Ein fast erster Artikel aus dem Frühjahr 1954
"Aus der CinemaScope-Praxis"
Der technische Aufwand bei der Vorführung von CinemaScope-Filmen ist nicht unerheblich. Es sind notwendig:
- 1. Außer den üblichen Projektionsobjektiven anamorphotische Vorsätze welche das bei der Aufnahme in seitlicher Richtung zusammengepreßte Bild entzerren und in die natürlichen Dimensionen zurückführen,
- 2. ein Bildschirm besonderer Eigenschaften, der ein helles Schirmbild entstehen läßt,
- 3. ein Tonkopf zum Abtasten der vier magnetischen Tonspuren,
- 4. ein Vorverstärker für die vier magnetischen Tonspuren,
- 5. vier Hauptverstärker,
- 6. drei Lautsprecherkombinationen hinter dem Bildschirm und vier bis acht (evtl. noch mehr) im Saal verteilte Effektlautsprecher.
Der anamorphotische Vorsatz hat den sog. Dehnungsfaktor 2, d. h. die Breite des Filmbildes wird durch ihn bei der Projektion auf das Zweifache vergrößert, während die Höhe unverändert bleibt.
Die Ansprüche an diese Objektive sind dementsprechend groß; die lineare Vergrößerung in der Breite ist bei einem 10 m breiten Bild etwa 430-fach. Nur sehr gute Objektive können die Anforderungen hinsichtlich Bildschärfe erfüllen.
Es ist wahrscheinlich, daß neue Typen von Objektiven mit 6 bis 8 Linsen geschaffen werden müssen, um die Ansprüche zu erfüllen. Die mechanische Verbindung zwischen Objektiv und anamorphotischem Vorsatz muß äußerst präzise sein. Uebrigens genügt ein Vorsatz für alle Brennweiten.
Da neben den anamorphotisch aufgenommenen Filmen auch Filme des üblichen Seitenverhältnisses 1:1,37 bei 15,2mm Bildhöhe (z. B. Wochenschau) projiziert werden, so wird man es in der Praxis so einrichten, daß wegen der Höhenabdeckung die Schirmbildhöhe bei beiden Filmarten die gleiche ist.
Da die Filmbildhöhe beim anamorphotischen CinemaScope-Film 18,16mm beträgt, so muß das Objektiv für Cinemascope eine 20% längere Brennweite als das Objektiv für Normalfilm haben, z. B. Normalfilm 100mm, Cinemascope 120mm.
Wenn Normalfilm als Breitbild mit geänderter Bildfensterhöhe, z. B. 1:1,66 vorgeführt wird, dann sind die Verhältnisse allerdings anders; es wird im nächsten Heft eine Tabelle gebracht.
Der Cinemascope Bildschirm
Über den Bildschirm für Cinemascope ist schon viel gesprochen worden.
Welcher Art er auch sei: Er muß gut sein! Er muß ein helles Schirmbild erzeugen, sowie eine ausreichende Streuung in der Höhe und Seite haben.
Weiße Schirme lassen sich nur bei kleinen Bildbreiten verwenden. Die Schirme für größere Leistungen müssen mit einer metallisch reflektierenden Schicht versehen sein (auch wegen der ja immer wieder vorkommenden 3D-Filme für polarisiertes Licht); man verwendet dazu Aluminiumbronze oder sogar Silber.
Die Berechnung der Streuung erfordert eine entsprechende Gestaltung der Oberflächenstruktur; außerdem ist es notwendig, die Bildschirme seitlich gekrümmt im Radius der Projektionsentfernung zu spannen, um eine für den
Zuschauer gleichmäßige Lichtverteilung entstehen zu lassen.
Die Bildwandleuchtdichte (oder, wie man auch im Sprachgebrauch sagt: Der Reflektionsfaktor) muß 1,8 bis 2,0 betragen, damit die Stromstärke der Bogenlampe so niedrig wie möglich gehalten werden kann.
