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Der Titel hieß zwar : "Die Erfindung des Tonfilms", doch .....

...... das ist zu weit aus dem Fenster gelehnt. Es ist die Geschichte dreier Männer mit einer Vision, der synchronen Vertonung des 35mm Kino-Films. Die Idee war schon länger bekannt, doch keiner hatte es realisieren können - bis die Berliner Triergons kamen. Hier beschreibt Hans Vogt, wie es damals war, und womit sie zu kämpfen hatten. Die einführende Seite lesen Sie hier.

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V. EINZELAUFGABEN
h) Aufnahme- und Wiedergabeapparaturen

Abb. 41 Erste Einrichtung zur Aufnahme und Wiedergabe von Tonfilmen - der »Galgen«

Um die Bildchen des Films als ein lebendes Bild zu sehen, die Sprossen der Tonspur als Ton wahrzunehmen, bedarf es der Aufnahme- und Wiedergabeapparate.

Nur der abrollende Streifen vermittelt das lebende Bild, das gesprochene Wort. Stummfilm-Aufnahmeapparate und -Projektoren gab es bereits, als wir unsere Arbeit begannen. Wir konnten sie für das Bild, zum Teil geringfügig verändert, verwenden. Die Apparaturen für das Fotografieren und Projezieren des Schalles waren aber noch zu erfinden. Im Rahmen der gestellten Gesamtaufgabe bildeten sie einen sehr wichtigen und arbeitsmäßig gesehen den umfangreichsten Teil.

Die Abb. 41 zeigt unseren ersten Tonaufzeichnungs- und Tonwiedergabe-Apparat. Dieser wurde von unseren Labormännern »Galgen« genannt, da die, die oberen Filmlaufrollen tragenden, senkrecht zueinander stehenden Hölzer tatsächlich ein galgenhaftes Aussehen hatten. Neben diesem Leitwerk für den endlosen Versuchsfilm waren aber an dieser ersten Apparatur noch andere Dinge wesentlicher und wichtiger.

Der Versuchsfilm üblichen Formats lief sowohl bei der Aufnahme, als auch bei der Wiedergabe an einem in seiner Breite einstellbaren Spalt vorbei. Dieser und die zur Spaltveränderung dienende Schraube ist im Bild noch zu sehen.

Hinter dem Spalt befand sich ein Hohlraum für die lichtempfindliche Zelle. Auf den vor dem Spalt zu sehenden stabförmigen Streben konnte ein Kondensatorensystem angebracht werden, womit das Licht einer Lampe auf den Spalt konzentriert werden konnte. Bei der Aufnahme wurden die Linsen durch den links von der Apparatur befindlichen Kasten ersetzt, in welchem sich die jeweils auszuprobierende Lichtquelle befand.

Auf der dem Antriebsmechanismus gegenüberliegenden Seite konnte man den Holzkasten öffnen und die für die Aufnahme erforderlichen gefüllten Filmkassetten, von denen eine vorn liegend zu sehen ist, einbringen. Es war dies also ein Universalapparat, der sowohl das Aufnehmen von Filmstreifen, als auch das Wiedergeben und Durchleuchten von in sich zusammengeklebten endlosen Positiv-Filmbändern beliebig lange für Untersuchungszwecke gestattete.

Auch die Geschwindigkeit der Tonbänder konnte variiert und kontrolliert werden. Tatsächlich haben wir vermittels dieser Apparatur mit Selenzelle und Kopfhörer die ersten vom Film kommenden Laute wahrgenommen.
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Der technische Witz beim Kinematograph

Der technische Witz beim Kinematograph, dem stummen Film, besteht bekanntlich, um es noch einmal zu sagen, darin, daß rasch hintereinander (24 mal in der Sekunde) ruhende Filmbildchen an die Leinwand projeziert werden, die sich voneinander dadurch unterscheiden, daß Teile des Bildes, z. B. sich bewegende Personen von Bild zu Bild ihre räumliche Lage ein wenig geändert haben.

