschine gejagt. So konnte eine ganze Vorstellung mehr gegeben werden, und das Personal bekam eine Leistungsprämie von je 5 Mark.

Es werde Licht

In der folgenden Zeit waren die Theater größer geworden und damit natürlich auch die Schirmbilder. Es begann der Kampf um mehr Licht. Die alte Kondensor-Bogenlampe wurde mit 30, 40 und 50 Ampere belastet, aber irgendwie gab es bei diesem Verfahren eine Grenze. So sieht uns das Jahr 1920 auf dem Wege zu einer neuen Entwicklung:

Die ersten Spiegelbogenlampen werden geschaffen. Es war eine große Sache, als damals die Industriefirmen zeigten, daß man mit einer Spiegelbogenlampe für 6 Ampere die gleiche Schirmbildhelligkeit wie mit einer Kondensorbogenlampe für 40 Ampere erzielen konnte! Nun, diese 6 Ampere sind für uns heute eine sagenhafte Angelegenheit, aber man fing einmal so bescheiden an.

Eine verrückte Erfindung: der Tonfilm

Das Jahr 1928 brachte dann eine tiefgreifende Umwälzung: Den Tonfilm Zuerst in Form des Nadeltones; große Langlaufplatten wurden synchron mit den Projektoren gekuppelt, das alte „Tonbild" feierte seine Auferstehung - allerdings nun mit elektrisch verstärkter Wiedergabe über Lautsprecher.

Dieses Verfahren konnte sich nicht halten, denn die synchrone Wiedergabe ist von der ungeminderten Länge des Bildfilmes abhängig und die läßt sich infolge der unvermeidlichen Beschädigungen und Ausschnitte nicht erhalten. Man mußte also Schwarzfilm entsprechend der Länge der herausgeschnittenen Stücke einkleben, und das wirkte bei der Vorführung doch recht störend.

Übrigens war ja in der Zwischenzeit schon der Lichtton entwickelt worden, der photographierte Ton, nicht zuletzt unter erheblicher deutscher Mitarbeit. Nachdem die technischen Voraussetzungen für den Lichtton auf Grund internationaler Abmachungen auf einen einheitlichen Nenner gebracht worden waren, stand seiner Einführung nichts mehr im Wege; der Siegeszug des Tonfilms begann.

Der Vorführer mußte sich nun auch mit diesem neuen Gebiet bekannt machen. Das war nicht ganz einfach. Die Verstärker waren sehr umfangreich und ziemlich störanfällig, selbst Spezialisten hatten oft tagelang zu tun, um Störungen zu beseitigen.

Inzwischen waren auch die Maschinen größer geworden, die Spiegelbogenlampen leistungsfähiger. Maschinen mit Vorderblenden verschwanden aus den Fabrikationsprogrammen, weil die Hinterblende 50% Wärme wegnimmt und weil es wirtschaftlicher war, das kleine Bildfenster abzudecken als die Objektive, deren Lichtstärke und damit Durchmesser immer größer wurde.

Die Erwärmung im Bildfenster stellte einige Probleme, die Kühlung mußte verbessert werden; in der Ernemann VII entstand der erste Projektor mit wassergekühlter Filmbahn. Um diese Zeit fand auch der Farbfilm in zunehmendem Maße Verwendung, und er traf in den verbesserten Maschinen und Spiegelbogenlampen auf günstige Voraussetzungen.
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Und nun: Dreidimensional

So sind wir nun ziemlich nahe an die Gegenwart gerückt, und die 45 Jahre sind wie im Fluge vergangen. Neues wird von uns verlangt; der stereoskopische 3-D-Film zwingt uns, beim Zweibandverfahren über Interlock-Systeme und die Polarisation Bescheid zu wissen, sowie die metallischen Bildschirme.

Cinemascope stellt weitere Anforderungen, optisch in bezug auf die Anamorphote, hinsichtlich der Tonwiedergabe haben wir es mit stereophonischen Anlagen zu tun, mit zusätzlich im Zuschauerraum verteilten Effektlautsprechern, mit vier magnetischen Tonspuren und mit Verstärkeranlagen, bei denen 30 bis 40 Röhren gleichzeitig in Betrieb sind.

