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In der Spende war nur ein Brennpunkt 1971 enthalten.

Es muß da mehrere Ausgaben gegeben haben. So kann ich den Inhalt aus diesem einen Heftchen nicht recht zuordnen. Wenn noch weitere Ausgaben auftauchen, wäre ich für eine Nachricht dankbar.

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Schneider Kreuznach Brennpunkt 3/1971

Zeitschrift für die Freunde des Hauses Jos. Schneider & Co. Optische Werke, Bad Kreuznach

Herausgeber: Jos. Schneider & Co. Optische Werke, Bad Kreuznach Verantwortlich für den Inhalt: H. Schackert, Werbeleiter BDW

In dieser Ausgabe lesen Sie:

  1. Menschen vor der Kamera |Seite 3
  2. Zur Herstellung optischer Systeme für Aufnahme und Wiedergabe |Seite 5
  3. Objektivierung der Sportzeitmessung durch Zielfotografie - Junghans setzt das
  4. Tefe-Xenar 1000 mm von Schneiderein |Seite 7
  5. Exakte Verlängerungsfaktoren für Nah- und Lupenaufnahmen |Seite 10
  6. Filmschnitt - aber richtig |Seite 14

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Menschen vor der Kamera

Vater, Mutter und die Kinder samt Hund sind angetreten, um durch die Anlagen der Stadt zu bummeln. Diesen Spaziergang macht selbstverständlich auch die Kamera mit. Der Weg führt an Baumgruppen vorbei, denen die Aufgabe eine fotografischen Hintergrundes zugesprochen wird, vor den dann die unterschiedlichsten Gruppen aufgestellt und geknipst werden. Das um Erinnerungen zu schaffen, andere mit einem längst fälligen Bild zu erfreuen oder das Familienalbum zu ergänzen.

Das Atelier im Heim: Eine Arbeitskollegin, die um unser Hobby weiß, hat im Schaukasten eines Fotografen eine Porträtaufnahme entdeckt, die ihr besonders gefällt. Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, in gleicher Art von uns fotografiert zu werden. Das entspricht der Idealvorstellung, die sie von sich hat. Wir tun ihr den Gefallen, machen aber zur Bedingung, daß außerdem nach unseren Vorstellungen fotografiert wird. Beide Aufnahmen werden später miteinander verglichen und die junge Dame muß eingestehen, daß das zweite Bild ihrem Aussehen und Typ weit besser entspricht.

Beide Beispiele verdeutlichen, daß die Anfertigung figürlicher Aufnahmen mehr sein sollte als die bloße Ausführung eines Auftrages. Neben aller Technik ist Fotografieren vor allem ein Ausdrucksmittel, bei dem der persönliche Entschluß mitspricht. In der figürlichen Aufnahme sollte auch ein Stück „Seele" des oder der Dargestellten liegen.

So nicht!
Wir wollen uns noch etwas mit dem ersten Beispiel befassen. Derartige Gruppenaufnahmen, die Tag für Tag zu Tausenden gemacht werden, sind im Grunde eine ziemlich lieblos auf den Film gebannte Angelegenheit. Sie ähneln fast alle wie ein Ei dem anderen.
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Wer ehrlich ist, der wird zugeben, daß es dabei um recht unpersönliche Fotos geht, die einen Unbeteiligten kaum interessieren werden. Es sind Übersichtsbilder, auf deren Fläche möglichst viel festgehalten wurde.

Die Menschen unserer Aufnahmen vom Sonntagsspaziergang sind Familienangehörige, die sich gern der Kamera stellen. Hier ist nichts leichter, als möglichst dicht mit der Kamera heranzugehen. Das sollte wahrgenommen werden, gepaart mit etwas Regie, um lebendige Bilder einzufangen.

Von besonderem Reiz ist es aber auch, wildfremde Menschen aufs Korn zu nehmen. Man denke nur einmal an die zahllosen Typen auf einem Wochenmarkt, die aber nur dann wirken, wenn wir sie möglichst groß erfassen. Hierbei darf es keine „Feigheit" geben, die sich in weitem Kameraabstand äußert.

