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Sammeln

Moses Zainer, kanadischer Produzent und Leiter des Fernsehmuseums in Toronto, beantwortet die Frage, warum er anfing, eine Sammlung zur Fernsehgeschichte anzulegen, auf der das heutige Museum basiert, mit folgender Erfahrung: „There are fewer prewar TVs left in the world than Stradivarius violins." (Es sind weniger Fernseher aus der Vorkriegszeit erhalten als Stradivari Geigen). Wer dokumentiert, über eine temporäre Ausstellung hinaus, systematisch die Geschichte des Mediums Fernsehen? Wir leben in einer Mediengesellschaft. Wer bewahrt ihre Erzeugnisse auf?

In Deutschland teilen sich bislang diese Aufgabe vor allem die Archive der Sender, das Deutsche Rundfunkarchiv in Frankfurt und Babelsberg und die oben schon erwähnten Museen. Hier sind in erster Linie die umfangreiche Sammlung des Deutschen Technikmuseums Berlin und die Bestände der Museen für Kommunikation zu nennen. Hinzu kommen kleinere Museen und ehrenamtlich arbeitende Vereine (wie der Förderverein Museum für Deutsche Fernsehgeschichte, Wiesbaden oder auch der Verein Rundfunkmuseum e.V., dessen Sammlung im DRA in Babelsberg untergebracht ist).

Die Archive der Fernsehsender

Die Zuständigkeit für die Erhaltung des Programmvermögens liegt in Deutschland bei den Sendern selbst. Es gibt kein nationales zentrales öffentliches Fernseharchiv. Dies hängt mit der Organisation des Rundfunks nach föderalen Strukturen unter dem Einfluss der Besatzungsmächte nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen.

Susanne Poller weist in ihrer Untersuchung der Situation der Film- und Fernseharchive in der Bundesrepublik Deutschland darauf hin, dass es bereits von Anbeginn der Ausstrahlung Archivbereiche bei den Sendern gab, aber frühestens ab Ende der sechziger Jahre von einer Professionalisierung und einem erwachenden Verantwortungsbewusstsein für die Sicherung der Fernseharchivbestände gesprochen werden kann.

Seit etwa der zweiten Hälfte der siebziger Jahre besteht der Anspruch, alle Sendungen vollständig zu archivieren, die Überlieferung aus den Anfangsjahren des Mediums dagegen ist lückenhaft. Die privaten Rundfunksender erhielten vom Bundestag die Empfehlung, jeweils ihr Fernsehprogramm selbst zu sichern, zu archivieren und zu erschließen. ARD und ZDF-Archivare erarbeiteten in den achtziger Jahren das sogenannte „Regelwerk Fernsehen", „Richtlinien für die Formalbeschreibung, Inhaltserschließung und Feststellung der Archivwürdigkeit von Fernsehproduktionen", das in den folgenden Jahren mehrere Überarbeitungen erfuhr. Seit 1995 sind die Fernsehprogrammdatenbanken der ARD-Archive miteinander vernetzt, auch die anderen Sender haben EDV-Datenbanken angelegt.

Anders als die Filmarchive, die sich als Bewahrer des audiovisuellen Erbes und damit auch des filmischen Gedächtnisses der Gesellschaft definieren, sind aber die Archive der privaten, aber auch der öffentlich-rechtlichen Sender in erster Linie Dienstleister für den Programmbetrieb. Die Wiederverwendung von Ausschnitten bei der Produktion neuer Programmbeiträge sowie die wiederholte Ausstrahlung von Fernsehfilmen spart bares Geld.

Steigende Kosten für neue Produktionen erhöhen die Bedeutung des Bestands der Fernseharchive. Die Fernseharchive sind also ihrer Funktion nach „Produktions- und Zwischenarchive", sie können auch die Langzeitsicherung übernehmen - sind aber nicht gesetzlich dazu verpflichtet. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben sich im Zusammenhang mit den Empfehlungen der UNESGO zum Schutz und zur Erhaltung „bewegt-bildlicher Aufzeichnungen" von 1985 und den Überlegungen zu audiovisuellen Dokumenten als Teil des Weltkulturerbes von 1993 dazu entschlossen.