Ja, es ist schon eine weitgreifende Entwicklung von jenem Pathe-Mechanismus aus dem Jahre 1908 bis zu den heutigen Anlagen, von jenem damaligen Anschaffungspreis von 400 Mark bis zu heute etwa 30.000 bis 40.000 Mark, ja noch mehr, wenn Cinemascope dabei ist.

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Technische Entwicklung in rasendem Tempo

neu : Operateure werden Filmvorführer

Das Filmtheater von heute ist verglichen mit dem der Anfangszeit, mit allen seinen modernen technischen Einrichtungen ein deutlicher Beweis der außerordentlich raschen Entwicklung der Technik unserer Zeit.

Wenn früher das Kino oder auch im Volksmund (Anmerkung : in Berlin) „Kintopp" genannt selten mehr als 250 Sitzplätze hatte, so war wohl damals wegen dieser geringen Besucherzahl manche heute nicht zu entbehrende Einrichtung nicht nötig. Nur in den seltensten Fällen traf man eine Kassen- oder Vorhalle an. Im Zuschauerraum war man bezüglich der Aufmachung ebenso bescheiden und begnügte sich mit der zweckmäßigsten Beleuchtung für den Raum.

Das projizierte Bild jenes Kleinkinos war klein, weil die Höhe des Raumes dies meist bestimmte. Für die Ausleuchtung desselben genügten einfachste Bildwerfer mit handelsüblichen Umformern. Auf kleinstem Raum im hintersten Winkel war knapp noch ein dunkles Plätzchen für den Operateur und seinen Projektor geschaffen. Vielfach wurde auch auf einen Vorhang vor dem Bilde verzichtet.
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Sicherheitsvorschriften ?

Die Programme waren nur Kurzfilme. Die Besucher gingen aus und ein wie sie nur wollten. Keiner dachte an eine Gefahr für den Besucher, somit gab es keine Sicherheits-Vorschriften. Die Ueberwachung erfolgte nach örtlicher Beurteilung der Gefahr. In solcher Aufmachung war der Kintopp ein gewagtes Unternehmen.

Geringschätzig wurden zunächst sowohl Unternehmer als auch die hier Beschäftigten angesehen, und mancher verlor die Ausdauer und damit auch sein in solches Geschäft gestecktes Geld.

Publikum wird kinofreudig

Erst die guten Filme und insbesondere der Tonfilm brachten ein Aufblühen des des Gewerbes. Größere Zweckbauten verdrängten die mißachteten Kintopps und steigerten die Besucherzahl bzw. die Kinofreudigkeit des Publikums.

Das Kino wurde ein Theater und somit eine Kulturstätte für die Besucher. Jetzt betritt der Besucher zuerst einen Vorraum, dessen Aufmachung ihn schon während der kurzen Wartezeit vom Alltäglichen entspannt und in festliche Stimmung versetzt, mit welcher er auch den Film in sich aufnehmen will.

Durch diese Entwicklung war auch der Gesetzgeber gezwungen unter Berücksichtigung der Sicherheit des Publikums eine Vorschrift zu erlassen, die nicht nur für die Gestaltung und Einteilung eines solchen Hauses gilt, sondern auch den Besucher vor jeder Gefahr schützen soll.

Der Nitrofilm, der aus 80% Nitrocellulose (Schießbaumwolle) und etwa 20% Kampfer als Geschmeidigmacher des Filmes besteht, ist sehr feuergefährlich. Bereits bei 80° Wärme fängt er an, sich zu zersetzen und schon bei 120° liegt seine Zündtemperatur. Ein einmal in größerer Menge entflammter Film kann nicht gelöscht werden. Selbst unter Wasser brennt der Film flammenlos weiter.

Die Projektoren mußten somit mit Sicherheitseinrichtungen versehen werden, um weitmöglichst eine Entzündung des Filmes zu verhindern. Bei höheren Stromstärken wird sogar eine Kühlung des Filmes verlangt. Diese Einrichtungen wiederum waren für die Formgebung des Projektors vielfach einschneidend bestimmend.

Operateure sind wichtig

Kurzfilme, die nur auf einem Projektor vorgeführt wurden, waren mit der Zeit verpönt. Filme mit längerer Spieldauer und mit Pausen vorgeführt, wurden abgelehnt. Es mußte ein zweiter Projektor verwendet werden, um eine pausenlose Vorführung zu gewährleisten.

