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"Die Entwicklung der Fernseh-Studiotechnik in der DDR"

von Direktor Werner Hoffmann (RFZ) (vermutlich etwa 1963/64)
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Anmerkung von Gert Redlich im August 2021 :

Werner Hoffmann erzählt Lobeshymnen auf die DDR, weil er es muß. Blenden Sie die propagandistischen ostzonalen Partei-Sprüche aus dem SED Vokabular einfach mal aus und so kommen Sie zu den eigentlichen Tatsachen, wie es wirklich war. Uns als Wessis sind die verschiedenen Abkürzungen nicht geläufig. Ich werde die Bedeutungen nachtragen, sobald ein Ost-Experte dabei hilft.

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Der Startschuß für den Fernsehrundfunk

Eine Sammlung von Fotokopien

Als im Oktober 1949 die "Deutsche Demokratische Republik" gegründet wurde, wurde sogleich auch von der Regierung der Startschuß für den Fernsehrundfunk gegeben. Die große Überzeugungskraft des Fernsehens sollte in Bild und Wort den Bürgern unseres Staates und über die Grenzen des Landes hinweg unseren Nachbarn das friedliche Streben unserer jungen Republik veranschaulichen und durch Vermittlung von guten Beispielen und erreichten Erfolgen alle Kräfte für den Aufbau mobilisieren.

Durch künstlerische Darbietungen aus unserem nationalen Kulturerbe, durch Aufführungen neuer Schöpfungen unserer Künstler sollten die humanistischen Ziele unseres Staates ihren Ausdruck finden.

Uns Ingenieuren war die Aufgabe gestellt, für dieses schöne und gewaltige Programm die technischen Mittel zu schaffen und bereitzustellen.

Schon vor dem Kriege wurde an der Verwirklichung eines Fernsehrundfunks gearbeitet. Der Krieg unterbrach jedoch diese Entwicklung und zerstörte schließlich alle bis dahin geschaffenen Einrichtungen.

Projektierung eines Fernsehstudios im Oktober 1949

Abb.1. So fing alles an

Der viel zu früh verstorbene Kollege Nationalpreisträger Ernst Augustin wurde im Oktober 1949 mit der Projektierung eines Fernsehstudios und seiner Einrichtungen beauftragt.

Er mußte von Grund auf neu beginnen. Das vor dem Kriege in Berlin existierende kleine Fernsehstudio war in ein ehemaliges Cafe eingebaut, aber auch dieses mangelhafte Provisorium lag in Schutt und Asche.

Mit beispielhaftem Elan, großer Sachkenntnis und reichen Berufserfahrungen beim Rundfunk und Tonfilm begann Kollege Augustin. Bereits Ende 1949 konnten die Grundrißplanskizzen für das gesamte Vorhaben dem Architekten zur baulichen Gestaltung übergeben werden.

Am 11. Juni 1950 fand die feierliche Grundsteinlegung für das Fernsehzentrum statt, in dem noch heute der überwiegende Teil unseres Fernsehprogramms produziert wird. Im Juli 1951 konnten auf dem Studiogebäude der Richtkranz gesetzt und im Herbst 1951 die ersten Räume in dem neuen Haus bezogen werden.

Wie sah es mit den studiotechnischen Einrichtuntungen aus ?

Kollege Augustin hatte eine kleine Schar von Ingenieuren um sich versammelt, die schon vor dem Kriege auf dem Gebiet des Fernsehens gearbeitet hatten. Im Februar 1951 erhielt sie Zuwachs durch etwa 20 Deutschen Spezialisten, die nach dem Kriege in der Sowjetunion als Fernsehfachleute gearbeitet hatten und nun nach Erfüllung ihrer Aufgaben in die Heimat zurückkehrten.

  • Anmerkung : Sowohl Walter Bruch wie auch Heinrich Fraenkel und Curt Riess berichten unisono, daß von den Fernseh-Spezialisten 1945/1946 kein einziger Zentralamts- oder fernseh GmbH oder Ex-Telefunken-Mitarbeiter freiwillig zum großen Bruder in die Sowietunion gegangen oder gezogen war. Sie wurden in einer KGB- Geheimdienst-Operation bei Nacht und Nebel früh morgens auf LKWs verladen samt Kind und Kegel und in leidlich reparierte Waggongs - wie damals die KZ-Transporte unter Hitler - verfrachtet. Erstaunlicherweise bekamen sie in der UdSSR in einem abgeteilten Dorf bessere Häuser bzw. richtig massive Hütten gebaut, deutlich besser als sie die dort wohnenden Russen hatten. Aber es war alles unter direktem Zwang und das alles ganze 5 Jahre lang. Das waren eben Reparationsleistungen ala KGB. Die AMIs haben die Raketen-Leute aus Peenemünde tief unten im Süden in Garmisch Partenkirchen aufgegabelt und mit Geld usw. per Flugzeug nach USA gelockt, eben nicht in Viehwaggongs.
  • Die Links auf Fraenkel, Riess und Bruch kommen noch.

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Dieses Kollektiv machte sich mit Feuereifer an die Arbeit. Eine Anlagenkonzeption wurde entworfen, Verstärker berechnet, ein Taktgeber für die Synchronisierimpulse gebaut und die ersten Bildkontrollempfänger zusammengebastelt.

1951 - Zwei Diapositiv- und zwei Film-Abtaster

Das damalige OSW (heut Werk für Fernseh-Elektronik) lieferte im gleichen Jahr zwei Diapositiv- und zwei Film-Abtaster. Diese Geräte arbeiteten nach dem Prinzip der Lichtpunktabtastung. Die Filmabtaster waren mit Mechau-Projektorcn aufgebaut: sie besitzen einen optischen Ausgleich für die kontinuierliche Filmbewegung in Form einer umlaufenden Spiegeltrommell.

Für die Fernseh-Filmabtastung hat der optische Ausgleich den Vorteil, daß zwischen der Bildwechselzahl des Filmes und der Vertikalfrequenz der Fernsehabtastung kein Synchronismus hergestellt werden muß.

Allerdings ist der optische Wirkungsgrad des Mechau-Projektors wegen der vielen Spiegel und Prismen im Strahlengang recht schlecht.
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Und die Kamera ?