Im Auge des Zuschauers fließen diese Bilder zu einem kontinuierlichen Vorgang, dem lebenden Bild, zusammen. Ganz anders beim Tonfilm. Hier muß sich der Tonträger absolut gleichmäßig fortbewegen, wenn die Töne naturgetreu aufgenommen und übertragen werden sollen. Es war also notwendig, zusammengehörende Bild- und Ton-Vorgänge an verschiedenen Stellen des Positivfilmes aufzubringen.

Dies wurde, wie bereits erwähnt, erreicht durch Verschiebung derselben um einige Dezimeter (normalerweise 24 Bilder nach dem zugehörigen Bild) gegeneinander. Eine Filmschleife zwischen der Projektionsstelle des Bildes und des Tones verhinderte das übergreifen der ruckweise verlaufenen Filmbewegung an der Bildprojektionsstelle auf die, höchste Gleichmäßigkeit erfordernde Fortbewegung der Tonspur. (Siehe Abb. 5 und 6.)

Aber damit allein war es noch nicht getan. Die Erzielung eines absolut gleichmäßigen Filmlaufes an der Tonprojektionsstelle wurde ein sehr schwieriges Problem. Die kleinsten Unstetigkeiten im zeitlichen Ablauf des Tonstreifens durchsetzten nämlich die Originallaute mit zusätzlichen, sehr unerwünschten Geräuschen, während größere Geschwindigkeitsänderungen, z. B. ein langsameres oder schnelleres Laufen des Films, besonders bei Musik und Gesang, ein übergehen von einer Tonlage in die andere bewirkten.

Eine aufgenommene Sängerin wollte in diesem heiseren Gemiaue einer Katze ihre schöne Stimme keinesfalls wiedererkennen.
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Vogt empfahl uns ein schweres Schwungrad - auch ein Patent

Diese Filmtransportschwierigkeiten wurden prinzipiell durch einen Vorschlag von VOGT behoben, nämlich den, den Film dort, wo er belichtet oder durchleuchtet wird, fest angepreßt über eine Rolle zu führen, die starr mit einem schweren Schwungrad gekuppelt ist.

Dadurch wurde dem leichten, oft flatternden Film die erforderliche absolute Stetigkeit in seiner Fortbewegung gegeben. Das darauf am 23. Mai 1920 erteilte Patent 387 058 erwies sich als eines unserer wichtigsten.

Dieser Vorschlag samt einigen weiteren von MASSOLLE angegebenen Verbesserungen des mechanischen Antriebs dieses Gebildes, etwa nach dem DRP. 389 317 vom 24. Januar 1922 ermöglichte es uns, von nun an bei Gesang und Musik die oben erwähnten Störungen fernzuhalten.
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Dieses neue Filmtransportprinzip war die Lösung

Abb. 42 Prinzipschema des Filmantriebes (DRP. 387 058 und DRP. 389 317)

Seiner Wichtigkeit wegen möge dieses Filmtransportprinzip unter Hinweis auf die Abb. 42 näher beschrieben werden. Die kiloschwere Schwungmasse M ist fest verbunden mit der Rolle C, über die der Film L läuft. Sie wird angetrieben von einer locker auf ihrer Achse sitzenden Scheibe K vermittels des Riemens R.

Beim Inbetriebsetzen liegt die Nase H der Rolle K an dem in der Schwungmasse befindlichen Stift S an, wodurch die Rolle M rasch in Betrieb gesetzt wird. Sobald sie die gewünschte Beschleunigung erreicht hat, wird ihr die weitere Energie nur über die schwache Feder F zugeführt.

Durch diese lose Kupplung werden alle Unregelmäßigkeiten in der Geschwindigkeit des Antriebssystems von der Schwungmasse M und damit vom Film L ferngehalten. Das Magnetsystem G, durch kleine in der Schwungmasse M angebrachte Eisenstifte DD erregt, diente in Verbindung mit einem Kopfhörer bei unseren Versuchen zur akustischen Kontrolle der Geschwindigkeitskonstanz.