Das ist aus folgendem Grunde wichtig: Licht erzeugt Wärme, Sicherheitsfilm ist wärmeempfindlich, er kann sich bei zu starker Licht- bzw. Wärmebelastung wölben. Es kann dann vorkommen, daß die vier Magnettonspuren nicht mehr gleichmäßig am Tonkopf aufliegen. Das Ergebnis ist eine schlechte, verfälschte Tonwiedergabe auf ein bis zwei Spuren. Die Kühlung im Bildfenster zwecks Schonung des Filmes ist deshalb von größter Bedeutung.
Der Vierkanal- Magnet-Tonkopf
Der Tonkopf hat vier Einzelmagnete, deren elektrische Eigenschaften möglichst gleich sein müssen. Diese Forderung ist leichter auszusprechen als zu erfüllen. Die Abstände der Magnete müssen entsprechend dem Abstand der Spuren genau eingehalten werden, so daß auch in dieser Hinsicht Präzision notwendig ist. Es muß für gute Abschirmung gesorgt werden.
Die Magnete müssen in gewissen Zeitabständen entmagnetisiert werden; magnetisch gewordene Tonköpfe führen zu schlechter Tonwiedergabe und sind mikrophonisch, so daß Maschinengeräusche übertragen werden können. Niemals die Magnete mit Schraubenzieher oder anderen Werkzeugen aus Eisen oder Stahl berühren!
Die Spannungsverstärkung vom Magnetkopf bis zum Lautsprecher ist mehrhunderttausendfach, so daß alle vorn Eingang kommenden Störungen vermieden werden müssen.
Der (Magnetton-) Vorverstärker steht in seinen Abmessungen kaum einem Hauptverstärker nach. Er enthält für jede magnetische Tonspur einen zweistufigen Verstärker, der so eingerichtet sein muß, daß sich durch entsprechende Schaltmittel die Magnete des Tonkopfes hinsichtlich Frequenzgang und Lautstärke abstimmen lassen. Diese Einstellung wird mittels besonderer Prüffilme kontrolliert.
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Die Effekttonspur und die Verstärker
Ferner muß für die sog. Effekttonspur noch ein „elektronisches Ventil" bzw. ein Schaltverstärker vorhanden sein aus folgendem Grunde: Die Effektlautsprecher werden nur dann eingeschaltet, wenn sie sprechen sollen. Die Effekttonspur wird bis etwa 9000 Hz moduliert.
Überlagert ist eine Steuerfrequenz von 12.000 Hz, welche über eine geeignete Schaltung eine Arbeitsröhre zum Hauptverstärker betriebsbereit macht. Die Steuerfrequenz ist nicht im Lautsprecher hörbar. Wenn die Effektspur nicht moduliert ist, so ist die Arbeitsröhre gesperrt. - Man kann sich vorstellen, daß eine Anordnung von vier Verstärkern und einem Schaltverstärker genügt und beim Überblenden die Magnetköpfe umgeschaltet werden. Es hat sich jedoch gezeigt, daß die Abstimmung besser durchgeführt werden kann, wenn zwei solcher Verstärkersätze vorhanden sind, für jeden Magnetkopf also ein Verstärkersatz; die Überblendung (Umschaltung) auf den Hauptverstärkersatz wird also nach den Vorverstärkern vorgenommen.
Der Hauptverstärker läßt manche Variationen zu. Man kann ein besonderes Gestell mit vier Verstärkereinsätzen verwenden und läßt dann die Lichttonanlage so, wie sie ist. Oder man verwendet den vorhandenen Verstärker und ergänzt die Anlage durch Kauf von Verstärkern gleichen Typs. Die jeweils vorliegenden Voraussetzungen bestimmen, welche Wahl zu treffen ist.
Die Lautsprecherkombinationen
An die drei Lautsprecherkombinationen hinter dem Bildschirm müssen hohe Ansprüche gestellt werden. Insbesondere müssen die Hochtonsysteme gut sein, denn von ihnen ist der stereophonische Effekt in hohem Maße abhängig.
