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Über die Blütezeit der Filmstadt Wiesbaden

Unter dem Titel "Rote Rosen und weißer Flieder" wurde 1995 eine begleitende "Retro"-Broschüre aus der Vergangenheit und der kurzen Episode Wiesbadens als Filmstadt erstellt. Eigentlich als Katalog zu einer Ausstellung gedacht, werden doch viele Tatsachen, Einzelheiten und Vorkommnisse der Wiesbadener Studios, der damals in Wiesbaden gedrehten Filmen und von den Wiesbadener Kinos bis Anfang der 1970er aufgezählt. Hier geht es zum Anfang.

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Grußwort von Dr. Christine Hohmann-Dennhardt

Film und Femsehen sind Kinder des zwanzigsten Jahrhunderts. Das Jubiläum "100 Jahre Kino" bietet Anlaß, sie gebührend zu feiern. Eine der Veranstaltungen, mit denen das Kinojubiläum in Hessen begangen wird, ist die Ausstellung "Rote Rosen und weißer Flieder - die Blütezeit der Filmstadt Wiesbaden" im Museum Wiesbaden.

Der umfangreiche "Katalog" (?) zu dieser Ausstellung bietet erstmals eine wissenschaftlich fundierte Darstellung der Geschichte der Filmstadt Wiesbaden. Zahlreiche, bisher unbekannte oder vergessene Informationen und Details lenken den Blick insbesondere auf die Jahre von 1949 bis 1958, als in den Wiesbadener AFIFA-Studios erfolgreiche Kinofilme produziert wurden und sich Filmstars wie Hans Albers, Eva Bartok, Johannes Heesters, Curd Jürgens und aufgehende Sternchen am Filmhimmel wie Götz George, Christine Kaufmann und Romy Schneider hier ein Stelldichein gaben.

Es ist dies auch die Zeit, in der die Hessische Landeshauptstadt sich zum Zentrum filmwirtschaftlicher Interessenvertretungen entwickelte: hier nahm die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft, die SPIO, ihren Sitz und in Folge siedelten sich der Hauptverband Deutscher Filmtheater, der Bundesverband deutscher Film- und AV-Produzenten, der Verband der Filmverleiher, die Verwertungsgesellschaft für Nutzungsrechte und die Friedrich-Murnau-Stiftung an.

Dieser Stiftung ist es zu danken, daß der Verkauf wertvoller Filmstöcke in die USA aus den ehemals reichseigenen Filmproduktionsgesellschaften verhindert werden konnte.

1949 wurde im Schloß Biebrich die Freiwillige Selbstkontrolle der deutschen Film Wirtschaft ins Leben gerufen, 1951 nahm dort die Filmbewertungsstelle ihre Tätigkeit auf.

1965 wurde das Kuratorium Junger deutscher Film installiert. Von 1948-1982 war das Biebricher Schloß Sitz des Deutschen Instituts für Filmkunde, das nach seiner Übersiedlung ins Frankfurter Filmmuseum die Abteilung Filmarchiv mit dem Filmlager und dem Archivkino Caligari als Wiesbadener Stützpunkt beibehält.

Es sollte nicht vergessen werden, daß übergangsweise das ZDF, von 1964 bis in die frühen achtziger Jahre, sein Programm aus den Studios unter den Eichen ausstrahlte.

Heute sind dort nicht nur die Taunus-Film und IFAGE angesiedelt, sondern inzwischen nahezu 20 weitere junge Film- und Fernsehproduktionsgesellschaften.

Der Traum des Dokumentarfilmers Curt Oertel freilich, dort eine Kameraschule in Form einer "Filmhütte" entstehen zu lassen, ist nicht in Erfüllung gegangen: dafür bietet die Fachhochschule Wiesbaden nunmehr die Studiengänge Fernsehtechnik und Medienwirtschaft an.

Filmgeschichte in Hessen: Dies ist nicht nur eine historische Reminiszenz, nicht nur ein Hinweis auf die künstlerische und wirtschaftliche Produktivität unseres Landes, sondern auch Motor für das Engagement der Hessischen Landesregierung, auch in Zukunft, im Dialog mit der Film- und Kinoszene, aktive Filmförderpolitik zu betreiben, wohl wissend, daß sich dieser per se grenzenlose Anspruch zwangsläufig an den jeweils zur Verfügung stehenden, Grenzen setzenden finanziellen Mitteln reiben wird.

Dr. Christine Hohmann-Dennhardt. Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst
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Grußwort von Achim Exner, in 1995 Oberbürgermeister

Filmstadt Wiesbaden - hinter diesem Etikett, auf das die Landeshauptstadt zu Recht stolz ist, verbergen sich nicht nur Tradition und Historie sondern auch eine Vielzahl von aktuellen Aktivitäten, denn in enger Nachbarschaft zum linksrheinischen ZDF weist sich die Taunusstadt durch Besonderheiten aus, die ihr als '"Filmstadt" ein interessantes, eigenständiges Gepräge geben.

Wiesbaden ist Sitz der bundesweit wichtigsten filmwirtschaftlichen Verbände und bedeutender filmpolitischer Gremien. In mehreren Archiven beherbergt die Stadt einen unvergleichlichen Fundus von Werken aus der Geschichte des bewegten Zelluloid-Bildes. Und nach wie vor besteht "Unter den Eichen" ein filmisches Produktions- und Dienstleistungszentrum, das in der Rhein-Main-Region seinesgleichen sucht.

Den Initiatoren und Machern der Ausstellung "Rote Rosen und weißer Flieder - die Blütezeit der Filmstadt Wiesbaden" gebührt das Verdienst, diese Besonderheiten mit ihren historisch gewachsenen gegenseitigen Bezügen in neues Licht zu rücken und damit ein breites Publikum auf einen wichtigen Aspekt der jüngeren Kulturgeschichte unserer Stadt aufmerksam zu machen.

Dazu trägt vor allem auch der fundiert recherchierte "Katalog" bei, der sich zum wahren "Schlag nach" der Geschichte der Filmstadt Wiesbaden mit ihren Traditionen und Höhepunkten, aber auch mit ihren Versäumnissen und Enttäuschungen entwickelt hat. Matthias Knop und Harald Schleicher sei dafür ganz besonderer Dank.

Das Anliegen der beiden Autoren geht aber weiter: sie möchten Anstoß geben zum Nachdenken auch über künftige Perspektiven des Medienstandortes Wiesbaden/Rhein-Main, der seine Bedeutung auf Dauer nur behaupten können wird, wenn die Chancen, die in der Pflege und im Ausbau des spezifischen "Wiesbadener Profils" liegen, erkannt und wahrgenommen werden. Unter kultur-und wirtschaftspolitischen Gesichtspunkten ein sinnvolles und wünschenswertes Anliegen.

Achim Exner, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden
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  • Anmerkung : Auch Herr Exner konnte an dem Niedergang Wiesbadens nichts mehr retten, das ZDF war ja inzwischen wieder aus den Studios ausgezogen.
  • Dafür hat er uns hier ein dickes Ei ins Nest gelegt, nämlich den Wiesbadener Sackbahnhof als ICE Bahnhof zu erzwingen - gegen alle Ratschläge. Diese ICE Abzweigtrasse nach Wiesbaden HBF ist inzwischen so gut wie tot.

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