Trotzdem wird man ein langbrennweitiges Objektiv, das die Objekte „heranholt", sehr begrüßen. Das TELE-XENAR mit einer Brennweite von 135 mm erweist sich beim Aufnahmeformat 24x36 mm als äußerst willkommene Hilfe.
So ausgerüstet begeben wir uns bereits auf das Gebiet der Porträtaufnahme, und zwar der lebendigen Darstellung. Hier wird nichts gekünstelt und aufgebaut, unser Augenmerk ist ganz auf den günstigen Augenblick konzentriert.
.Das Porträt sollte nicht nur wie ein Auftrag „auf Bestellung" fotografiert werden, sondern auch dem Leben abgelauscht sein. Solche Bilder entstehen nicht im stillen Heim, sondern unmittelbar dort, wo sich die Menschen aufhalten, wo sie aktiv sind, wo sie ihre Arbeit verrichten. Das lebendige Porträt ist milieugebunden.
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Der aktive Mensch

Der Mensch ist von Natur aus aktiv. Niemals wirkt er unwirklicher, als wenn er irgendwo zum „Abfotografieren" aufgestellt wird und in diesem Augenblick nichts mit sich anzufangen weiß.

Die Haltung, die ein Mensch beim Fotografieren einnehmen soll, läßt sich kaum diktieren. Viele wissen zwar, daß sie eine „Fotografierseite" haben, doch dieses Wissen führt zwangsläufig dazu, daß sich alle von ihnen angefertigten Aufnahmen sehr ähneln. Die bei einer Aufnahme einzunehmende Haltung samt Gesichtsausdruck muß von selber kommen, sie darf nicht erzwungen werden.

Um das zu erreichen, wollen wir, wenn erforderlich, dazu beitragen, daß unser „Opfer" vergißt, daß jetzt fotografiert werden soll. Wenn wir das erreichen, so haben wir es geschafft.

Das aktive Porträt sei unser Ziel. Vielleicht genügt bereits eine Unterhaltung, um das „Opfer" von Zwangsvorstellungen zu befreien. Mit Sicherheit erreichen wir das, wenn eine Aufgabe gestellt wird, auf die sich der oder die Betreffende nun ganz konzentriert. Der Fotograf wird dabei nicht selten gleichzeitig zum Regisseur.

Motivarten
Unter dem Schlagwort „Menschen ganz nah!" haben wir nicht nur reine Porträtaufnahmen zu verstehen. Wandeln wir doch diese Formulierung etwas ab und sagen wir: Menschen - so nah wie möglich. Damit kommen wir zu einer ganzen Reihe von Motivarten, die lebendige Aufnahmen ergeben und deshalb genau das sind, was von jedem Fotofreund erstrebt wird.

Wir zählen auf:
Das Staffagebild:
Wenn wir eine Landschaft, ein Gebäude, eine Straße, eine Brücke und anderes mehr fotografieren, so wirkt ein solches Motiv häufig tot, wenn es unbelebt ist. Es gehören deshalb Menschen (oder auch Tiere) in eine solche Aufnahme. Sie werden uns oft vom Zufall geschenkt oder können auch aufgestellt werden (ohne „gestellt" zu wirken!). Die Staffage ist belebendes Beiwerk, ohne das Bild zu beherrschen.

Der Schnappschuß: Das Hauptaugenmerk wendet sich dem oder den Menschen zu, ohne daß auf eine Umgebung verzichtet werden kann. Mensch und Umwelt gehören zusammen, weil solche Aufnahmen Situationen zeigen, die sich in einem bestimmten Milieu abspielen und ohne Umwelt unerklärlich
wären.

Großaufnahme als Schnappschuß: Der „Schnappschuß im Superlativ" konzentriert sich vor allem auf den Gesichtsausdruck eines Menschen, die Umgebung tritt zurück und ist auf das Notwendigste beschränkt. Mit solchen Aufnahmen sind wir beim Detail angelangt. Oft wird man nachträglich auf dem Wege der Ausschnittvergrößerung die erforderliche Konzentration auf das allein Wichtige endgültig vornehmen.

Die gestellte Großaufnahme: Was sich beim Schnappschuß aus einer natürlichen Situation heraus ergibt, wird bei der gestellten Großaufnahme arrangiert. Richtige Regieführung ist entscheidend. So tun als ob - das genügt nicht.

Das Porträt: Es stellt den Endpunkt unserer Reihe dar, ist eine Art Höhepunkt. Das Porträt soll Studie sein, etwas Typisches zeigen und dabei nicht an Lebendigkeit und Aussage einbüßen. Zur sich auf den Bildinhalt beziehenden Regie kommt noch eine Regie der Lichtführung, und zwar ebenso bei Farbaufnahmen wie bei Schwarzweiß-Studien.

Dr. Gerhard Isert, DGPH
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Zur Herstellung optischer Systeme
für Aufnahme und Wiedergabe (2 Teil)

Bilder in Tageszeitungen sind aus Bildpunkten von etwa 0,4 mm Durchmesser aufgebaut. Ein normales Auge kann diese grobe Rasterstruktur erkennen. Solche Bilder wirken deshalb auch nicht scharf, was aber bei der Qualität des Zeitungspapieres im allgemeinen nicht auffällt.

