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1959-1 EINFÜHRUNGSLEHRGANG DER FIRMA SIEMENS & HALSKE FÜR DAS AMPEX- BILDAUFZEICHNUNGSVERFAHREN

Vom 13. bis 17. Oktober 1958 fand bei der Firma Siemens & Halske in Karlsruhe ein Einführungslehrgang für die Ampex-Bildaufzeichnung statt, zu dem Ingenieure der Rundfunkanstalten und des IRT sowie einer Filmkopieranstalt eingeladen waren.

Für die Vorführung und die Diskussionen stand eine komplette Ampex- Aufnahme- und Wiedergabeapparatur, eine Industrie-Kameraanlage sowie die erforderlichen Meßgeräte zur Verfügung. Vor den praktischen Übungen an der Maschine gaben Herren der Firma Siemens einführende Erläuterungen. Es wurde das besondere Problem angesprochen, welches sich durch den großen Frequenzumfang ergibt und die hohe Kopfgeschwindigkeit bedingt. Nach schon etwa 100 Betriebsstunden muß der Kopftrommelsatz wegen der Abnutzung der Magnetköpfe ausgewechselt und zur Reparatur nach den USA geschickt werden.

Der Antrieb der Maschine und insbesondere die elektronischen Regeleinrichtungen wurden durch die Firma Siemens von der ursprünglichen amerikanischen 60 Hz-Norm auf die 50 Hz-Norm umgestellt. Das betrifft die Verkopplung des Kopftrommelmotors mit dem Netz oder einem Impulsgeber, die Aufzeichnung einer zur Kopftrommelgeschwindigkeit synchronen Steuerspur, und die Verkopplung des Bandzugmotors mit dem Kopftrommelantrieb. Bei der Wiedergabe werden einem Phasenvergleichsgerät eine von der Steuerspur erzeugte Wechselspannung und eine zweite von der Kopfscheibenumdrehung abgeleitete Wechselspannung zugeführt. Die bei einer Phasendifferenz auftretende Gleichspannung steuert über eine Reaktanzröhre einen Wienschen Brückenoszillator, durch dessen Frequenz die Drehzahl des Bandzugmotors bestimmt wird. Nach den Ausführungen über die angewandte Regeltechnik folgten Vorträge und Diskussionen über das Modulationsverfahren und weitere videotechnische Einrichtungen der Anlage.

Das Videosignal wird mit Hilfe eines frequenzmodulierten Trägers aufgezeichnet, der im unmodulierten Zustand etwa 4,75 MHz beträgt. Als Trägerbezugswert dient die an 0 Volt blockierte rückwärtige Schulter des Austastsignals. Die Abweichung des Trägers (Hub) bei Durchmodulation von Synchronwert bis Weißspitze beträgt etwa 1,8 MHz. Die bei dem angewendeten Semi- Seitenbandverfahren auftretende Seitenbandunterdrückung wird durch Entzerrerkreise ausgeglichen. In dem Wiedergabehauptverstärker (Video-Breitbandverstärker) werden Austastlücken und Synchronimpulse regeneriert. Während bei der Aufnahme alle vier Köpfe parallel geschaltet sind, wird bei der Wiedergabe durch einen elektronischen Schalter erreicht, daß nur der vor dem Band sich befindende Kopf mit dem Wiedergabeverstärker verbunden ist.

Die Tonaufzeichnung geschieht nach dem bekannten HF-Vormagnetisierungs-Verfahren. Man kann auf einem bespielten Band die Tonspur für sich allein löschen, ohne die Bildspur zu beeinträchtigen. Dadurch ist man in der Lage, vorhandene Aufzeichnungen mit einem neuen, z. B. anderssprachigem Text zu versehen. Die Löschung des Bildinhaltes geschieht nicht auf der Maschine sondern mit Hilfe einer getrennten Löschdrossel, wobei die gesamte Bandspule gelöscht wird. Einzelne Stellen bzw. Szenen können nicht wie etwa bei der Tonaufzeichnungstechnik für sich gelöscht werden.

Bei der praktischen Erprobung der Maschine zeigte sich, daß die Anlage sehr stabil und einwandfrei arbeitet, wenn sie sorgfältig einjustiert ist. Auftretende Fehler sind durch eine große Anzahl von Meßpunkten schnell einzugrenzen. Es wurden Versuchsaufnahmen von sehr befriedigender Qualität gemacht, die nach Meinung aller Beteiligten die bisher übliche Filmaufzeichnung besonders hinsichtlich Schärfe, Klarheit und Bildstand übertreffen.

Ungeklärt blieb die Frage nach Einblendung einer Magnetaufzeichnung in eine Livesendung und der damit zusammenhängenden Synchronisierung des Studios durch die Ampex-Anlage. Da dieses jedoch eine reine Betriebsfrage im Zusammenspiel mit einem Studio ist, dürfte eine Beantwortung erst nach Betriebseinsatz möglich sein.
Werner Menze/Horst Hansen im Frühjahr 1959

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