Damit steigerten sich auch die Anforderungen, die an einen guten, umsichtigen und gewissenhaften Vorführer gestellt wurden. Der bisher nebensächlich im Unternehmen beschäftigte Operateur verschaffte sich zwangsläufig eine Geltung, die ihm auch gebührt, weil nur er allein durch eine gute Vorführung des Filmes den Besucher zufriedenstellt, und dieser wiederum gerne und regelmäßig ein solches Theater besucht.

Ein neuer Beruf: Vorführer

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  • Anmerkung : Hier muß unbedingt eine Ergänzung stehen. Der Filmvorführer war eingentlich der Hausmeister des Kinos, später der Kinos. Er war - außer zum Filmvorführen eingestellt und beschäftigt - der Hansdampf in allen Gassen und Kellern, mußte sich um Glühbirnen kümmern, die Schaukästen mit Plakaten und Bildern bestücken und auch noch in der Stadt die Plakate aufhängen usw. und die Filme von der Spedition oder vom Bahn-Express abholen und wieder hinbringen.

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weiter im Text :
Die Ausübung einer solcher Tätigkeit im Filmtheater schuf einen neuen Beruf. Von einem guten Vorführer verlangt man nicht nur Ordnungsliebe, Tüchtigkeit, Zuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit neben seinem beruflichen Können, sondern auch ein gutes Stück technischen Verständnisses, denn in den meisten Fällen muß er nicht nur im Vorführraum den Posten als Vorführer ausfüllen, sondern auch die übrige technische Einrichtung des Theaters überwachen und pflegen.

Die teuerste Einrichtung des Hauses ist ihm anvertraut und bei guter und verantwortungsbewußter Pflege schützt der Vorführer sich selbst vor unangenehmen Überraschungen. Selbst bei einer manchmal auch unbezahlten Stunde ist dafür andererseits die ihn beruhigende Sicherheit das bessere Entgelt.
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Halte Ordnung!

Die Ordnung im Bildwerferraum gibt dem nicht erwarteten Besucher auf den ersten Blick das Gefühl, daß sich hier technisch komplizierte Vorgänge mit größter Sicherheit abspielen. Längst haben sowohl Bauherr als auch Architekt erkannt, daß der Bildwerferraum das Herz des Theaters ist.

Der Eingliederung desselben wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Bei der Größenbestimmung, Belichtung und Belüftung achtet man ferner auf die Erhaltung der Gesundheit des darin Arbeitenden. Andererseits muß man auch verlangen, daß der Vorführer selbst auf gute Instandhaltung seiner Apparatur und Ordnung in seinem Reich den größten Wert legt.

Maschinen wollen gepflegt sein

Die Pflege der Projektoren, des Verstärkers und der übrigen Einrichtung, die für die Bild- und Tonwiedergabe nötig ist, ist gleichermaßen wichtig. Die geringste Nachlässigkeit ruft im Laufe der Zeit mit Sicherheit überraschende Schäden hervor. Es genügt schon, wenn durch unscheinbaren Schichtabsatz des Filmes an seiner Rolle oder im Filmkanal der Film Kratzer erhält oder wenn Rollen feststehen, weil sie nicht von Zeit zu Zeit gereinigt und geschmiert werden und deshalb auf dem Film Laufspuren hinterlassen.

Noch schlimmer ist es natürlich, wenn durch beschädigte Zahnrollen Beschädigungen der Perforation auftreten. Dies alles kann durch pünktliche Wartung vermieden werden und schützt den Theaterbesitzer vor unliebsamen Auseinandersetzungen mit dem Filmverleiher.

Die sachgemäße Behandlung des Films und gewissenhaftes Pflegen desselben sind nicht minder wichtig. Dies dankt dem Vorführer auch der Nachspieler. Einem guten Vorführer klingt es kaum glaubwürdig, aber leider kommt es mitunter doch vor: Klebestellen mit zwei aufeinandergeklebten Bildern oder die Verwendung von Büroklammern, Stecknadeln oder gar Nadel und Faden zum Flicken gerissener Filme.

Sowohl bei der Vorführung als auch auf dem Transport können Staubkörnchen auf die Schicht des Filmes kommen. Man sollte deshalb beim Versand nicht versuchen, einen beim Umrollen zu lose aufgewickelten Film fester wickeln zu wollen, weil dadurch die Staubkörnchen, die zwischen Schicht- und Glanzseite scheuern, den Film verkratzen.