Die Bildpunkte auf den Schirmen der Fernseh-Empfangsgeräte (von 1971 !) sind von ähnlicher Größe. Da man aber den Bildschirm aus größerem Abstand betrachtet, reicht das Fernsehbild hinsichtlich seines Auflösungsvermögens aus.

Bei Bildern auf Kunstdruckpapier arbeitet man mit Bildpunkten von etwa 0,2mm Durchmesser. Sie wirken ebenfalls scharf. Wenn wir für die visuelle Beobachtung Bildpunkte von höchstens 0,15mm Durchmesser fordern, so ist damit eine gewisse Reserve vorhanden, die nochmals gesteigert wird, wenn man berücksichtigt, daß die konventionelle Sehweite von 250mm heute als zu klein empfunden wird, und man zur Zeit für größere Sehweiten, zum Beispiel 300 bis 400mm, plädiert.

Bei dem Entwurf eines optischen Systems für die Fotografie kann man von ähnlichen Überlegungen ausgehen.

Angenommen es handelt sich um ein Bild der Größe 13cm x 18cm im Abstand der deutlichen Sehweite. Nach den vorausgegangenen Überlegungen wird dieses Bild als scharf empfunden, wenn es aus Bildpunkten von höchstens 0,15mm Durchmesser aufgebaut ist. Für das Format 13cm x 18cm sind das mindestens 1 Million gleichgroße Bildpunkte. Betrachtet man ein solches Bild direkt, so wird man keine Unscharfe feststellen können. Das gleiche gilt für die Projektion, die man dann allerdings im entsprechend vergrößerten Abstand betrachten muß, wie das auch allgemein üblich ist.

Hat man es aber mit kleineren Formaten zu tun, so muß man erwarten, daß auch diese aus der gleichen Anzahl von Bildpunkten aufgebaut sind, die beim Vergrößern erhalten bleiben. Will man zum Beispiel ein Negativ des Kleinbild-Formates im Abstand der deutlichen Sehweite als Bild der Größe 13cm x 18cm betrachten, so muß dieses Negativ zunächst etwa fünffach vergrößert werden. Diese Vergrößerung wird aber nur dann als scharf empfunden, wenn das zu vergrößernde Negativ mindestens 1 Million Bildpunkte enthielt und bei der Vergrößerung keine Bildpunkte verloren gegangen sind.

In Anbetracht der kleineren Fläche des Negativs bedeutet das, daß beim Kleinbild-Format der Durchmesser der einzelnen Bildpunkte höchstens 0,03mm betragen darf.

Tab. II zeigt für einige Formate die aus diesen Überlegungen resultierenden Durchmesser der einzelnen Bildpunkte - immer unter der Annahme, daß das betreffende Format jeweils eine Million solcher Bildpunkte enthält. Man sieht, daß der Durchmesser der einzelnen Bildpunkte beim Super8 Format nur noch 0,005mm beträgt.

Tab. II. Durchmesser des einzelnen Bildpunktes für 1 Million Bildpunkte bei verschiedenen Formaten

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Wie das Auflösungsvermögen des Auges letzten Endes durch die Beugung begrenzt wird, so bestimmt auch die Beugung die Grenze des Auflösungsvermögens fotografischer Objektive. Nach dem Rayleigh-Kriterium berechnet sich die Grenze des Auflösungsvermögens "AVGr" auf der Achse eines aberrationslosen optischen Systems nach der Beziehung

Formel
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wobei lamda die Wellenlänge und f/2r die Blendenzahl bedeutet. Tab. III zeigt Zahlenwerte für diesen Zusammenhang für eine Wellenlänge von 546nm. Man sieht, daß nach dem Rayleigh-Kriterium ein aberrationsloses optisches System bereits bei Blende 8 ein Beugungsscheibchen aufweist, das größer ist als der für das Super8- Format zulässige Höchstdurchmesser eines Bildpunktes, wenn man eine Million Bildpunkte für das Originalformat verlangt.

Tab. III. Grenzauflösungsvermögen nach dem Rayleigh-Kriterium für lamda = 546nm bei verschiedenen Blendenstufen

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Beim alten 8mm-Format hätten die Bildpunkte sogar nur 0,004 mm Durchmesser haben dürfen. Im infraroten Spektralbereich erreicht man diesen Grenzwert sogar schon bei Blende 4.