Dia- und Filmabtaster waren also vorhanden aber man hatte noch keine Kamera. Unter altem Gerümpel im OSW entdeckte man ein altes Normal-Ikonoskop von Telefunken. Das Vakuum und die Glühkathode waren noch in Ordnung. Schnell wurden Ablenkspulen gewickelt, Kippgeräte und Verstärker gebaut, ein Objektiv besorgt und um das Ganze ein Blechgehäuse herumgebaut.

Das war die erste Kamera und sie machte auch wirklich ein Bild, gar nicht mal ein so schlechtes. Allerdings erforderte sie viel Licht, mehr als 5-000 Lux.


Mit dieser kleinen Ausrüstung ließ sich schon experimentieren. Als wir im Januar 1952 die Freude hatten, daß uns führende Mitglieder unserer Regierung und Partei in Adlershof besuchten, um sich ein Bild von dem Stand des Fernsehens zu machen, konnten wir vor den Gästen bereits ein kleines Programm mit Sprecherin, Dia- und Filmbildern abrollen lassen.
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Die gezollte Anerkennung (von wem bitte ?)

Das unseren Bemühungen entgegengebrachte Interesse und die gezollte Anerkennung waren für uns ein neuer Ansporn für die weitere Arbeit. Die Kollegen der Post nahmen auf dem alten Stadthaus im Zentrum einen 100 Watt- Fernsehsender in Betrieb und installierten zwischen dem Turm in Adlershof und dem Stadthausturm eine Richtverbindungsstrecke, mit der das Fernsehsignal dem Sender zugeführt wurde.

März 1952 - die ersten Versuchssendungen

Ab März 1952 konnten die ersten Versuchssendungen ausgestrahlt werden.

Einen Rückschlag verursachte am 17. Mai 1952 ein Brand im Dachstuhl über dem Hauptschaltraum. In beißendem Rauch wurden die Kamera und die übrigen Apparaturen geborgen; dabei bewährte sich unser Gestellsystem mit den Einschüben. Die Geräte blieben dadurch zwar von Feuer und Wasser verschont, aber der Schaltraum war nicht mehr zu benutzen.

In zwei Tagen und Nächten waren in einem Nebenraum die Apparaturen wieder aufgebaut, so daß die Versuchssendungen fortgeführt werden konnten, die vom 3. Juni 1952 ab täglich außer Sonntag abgewickelt wurden.

Bis Ende des Jahres 1952 waren die technischen Einrichtungen soweit ergänzt und erprobt, daß man sich entschloß, vom 21. Dezember 1952 ab regelmäßig offizielle Versuchssendungen durchzuführen.

Dieser Tag gilt als der Beginn des Fernsehrundfunks in unserer "Deutschen Demokratischen Republik". Das Programm bestand damals aus Nachrichtensendungen, die mit Diapositivbildern illustriert wurden und aus Spiel- und Kulturfilmdarbietungen der in- und ausländischen (??) Produktion. Der Anfang war also gemacht.

Zur Leipziger Herbstmesse 1953

Zur Leipziger Herbstmesse 1953 begann der Fernsehsender Leipzig seine Tätigkeit; er wurde über eine Richtfunkstrecke mit dem Studio Adlershof verbunden.

Im Mai 1954 ging der Fernsehsender Dresden in Betrieb und im Jahre 1955 folgten weitere 4 Sender. 1956 wurde bei den meisten Sendern die Energie von 3 kW auf 10 kW erhöht und 1957 kamen noch zwei Sender hinzu, so daß insgesamt 9 Sender das Programm des Deutschen Fernsehfunks ausstrahlten.
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Ein Studio nach dem anderen

Mit dem Ausbau des Sendernetzes mußte der Ausbau der Studios Schritt halten. Ein Studio nach dem anderen wurde baulich fertiggestellt, installiert, und in Betrieb genommen.

Die technische Ausrüstung der Studios - insbesondere mit Fernscheinrichtungen - war jedoch mit großen Schwierigkeilen verbunden. Es gelang nicht, unsere Industrie in wünschenswertem Umfang für die Entwicklung und Fertigung von Fernsehstudio-Einrichtungen zu gewinnen.

  • Anmerkung : Andere (spätere) Berichte sprechen eine ganz andere Sprache von Mangel an Teilen ohne Ende. Die Ost-Industrie wollte schon, konnte aber nicht, auch wegen der Sollerfüllung ausschließlich über Stückzahlen.


Mit Mühe erreichte man, daß das WF noch zwei Dia-Abtaster und zwei Filmabtaster mit Lichtpunktabtastung und Mechau-Projektor lieferte.

  • Anmerkung : Das waren ja keine neuen Mechau- Projektoren, das waren die letzten Überbleibsel aus den Schuttbergen von Dresden gerettet.


Alle übrigen Einrichtungen, Verstärker, Mischeinrichtungen, Impulsverteiler. Oszillografen, Bildkontrollempfänger usw. mußten wir selbst entwickeln und aufbauen.
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Bildaufnahmeröhren mußten wir in England kaufen

Nach einem Vorschlag des Kollegen Lindner wurden zwei der vorhandenen Dia-Abtaster unter Verwendung des Prinzips der Ulbrichtschen Kugel zu Epi-Abtastern erweitert. Damit konnten undurchsichtige grafische Vorlagen abgetastet und der zeitraubende fotografische Prozeß der Herstellung von Diapositiven eingespart werden. Diese praktische Einrichtung bewährt sich heute (Datum dieses Artikels ???) noch und wird z. B. auch beim Farbfernsehen wieder verwendet.

Das schwierigste Problem war aber die Fernsehkamera.

Auf unser Drängen wurde im WF die Entwicklung einer Bildaufnahmeröhre (nach dem damaligen Stand der Technik war es das Superikonoskop) betrieben; sie war schließlich die Voraussetzung für den Bau einer Kamera.

Da auch hier der Erfolg lange auf sich warten ließ, richtete das Staatliche Rundfunkkomitee dem damaligen BRF (was war das ?) ein kostspieliges Hochvakuumlabor ein, es wurde später (1956) dem Werk für Fernsehelektronik angegliedert.

In diesem Labor entstanden schließlich Anfang 1953 die ersten brauchbaren Superikonoskope.