Auf die Kopie kommt es an

Vor der Vorführung prüft der verantwortungsbewußte Filmvorführer seine Kopie. Bemerkt er dabei, daß er eine frische Kopie vor sich hat, so hat er ganz besondere Vorsichtsmaßregeln zu beachten. Frische Kopien müssen stets mit Samtschlitten gefahren werden. Die Einstellung des Kufendruckes ist ebenso wichtig, wie das Entfernen abgesetzter Emulsionsteilchen auf dem Samtschlitten.

„Gutes Bild und guten Ton" wünscht man jedem Theater am Tage der Eröffnung. Viele Faktoren bestimmen diesen Erfolg. Eine gute Ausleuchtung des Bildes und ein scharfes Bild sind sehr wichtig. Es ist deshalb nötig, daß wir auch regelmäßig unsere Spiegellampe, den Spiegel, das Objektiv, die Projektion sfenster und nicht zuletzt auch die Bildwand reinigen, denn maßgebend für den Helligkeitiseindruck, den wir bei bei einem Bild haben, ist nicht nur die Beleuchtungsstärke, sondern auch der Zustand der Bildwand. Wir sehen bei gleicher Beleuchtungsstärke ein helleres Bild, wenn wir auf eine schneeweiße Fläche projizieren, verglichen mit einer grauen oder dunklen Wand.

Wenn der Ton schwankt

Die Prüfung der Tonwiedergabe ist etwas schwieriger. Dafür wäre schon nötig, einen geeigneten Film zu besitzen, den man in seiner Wiedergabe bestens kennt. Hierfür eignet sich wohl der DKG-Film Nr. 4 am besten. Mit diesem Film ist es zusätzlich noch möglich, die Bildschärfe hin und wieder zu prüfen. Zeigt sich beim Abhören des Tons eine Veränderung, dann ist es ratsam, den Fachmann hinzuzuziehen und nicht durch eigene Versuche den Zustand eher noch zu verschlechtern.

Zum Aufgabengebiet des Vorführers gehört aber auch noch die Überwachung der Saalbeleuchtung und der Notbeleuchtung. Ausgebrannte Lampen sind zu ersetzen, ehe es der Besucher merkt und der festliche Eindruck verdorben wird, den der Innenraum des Theaters machen soll.

Die Notbeleuchtung kann, solange das Netz in Ordnung ist, über einen Transformator gespeist werden. Beim Ausfall der Phase jedoch, an welche die Notbeleuchtung angeschlossen ist, muß die Anlage automatisch auf die Batterie umschalten. Auch diese Prüfung ist gelegentlich nötig, vor allem aber die Wartung der Batterie.
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Gute Vorführer sehen alles

Der Vorführer müßte sich darüber hinaus berufen fühlen, in seinem Theater nebenbei über Heizung und Lüftung des Zuschauerraumes zu wachen. Das Publikum kann auf eine gute Luftzirkulation Anspruch erheben und schätzt diese Aufmerksamkeit sehr.

Wenn wir schon gelegentlich einen Blick in den Zuschauerraum werfen, dann schadet es nicht, auch die Bestuhlung nachzusehen und gegebenenfalls eine Instandsetzung zu veranlassen, sofern es nicht möglich ist, dies selbst in Ordnung zu bringen.

Noch viele Punkte könnte man aufführen, worauf der gute Vorführer achten sollte. Aber keinesfalls darf er glauben, daß das Publikum eine gute Vorführung, die schon mit dem rechtzeitigen Auflaufen des Vorhangs und dem Zeigen von Dias, untermalt durch eine schöne Schallplatte, beginnt, nicht zu schätzen weiß.

Durch seinen vielseitigen Einsatz an seinem Platze festigt der Vorführer seine Position und gewinnt auch Freude an seinem Berufe. Dazu beizutragen, hat uns zu diesen Betrachtungen veranlaßt.
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Nachtrag (Anmerkung) zu diesem Artikel

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  • Der Job des Vorführers sollte hiermit angehoben werden und das Selbstwertgefühl sollte gesteigert werden. Dennoch war ab 1945 der Vorführer meist ein angelernter junger Mann ohne Ausbildung - oft ein ehemals junger Soldat aus den untersten Rängen der Wehrmacht, der in seinen Beruf hineingewachsen war. Die Auswahl an Arbeit nach dem verloreren Krieg war zwischen 1945 und 1949 nicht gerade berauschend. Mehr darüber lesen Sie beim Vater des Autors Gerhard Redlich, der aber vor dem Krieg noch eine Elektriker-Lehre machen konnte. Dem späteren ZDF Mann Günter Bartosch war das nicht vergönnt. Er stand 1945 als 17jähriger Abiturient und Luftwaffenhelfer ohne Schulabschluß vor dem Nichts.