Für die Formate von 9cm x 12cm und größer werden also Bildpunkte von 0,10mm und mehr erwartet. Das sind 10L/mm (Linien pro Millimeter, Werte, die keine besonderen Ansprüche an die Emulsionen stellen. 10L/mm findet man sogar bei Papieren für die Elektrofotografie.

Anders sieht es aus bei den Empfängern des Super8- Formates. Hier sollen die Durchmesser der Bildpunkte einen Wert von 0,005mm nicht überschreiten. Dazu braucht man Emulsionen mit einem Auflösungsvermögen von 200L/mm.

Beim Super8-Format stoßen sowohl der Objektivhersteller als auch der Emulsionär an die gleichen Grenzen. Und wenn in dieser Situation optimale Ergebnisse erzielt werden sollen, dann müssen auch die Kamera- und Projektorhersteller äußersten Anforderungen an die mechanische Präzision nachkommen.

Allen drei Partnern, also dem Emulsionär, dem Gerätebauer und dem Objektivhersteller kommt beim Super8-Film allerdings ein erleichternder Umstand entgegen. Bei der Forderung nach einer Million Bildpunkte für das Einzelbild wurde vom Stehbild ausgegangen. Das Laufbild erfordert keine so hohe Anzahl von Bildpunkten. Bei der Ermittlung der Schärfentiefenbereiche läßt man Zerstreuungskreisdurchmesser zu, die um ein Mehrfaches größer sind.
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2.2. Das Datenblatt eines optischen Systems

Ist die Entwicklung eines optischen Systems abgeschlossen, so werden die Ergebnisse in einem Datenblatt zusammengestellt. Ein solches Datenblatt soll neben einem Linsenschnitt Angaben enthalten, wie sie Tab. IV zeigt.

Tab. IV. Inhalt eines Datenblattes für ein optisches System
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  • Krümmungsradien einschließlich Passe (Anzahl der Ringe und Form)
  • Linsendicken einschließlich Toleranzen
  • Linsendurchmesser einschließlich Toleranzen
  • Zentriergenauigkeit einschließlich Kipptoleranzen, Versatz
  • Luftabstände einschließlich Toleranzen
  • Scheitelhöhe
  • Glaswerte (Brechwert,
  • Glasstufen, Farbzerstreuung) Brennweite Schnittweite Hauptpunktabstand Reintransmission Helligkeitsverteilung im Bildfeld

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Dabei werden neben den Angaben über die Kenngrößen selbst auch Angaben über die erlaubten Toleranzen gemacht. Dabei sind die Kenngrößen und insbesondere ihre Toleranzen ein Maß für die angestrebte Qualität. Für die nachfolgenden Bearbeitungsstellen (wie das Konstruktionsbüro für die mechanische Fassung und die Fertigungsvorbereitung) sind sowohl die Werte für die Kenngrößen als auch die Toleranzangaben im wesentlichen verbindlich.

Bei den Toleranzen für die Linsendicken und die Luftabstände können Änderungen vorgenommen werden, wenn es zum Beispiel Vorteile verspricht, aus der symmetrischen Verteilung der Toleranz eine unsymmetrische zu machen (Bild 2). Dabei dürfen aber die absoluten Werte der Toleranzbereiche nicht überschritten werden.
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Bild 2. Verteilung von Toleranzen
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H. Klarmann - Fortsetzung folg
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Objektivierung der Sportzeit-Messung durch Zielfotografie

Sport ist schon lange nicht mehr die herrlichste Nebensache der Welt. Sieg und Niederlage bei internationalen Wettkämpfer! sind zum ausgesprochenen Politikum geworden, auch wenn sich alle Beteiligten noch "redlich" genieren, das offen zuzugeben.

  • Anmerkung : Seit den 1970er Jahren und vermutlich auch schon füher geht es fast nur noch ums Geld, um gewaltige Summen. Das gilt vor allem für die Veranstalter wie das Olympische Kommitee, die einzelnen Fußball Ligen, die großen Sportorganisationen und ganz zuletzt die beteiligetn "Sportler". Da erhält (ich vermeide das Wort "verdient") in den Jahren um 2018 ein Fußballer 10 bis 15 Millionen Dollar oder Euro -- pro Jahr --. Und da wird dann in kleinen Buchstaben in Frankreich publiziert, daß alleine die französische Fußball-Liga die Fernseh Vermarktungsrechte für die Saison 2021 für 550 Millonen Euro (550.000.000) verkaufen wollte. Doch der Käufer ging schon vorher pleite und wegen Corana haben alle anderen Interessenten (die unterlegenen Bieter) diesmal lächelnd abgelehnt. Im Feb.2021 ist dort die Sche..... am dampfen.