Zu dieser selbstgewählten kulturpolitischen Verpflichtung, Programmvermögen über Auswertungsinteressen hinaus zu archivieren, fanden sich kommerzielle Rundfunkanbieter bisher nicht bereit. Zur dauerhaften physischen Sicherung der Bestände gehört auch die systematische Umkopierung auf neuere Video- oder digitale Formate, wie sie bei den öffentlich-rechtlichen Archiven praktiziert wird. Damit ist ein enormer Kostenaufwand verbunden.

Grundsätzlich werden Sendungen einzeln, bei Magazinen oder Nachrichten sogar als Einzelbeiträge archiviert. Die Gesamtsendung bei letztgenannten Formaten ist nicht mehr nachvollziehbar. Ansagen, Moderationsanteile, Programmüberleitungen, die Überleitung zwischen einzelnen Nachrichtenbeiträgen und Werbeeinblendungen werden meist nicht gesammelt. Der Ablauf eines Sendetages als Ganzes kann nicht mehr zusammenhängend gezeigt, nur noch anhand schriftlicher Quellen nachvollzogen werden.

Neben den Sendungen werden in den Archiven der Sender gesammelt: Produktionsunterlagen, Programminformationen, Programmfahnenr Sendeablaufplänef Manuskripte, Sprechertexte, Drehbücher, Noten, Honorar- und Lizenzschriftgut sowie behördliches Schriftgut, Fotos, u.a.
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Die Sammlung des "Fördervereins Museum für Deutsche Fernsehgeschichte" Wiesbaden

Das Proviantamt in Mainz

Der Verein wurde am 21. Juni 1979 in Framersheim bei Alzey gegründet. Gegenwärtig hat er rund siebzig Mitglieder. Die Initiative ging von Dieter Stroekens und Otto Friedrich Herber (heute der erste Vorsitzende) aus, die bereits jeweils eine Privatsammlung angelegt hatten, die nun den Grundstock der Sammlung des Vereins bildeten.
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  • Anmerkung: Das mit den 70 Mitgliedern in 2003 war schon sehr vage. Denn in 2006 waren davon noch maximal 20 übrig.


Anfang der achtziger Jahre zog der Verein samt Sammlung nach Mainz in das von der Stadt zur Verfügung gestellte Proviantamt um. Als sich die Pläne für ein Fernsehmuseum in Mainz zerschlugen und das Proviantamt künftig nur das Fastnachtsmuseum und Kabarettarchiv beherbergen sollte, musste der Verein ausziehen.
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  • Anmerkung: Das ist natürlich eine Schönrederei, daß da andere Museen einziehen sollten. Das ziemlich brutale Vertreiben der Sammlung des Fördervereins zugunsten einer kommerziellen Verwertung der Gebäude des Proviantamtes als Edel-Luxus Wohneinheiten war eine ganz schofelige Sache im verworrenen verstrickten politischen Umfeld der Mainzer Stadtväter. So etwas hat es meines Wissens nach nirgendwo sonst gegeben. Nachdem Jockel Fuchs als Oberbürgermeister von Mainz abgetreten war, kamen eben andere Politiker mit "anderen" Interessen an die Macht. Der Nürburgring als auch der Flughafen Hahn haben ja gezeigt, wo die wirklichen Interessen lagen - beim Geld.

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Die Kulturdezernentin der Stadt Wiesbaden, Rita Thies, reagierte auf das Angebot des Vereins. Aufgrund eines Beschlusses der Stadtverordneten (Nr. 485) kam die Sammlung im Dezember 2000 nach Wiesbaden. Die Stadt finanziert seitdem ein Depot von 600 m2 in der Wiesbadener Landstrasse.

Im folgenden soll ein Überblick über die Exponate der Sammlung, Vor- und Nachlässe und ihre Provenienz gegeben werden. Eine Aufzählung, die Vollständigkeit beanspruchen könnte, kann zur Zeit noch nicht erfolgen.

Erst im Sommer 2002 wurde mit der Inventarisierung nach den Richtlinien des Hessischen Museumsverbandes begonnen. Der Verband hat die erste Etappe des Projektes auch finanziell gefördert, die zweite ist beantragt. Durch den Umzug mussten zunächst die verstreut stehenden Exponate zusammengeführt werden.