  • Anmerkung : Laut der Aussagen der ganz alten Bosch/Fernseh Leute kam auch im Westen in Darmstadt bei der Produktion von Iconoscopen und Orthicons im Hochvakuum-Labor zu mehr als 80% Schrott aus der Gasbläserei, trotz aller Mühen der ebenso qualifizierten Glasbläser. Diese Produktion war sehr sensibel.

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Das Provisorium QP 13 war am 1. Mai 1953 fertig

Abb.2. unsere QP 13

Aber wo war die Kamera, um sie darin einzusetzen? In einer Selbsthilfe-Aktion entstand das Provisorium QP 13. Diese erste Kamera QP 13 war zum 1. Mai 1953 fertig und mit dem neuen Superikonoskop ausgerüstet.


Sie enthielt ferner einen elektronischen Sucher, der in Ermangelung einer richtigen Sucher-Bildröhre mit einem Oszillografenrohr arbeitete.

Die Kamera hatte nur ein Objektiv. In der Folgezeit wurden weitere 10 Stück Kameras QP 13 gebaut, die mit Objektiven teils mit 25mm Brennweite, teils mit 50mm Brennweite versehen waren. Für die Kamera gab es eine spezielle Stativsäule, in der Speisegeräte und Kippgeräte untergebracht waren.

Die Verbindungsleitungen zwischen Stativsäule und Kamera gingen durch den entsprechend konstruierten Schwenkkopf. Zu jeder Kamera gehörte ein Kamerazug-Pult, das über ein langes 20-adriges Kabel mit der Kamera verbunden war. Die Pulte sind in einem Kamera-Kontrollraum untergebracht. Hier werden nach Oszillogramm, Instrument und Schirmbild die elektrischen Werte der Kamera optimal eingestellt so daß der Kameramann im Studio lediglich den Bildausschnitt und die optische Schärfe einzustellen braucht.

Durch eine Kommutierungseinrichtung (bei uns das Steckfeld im Hauptschaltraum) war es möglich, jede Kamera in den Studios mit jedem Zugpult im Kamerakontrollraum zu verbinden, um bei einem Geräteausfall schnell Ersatz schaffen zu können.

Mit diesen Kameras QP 13 wurden nach und nach die Studios I bis III ausgerüstet und in Betrieb genommen.
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An dieser Stelle ein Einblick in die Technik ....

An dieser Stelle soll ein Einblick gegeben werden, wie aus den Bildsignalen der verschiedenen Bildgeber das Programm gestaltet wird. Die Bildsignale werden als BA-Signal mit einem Pegel von 1 Volt für Bildweiß der Schiene R zugeführt. Von der Schiene B werden die Bildquellen durch Kommutierungskabel dem jeweiligen Regieraum zugeführt und zwar je nach der abzuwickelnden Sendung: Kamera, Dia-Geber, Filmgeber.

Im Regieraum können diese Bildquellen nach Anweisung des Regisseurs auf dem Mischpult überblendet werden. Dies geschieht mit Hilfe eines Mischverstärkers, der für insgesamt 8 Eingänge ausgelegt ist.

Die Regler auf dem Mischpult regeln eine Gleichspannung, die die entsprechende Eingangsröhre des Misch Verstärkers öffnet oder sperrt. Die Bildsignale werden durch den Mischverstärker lediglich geschleift und an die Bildkontrollempfängcr im Mischpult weitergeführt.

An diesen sogenannten Vorschau-Empfängern sieht der Regisseur die Bilder, die ihm für die Gestaltung der Sendung zur Verfügung stehen, bevor sie auf den Sendeweg gelangen.

Da es aus Platzgründen nicht möglich ist, 8 Bildkontrollempfänger (dazu kommt noch der Kontrollempfänger für das auf den Sendeweg abgehende Bild) nebeneinander anzuordnen, ist immer zwei Reglern, also zwei Bildquellen, ein Vorschauempfänger zugeordnet, der durch einen Umschalter auf den einen oder anderen Regler geschaltet werden kann.

  • Anmerkung : Unsinn, echte Studio-Monitore - Consumer-Fernseher waren ungeeignet - waren extrem teuer und rar in Adlershof und der einfache Umschalter war einfach erschwinglich. Die Fese lieferte ohne viel Aufhebens optisch neutrale Studio-Monitoren auf verschlungenen Pfaden auch hinter den eiisernen Vorhang.

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Das Mischsignal muß irgendwie zum Sender

Das aus den Regieräumen abgehende Mischsignal wird der Schiene C zugeführt. In einem nachfolgenden Mischverstärker können wiederum die Ausgänge von verschiedenen Regieräumen überblendet werden. Auf diesen Mischverstärker folgt dann der Endverstärker, den wir heute Signalmischer nennen; hier wird dem BA-Signal das Synchronsignal zugemischt, so daß das sendereife BAS-Signal dem Sender zugeführt werden kann.

Mai 1954 waren die Studios I bis III mit Kameras QP 13

Bis zum Mai 1954 waren die Studios I bis III mit Kameras QP 13 ausgerüstet und in Betrieb genommen. Im November 1954 konnte der Sende-Saal mit 3 Kamerazügen QP 13 dem Programm übergeben werden.

Viele wissen vielleicht gar nicht, daß auch ein Fernseh-Sendesaal mit etwa 475 Plätzen vorhanden war, in dem öffentliche Fernseh-Sendungen mit Publikum durchgeführt wurden.

Der Saal hat eine Grundfläche von 420 m2; die Bühne mit einer Fläche von 70m2 ist in drei 2m breite Streifen unterteilt, die sich hydraulisch auf verschiedene Höhen einstellen lassen, um sie den verschiedenen Anforderungen anpassen zu können.

In diesem Saal wurden kleine Fernsehspiele, Kammermusiken, Unterhaltungssendungen, Rätselsendungen und Kindersendungen durchgeführt. Das Interesse des Publikums war sehr groß, der Saal wurde bald zu klein.

