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Ein Programm-Rückblick bis 1972 - Fernsehen ab 1951

Diese Programm-Seiten stammen aus einer Rückblick-Perspektive der bedeutendsten Programmzeitschrift in Deutschland West aus dem Springer Verlag - unter der Direktive von Chefredakteur Eduard Rhein. - Eduard Rhein beschreibt seinen Werdegang bei der "HörZu" in seinem dicken Buch "Ein Jahrhundert Mann". - Zur Einleitung geht es hier lang.

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»Kellerasseln« machen Tagesschau

Tagesschau-Chef: Martin S. Svoboda (Mitte) und sein Team

Sie nennen sich >Kellerasseln< - die Männer um Martin S. Svoboda - und sind für die >Tagesschau< zuständig. Im Keller der >Neuen Deutschen Wochenschau< in Hamburg schnippeln sie Material zusammen, das Film-Kameramänner fürs Kino gedreht haben.

Noch ist das junge Fernsehen ja keine Konkurrenz für den Film. Und nicht per Düsenflugzeug, sondern mit der U-Bahn werden die Filmnachrichten zum Fernsehstudio befördert. Dann wird der Text formuliert, und Sprecher Cay Dietrich Voss verliest ihn für 20 Mark pro Sendung. Da Voss nicht gleichzeitig auf Monitor und Manuskript blicken kann, tippt ihm ein Kollege auf die Schulter, sobald sein Einsatz kommt. Die Zuschauer kennen sowieso nur seine Stimme, denn der Sprecher in der kleinen Kabine bleibt unsichtbar.

Nur dreimal in der Woche (montags, mittwochs, freitags) wird die >Tagesschau< gesendet. Aber die Filmchen zeigen weit öfter Mode aus Paris als aktuelle Ereignisse. Brandheiße Nachrichten muß der Fernseh-Zuschauer wie bisher vom großen Bruder Hörfunk beziehen.

Im Sommer 1953 wird Thilo Haux als erster Kameramann engagiert. In zwei Jahren - hofft Martin S. Svoboda - werden die eigenen Fernsehteams stehen, die dann über die aktuellen Ereignisse in aller Welt berichten.
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Auch der Kameramann trägt Frack

Für sie gibt's Fernsehen gratis: Schaufenster-Kiebitze

Mit einem Riesenkrach endet das Fußball-Länderspiel gegen Österreich. Aber nicht im Stadion, sondern in Düsseldorf. Dort belagern Sportfans das Fernsehgerät im Schaufenster eines Elektroladens. Bei dem Gedränge geht die große Fensterscheibe zu Bruch.

Noch stärker ist der Andrang auf Schaufenster, Kinos und Kneipen, als am 2. Juni die Krönung Elizabeths IL aus London live übertragen wird. Millionen Westeuropäer lockt es vor den Bildschirm. Alle wollen die Königin in ihrer goldenen Kutsche sehen. Sie bewundern auch den englischen Kameramann. Der Gentleman trägt bei der Arbeit Frack mit Ordensschnalle. Die Kamera bedient er in weißen Handschuhen.
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Starparade der fünfziger Jahre

ReneCarol - Gitta Lind - Bully Buhlan - Margot Hielscher - Willy Schneider - Evelyn Künneke

Jetzt sind sie endlich zu sehen: die Stars, deren Stimmen vom Radio her so vertraut sind, deren Platten daheim die Regale füllen. Und dem armen Fernsehen sind sie sehr willkommen. Wenn Willy Schneider den Wein besingt oder Bully Buhlan vom Kurfürstendamm schwärmt, sind aufwendige Drehbücher und teure Kulissen überflüssig.

»Lustige Witwe« ausgebootet

Stolze Besitzer eines Fernsehgerätes haben Ostern Freunde zu Gast. Lehars >Lustige Witwe< ist angekündigt Aber sie läßt sich nicht blicken. Die Bühnen-Übertragung fällt aus. Fernsehfeindliche Theaterbesucher haben gegen die vielen Scheinwerfer und Kameras protestiert.

So läuft statt dessen ein alter Kinofilm. Im übrigen werden die Feiertage mit Eisläufern, Marionettenspielen, Kulturfilmen und mittelprächtigen Artisten ausgefüllt »Ein Festprogramm der Hilflosigkeit«, kritisiert HÖRZU,
Kino-Ladenhüter gibt es auch beim Spree-Fernsehen. Viermal in der Woche. Während des ersten Halbjahres spielen die Männer im Berliner Studio »Selbstversorger«. Die Fernsehbrücke Hamburg-Berlin fällt wegen technischer Pannen aus. Von Bayern wollen wir lieber schweigen. Die haben 1953 überhaupt noch kein Fernsehen.
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Chronik 1953

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  • • Durch eine Fernsehbrücke von Hamburg nach Köln wird am 4. Januar der Westen an das (Kamburger) Programm angeschlossen. Ende Mai sind auch Frankfurt und Baden-Baden mit an der Fernsehleitung.
  • • Großen Beifall finden die Übertragungen der Karnevalszüge und Büttenreden aus Düsseldorf.
  • • 12 Millionen D-Mark (West) beträgt der Etat des Hamburger Fernsehens für das Geschäftsjahr 1953/54.
  • • In Köln wird eine alte Turnhalle als Fernsehstudio ausgebaut.
  • • Bei der ersten europäischen Gemeinschaftswoche Ende Mai werden die Sender von England, Frankreich, Holland, Belgien und der Bundesrepublik zusammengeschaltet.
  • • Am 21.Juni : Übertragung des Endspiels um die Deutsche Fußballmeisterschaft aus Berlin.
  • • Die erste »Fernseh-Lottofee« ist ein Mann: Sportreporter Hugo Murero.

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