Mittlerweile sind 111 Heimgeräte (Fernsehempfänger aus den fünfziger Jahren bis heute, Videorekorder etc.) und 50 Studiogeräte ordnungsgemäß auf Karteikarte erfasst und mit der Digitalkamera fotografisch dokumentiert werden. Damit ist ein Beginn gemacht, aber erst ein Bruchteil der Sammlung erfasst, noch viele Schätze sind zu heben. Mittlerweile wurde auch ein Eingangsbuch angelegt.
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Anmerkung :

Als der Autor Gert Redlich im Frühjahr 2006 sich in den Verein einbringen wollte, war von einer Inventarliste gerade mal der Ansatz mehrerer mit Bleistift beschriebener A5 Karteikarten ersichtlich. Der Einsatz selbst einer (von Redlichs EDV Firma RDE) geschenkten EDV Anlage samt auf Rolltischen fahrbarer W-LAN Notebooks und Netzwerk-Server wurde kategorisch abgelehnt. Zu diesem Zeitpunkt wußte der Autor noch nicht, daß "der Verein" schon 30 Jahre an einer Inventarliste herumdokterte. Zum Zeitpunkt der Auflösung des Vereins in 2010 hatten es die verbliebenen 4 Pensionäre immer noch nicht geschafft, auch nur eine einigermaßen vollständige Auflistung der wichtigsten Geräte bzw. Exponate anzufertigen. Vielleicht wollten sie es auch gar nicht mehr. Es wäre vielleicht herausgekommen, war alles bereits unerkannt veschwunden war.

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Größere Zugänge zur Sammlung des Fördervereins kamen vom ZDF (beispielsweise wurde dort 1987 ein komplettes Produktionszentrum abgebaut und als Dauerleihgabe in die Sammlung überführt), der Fernseh Gmbh (diverse Geräte) und dem Südwestfunk (ein Filmtonbearbeitungsstudio). Eine niederländische Rundfunkanstalt, NOS, überließ dem Verein zwei Übertragungswagen aus den sechziger Jahren als Dauerleihgabe. Der Nachlass von Rolf Merz und Gerhard Hagen, zweier Autoren von Musik- und Showsendungen wie „Der goldene Schuss", „Erkennen Sie die Melodie", „Der große Preis" und „Musik ist Trumpf", bereicherte die Sammlung des Fördervereins um Drehbücher, Produktionsunterlagen, Korrespondenz, Fotos, ihre Bibliothek, eine Noten- und Schallplattensammlung.

Zum Nachlass gehört beispielsweise auch eine sogenannte Klappkladde für die Multivisionswand beim „Großen Preis", in ihr sind sämtliche Fragen und Antworten einer Show anschaulich festgehalten. Ähnliches Schriftgut umfasst auch der Vorlass des ehemaligen Redakteurs für Unterhaltung und Dokumentation und Mitgliedes des Fördervereins, Günther Bartosch. Dazu kommen Pressemeldungen und sogenannte Programmfahnen. Da Bartosch auch über Fernsehgeschichte arbeitet, finden sich daneben historische Fotos, Artikel sowie eine umfangreiche Fachbibliothek.

Anmerkung:

Im Frühjahr 2013 hat der Autor den gesamten fernsehbezogenen Nachlass von Günter Bartosch mit über 400 Kilo erhalten. Ganze Regalmeter an weiteren handgeschriebenen Manuskripten mussten aus Zeit- und Mengengründen dem Papiercontainer übergeben werden. Die Bücher stehen jetzt alle in der Redaktion des Web-Museums in Wiesbaden.

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Beispiele der Exponate

Zu den ältesten Exponaten in der Sammlung gehört ein Kondensator-Mikrofon, das bei Fernsehaufnahmen um 1930 eingesetzt wurde. Besonders stolz ist der Förderverein zurecht auf ein von der Firma Leitz gestiftetes Original-Objektiv aus einer der anderen Fernsehkameras, die 1936 bei der Olympiade im Einsatz waren.

Ein Nachbau der großen Kamera, der im Depot steht, verdeutlicht die Ausmaße dieser sogenannten „Fernseh-Kanone". Von dem wichtigen Ereignis in der Fernsehfrühgeschichte zeugen in der Sammlung außerdem Originalfotos, auf denen der Erfinder (??), Walter Bruch, die Kamera bedient.

