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Edy Dengel und seine frühen Filme ab 1918

Sie sind hier auf den Seiten eines ganz frühen Filmpioniers, der bereits 1918 mit 17 Jahren einen ersten 35mm Kinokrimi produziert hatte. Es war in dem kleinen selbständigen Städtchen Biebrich am Rhein - später ein Vorort südlich von Wiesbaden.
Diese Aufarbeitung des deutschlandweit einmaligen Engagements eines 17jährigen ist mit einer Menge originaler Unterlagen aufgearbeitet und hier nach Jahreszahlen aufzufinden.
Am besten beginnen Sie auf der einführenden Seite hier.

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Bei den handgetippten Schreibmaschinen- Seiten gefunden

In dem Dengel-Ordner waren auch eine ganze Reihe Durch- schläge von handgetippten Schreibmaschinenseiten, die anfänglich (zeitlich) fast nicht zuzuordnen waren.

Nach den ersten beiden Seiten (rechts im Bild) mit einer Gesprächs- Aufzeichnung vermutlich eines Interviews mit dem 70-jährigen Jubilar Edy Dengel an seinem 70. Geburtstag folgen jede Menge (vorangekündigte) Film-Titel für Kinovorstellungen. Die einführende Seite (bzw. das Deckblatt) fehlen leider. Der nachfolgende Text ist so weit wie möglich den Original-Dokumenten entnommen und nur grammatikalisch korrigiert. Der Interviewer hat sicherlich auch hier einiges mißverstanden oder fehlinterpretiert.

Jedenfalls kommt deutlich hervor, daß Edy Dengel seine "Monopol-Lichtspiele" in der Weihergasse 13 bereits 1920 abgegeben (verkauft ?) hatte und seine Krimis und Reißer in den (neuen ?) Park-Lichtspielen am Schloßpark inseriert und uraufgeführt hatte.

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1971 - Rückblick zum 70. Geburtstag von Edy Dengel

Edwin Georg Dengel schuf hierzu die Filmfigur des Meister- detektivs FRED REPPS; der hatte tolldreiste Abenteuer zu bestehen, bis er die Bösewichter, die sich in der Villa Germenia (Schloß des Schreckens) festgesetzt hatten, kaltgestellt hatte:

Er jagte sie durch einen unterirdischen Kanal der Bowery Street (die Gibber Bachgesse), verfolgte dann Messer-Jim (Rudolf Mössmer) über die Dächer von New York (die Pestelozzi-Schule), stellte denn Schlitzaugen  Tom (Kerl Schäfer) im Scheunenviertel (Ziegelei Hotter).

Aber auch Pistolen-Jack (Georg Holler) kam nicht weit, zusammen mit anderen Film-Bösewichtern wurde er von den Gehilfen des Meisterdetektivs auf der Hudson-Brücke (Kaiser-Brücke über den Rhein) gestellt und sprang in den Fluß. Des Schloß des Schreckens wurde wieder ein solides Landhaus.

Des Schloß des Schreckens - Uraufführung erst 18.7.1920 ?

Als am 18.7.1920 die Uraufführung des Films im damals größten Kino des selbständigen Biebrich, den PARK-LICHTSPIELEN in der Wiesbadener Straße (heute Straße am Schloßpark) stattfand, standen die Besucher Schlange und ein großes Polizeiaufgebot hielt die Ordnung aufrecht. 2 Wochen stand der Film auf dem Programm, und fast jeder Biebricher sah ihn. Jugendliche hatten keinen Zutritt.

Der große Erfolg ließ die Ateliers in der Weihergesse und der Gaugasse nicht leer werden. Die Fred-Repps- Uraufführung ließ sie zur Serie werden.

Unter seinen besonderen Erfolgen und Kassenfüllern sind zu nennen :

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  • Der Mann mit der Todesmeske mit Hauptdersteller Bernd Klarmann,
  • Mottstreet 66,
  • Das Heus der gelben Spinne,
  • Das Geheimnis des Foxtrott,
  • Diebe,
  • Der Raub im Splendit-Hotel

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Diese Produktionen zeigten, daß Georg Dengel seinen proßen Vorbildern HARRY PIEL, HARRY HILL und JOHN SPURLOCK manches abgeguckt, daß er aber auch selbst neue Akzente gesetzt hette.

Die Attraktion für das damalige Biebrich bestend eber auch darin, daß Georg Dengel als Regisseur seiner Filme in erster Linie stadtbekannte BIEBRICHER BÜRGER mitwirken ließ und die Strassenszenen von den Mitwirkenden unbemerkt aufnehmen ließ.
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Unvergeßliche Biebricher Aufnahmen

Unvergeßlich sind den Biebrichern noch die Aufnahmen vor der heutigen Wiesbadener Volksbank (damals: Biebricher Bank) Ecke E.-Kirchner Straße, ferner die zu einer Demonstration auf den damaligen Riehlschulplatz strömenden Massen und die wartende Menge am damaligen Bahnhof Biebrich-West, als der Nachtexpreß - anstatt zu halten - , mit Elan durchfuhr, weil Fred Repps im Luxusabteil des Kanada-Pazifik-Expreß einen lange gesuchten Verbrecher ausgerechnet im Lokführerstand verhaftete!

Unvergeßlich bleibt auch die dauernd engagierte KOMISCHE ALTE, Frau Hanna Hubert. Sie wußte ihre natürliche Mütterlichkeit in jeder Rolle
zur Geltung zu bringen.

Die Detektiv-Serie wurde jahrelang fortgesetzt. 1924 trat die AXA-WOCHENSCCHAU hinzu. Zwei Reporter - Karl Fröbel und Georgs Biebeler - waren ständig unterwegs, um Aktuelles auf den Film zu bannen.
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Eine bittere Zeit nach 1933

Im Dritten Reich wurde dem Altmeister des "Großwiesbadener" Films jede Mitwirkung im Filmgewerbe verboten, er wurde selbstverständlich auch nicht in die Reichsfilmkammer aufgenommen. So schlug er sich mit branchenfremden Geschäften durchs Leben.

1945 - der Krieg war vorbei

Nach dem II.Weltkrieg aber kehrte er wieder ins Filmgeschäft zurück. Inzwischen hatte sich hier eine TECHNISCHE REVOLUTION vollzogen :

Der musikuntermalte und einst stumme Film war durch den Sprechfilm(Tonfilm) abgelöst worden, der seinerseits seine Vormachtstellung bald an des Fernsehen abgeben mußte.

Georg Dengel erbaute in der (Biebricher) Henkellstreße (einst: Richard-Wagner-Str.) das DENGEL-FILMSTUDIO. Hier werden Werbe-, Industrie- und Kurzfilme hergestellt und Zulieferszenenfilme auf Bestellung gedreht.

Sein Sohn FRED DENGEL (einer von 6 Kindern) trat in die Fußstapfen des Vaters und gründete ein eigenes Studio im ehemaligen Saal des Gasthofes "ZUM GOLDENER ROßß", dem einstigen Dengelschen Monopol-Theater.

So besteht die Biebricher Filmindustrie heute bereits in der 3.Generation.

Edwin Georg Dengel (Künstlername Edy D.) ist trotz seiner 70 Jahre ein rüstiger Mensch. Wer sich mit ihm unterhält, spürt sogleich den Schalk, der ihm immer im Nacken saß. Von seinem Landhaus in der Henkellstraße genießt er gern den Blick auf seine Gibb. In warmen Sommerabenden sitzt er auf seiner Terrasse, im Mund seine Shag-Pfeife, die er in den Filmen stets getragen, und denkt über seine einstigen Glanzzeiten nach.

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