Die geschilderte Art des Filmantriebs, wenn vielleicht auch etwas modifiziert, hat sich bei allen Tonfilmaufnahme- und Wiedergabeapparaten als wichtig und nicht umgehbar erwiesen und gehört mit zum eisernen Bestand der immer noch aktuellen Tonfilmtechnik.

Abb. 43 Die »Kirche«, erster Aufnahme- und Wiedergabeapparat für getrennte, aber synchron ablaufende Bild- und Tonfilme (»Bildseite«)
Abb. 44 »Tonseite« der »Kirche«, eingerichtet für die Wiedergabe

Es gab auch heftige Rückschläge

Unsere mit dem »Galgen« erzielten ersten Tonwiedergaben waren nicht gerade ermutigend. Wäre es nach unseren Frauen gegangen, hätten wir aufgeben müssen. Aber wir verzweifelten nicht. Wir wußten aus angestellten Überlegungen und Berechnungen, wieviel noch an unserer Apparatur unzureichend und verbesserungsbedürftig war.

Auch auf dem Gebiet des Filmtransportes konnte nur eine völlig neue Apparatur weiterhelfen. Der Galgen samt Selenzelle und Quecksilberlampe hatte ausgedient und kam in die Rumpelkammer. Die »Kirche« wurde konstruiert. Die »Kirche« war ein übermannshoher, um störende Reflexe bei der Aufnahme zu vermeiden schwarz angestrichener, im geschlossenen Zustand geradezu feierlich wirkender Holzkasten — daher der Spitzname »Kirche« -, in dessen Innern, über lichtdicht schließende abnehmbare Klappdeckel zugängig, sich auf der einen Seite ein gewöhnlicher Kinematographenapparat für die Aufnahme und Wiedergabe der Bilder befand, während die andere Seite die Tonfilmapparatur enthielt und zwar ebenfalls für die Aufnahme und Wiedergabe der Schallvorgänge eingerichtet.

Die Abb. 43 zeigt die geöffnete »Kirche« und zwar die »Bildseite«. Auf diesem Foto ist auch die Schwungmasse des Tonfilmantriebes sowie der erforderliche Verstärker mitsamt den Batterien zu erkennen.

Die Abb. 44 zeigt die gegenüberliegende »Tonseite« und zwar in der Wiedergabeeinstellung mit einer auf gebauten Projektions-Bogenlampe, dem früher beschriebenen optischen Abbildungssystem, der Filmtransportvorrichtung und der Fotozelle.

Bei der Aufnahme konnte anstelle der Bogenlampe die Aufzeichnungslampe aufgesetzt und Filmkassetten eingesetzt werden; bei der Wiedergabe liefen die Filme über die beiden Rollen und die dazwischen befindliche Fotozelle als endlose Bänder in einen schmalen Vorratsschacht.

Alle beweglichen und lärmenden Teile waren im Innern der »Kirche« in einem besonderen Kasten montiert. Dieser Kasten war von der Außenwand schallmäßig abisoliert, wodurch das Heraustreten der Apparategeräusche in die Szene und in das Mikrophon bei der Aufnahme vermieden wurde, ebenso störende Apparategeräusche bei der Wiedergabe; stand doch die »Kirche« bei den ersten Vorführungen unserer Tonfilme mitten im Publikum.
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Die »Kirche« hat den Krieg nicht überlebt

Bei dieser Apparatur wurde im Positiv- wie im Negativprozeß mit zwei getrennten Bildstreifen gearbeitet. Mit ihr war es uns zum ersten Mal gelungen, Bild- und Tonvorgänge gleichzeitig aufzunehmen und wiederzugeben, also »sprechende Filme« zu machen.

Die »Kirche« war somit der erste brauchbare kombinierte Tonfilm- Aufnahme- und -Wiedergabe- Apparat. Sie war allerdings nur für den Gebrauch im Laboratorium bestimmt, um etwa einzelne Personen und kleinere Szenen aufzunehmen und wiederzugeben. Die eingangs beigegebene Aufnahme von FRIEDEL HINTZE ist mit dieser Apparatur aufgenommen und wiedergegeben worden.