Hierfür kommen nur Druckkammersysteme oder ihnen gleichwertige Systeme in Betracht. Die drei Kombinationen möchten auch gleicher Bauart sein, damit keine unterschiedliche Klangcharakteristik entsteht.
Die Anbringung der Effektlautsprecher im Saal erfordert genaue Überlegungen und richtet sich nach den akustischen Voraussetzungen des Theaters, wobei auch architektonische Gesichtspunkte zu beachten sind. Wirksam ist ohne Zweifel eine Anordnung mit je zwei Lautsprechern an den Seiten im Parkett und je einem oder zwei an den Seiten im Rang. In manchen Fällen kann man die Effektlautsprecher auch in die Decke einbauen. Jedenfalls dürfen die Effektlautsprecher nicht durch die Bildschirm-Lautsprecher zugedeckt werden.
Diese kurzen Betrachtungen (Frühjahr 1954) können natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. In der Praxis der Vorführung merkt man übrigens nichts von dem technischen Aufwand. Der CinemaScope-Film wird genau so gehandhabt wie der übliche Tonfilm. In den bisher auf CinemaScope eingerichteten Theatern hat der praktische Betrieb reibungslos funktioniert
Der Tonfilm
Man versteht darunter einen Film, bei dem. die Aufnahme des Bildes und des entsprechenden Tones gleichzeitig erfolgte. Mit Rücksicht auf die technische Einrichtung der Wiedergabe aber ist der Ton zum Bild verschoben. Er eilt nach festgelegter Norm um 19 Bildhöhen - das sind ca. 361 mm - voraus.
Durch internationale Vereinbarung wurde für die Wiedergabe eine Bildgeschwindigkeitsnorm von 24 Bildern in der Sekunde festgelegt. Davon abweichende Geschwindigkeit verändert die natürliche Tonhöhe und beeinträchtigt die von ihrer Naturtreue abhängige Verständlichkeit der Sprache.
1926 wurden die ersten sprechenden Filme hergestellt. Die eigentlichen Schöpfer des sprechenden Films sind 3 Deutsche: Engl, Masolle und Vogt.
Für die Tonaufzeichnungen sind folgende Methoden bekannt:
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- 1. Der Nadelton, aufgezeichnet durch ein mechanisches Phonogramm auf Schallplatten, den auch der Tonfilm anfangs anwandte.
- 2. Der Lichtton, aufgezeichnet durch photographisches Phonogramm auf Filmstreifen, der den Nadelton um 1930 ablöste.
- 3. Der Magnetton, dessen Phonogramm in einer den Schallvorgängen entsprechenden Magnetisierung eines Spezial-drahtes oder -bandes besteht.
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Die Verfahren der Tontechnik
Dieses jüngste Verfahren der Tontechnik scheint den Lichtton zu verdrängen, weil der Frequenzumfang und die Dynamik größer ist als beim Lichtton.
Für die Tonaufzeichnung gibt es verschiedene Verfahren: Das Intensitätsverfahren und das Amplitudenverfahren. Je nach dem erhalten wir: die Sprossenschrift. Je weiter entfernt die Schwärzungen voneinander liegen, desto tiefer ist der aufgezeichnete Ton und je krasser der Unterschied zwischen schwarz und weiß, desto lauter ist der Ton.
Die Erklärung der Zackenschrift.
Hierbei ist der Ton um so tiefer, je länger die Welle, die Lautstärke um so größer, je größer die Amplitude ist. Eine Schallquelle bewirkt eine periodische Verdichtung und Verdünnung der Luft, die sich bis zum menschlichen Ohr fortpflanzt und als Schall wahrgenommen wird.
Die Tonhöhe ergibt sich aus der Zahl der sich pro Sekunde wiederholenden Schallschwingungen und wird in Hertz angegeben. Die hohen Töne oder höhere Frequenzen haben eine Richtwirkung, während die tiefen Töne sich kugelförmig fortpflanzen.
Der Hörbereich des menschlichen Ohrs geht etwa von 16 bis 17.000 Hz. Die menschliche Stimme hat bei Berücksichtigung der Oberschwingungen einen Umfang von 85 bis 10.000 Hz. Der Orgelton (Subcontra - C) reicht sogar bis 16 Hz herab.