Auch die verhältnismäßig kleine Bühne legte den Programmgestaltern zuviel Beschränkungen auf. Die wachsende Raumnot in Adlershof führte schließlich dazu, daß die Sitzreihen im Parkett entfernt und der Saal nur noch als Studio genutzt wurde. Heute (war das 1963 ??) ist in diesem Saal das "Aktuelle Studio" mit seinen besonderen Einrichtungen der Hintergrundprojektion usw. untergebracht.
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Ein ansehnliches Fernsehprogramm mit 18 Stunden pro Woche

Abb.3. Testbild Nr. 4

Mit diesen Einrichtungen ließ sich schon ein ansehnliches Fernsehprogramm produzieren. Es gab damals etwa 18 Stunden gestaltete Sendungen wöchentlich, dazu kamen in den Vormittagsstunden Testsendungen für die Empfängerindustrie und für den Rundfunkgeräte-Handel für die Vorführung und Reparatur von Fernseh-Empfangern.

Hierfür wurde ein elektronisch erzeugtes Testbild geschaffen, das mit seinem Inhalt: Gitternetz, Graukeil und Frequenzbesen eine grobe Beurteilung der Bildgeometrie, Gradation und Auflösung gestattete. Es diente auch zur Einpegelung der Richtfunkstrecken und Sender.

Der Montag war zu dieser Zeit noch sendefrei, um im Hause die Geräte und Einrichtungen warten zu können. Das Programm war noch an die Studios gebunden. Die Entwicklung des Fernsehens ging jedoch stürmisch weiter und verlangte die Reportage von Ereignissen außerhalb der Studios direkt vom Ort des Geschehens.

Fernseh-Ubertragungswagen werden gebraucht

Die Berichterstattung mit Hilfe der Filmreportage, die damals bereits weitgehend angewendet wurde, war nur ein Behelf und naturgemäß mit einer großen Zeitverschiebung verbunden. Es wurden Fernseh-Ubertragungswagen gebraucht.

Da uns die Industrie auch hier nicht helfen konnte, wurden im Jahre 1955 zwei Fernseh-Übertragungswagen von der Firma Pye aus England (Anmerkung : das war eine englische Philips-Tochter - aus Holland "durfte" nichts gekauft werden) importiert.
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Abb.4. - die PYE Kamera

Am 6. Oktober 1955 wurde mit diesen Wagen die erste Direktübertragung des feierlichen Staatsaktes zum Jahrestag der Gründung unserer Republik aus der Staatsoper durchgeführt.

Am nächsten Tage folgte die Übertragung der Kundgebung auf dem Marx-Engels-Platz und der Festdarbietungen auf dem Bebel-Platz. Noch im gleichen Monat folgten Übertragungen von Fußballspielen aus dem Walter-Ulbricht-Stadion, der Veranstaltung „Da lacht der Bär" aus der Sporthalle und eines Lustspiels aus der Volksbühne.

Das Fernsehen war aus der Enge der Studios herausgetreten und das Wort „Fernsehen - dabei sein" wurde Wirklichkeit. Das Fernsehen hatte das Stadium des Versuchsbetriebes verlassen.

Mit der Übertragung der Feierstunde zum 80. Geburtstag unseres Präsidenten Wilhelm Pieck aus der Staatsoper am 3. Januar 1956 wurde der Übergang vom Versuchsprogramm zum offiziellen Fernsehprogramm vollzogen.
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Direktübertragungen jetzt aus der ganzen Republik (der Zone)

Die Direktübertragungen blieben bald nicht mehr auf den (Ost-) Berliner Raum beschränkt. Mit Hilfe der schnell
aufzubauenden dm-Strecke (Dezimeter-Strecke) des Ü-Wagens konnte das Bildsignal in alle Punkte unseres Richtfunk-Verbindungsnetzes eingespeist werden.

Die damals noch eingleisigen Richtfunkstrecken mußten allerdings „umgezündet" werden, um in anderer Richtung betrieben zu werden, aber die Kollegen der Funkämter brauchten dazu bald nur wenige Minuten.

So wurden u. a. die Eröffnung der 750-Jahr-Feier aus Dresden am 1. Juni 1956, Berichte von der Leipziger Messe usw. übertragen. Auch an den Etappen der traditionellen Friedensfahrt konnten wir jetzt unmittelbar teilnehmen.

In diese Zeit fallen auch die ersten internationalen Übertragungen zwischen Berlin und Prag in beiden Richtungen, die den Anfang der Intervision darstellen.

Zwei neue Filmabtaster wurden in Betrieb genommen, da die alten Abtaster von WF mit den Mechau-Projektoren nicht mehr betriebssicher waren.

Die neuen Filmabtaster stammten ebenfalls von der Firma Pye und arbeiteten mit einer Statikon(Vidikon)-Kamera.

Zwei 35mm-Projektoren und ein 16mm-Projektor sind zu einem Stern vereinigt. Über eine Multiplex-Anordnung mit halbdurchlässigen Spiegeln werden die Bilder der Projektoren auf die Signalplatte des Vidikons projiziert.

Wegen der Speichereigenschaften des Vidikons lassen sich für die Filmabtastung normale Filmprojektoren mit Schrittschaltwerken für den Filmvorschub verwenden. Das ist ein großer technischer Vorteil, denn gegenüber Sonderkonstruktionen mit optischem Ausgleich oder geteiltem optischen Strahlengang gibt es für normale Kinoprojektoren eine jahrzehntelange Tradition.

  • Anmerkung : Eine Anspielung für die Fachleute und Wissenden auf das Zeiss-Ikon Ernemann Werk in Dresden, welches in VEB Pentcon umbenannt werden mußte.

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Und doch wieder Kameras von Pye

Schließlich wurde auch das größte Studio IV mit 600m2- Spielfläche mit Kameras ausgerüstet. Hierfür wurden 3 Pye-Kameras importiert, wie sie in den Ü-Wagen Verwendung finden.

Diese sind mit Image-Orthicons ausgerüstet, die bedeutend empfindlicher sind als das Superikonoskop. In dem großen Studio IV wäre für einen Betrieb mit Superikonoskop-Kameras gar nicht die notwendige Lichtleistung aufzubringen gewesen.

In den anderen Studios wurde nach wie vor mit den Kameras QP 13 gearbeitet, die im Vergleich zu den modernen Image-Orthicon-Kameras nun doch recht rückständig wirkten.