Die »Kirche« hat uns nicht enttäuscht. Sie hat es uns, wie ich später noch genauer beschreiben werde, ermöglicht, tatsächlich das erste sprechende Bild an die Leinwand zu zaubern, die erste kleine Filmszene aufzunehmen und vorzuführen.

Pietätvoll behandelt, hätte sie ins Deutsche Museum gehört, wo leider nur ein weniger interessantes Modell, unser Tonfilm-Projektor, steht. Wahrscheinlich ist sie bei den Bombenangriffen auf Berlin auf irgendeinem Dachboden ruhmlos verbrannt.

Jetzt waren praxisgerechte Geräte dran

Abb. 45 Transportabler Aufnahmeapparat für Bild- und Tonfilme

Nachdem die »Kirche« fast über ein Jahr lang uns gute Dienste geleistet hatte, forderte die Entwicklung mit dem Bau kombinierter Apparate Schluß zu machen und Aufnahme- und Wiedergabe-Einheiten entsprechend den Erfordernissen der Praxis gesondert zu entwickeln und zu bauen.

Das nächste, das wir anfertigten, war der Aufnahmeapparat, den die Abb. 45 samt einem unserer Mechaniker zeigt. Er sollte Außen-Aufnahmen ermöglichen und dazu dienen, in einem größeren Atelier beweglicher arbeiten zu können.

Dieser Apparat bestand, wie man im Bild sieht, aus einer regulären Filmkamera, die wir von einer Berliner Firma erwarben, hatte unten den elektrischen Antriebsmotor und die gesamte Anordnung für das Belichten und den Transport des Tonfilms.

Diese Anordnung konnte sich technisch schon sehen lassen. Tatsächlich sind mit ihm alle Tonfilme, die wir schufen, aufgenommen worden, sogar später noch größere, publikumsreife Filme, wie etwa der Film »Land ohne Frauen«.

Motor und Filmkamera machten freilich noch zu viel Lärm. Aber nachdem alles in überarbeiteter Weise in ein schalldichtes Gehäuse eingebaut war, waren auch diese Schwierigkeiten überwunden. Dieses Gehäuse hing hochziehbar in einem fahrbaren Eisengerüst; die Kamera konnte so den jeweiligen Erfordernissen der Szene durch Ortsveränderung leicht angepaßt werden.

Bei dieser Einrichtung ist das geschilderte Tonabbildungs- und Filmgleichlaufverfahren schon in ziemlich vollendeter Weise verwirklicht, so daß mit ihr wirklich zum ersten Mal auch einwandfreie Gesangs- und Musikaufnahmen gemacht werden konnten.

Unserer ältester Mitarbeiter, Ingenieur ERNST KLOTZ

Abb. 46 Schalldichte Atelierkamera zur Aufnahme von Ton- und Bildfilmen

Die Abb. 46 läßt diese erste geräuschlos arbeitende Atelierkamera mit einem unserer ältesten Mitarbeiter, Ingenieur ERNST KLOTZ, der noch heute (1954) bei mir tätig ist, erkennen. Durch die vorgebaute Blende gelangt das Licht der Szene zum Objektiv, eine dicke Glasscheibe verhindert, daß das Geräusch des Laufwerks in die Szene dringt.

Unterhalb der Bildkamera sind die beiden Kassetten der Tonkamera zu sehen sowie das beschriebene optische Projektionssystem. Der Film läuft, wie man sieht, über eine Zackenrolle, die von dem nicht sichtbaren Schwungrad angetrieben wird. Der Antriebsmotor ist in dem unteren abgeschlossenen Teil des Gerätes untergebracht.