  • Anmerkung: Diese obigen Äußerungen bedürfen unbedingt der Korrektur auf den Walter Bruch Seiten, weil auch der Förderverein mit seinen Publikationen den Mythos und die widerlegten Legenden um Walter Bruch weiter verbreitet hatte, ohne diese jemals hinterfragt zu haben.

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Eine besondere Rarität stellen die Fotos dar, die Kurt Hinzmann dem Förderverein als Dauerleihgabe überließ. Er war Leiter des deutsch-französischen Besatzungssenders, der vom Frühjahr 1943 bis August 1944 vom Eifelturm in Paris aus Programm sendete.

Die umfangreiche Gerätesammlung umfasst Objekte sowohl aus dem professionellen, semiprofessionellen als auch dem Amateur-Bereich seit den sechziger Jahren. Zu den Geräten der Sammlung liegen fast lückenlos die entsprechenden technischen Unterlagen vor. Außerdem besitzt der Förderverein ein sehr großes Ersatzteillager, inklusive elektronischer Platinen und Bauteile-Ersatz, und auch das Fachwissen, das nötig ist, um die Geräte wieder zum Laufen zu bringen bzw. sie am Laufen zu halten, ist bei den Mitgliedern vorhanden.

Hier sollen nur einige der Exponate aufgezählt werden, um einen Eindruck von der Bandbreite zu vermitteln: Studio- und Reportagekameras samt Aufzeichnungs- und Wiedergabegeräte; einige Kunst- und Tageslichtscheinwerfer; ein Dolly mit Kran, der bei der Produktion von Shows in den sechziger und siebziger Jahren im Studio eingesetzt wurde; ....

  • Anmerkung: Der 2 Tonnen schwere Vinten "Crane" - eine wirkliche Rarität - ist unten auf der Rampe vor der Tür regelrecht verrottet und wurde später entsorgt, weil sich niemand mehr darum gekümmert hatte.


.... diverse Stative; Schneidetische für verschiedene Formate sowie Schnittcomputer; diverse Video- und Audiokabel; verschiedene Film- und Diaabtaster; eine Farbkorrekturanlage; eine Untertitelungsmaschine; MAZ-Maschinen; Filmgeber; mehrere Generationen Schriftgeneratoren; Normwandler von PAL auf NTSC; eine Studio-Großprojektionsanlage; Bild-, Aufnahme- und Verstärkerröhren, eine Satellitenempfangsanlage; alle in der professionellen Fernsehtechnik nötigen Messgeräte; eine Filmbespulungsmaschine für Rund-Magnetton, usw.

Was ist vermittelbar ?

Gerade Geräte aus der Produktion sind Museumsbesuchern schwer vermittelbar, sie bleiben, selbst wenn sie noch funktionieren, sehr hermetisch. Menschen, die mit und an diesen „Maschinen" gearbeitet haben, verbinden dagegen viel damit und wissen viel darüber. Hier liegt die Chance in der Vermittlung, dieses Wissen muss unbedingt miterhalten werden. Denn die Geräte, mögen sie für Nichteingeweihte auch zunächst aussehen wie „Elektroschrott", sind doch historische Zeugen. Das, was die Dampfmaschine für das industrielle Zeitalter ist, sind Studiogeräte für das Zeitalter der Kommunikation.

Zur Sammlung des Fördervereins gehören auch einige Skizzen zu Studiobauten und Kostümfigurinen. Die Firma Neue Filmproduktion, Wiesbaden, übergab dem Förderverein einen Tricktisch und sogenannte „Layers" (Folien mit Bildteilen), die bei der Produktion der Mainzelmännchen eingesetzt wurden. Bislang noch nicht gesichtet sind die Filmkopien in 8, 16 und 35mm sowie die zahlreichen Bänder in den unterschiedlichen Formaten bis hin zu Bildplatten, die im Depot lagern. Das Gleiche gilt auch für die Schubladen voller Fotos, darunter viele Werkfotos, aber auch Autogrammkarten, Porträtfotos von Moderatoren, Industriefotos von Geräten sowie Aufnahmen von Gebäuden und Studios. Die vorhandenen Filmfotos stammen zum Großteil aus der Sammlung Steinbrücker. Dias, die zur Weiterbildung eingesetzt wurden, und anderes Lehrmaterial brachte Otto Friedrich Herber, langjähriger "Lehrbeauftragter" beim ZDF, in die Sammlung ein. Bemerkenswert sind auch die Materialien zum Fernsehdesign: das Erscheinungsbild und die Logos des ZDF sind in der Sammlung komplett dokumentiert, aber auch Beispiele anderer Sender liegen vor.