Die olympischen Medaillenausbeuten der Länder werden wie Bilanzen miteinander verglichen. Eine weitgehende Objektivierung der Ergebnisermittlung ist deshalb von übergeordneter Bedeutung. Seit es technische Mittel zu Eliminierung subjektiver Beurteilungsfehler im Sport gibt, weiß man erst, wie häufig solche Fehler bisher waren. Sie zu vermeiden, ist also nicht nur der Wunschtraum des Sportlers, sondern ein ganz vitales Interesse des Veranstalters.

Hilfsmittel zur Zieleinlaufobjektivierung bei den verschiedensten Sportarten sind im wesentlichen Lichtschranken und optische Aufzeichnungen; beim Schwimmen kommt die sogenannte Anschlagmatte als Zeitsignalgeber zum Einsatz.
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Bild Seite 7 - Das Prinzip der kontinuierlichen Zielfotografie.


Hinter einem schmalen Schlitz, der nur die Ziellinie freigibt, gleitet ein Film vorbei und wird kontinuierlich belichtet. Seine Geschwindigkeit muß mit der mittleren Geschwindigkeit der vom Objektiv projizierten Läufer übereinstimmen. Die Skizze zeigt die Filmbewegung absichtlich verkehrt, damit die Körperhaltung der Läufer besser verfolgt werden kann. Z stellt die Quarzuhr dar, die den Zeitmaßstab einblendet.
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Die optische Zieleinlaufregistrierung ist der eigentliche Gegenstand dieser Betrachtung. Sie findet dort Anwendung, wo am Ziel mehrere Konkurrenten etwa gleichzeitig eintreffen können, also beim Rudern, bei Pferderennen, bei leichtathletischen Laufwettbewerben und einigen anderen Sportarten.
Bei der Leichtathletük ist das Zielbild sogar die einzige Objektivierungsmöglichkeit, die den Regeln absolut gerecht wird.

Die entscheidende Regel besagt nämlich, daß im Ziel ist, wer mit einem beliebigen Teil des Körpers, nicht aber der Gliedmaßen oder des Kopfes, die Zielebene berührt.

Da sich die Läufer bisweilen unter ganz individuellen Verrenkungen ins Ziel werfen, ist kein noch so ausgeklügeltes Netz von Lichtschranken in der Lage, dem Gesetzestext zu willfahren, kann es doch nicht zwischen Kopf, Hand oder Körper unterscheiden.

Daß man jedoch auch mit Lichtschranken arbeitet, liegt daran, daß solche Fehler - insbesondere bei Mittel- und Langstreckenläufen - keine praktische Bedeutung haben. Da man in der Leichtathletik aus kostentechnischen Erwägungen nur mit einer Lichtschranke für das gesamte Läuferfeld arbeitet, kann die Lichtschranke nicht zugleich auch identifizieren. Daher also die besondere Bedeutung der Bildaufzeichnung.

Die nach dem Stand der Technik modernste optische Registrierung des Zielgeschehens ist die kontinuierliche fotografische Aufzeichnung. Während die filmische oder elektronische Aufzeichnung das Geschehen in einzelne Momentaufnahmen zerhackt - wobei die frequenzbedingten Zwischenphasen verlorengehen - ist das zeitliche Auflösungsvermögen der nunmehr gebräuchlichen Zielfotografie nur noch durch die optische Bildqualität begrenzt.

Das bedarf einer näheren Erläuterung dieses Aufnahmeverfahrens:

Das Objektiv der Kamera ist für die gesamte Dauer des zu registrierenden Geschehens geöffnet. Der öffnungswinkel ist optisch auf die Zielebene begrenzt; abgebildet wird nur, was sich durch diese Ebene, also über die Ziellinie bewegt. In der Abbildungsebene bewegt sich nun das Filmmaterial mit ähnlicher Geschwindigkeit am Objektiv vorbei, oder anders ausgedrückt:

Der Film läuft ebenfalls über die Ziellinie, in der zugleich auch noch - innerhalb des Kameragehäuses - der Zeitmaßstab eingeblendet wird, so daß dem Bild nicht nur die Reihenfolge zu entnehmen ist, sondern auch die Zeit.

Das solcherart aufgenommene Bild ist schließlich nichts anderes als die „räumliche" Wiedergabe (natürlich 2-dimensional dargestellt) eines zeitlichen Geschehens, also ein Diagramm über einer Zeitachse. Der Zielstrich ist auf dem Bild dort, wo Sie eine Senkrechte zur Zeitachse ziehen, demnach überall. Tun Sie's zum Beispiel von der vorderen Körperkante eines abgebildeten Läufers aus, dann können Sie unten in der Skala ablesen, wann er durchs Ziel gegangen ist.