Die Wiedergabe unserer kombinierten Filme, unserer »Bildtonfilme«, wie sie sprachlich und logischerweise eigentlich heißen müßten, erfolgt von jetzt ab durch einen Tonfilmprojektor, wie ihn die Vorführungsräume der Kinotheater verlangen.
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Abb. 47 Die »Eisenkiste«, der erste Triergon- Tonfilmprojektor
Abb. 48 Ein leichterer Tonfilm- projektor aus Aluminium für Wandervorführungen

Unsere ersten öffentlichen Tonfilmvorführungen

Die Abb. 47 zeigt diesen Projektor. Unsere ersten Vorführer tauften ihn wegen seines schweren Gewichtes auf den Namen »Eisenkiste«. Er bestand im wesentlichen aus einem der üblichen Stummfilm-Projektionsapparate mitsamt Filmrollen und Lampengehäuse und dem von uns angebauten Antriebs- und Tonfilmteil sowie dem Verstärker mitsamt den Batterien, alles in oder an einer soliden Eisenkonstruktion unter- bzw. angebracht.

Den üblichen Bildprojektor setze ich als bekannt voraus, ich brauche daher über ihn hier nicht viele Worte zu verlieren. Vom »Tonteil« sind der vordere Teil des bereits beschriebenen optischen Abbildungssystems, ferner sind die Filmrollen und die ebenfalls schon erwähnte Fotozelle zu sehen.

Mit dieser »Eisenkiste« wurden alle unsere ersten öffentlichen Tonfilmvorführungen durchgeführt, in die Vorführungskabinen mancher Lichtspieltheater wurde sie geschleppt; sie hat brav ihre Dienste getan.

Wie ich später ausführlicher berichten werde, hielten wir Erfinder es für zweckmäßig, zunächst den Neuigkeitswert der Erfindung geschäftlich auszunutzen. Mit unseren Filmen und Projektoren veranstalteten wir an verschiedenen Orten Vorführungen gegen Entgelt, um dadurch zusätzliche Mittel für die Fortsetzung unserer Entwicklungsarbeiten aufzubringen.

Für das Herumwandern waren aber Apparate a la »Eisenkiste« zu schwer. Wir bauten deshalb leichtere Projektoren aus Aluminium. Abb. 48 zeigt einen derselben mit unserem Mitarbeiter KARL BRODMERKEL, einem Jugendfreund von mir. Dieser Projektor ist aufgegliedert in leicht auseinandernehmbare kleine Einheiten, geeignet, vom Begleitpersonal mit nicht allzu großer Schwierigkeit in die meist nicht leicht zugängigen und engen Filmvorführungskabinen gebracht zu werden.
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Simple Probleme und Schwierigkeiten in der Praxis

Mit welchen Schwierigkeiten unsere herumziehenden Vorführungstrupps zu kämpfen hatten, geht am besten aus der folgenden kleinen Episode hervor, die mir einer unserer jüngeren Mitarbeiter, HANS GRIMM - heute Filmregisseur in München -, kürzlich schilderte.

Grimm hatte zwei Vorführungen in einem der großen Kinos in Kassel durchzuführen. Vormittags um 11 Uhr kam der Lastwagen von Elberfeld an. Nachmittags um 3 Uhr sollte die erste, um halb 6 Uhr die zweite Vorstellung sein.

Bei dem Transport der in der Kiste verpackten Apparate hatten die Transportarbeiter die Verstärkerkiste mit den Akkumulatoren auf den Kopf gestellt. Die Schwefelsäure war heraus- und in den Verstärker hineingelaufen. Innerhalb von 2 bis 3 Stunden war der Schaden nicht zu beheben, aber auch das Publikum nicht mehr zu verständigen.

Als der Saal sich gefüllt hatte, trat Hans Grimm vor den Vorhang und schilderte sein Pech, die Besucher zum Schluß bittend, doch um 1/2 6 Uhr wieder zu kommen. Das Publikum hatte Verständnis, ging geduldig nach Hause und kam brav um 1/2 6 Uhr wieder. Inzwischen waren die Apparaturen wieder in Ordnung gebracht worden.