Das Werk für Fernmeldewesen hatte uns zwar inzwischen eine selbst entwickelte Kamera vorgestellt, die aber wegen ihrer unzureichenden technischen Daten und ihrer schlechten Betriebssicherheit nicht einzusetzen war.

Um mit der Kameraentwicklung endlich weiterzukommen, wurde mit Vertretern des WF, des VEB Carl Zeiss Jena und des BRF Anfang 1957 ein Kamerakollektiv gegründet, das in engster sozialistischer Zusammenarbeit dieEntwicklung einer neuen Studiokamera betrieb.

Unter den Ingenieuren entstand bald eine fruchtbare und vertrauensvolle (sicher auch sozialistische) Zusammenarbeit, nur in den höheren Ebenen der beiden Industriebetriebe mußte noch manche Barriere des Bürokratismus überwunden werden.

  • Anmerkung : Es war ein Krieg der politischen Kompetenzen, wer sich mit welchen Lorbeeren schmücken wollte oder durfte - laut der letzten Zeitzeugen aus dem OSW bzw. WF.


Die geringe Stückzahl der benötigten Kameras bot den großen Betrieben einen zu geringen ökonomischen Anreiz. Und außer Lob und Ehre bekam man dafür eben keine sozialistischen Prämien.
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Die ersten 5 brauchbaren Fernsehkameras der DDR - in 2 Jahren

Abb. 5 -Die neue Studiokamera mit Riesel-Iconoscope QP 35

Im engsten (sozialistischen ?) Kontakt zwischen den Bearbeitern in den drei Betrieben und in mühevoller Kleinarbeit entstanden in einer Entwicklungszeit von knapp 2 Jahren die ersten 5 brauchbaren Fernsehkameras der DDR.

Sie konnten am 16. Dezember 1958 unserem Minister, Vertretern des Fernsehfunks und der Studiotechnik vorgeführt werden.

Gegenüber der alten Kamera QP 13, die vor 5 Jahren als Provisorium entstanden war, hatten diese neuen Kameras QP 35 doch entscheidende Vorteile; das Bild war in Auflösung, Störabstand und Geometrie besser; es wurde auch hier das Super-Iconoscope als Aufnahmeröhre benutzt.
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Das aus England importierte Super-Iconoscope war teuer

Das Supericonoscope war inzwischen zu dem sogenannten Rieselikonoskop weiterentwickelt worden und die Kamera gestattete, die Vorteile des neuen Rohres voll auszunutzen.
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  • Anmerkung : Auch ein Supericonoscope hatte eine begrenzte Lebensdauer des Targets, der lichtempfindlichen Halbleiter Schicht. Und irgendwann war die Röhre dann unbrauchbar, weil das Bild nur noch flau war. Darum mußte diese Aufnahme-Röhre unbedingt im eigenen Land gebaut werden. und aus Darmstadt ddurfte anfänglich gar nichts gekauft werden.

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Das Sucherbild war mit der neuen Sucherbildröhre B16 m/1 bedeutend größer und heller. (Anmerkung : Auch die Entwicklung einer solch kleinen Bildröhre war ein Kraftakt, weil auch hier nur kleinste Stückzuahlen dahinter standen.)

Die Kamera hatte jetzt eine Objektivtrommel mit vier Objektiven und es standen insgesamt 12 Objektive verschiedener Brennweiten zum Wechseln zur Verfügung.

Die Kamera war mit ihren Speisegeräten nicht mehr so eng verkoppelt, daß diese im Stativfuß untergebracht werden mußten. Sie war „entfesselt" und konnte auf jedes Stativ, Dolly oder jeden Kran aufgesetzt werden.

Die Verbindung zum Kamerazug-Pult stellte ein neues in Vacha (wo ist das ??) entwickeltes Kamerakabel her, das mehr Adern hatte als das alte und dabei doch dünner war. Dieses Kabel war mit seinen Steckern austauschbar mit den Kabeln der importierten Pye-Kameras, eine wichtige Eigenschaft für den Studiobetrieb. Nach einer entsprechenden Umstellung in den Betriebsräumen und nach gründlicher Erprobung wurden diese Kameras ab April 1959 in den Sendungen eingesetzt.
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Eine neue Serie von Kameras vom Typ QP 39

Fünf Kameras waren für eine Rekonstruktion der Studios natürlich zu wenig. Es wurde deshalb sofort eine neue Serie von Kameras mit der Handbuchbezeichnung QP 39 aufgelegt. Sie stellen nichts prinzipiell Neues dar, es wurden in ihnen lediglich die Betriebserfahrungen mit den ersten 5 Kameras verwertet und eine Reihe von Verbesserungen durchgeführt.

Vom zweiten Quartal 1960 an bis Ende 1961 wurden nach und nach 15 Stück QP 39 ausgeliefert und alle Studios mit dieser Type ausgerüstet, die auch heute noch täglich Dienst tun.

Diese Kameras sind mit dem Rieselikonoskop ausgerüstet, das zwar rauscharme Bilder guter Gradation liefert, aber doch noch immer recht viel Licht braucht.
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1960 - Und noch eine neue Kamera - FUK2

Die FUK2 Kamera aus 1960

Während die Fertigung der Kameras QP 39 bei WF im Gange war, wurde im BRF die Entwicklung einer Image-Orthicon-Kamera betrieben; im Herbst 1960 konnte das K2-Muster einer Fernseh-Universal-Kamera „FUK" vorgeführt werden, das zu WFB (wer ist das ??) in die Fertigung übergeleitet wurde.

Besondere Arbeit bereitete hierbei u. a. die Entwicklung und Herstellungstechnologie der Fokussier- und Ablenkspulen; das Ergebnis übertraf jedoch die importierten englischen Ablenkjoche an Präzision und Bildgüte.

Unsere Ablenksätze wurden außerdem noch mit Luftkanälen versehen, um mit einer automatisch gesteuerten Lüftungsautomatik die kritische Betriebstemperatur an der Signalplatte des Image-Orthicons konstant zu halten.
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Die Teleskopkamera QP 42.

Abb. 6. Die Teleskopkamera QP 42

Die erste Kamera mit Image-Orthicon war eine Spezial-ausführung, nämlich die Teleskopkamera QP 42. Der erfolgreiche Start der sowjetischen Sputniks erweckte das Interesse an astronomischen Fragen.