Junghans hat eine Spezialkamera unter Verwendung von Linhofteilen derart konstruiert, daß ihr bereits 10 Sekunden nach dem Zieldurchlauf ein Positiv-Bild zu entnehmen ist, von dem das Resultat - also Plazierung und Zeit - ohne besondere Hilfsmittel eindeutig abgelesen werden kann.

Für länger dauernde Zieleinläufe (Rudern, Mittel- und Langstreckenläufe) wird allerdings auch Negativ-Meterware eingesetzt. Hierbei ist ein Kleinbildkameragehäuse mit einer Schnellentwicklungseinrichtung zu einer Zielkamera kombiniert. Das Bildmaterial ist in diesem Falle erst nach 50 Sekunden auswertbar.
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Ein Zielbild mit eingeblendetem Zeitmaßstab.

Die Läufer in diesem Rennen legen in 1/10 Sek. einen Meter zurück. Den vierten trennen vom achten noch nicht einmal 3/100 Sek. Es ist ein Rätsel, wie man zu Zeiten, als es eine solche Zielfotografie noch nicht gab, derartige Rennen gewertet hat.

Es muß ausdrücklich betont werden, daß sich Momentaufnahmen zur Objektivierung nicht verwenden lassen, da sie einerseits keine Zeitmessung erlauben und andererseits nur für die gerade die Ziellinie überquerenden Läufer die Situation korrekt wiedergeben, während sich die Plazierung der übrigen Läufer bis zur Erreichung der Ziellinie noch verändern kann. Im Gegensatz zur Momentaufnahme, die in jeder horizontalen Linie verschiedene Raumpunkte zum gleichen Zeitpunkt wiedergibt, zeigt ein derartiges Zielfoto auf der gleichen Linie denselben Raumpunkt (innerhalb der Ziellinie) zu verschiedenen Zeitpunkten.

Die integrierten Uhren blenden den Zeitmaßstab ein

Kritische Phasen werden allerdings parallel dazu mit der zuerst beschriebenen Pola-Chron Kamera aufgenommen, so daß auch bei solchen Wettkämpfen, sollte es überhaupt erforderlich sein, die Auswertung verzögerungslos beginnen kann.

An dieser Stelle dürfte noch interessieren, daß die in diesen Kameras integrierten Uhren, die über Leuchtziffem den Zeitmaßstab einblenden, Quarzuhren sind, also Uhren mit einem Quarzoszillator als Zeitbasis. Wenn diese Uhren ganz falsch gehen, dann um höchstens eine Zehntelsekunde innerhalb von 24 Stunden. Das ist eine kaum vorstellbare Präzision. Wollte man mit gleicher Genauigkeit z. B. eine Schrittlänge ausmessen, müßte man das auf weniger als ein Tausendstelmillimeter tun.

Die Quarzuhr, die jetzt erst langsam auch dem Normalverbraucher angedient wird (wir sind hier noch in 1971) , ist in den Sportzeitmeßgeräten von Junghans schon seit über zehn Jahren im Einsatz.

Wer schon einmal bei einer Leichtathletik-Veranstaltung war, erinnert sich bestimmt an die Zielrichtertreppe, die im Innenraum einem guten Teil der Zuschauer den Blick auf das Ziel verwehrt. Bei den olympischen Spielen in München (da war 1972) wird das Publikum von allen Plätzen ungetrübte Sicht auf das Ziel haben, es wird dort weder Zieltreppe noch Zeitmeßturm geben.

Zum ersten Male in der Geschichte der olympischen Spiele wird auf die Zeitmessung von Hand grundsätzlich verzichtet. Die Zeitmessung wird ihren Platz hoch oben auf der Tribüne hinter dem Publikum haben, 90m von der Ziellinie entfernt.

Dieser Umstand ist natürlich nicht dazu angetan, die effektive Bildqualität zu erhöhen, aber das Tele-Xenar 1.000mm von Schneider wird mithelfen, auch aus dieser Entfernung einwandfreie Zielbilder zu ermöglichen, Zielbilder, die noch ein Auflösungsvermögen von einer Tausendstelseikunde bieten. Das entspricht einem Abstand von etwa 12mm bei einem 100m-Lauf.

Die Qualität des Objektivs alleine hilft jedoch wenig, wenn die statische Fixierung der Kamera nicht gewährleistet ist, wenn die Bilder also „verwackeln". Was nützt nämlich das schwerste Stativ, wenn es letztlich auf schwankendem Boden steht.