Man sieht auch hier, daß in der damaligen Zeit nicht nur an die Erfinder sondern auch an ihre Mitarbeiter Anforderungen gestellt wurden, deren Durchführung die heutigen, bequem gewordenen Filmmänner glatt für unmöglich halten würden.
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Es gab drei dieser Projektoren

Mit drei dieser Projektoren wurden eine geraume Zeit in zahlreichen Kinos der größten Städte Deutschlands, Österreichs und der Schweiz Vorführungen veranstaltet. Einer dieser Apparate hat seinen Ehrenplatz im Deutschen Museum in München gefunden.

Die nicht unbeträchtlichen, außerdem laufenden Einnahmen wiesen uns den Weg, in welcher Weise der Tonfilm allmählich, ohne viel Aufregung, einzuführen war. Es konnte auf diesem Wege die uns und unsere Geldgeber zutiefst bewegende Frage, ob dersprechende Film nur eine Sensationssache sei oder zu einer dauernden Einrichtung werden könnte, in einfachen, sogar vom Publikum bezahlten Tests abgeklärt werden.

Auch die für diese Vorführungen erforderlichen Filme wurden von uns hergestellt. Leider haben die überklugen Finanziers und Patentverwerter entschieden, diesen natürlichen, organischen und fast risikolosen Weg zur Einführung dieser neuen Sache zu verlassen, und damit den bekannten tragischen Verlauf der wirtschaftlichen Auswertung dieses Erfindungskomplexes mit verursacht.
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Bildwiedergabeapparate der Firma Ernemann in Dresden

Abb. 49 Perfekter Theater-Projektor mit Verstärker, Akkumulatoren, Tonregler und Lautsprecher

In welch hohem Maße die Projektoren, die später unter Benutzung von Bildwiedergabeapparaten der Firma Ernemann in Dresden in unserer Werkstatt durch MASSOLLE und seine Elite tüchtiger Mechaniker unter der Leitung ihres Meisters RICHARD NAGEL hergestellt wurden, rein technisch den gegenwärtigen Apparaturen schon in hohem Maße ähnlich waren, zeigt die Abb. 49.

Lassen Sie uns das Foto einen Augenblick betrachten. Vor dem Lampengehäuse ist das schräg liegende optische Abbildungssystem. Als Stromquelle für die Tonwiedergabe dient hier eine in dem oberen Teil desselben untergebrachte Metalldrahtlampe.

Das optische System ist das gleiche, früher schon beschriebene. Unterhalb des alle Teile tragenden schwenkbaren Tisches war der Verstärker einschließlich der Heiz- und Anodenbatterie eingebaut. Man erkennt auf dem Foto deutlich die drei Verstärkerröhren sowie die Instrumente und Regelorgane, die sowohl für die Kontrolle der Verstärkerröhren als auch zur Einstellung der Lautstärke im Kinoraum erforderlich sind.

Unterhalb des Tisches sieht man eine kleine aufladbare Hochspannungsbatterie, die die erforderlichen Anodenströme liefert. In den schwarzen Gehäusen sind die Lautsprecher - die Statophone - untergebracht. Wie man leicht aus den Bezeichnungen H, M, T, U erraten kann, besteht die Kombination aus je einem Hoch-, Mittel- und Tief- sowie einem Universal-Lautsprecher.

Während die drei erstgenannten bestimmte Bereiche des Tonfrequenzbandes bevorzugt abstrahlen, sollte der Universal-Lautsprecher möglichst den ganzen Tonbereich umfassen. Der kleine, auf den Lautsprechern stehende Zylinder ist ein Potentiometer, das, im Theater aufgestellt, zur Regelung der Wiedergabelautstärke im Vorführungsraum erforderlich ist.

Vergleicht man diesen in allen Einzelheiten kompletten Tonfilmprojektor - die letzte gemeinsame Arbeit der Triergon-Männer - mit den armseligen Apparaturen zu Beginn der Arbeiten, kann man so recht die Ingenieur-Leistung ermessen, die in den wenigen Jahren unter wirtschaftlich wie technisch schwierigen Verhältnissen von den drei jungen Männern und einem Kreis enthusiasmierter Mitarbeiter auch auf dem Gebiet des Apparatebaues geleistet wurde.
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