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Kleine Hilfsmittel für jedes Filmtheater

Das ist die erste Ausgabe der neuen Zeitschrift - Wunder dürfen wir nicht erwarten.

Der Stahlfilm

Es ist von größter Wichtigkeit, daß der Film von der oberen Trommel durch das Werk zur unteren Trommel in einer genauen Flucht läuft. Bei Lieferung einer neuen Maschine ist das alles von der Fabrik genau eingestellt. Im Laufe der Jahre aber wird es notwendig, zum Zwecke der Reinigung gewisse Teile der Maschine abzunehmen oder auszutauschen, auch treten unvermeidliche Abnützungserscheinungen auf. Es muß also nach einer gewissen Zeit geprüft werden, ob der Film nach in der Flucht läuft.

Der übliche Film ist zu elastisch, um mit seiner Hilfe das genaue „Fluchten" einzustellen. Trotzdem nimmt es der Film aber übel, wenn er außerhalb der Flucht laufen muß. Er kann sich seitlich reiben, die Kanten werden sozusagen schartig. Er läuft nicht mehr genau auf die Zahnrollen oder in die Filmbahn. Filmbeschädigungen sind die Folge, der seitliche Bildstand kann ungünstig beeinflußt werden, zumindest wird Filmstaub entwickelt, der sich zwischen die Filmwindungen setzen kann und zum Verkratzen führt.

Der Stahlfilm, der mit Perforationslöchern versehen ist, erlaubt eine genaue Prüfung und Einstellung der Flucht. Er sollte in keinem Bildwerferraum fehlen.

Die Bildwandprobe

Keine Bildwand wird auf die Dauer ihren Anfangszustand behalten. Die Reriektion, der Leuchtdichtefaktor, kann sich ändern, sei es durch Vergilben der Oberfläche oder durch Verstauben. Eines Tages ist das Bild nicht mehr so hell wie früher. Dann werden einige Ampere mehr auf die Bildwand gegeben. Das kann aber im Jahr Mehrkosten an Strom in Höhe von DM 100.- ausmachen, abgesehen davon (und das ist auch wichtig, daß die Brillianz des Schirmbildes leidet, wenn der Schirm nicht mehr weiß ist.

Gute Bildwände sollen eine Leuchtdichtefaktor von 0,9-0,8 haben. Mit den Augen kann man nicht feststellen, wie groß der Faktor ist. Man muß sich schon photometrischer Methoden bedienen.

Das hört sich zwar sehr anspruchsvoll an, kann aber sehr einfach sein, z. B. mit den Bildwandproben. Diese Proben werden auf die Bildwand gehalten, und eines der sechs Vergleichsfelder wird in der Helligkeit mit der Bildwand übereinstimmen.

Man kann dann ablesen, wie groß der Leuchtdichtefaktor ist. Ist er kleiner als 0,8, dann sollte die Bildwand gereinigt werden. Eventuell ist es sogar notwendig, eine neue Bildwand anzuschaffen, wenn reinigen oder gegebenenfalls ein neuer Anstrich nichts mehr nützen. Jedenfalls kann man mit Hilfe dieses einfachen Verfahrens stets feststellen, wie groß der Leuchtdichtefaktor ist.

Die Bildwandleuchtdichte soll nicht unter 100 Apostilb liegen. Wenn mit Hilfe des Luxmeters, das eigentlich auch zum Werkzeug des Bildwerferraumes gehören sollte, ein Wert von 125 Lut abgelesen wird, und die Bildwandprobe einen Leuchtdichtefaktor von 0,8 ergibt, so hat die Bildwandleuchtdichte einen Wert von 0,8 X 125 = 100 Apostilb.

Die Schrumpfungslehre

Irgendwie besteht eine geheime Sorge, daß die Perforationslöcher des Films angeschlagen werden. Zu stark abgenützte Zahnrollen, insbesondere die Schaltrollen auf der Malteserkreuzwelle, können die Ursache sein, obwohl jeder pflichtbewußte Vorführer (und das ist ja der Normalfall) dafür sorgen wird, daß die Zahnrollen laufend überprüft und beizeiten ersetzt werden.