Die Tribüne des neuen Olympiastadions ist eine hochmoderne Betonkonstruktion: Elegant, leicht und elastisch. Daß solche Konstruktionen Bewegungen ausführen, stört eigentlich niemanden, weil es sich um relativ geringe Schwingungswege handelt. Daß die Tribünenbewegung aber für die optische Zieleinlauferfassung zu groß sein würde, wenn ungünstige Windverhältnisse herrschen und obendrein auch noch zehntausend Zuschauer vor Begeisterung von ihren Sitzen springen, das zu befürchten, gab eine erste Nachrechnung Anlaß.

Um nahezu 7cm würde die optische Achse im Ziel ausgelenkt. Das war aus vielerlei Gründen nicht mehr tolerierbar. Ein Versuch war notwendig, diese theoretischen Berechnungswerte zu überprüfen. Mit Hunderttonnenkraft wurde die Tribüne verwunden. Und was alle hofften, bewahrheitete sich. Die Tribüne gab weniger nach, als es der Computer anhand theoretischer Materialwerte errechnete. Immerhin bleibt eine Zielstrahlabweichung von ca. 10mm übrig, mit der in der Praxis zu rechnen ist. Da es sich dabei jedoch um eine sehr langsame Bewegung handelt - die halbe Schwingungsdauer beträgt etwa 10 Minuten -, konnte dieses Problem aufatmend zu den Akten gelegt werden, es besteht nur auf dem Papier.

So kann also das Tele-Xenar 1000 mm unbehelligt von allen widerborstigen Randbedingungen beweisen, was es zu leisten in der Lage ist. Ein erster Versuch im Berliner Olympiastadion, von dem auch das hier gezeigte Zielbild stammt, ist sehr zufriedenstellend ausgefallen.

Das Tele-Xenar 1000 mm wird also dabei sein, wenn die Sportzeitmeßtechnik von Junghans in München neue Maßstäbe auf diesem Gebiet setzt.

Martin Lauer
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Filmschnitt - aber richtig

Die Wiedergabe von zeitlichen Vorgängen, von „Handlungen" also, unterscheidet den Film vom Foto. Wer seine Schmalfilmkamera nur dazu verwendet, „lebende Dias" aufzunehmen und vorzuführen, ist Fotograf geblieben. Er zeigt dann Einzelaufnahmen, bestenfalls noch eine Dia-Serie.

Wirklich filmische Gestaltung haben sich längst viele Filmfreunde zum Ziel gemacht. Man stellt sich eine Aufgabe, ein bestimmtes Thema. Es wird entweder „aus dem Kopf" abgedreht oder nach einem schriftlich fixierten Drehplan realisiert. Dazu fügt man schließlich noch Titel, die sich besonders gut mit einer mit Zoom-Objektiv ausgestatteten Filmkamera aufnehmen lassen.

Hierbei (und für andere Nahaufnahmen gleichfalls) leistet das SCHNEIDER VARIOGON samt Nahlinse hervorragende Dienste, weil sich damit beispielsweise kleinste Landkartenausschnitte als Titel in großer Wiedergabe abdrehen lassen. Genaue Hinweise darüber findet man z. B. in dem Büchlein „Super8-Tips" vom gleichen Verfasser, 1. Auflage 1970.

Ist der Film aber damit schon endgültig fertig? Wurde jetzt wirklich ein Maximum an filmischer Gestaltung erzielt? Wer diese Fragen bejahen wollte, muß fürwahr ein beneidenswerter Filmkünstler sein.

Die Endgestaltung eines Films bemüht sich um die Erzielung eines in sich abgerundeten Ganzen. Dazu verhilft der Filmschnitt. Er verlangt nicht nur Sorgfalt, sondern auch Einfühlungsvermögen. Es zeigt sich, daß bei Amateurfilmen immer wieder bestimmte Vernachlässigungen und Fehler auftreten - gleichgültig wer hinter der Kamera stand. Eine Besprechung der wesentlichen Fehler dürfte deshalb von allgemeinem Interesse sein.