Zusammen mit dem VEB Carl Zeiss Jena baute das RFZ ein Fernseh-Teleskop, das die Beobachtung von Himmelobjekten mit einer Fernsehkamera ermöglichte.

Die Wahl fiel auf ein Spiegel-Teleskop mit einem Spiegeldurchmesser von 600mm mit einer Brennweite von 2.400mm. Bei Aufnahme des durch das Teleskop im sog. Primärfocus erzeugten Bildes durch eine Fernseh-Kamera muß diese im optischen Strahlengang angeordnet werden.

Um Lichtverluste gering zu halten, muß sie möglichst klein sein. Das erforderte eine Spezialausführung in einer zylindrischen Form mit einem Durchmesser von 240mm und einer Länge von 700mm. In diesem zylindrischen Raum wurde das Orthiconjoch (in üblicher Ausführung), der Vorverstärker, der Horizontalkipp, die Austaststufe, die Sicherheitsschaltung und der Heiztrafo untergebracht. Die Verbindung mit dem Teleskop erfolgte über einen Zentrierflansch.

Durch Lösen weniger Schrauben kann die Kamera auch in dem sog. Cassegrain-Focus angebracht werden. Das ist eine zweite Betriebsart, bei der die Brennweite des Spiegel-Teleskops weiter verlängert wird und eine größere optische Vergrößerung erzielt wird.

Die ersten praktischen Erprobungen des Fernseh-Teleskops wurden im Herbst 1961 in der Werksternwarte von Zeiss in Jena durchgeführt. Die erzielten Bilder wurden über Richtfunkstrecke nach Berlin übertragen, auf Film aufgezeichnet und bereits in einer Sendung zur Jahreswende verwendet.

Das Fernseh-Teleskop hat seinen endgültigen Platz in einer 8m-Kuppel auf dem Müggelberg, unweit des bekannten Müggelturmes erhalten. Neben seiner Anwendung für das Fernseh-Programm wird das Fernseh-Teleskop in Zukunft in Verbindung mit der Akademie der Wissenschaften zu Berlin auch für wissenschaftliche Zwecke genutzt werden, wobei die Anwendung fernsehtechnlscher Methoden neue Möglichkeiten für astronomische Auswertungen erschließt.
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Schon wieder in "sozialistischer" Zusammenarbeit

Das Labormuster einer neuen Studio-Kamera mit Image-Orthicon wurde zu WFB in die Fertigung übergeleitet. In enger "sozialistischer" Zusammenarbeit zwischen WFB, dem VEB Carl Zeiss Jena und dem RFZ entstand die neue Kamera FUK 2, die der Ausrüstung unseres ersten Fernseh-Übertragungszuges FZ 18 diente.

Die Technik der direkten Fernsehübertragung von den verschiedensten Orten der Republik erschloß viele neue Möglichkeiten der Programmgestaltung: deshalb
wurde die Forderung nach Übertragungswagen durcn den Deutschen Fernsehfunk immer dringender.

Es wurde deshalb im RFZ in zweijähriger Arbeit der Fernseh-Übertragungszug FZ 18 entwickelt, der aus zwei großen 9,20m langen Wagen besteht. In dem sogenannten Technik-Wagen befinden sich die Kontrollpulte für 4 Kameras FUK 2, Videoverteilerverstärker, Endkontroll- und Meßeinrichtung, Impulsversorgung und Verteilung und eine Synchronisiereinrichtung zur Taktgeber-Mitnahme.

In dem zweiten, dem Regie-Wagen, ist eine Bild- und Ton-Regieeinrichtung enthalten, die die Abwicklung auch großer und komplizierter Sendungen gestattet. Dieser Ubertragungszug wurde Ende 1962 fertig und befindet sich seit 1963 im ständigen Einsatz.
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Jetzt unsere eigenen 3"-Image-Orthicons

Die 3"-Image-Orthicons, die in die FUK 2 und in die englischen Pye-Kameras eingesetzt werden, liefert seit zwei Jahren in guter Qualität das Werk für Fernsehelektronik, sie brauchen nicht mehr aus England importiert zu werden.

Es kann mit gutem Recht darauf hingewiesen werden, daß das RFZ an dem guten Gelingen der Entwicklung dieser komplizierten Bildaufnahmeröhren ehrlichen Anteil hat.

Im Labor für Foto-Elektronik wurden für diese Röhre Grundsatzuntersuchungen und technologische Erprobungen durchgeführt, die in die Entwicklung bei WF eingeflossen sind.

Bei den bisherigen Betrachtungen über die Entwicklung der Studiotechnik standen die Kameras im Vordergrund. Das ist ganz natürlich, denn die Kamera ist das erste und entscheidende Glied in der Fernsehkette. Es wurden daneben noch zahlreiche Entwicklungen im Laufe der Jahre durchgeführt, die nicht so sehr ins Auge fallen.
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Die Technik drumherum wurde verbessert

Abb.8 - Die Kamerakntrolle

Bessere Signalmischer, Videoverteilerverstärker, Regenerierverstärker, Oszillografen, Bildkontrollempfänger usw. wurden entwickelt und im Betrieb eingeführt.

Das alte Bildmischpult mit 8 Reglern wurde ersetzt durch eine Schalteinrichtung mit einer Video-Kreuzschiene in Verbindung mit 2 Reglern; von der Studiotechnik wurde ein Trickmischpult geschaffen und für die Übernahme von Sendungen vom Ü-Wagen oder der Intervision wurde ein spezielles Übernahmepult entwickelt, das die vielen komplizierten Schaltvorgänge für Bild und Ton betriebssicher abzuwickeln gestattet.

Für die Filmabtastung wurde auf Vorschlag des RFZ bei dem VEB Carl Zeiss Jena ein Projektorblock konstruiert, bei dem drei Filmprojektoren für 2 x 35mm-Film und 1 x 16mm-Film — bzw. 2x16 mm und 1x35 mm — in einer Reihe nebeneinander angeordnet sind. Gegenüber dem sternförmigen Aufbau bei Pye sehen wir dabei als Vorteil an, daß der Filmvorführer die Projektoren leichter bedienen und im Betrieb gut übersehen kann.