Aber es gibt noch eine andere Ursache für angeschlagene Perforationslöcher, nämlich zu stark geschrumpfte Filme. Der Film selbst ist zwar genormt, aber er hält sich mit zunehmendem Alter nicht mehr an die Norm, er schrumpft, d. h. der Abstand zwischen den Löchern wird kleiner, während der Teilungsabstand der Zähne auf den Zahnrollen der gleiche bleibt.

Man muß also prüfen, ob die Schrumpfung des Films noch innerhalb der zulässigen Grenzen liegt. Ein einfaches und billiges Hilfsmittel hierzu ist die Schrumpfungslehre. Der Film wird über die links befindlichen zwei Stifte gelegt und nach rechts glatt gestrichen. Die Prozentangabe links neben demjenigen Strich, der mit der rechten Kante eines Perforationsloches zusammen-i fällt, gibt das Maß der Schrumpfung an. Mit der Lehre läßt sich auch die Perforationsversetzung feststellen, d. h., ob die Löcher an den beiden Seiten genau einander gegenüber liegen oder etwas versetzt sind. An der rechten Seite befindet sich eine Skala, welche die gegebenenfalls vorhandene Versetzung in Werten von 0,1 mm abzulesen gestattet.

Wir unterscheiden bekanntlich zwischen dem leicht brennbarem Nitrofilm und dem schwer entflammbarem Sicherheitsfilm. Der Nitrofilm kann ziemlich erheblich schrumpfen, und die Schaltrollen für die absatzweise Bewegung des Nitrofilms sind deshalb von vornherein auf 0,4% Schrumpfung dimensioniert.

Die Toleranzen lassen es zu, daß die Schaltrollen von 0% bis etwa 1,2% Schrumpfung verwendet werden können. Darüber hinaus können Perforationsschäden eintreten. Er ergibt sich somit die praktische Nutzanwendung, daß ein vom Verleiher kommender Film vor dem Vorführen hinsichtlich des Schrumpfungszustandes gemessen werden sollte.

Bei Sicherheitsfilm, der ja immer mehr eingeführt wird, liegen die Dinge etwas anders. Diese Filmart hat sehr wenig Neigung zum Schrumpfen. Nach der neuen Norm ist der Durchmesser für die absatzweise bewegten Schaltrollen unter Berücksichtigung der zunehmend verwendeten Sicherheitsfilme als neue Schaltrolle praktisch für 0 % Schrumpfung vorgesehen.

Natürlich lassen sich mit diesen Zahnrollen auch Nitrofilme vorführen, die bis etwa 0,8% geschrumpft sind. Ist die Schrumpfung größer, so muß eine Schaltrolle mit kleinerem Durchmesser wie für Nitrofilme üblich eingesetzt werden. Es ist deshalb zweckmäßig, in der Übergangszeit zwei Schaltrollen zur Verfügung zu haben, je nach dem, welche Filmart zur Verfügung steht und wie der Schrumpfungszustand ist.

Die Vorwickel- und Nachwickel-Zahnrollen brauchen nicht unterschiedlich zu sein. Zum Abziehen der Schaltrollen für die Malteserkreuwelle wird zweckmäßigerweise eine Abzugsvorrichtung nach der beiliegenden Abbildung verwendet.
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Ausbildung des Vorführers

In unserer nächsten Nummer „Der Filmvorführer" finden Sie genaue Hinweise zu der Frage „Die Ausbildung des Filmvorführers". Welche Voraussetzungen notwendig sind, um zur Vorführerprüfung zugelassen zu werden und andere wertvolle Ratschläge werden Sie in diesem Artikel lesen können.

Impressum

Verantwortlich: Ursula Schilling. - Technische Mitarbeiter dieser Nummer: Ing. Heidenreich (Kino-Bauer), Ing. Jaensch, (Zeiss Ikon). - Herausgeber: Wirtschaftsverband der Filmtheater e. V. Baden-Württemberg, Stuttgart, Hotel Marquardt, Telefon 922 51. - Druck: Karl Scharr, Vaihingen. Ulrichstr. 13, Tel. 78 00 33/55. - Titelbild: Leonard Wett,
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