Wärmestrahlung und Farbfilm
Farbfilme besitzen die Eigenschaft, langwellige Strahlen besser durchzulassen als kurzwellige. Darin unterscheiden sie sich von den Schwarz-Weiß-Filmen, deren Silberpartikelchen auch die langweilige Strahlung absorbieren. Der Farbfilm läßt also die rote Strahlung und die Wärme fast ungehindert hindurchtreten.
Bei der Projektion des Bildes ist außer der Rotstrahlung noch Wärmestrahlung oftmals in sehr starkem Maße vorhanden, welche vom Krater des Lichtbogens ausgesandt wird. Diese Wärmestrahlung wird von den Farben viel weniger absorbiert als vom Silber. Der Farbfilm bleibt also - bei gleicher Stromstärke - kühler als der Schwarz-Weiß-Film. Dafür gelangt aber mehr
Wärme in das Objektiv und wird dort absorbiert. Dies kann dazu führen, daß die Temperatur desselben sehr stark zunimmt und bei hoch belasteten Objektiven der Kitt zwischen den Linsen schmilzt oder diese platzen.
Besonders groß ist diese Gefahr bei Maschinen mit Vorderblende. Die Vorführung von Farbfilmen, welche meist gegenüber Schwarz-Weiß-Film eine höhere Stromstärke erfordert, sollte daher nur mit Maschinen erfolgen, die Hinterblende besitzen. Man beachte, daß zwar die Strahlung, die das Farbfilmbildchen durchtritt, ihren Wärmeinhalt in der Schicht nur zu einem geringen Teil abgibt und deshalb mit zum Objektiv führt, daß aber die „Sonne", das Umfeld, größer als das Filmbildchen ist, wodurch die Metallteile der Filmführung absolut und relativ stärker erhitzt werden als bei der Projektion vom Schwarz-Weiß-Film.
Details der Lichttontechnik für den Vorführer
Korrektur an Ton-Objektiven
Bei den zur Spaltbildung B dienenden Einrichtungen handelt es sich um hochwertige optische Systeme (Bild 1), bestehend aus mechanischem Spalt S, Kondensor K und Objektiv O.
Um eine einwandfreie Abbildung (meist eine 3- bis 4fache Verkleinerung) des mechanischen Spaltes S zu erhalten, muß das Objekitv O verschiedenen Korrekturansprüchen genügen, wie sie auch von Projektions- und Foto-Objektiven her bekannt sind.
Einer der bekanntesten Fehler ist die sphärische Aberration (Bild 2), wobei die parallelen Strahlen 1, 2, 3, 4 nicht zu einem einzigen Brennpunkt F hingelenkt werden. Die Ablenkung der Randstrahlen ist vielmehr stärker als die der Zentralstrahlen, so daß eine unscharfe Abbildung entsteht.
Ferner sollen die Objektive keine chromatischen Fehler besitzen, um zu vermeiden, daß das weiße Licht der Tonlampe beim Durchgang durch das optische System in seine Farben (rot, gelb, violett usw. usw) zerlegt wird.
Jede der Farben hat einen anderen Brennpunkt, so daß eine unscharfe Abbildung entsteht (Abb. 3). Eine Anzahl weiterer, für Foto-Objektive störender Fehler haben bei den Ton-Objektiven keine so große Bedeutung.
Wichtig ist noch, daß eine genügende Schärfentiefe vorhanden ist, damit bei kleinen Schwankungen der Filmdicke das Spaltbild trotzdem noch eine genügende Schärfe besitzt. Bei der Vorführung von Farbfilmen mit farbiger Tonspur ist eine Nachstellung des Tonobjektives nicht nötig, wenn es chromatisch korrigiert ist.
Abb. 1 Erzeugung des Spaltbildes
Abb. 2 Sphärische Aberration
Aüö. 3 Chromatisch unkorrigierte und korrigierte Objektive
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