Richtige Einstellungsfolge

Auf eine Totale sollte nicht unmittelbar eine Groß- oder Ganzgroß- Einstellung folgen. Beide Einstellungsarten zeichnen sich ja durch so erhebliche Unterschiede aus, daß der Zuschauer keine Verbindung erkennt. Es ist deshalb erforderlich, Einstellungsübergänge zu bringen. Man gelangt also gewissermaßen schrittweise vom einen Extrem zum anderen. Zuweilen kommen Ausnahmen vor. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn der Einstellungssprung aus dramaturgischen Gründen eine Art Schockwirkung auslösen soll.
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Keine Szenenwiederholungen

Zeigt man beispielsweise in einer Halbtotale den gleichen Vorgang wie in der sich anschließenden Großaufnahme, so liegt eine inhaltliche Wiederholung vor. Mit jeder neuen Bildeinstellung soll jedoch ein Fortschritt im Handlungsablauf verbunden sein. Wird ein kontinuierlicher Handlungsablauf in mehreren Bildeinstellungen gebracht, so beginnt die nächste Szene an der Stelle, wo die vorhergehende beendet wurde. Überlappungen sind fehl am Platze.
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Einheitliche Bewegungsrichtungen

Wenn Darsteller oder Fahrzeuge eine bestimmte Bewegungsrichtung haben, so muß die gleiche Richtung in allen aufeinander folgenden Einstellungen beibehalten werden. Es leidet die Klarheit eines Films, wenn etwa ein verfolgter Dieb bald von links nach rechts, bald aber von rechts nach links über den Bildschirm läuft. Das muß Verwirrung nach sich ziehen.

Auch wenn Kameraschwenks aufeinander folgen, müssen Richtung und außerdem das Schwenktempo übereinstimmen. Wir empfinden eine Bewegung von links nach rechts als sympathisch im Gegensatz zu einer Bewegung von rechts nach links. Das läßt sich zuweilen dramaturgisch auswerten.
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Kamerastandpunkt wechseln

Jede Kameraeinstellung muß in der Aufeinanderfolge der Bilder einen deutlichen Wechsel des Aufnahmestandpunktes zeigen. Es genügt nicht, wenn man etwa nur die Brennweite des SCHNEIDER VARIOGON ändert, aber vom gleichen Platz aus filmt, oder den Kamerastandpunkt von einer Aufnahme zur anderen nur sehr wenig verlegt. Es entsteht dann ein außerordentlich störender Bildsprung.

Von einem Bildsprung spricht man auch, wenn man z. B. einen Darsteller filmt, der einen weiten Weg zurückzulegen hat. Damit die Szene nicht zu lang wird, unterbricht man die Aufnahme und dreht erst weiter, sobald sich der Darsteller näher zur Kamera befindet. Bei Projektion vollbringt der Darsteller eine gewaltige sportliche Leistung, er springt über viele Meter. Um die bei solchen Aufnahmen entstehenden Längen zu vermeiden, muß anders vorgegangen werden. Es wird eine andere Aufnahme eingefügt, die selbstverständlich zum Gesamtgeschehen in Zusammenhang steht.
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Aufnahmezeit und wirkliche Zeit

Kein Film kann (abgesehen von Aufnahmen mit dokumentarischem Wert) die wirkliche Zeitdauer einer Handlung zeigen, er würde stocklangweilig werden. Die meisten Amateurfilme haben jedoch zu viele Längen. Es soll ja mit jeder Bildeinstellung eine neue Aussage verbunden und die Handlung vorangetrieben werden.

Beispiele: Wenn Familie Lehmann verreist, so muß nicht zu sehen sein, wie alle Familienmitglieder ins Auto oder in den Eisenbahnwagen steigen. Es genügt, wenn man das kurz, die markanten Augenblicke erfassend, bei einem Familienmitglied zeigt. - Wenn sich ein Darsteller die Hände wäscht, so muß man nicht die ganze Zeremonie aufnehmen. Es reichen drei Sekunden Hände mit Seife im Wasser und zwei Sekunden Abtrocknen der Hände. - Zeigt man einen Handwerker bei seiner Arbeit, so sind Ausschnitte völlig ausreichend. Keinesfalls filmt man das komplette Entstehen eines Gegenstandes. - Verläßt ein Darsteller die Szene, so muß nicht gewartet werden, bis er völlig aus dem Bildfeld verschwunden ist. Es reicht aus, wenn der Film an der Stelle geschnitten wird, wo man auf dem letzten Bildchen noch ein Stückchen von ihm sieht.
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Schnittfolge

Der endgültige Filmschnitt läßt sich meist nicht auf einmal erreichen. Deshalb führt man zunächst einen Grob-, später dann einen Feinschnitt durch. Es ist für jeden Filmer schwierig, die eigenen „Kunstwerke" hinreichend kritisch zu betrachten. Aus diesem Grunde bewährt es sich, wenn man den Film einmal einem Nichtfilmer zeigt. Seine spontanen Reaktionen und Urteile sind oft richtiger und wichtiger als die von „filmisch Vorbelasteten".

Dr. Gerhard Isert, DGPH (das steht für Deutschen Gesellschaft für Photographie)
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