Durch entsprechende Führung der optischen Strahlengänge über Spiegel und Prismen erscheinen die Bilder der drei Projektoren in ein und derselben Bildebene. An dieser Stelle ist eine Vidicon-Kamera angeordnet, die das optische Bild in das Videosignal umsetzt.

Diese Vidicon-Kamera wurde im RFZ entwickelt, da das WF die Entwicklung der Vidicon-kamera zwar zunächst begonnen hatte, aber in einem sehr frühen Stadium aus Kapazitätsgründen abbrach. Das erste Labormuster des Projektorblocks und der Vidicon-Kamera steht seit zwei Jahren im Studio Rostock und hat sich dort gut bewährt.

Ein zweites Muster wurde von uns auf der Leipziger Frühjahrsmesse gezeigt und fand dort große Beachtung. Auch neue Dia- und Epi-Abtaster mit Lichtpunktabtastung wurden im VEB Carl Zeiss Jena und WFB bzw. MEB entwickelt. Der Epi-Abtaster befindet sich zur Zeit bei der Studiotechnik in Erprobung.
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Und dann kam der Transsistor (und West-Kameras)

4 Stück KOD's hatten sich "verirrt"

Der Transistor als neues Bauelement setzt sich auf allen Gebieten mehr und mehr durch. Selbstverständlich hat er auch in die Geräte der Fernseh-Studiotechnik Eingang gefunden.

Impulsgeneratoren und Impulsverteiler wurden als erste transistorisiert, sie befinden sich heute bereits im VEB Studiotechnik in der Produktion. Aber auch Videoverstärker und Ablenkgeräte wurden in Transistorausführung entwickelt und brachten gute Ergebnisse.

Um die bekannten Vorteile der Transistorisierung voll wirksam werden zu lassen, steht vor uns ein Programm, sämtliche Geräte des Bildkanals von der Kamera bis zum Kontrollbildschreiber zu transistorisieren.
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  • Anmerkung : Und natürlich kein Wort davon, daß der in den USA erfundene Transistor weltweit patentiert war und die Ostzone und die Russen das völlig ignoriert haben. Sie haben das KnowHow des Klassenfeindes ganz einfach geklaut !!! und hinkten dennoch fast immer 10 Jahre hinter dem Klassenfeind hinterher. (So steht es in dem Buch von Gerhard Ronneberger - Deckname Saale -1992 - über die Beschaffung von technischem Wissen und Embargo-Ware.)

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Anstelle 25 kW nur noch 5 kW

Das erste volle Sortiment soll zur Ausrüstung eines neuen Fernseh- Übertragungswagens FZ 28 geschaffen werden, der bis Ende 1965 als F4-Muster fertiggestellt werden soll.

  • Anmerkung : Hier haben wir den ersten Anhaltspunkt, wann in etwa dieser Artikel geschrieben wurde.


Im Gegensatz zu dem großen Übertragungszug FZ 18 soll der neue FZ 28 mit nur einem Fahrzeug, das auch noch bedeutend kleiner ist, auskommen. Trotzdem kann er als 4-Kamerawagen oder als 2-Kamerawagen, naturgemäß mit unterschiedlicher Ausstattung, ausgeführt werden.

Auf Grund der Transistorisierung wird die Leistungsaufnahme des neuen Wagens nur noch 5,5 kVA betragen gegenüber 25 kVA beim FZ 18.

Der neue Übertragungswagen FZ 28

Dieser neue Übertragungswagen FZ 28 ist für Einsätze vorgesehen, die von der Programmgestaltung her nicht zu großen technischen Aufwand erfordern. Für viele Sendungen dieser Art ist der große Ubertragungszug FZ 18 zu aufwendig, der Einsatz eines kleinen Ü-Wagens bringt für solche Fälle auf längere Sicht einen großen ökonomischen Nutzen. Die neue transistorisierte Kamera für den FZ 28 ist bereits vorhanden.
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Die neue FUK 5 ist mit einem 4 1/2" Image-Orthicon

Es ist die FUK 5, die bereits so viel von sich reden gemacht hat.

In Gemeinschaftsarbeit (diesmal nicht sozialistisch ???) mit dem VEB Carl Zeiss Jena und dem VEB Studiotechnik ist hier eine Kamera entwickelt worden, die dem Vergleich mit dem internationalen Stand durchaus standhält, ja, ihn sogar in einigen Punkten übertrifft.

Die FUK 5 ist mit einem 4 1/2" Image-Orthicon ausgerüstet, das dem 3" Image-Orthicon an Auflösung, Störabstand, Gradation und Betriebsstabilität überlegen ist.

Zur Zeit müssen wir das 4 1/2" Image-Orthicon noch (Anmerkung : über Philips Holland aus England) importieren, bei WF ist aber die Entwicklung dieses Rohres im Gange und es liegen bereits recht brauchbare Funktionsmuster vor.

  • Anmerkung : Die Bosch/Fernseh wie auch Philips/Valvo haben von dem 4 1/2" Image-Orthicon ganz schnell wieder die Finger gelassen, weil das Drahtgebilde innen drinnen eine sogenannte "Mikrofonie"-Empfindlichkeit gegen Stöße und Erschütterungen hatte. Das Bild schwamm und zitterte.


Die Verwendung des größeren Aufnahmerohres mit seinem sehr viel größeren Spulensatz machte gegenüber der FUK 2 eine völlig neue Raumaufteilung im Inneren der Kamera notwendig. Die Ausführung der elektrischen Funktionen in gedruckter Schaltung war wiederum sehr platzsparend, so daß das Volumen der Kamera nicht wesentlich gegenüber der FUK 2 angestiegen ist.

Besonderer Wert wurde auf gute Zugänglichkeit aller Bauteile gelegt. Selbstverständlich enthält die Kamera eine automatische Temperaturstabilisierung für das Image-Orthicon. Bei den Objektiven hat der VEB Carl Zeiss, Jena, für die Blendeneinstellung einen neuartigen Stösselantrieb vorgesehen, so daß bei Objektivwechsel gleiche Blendenwerte gewährleistet sind. Ein Vorteil dieser neuen Stösseleinstellung ist noch, daß alle offenen Zahnräder und Getriebeteile entfallen.
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Die CCU ist jetzt auch transistorisiert

Das Kontrollgerät für die FUK 5 ist ebenfalls mit Transistoren und in gedruckter Schaltung aufgebaut. Die Einstellglieder für die Betriebsparameter der Kamera sind auf einer besonderen Platte untergebracht, die über Kabel mit dem Kontrollgerät verbunden ist.

Mehrere solcher Platten können auf einem gemeinsamen Pult angeordnet werden, so daß ein Kameratechniker mehrere Kamerazüge zugleich bedienen kann. Die Kamera FUK 5 war auf der Leipziger Frühjahrsmesse ausgestellt und fand großes Interesse.

Zur Zeit befindet sie sich im VEB Studiotechnik und im VEB Carl Zeiss, Jena, in der Fertigungsüberleitung. Auch die übrige videotechnische Ausrüstung in transistorisicrter Ausführung für den FZ 28 wie Trickmischpult, Pegeloszillograf, Bildkontrollempfänger usw., befindet sich z. T. beim RFZ, MEB und VEB Studiotechenik in Entwicklung.

Fernsehen speichern - auf Film

Schon von Anfang an bestand beim Fernsehen der Wunsch, die Fernsehsendungen, die mit großen zeitlichen Aufwand und ganz erheblichen Kosten produziert werden, zu konservieren, zu speichern, um sie noch ein zweites oder drittes Mal zur Sendung bringen zu können.

Der Gedanke lag nahe, das Fernsehbild vom Bildschirm abzufilmen. Das ist in der Praxis allerdings nicht so leicht getan, wie es gesagt ist. Der Bildwechsel beim Fernsehen und beim Film ist mit 25 Bildern/s zwar gleich und es läßt sich auch einrichten, daß er bei beiden Systemen synchron abläuft, aber der Film muß in einer Sekunde 25mal belichtet und — nach jedem Bild — 25mal in der Sekunde um eine Bildhöhe weitertransportiert werden.

Dieser mechanische Filmtransport benötigt jedoch etwa 5mal mehr Zeit als die Dunkelpause (1,2 ms) zwischen zwei Fernsehbildern beträgt. Man hilft sich nun auf folgende Weise: Man zeichnet auf den Film nur 25 Halbbilder mit 312 Zeilen auf. Es ist ja bekannt, daß das Fernsehen das sog. Zwischenzeilenverfahren anwendet, um das Flimmern zu unterdrücken.

Das heißt, es werden in einer Sekunde abwechselnd in stetiger Folge 25 Bilder mit den ungraden Zeilen 1, 3, 5 ... usw. geschrieben, und dazwischen in einer Sekunde 25 Bilder mit den geraden Zeilen 2, 4, 6 ..., so daß dem Auge scheinbar 50 Bilder in der Sekunde dargeboten werden.

Bei der Filmaufzeichnung werden nun 25 Halbbilder von je 20ms Dauer unterdrückt und in diese Zeit der mechanische Filmvorschub gelegt. Das auf diese Weise aufgezeichnete Bild hat also nur 312 Zeilen, der größere Zwischenraum zwischen den Zeilen wird durch eine Wobbelung des Elektronenstrahles in der Bildröhre verschmiert, damit er nicht stören kann.

Die Qualität ist miserabel

Selbstverständlich geht dabei Bildschärfe verloren, wir sagen, die vertikale Auflösung beträgt nur noch die Hälfte. Da aber die horizontale Auflösung erhalten bleibt, läßt sich unser Auge betrügen und der sichtbare Schärfeverlust ist nicht so bemerkbar, wie man theoretisch annehmen müßte.

Die Studiotechnik schaffte sich im Jahre 1957 eine solche Bild-Film- Aufzeichnungsanlage an (bei uns hieß die FAZ), bei der das Fernsehbild mit zwei Arriflex-Kameras auf 16mm-Film aufgezeichnet wird. Die beiden Kameras treten wechselweise in Tätigkeit, immer nach etwa 10 Minuten, das entspricht dem Filmvorrat in der Kassette, so daß sich auch langdauernde Fernsehspiele pausenlos aufzeichnen lassen.
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Die Filmfabrik ORWO Wolfen

Die Filmfabrik ORWO Wolfen hat für diese Aufzeichnung ein besonderes Filmmaterial entwickelt, das auf die spektrale Zusammensetzung des Lichtes der Bildaufzeichnungsröhre speziell sensibilisiert ist. Mit dieser Anlage lassen sich bei sorgfältiger Bedienung Fernsehaufzeichnungen recht guter Qualität herstellen.

Der Begleitton wird auf einer synchron laufenden Apparatur auf 16mm breiten Magnetfilm aufgenommen, der die gleiche Perforation wie der 16mm Bildfilm hat. Der Ton läßt sich auf Magnetband aufnehmen, warum nicht auch das Bild?

Es hat auch nicht an Überlegungen gefehlt, diesen Gedanken zu verwirklichen. Die Schwierigkeit liegt ja darin, daß beim Ton nur ein Frequenzband bis 15.000 Hz aufgezeichnet werden muß, beim Fernsehen aber ein Frequenzband bis 5 Millionen Hertz. Das bedeutet, daß das Magnetband eine Laufgeschwindigkeit von etwa 38 m/s haben müßte, gegenüber 38 cm/s bei der Tonaufnahme, d. h. also etwa 100mal so groß. Das läßt sich in der herkömmlichen Weise natürlich nicht realisieren.

Um eine .......

ab hier fehlen die Seiten 9 und folgende.
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Ergänzung (Aug. 2021) :

Der obige Artikel ist vermutlich aus 1963/64 und von Farbe war in Adlershof noch keine Rede. Der Teil über die Versuche mit den eigenen MAZ-Maschinen auf den Seiten 9 und 10 fehlt uns.

Als die Farbe kam, waren auch die motiviertesten Entwickler in den diversen VEB's am Ende ihres Lateins und mussten mit ansehen, wie (gebrauchte) Kameras aus dem kapitalistischen Ausland, also aus Darmstadt angeschafft wurden.

Nach der Wende sind die alten Fese KCU Farbkameras (mehr als 8 Stück) in Framersheim bei Alzei in einem großen Lager eingelandet (und stehen dort vermutlich heute noch).
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