Ein ansehnlicher Zeitschriftenbestand rundet die Sammlung des Fördervereins ab. Dazu gehören Fachzeitschriften wie beispielsweise „Der Kameramann" ebenso wie „Die Funkschau" (die ersten Bände sind aus dem Jahr 1926), aber auch gebundene Jahrgänge der Programmzeitschrift HÖRZU. Dem Engagement des Vereins ist es außerdem zu verdanken, dass eine Reihe wichtiger Zeitzeugen besucht und interviewt wurden. Es existieren Bänder beispielsweise zu Gesprächen mit Kurt Hinzmann, Robert Lembke, der Ansagerin des NWDR Helga Hesse oder der Soubrette Edith Schollwer. Diese Reihe wird fortgesetzt.

Sammlungskonzept für die Zukunft

Die Sammlung des Fördervereins bildet eine gute Basis für die Gründung eines Deutschen Fernsehmuseums. Alle Arbeiten sind bislang ehrenamtlich erbracht worden, daher war das Zeitbudget für die gezielte Recherche nach Exponaten und auch das Ankaufsbudget begrenzt.

Im Hinblick auf ein künftiges Museum muss hier investiert werden. Die guten Kontakte der Mitglieder des Fördervereins können dabei weiterhin sehr hilfreich sein. Die Depotfläche ist allerdings schon bis zum letzten Zentimeter belegt, Schenkungen oder Dauerleihgaben können zur Zeit nicht mehr angenommen werden - dies muss zuallererst geändert werden.

Inhaltlich ist es wichtig, das Sammeln auf die künftigen Themenfelder zu konzentrieren.
Es ist sicherlich nicht sinnvoll, den Versuch zu machen, die Senderarchive zu doppeln. In Sachen Programmgeschichte sollten klare Schwerpunkte gesetzt werden, die auch bestehende Lücken und den Bedarf der potentiellen Nutzer berücksichtigen. Gerade in der Stadt Wiesbaden mit der auffälligen Dichte von Designern und Werbeagenturen wäre es bestimmt eine gute Idee, auch im Hinblick auf spätere Veranstaltungen, Fernsehwerbung zu sammeln.

Ein weiterer interessanter Punkt könnte das Erscheinungsbild der Sender sein - also eine Sammlung zu Fernsehdesign. Die für die Dauerausstellung und Sonderausstellungen benötigten Ausschnitte können die Senderarchive zur Verfügung stellen, die Rechte müssen vom Fernsehmuseum Wiesbaden geklärt und eine Bezahlung ausgehandelt werden (ein nicht zu unterschätzendes Problem). Das Deutsche Fernsehmuseum Wiesbaden sieht seine Aufgabe, anders als die Mediathek, nicht darin, Sendungen verfügbar zu machen.

Für alle Überlegungen zum Sammeln gilt, dass eine enge Kooperation mit den anderen Institutionen angestrebt werden sollte. Was bereits in einer anderen Sammlung steht, kann bei guter Zusammenarbeit als Dauerleihgabe ausgeliehen und ausgestellt werden. Gerade in Zeiten knapper Ressourcen liegt dieses Vorgehen nahe. Dazu sind allerdings Recherche-Reisen in die einzelnen Archive und Museen nötig. Spezielle, bislang insgesamt wenig erforschte und schlecht dokumentierte Themen fordern dazu heraus, selbst zu sammeln - zum Beispiel zum künftigen thematischen Schwerpunkt Rezeption, aber auch zu den einzelnen Berufsfeldern („Hinter den Kulissen") und zu „Fernseh(en)-Wirklichkeit".

Mission Statement

Das Ziel des Deutschen Fernsehmuseums ist in erster Linie, den Blick der Besucherinnen und Besucher durch Wissen zu schärfen - denn: was man nicht weiß, sieht man nicht.
Dieser Bildungsauftrag betrifft dabei alle Dimensionen des Fernsehens, sowohl die physikalischen Grundlagen als auch die Technik- und institutionelle Geschichte, die Arbeitsabläufe hinter den Kulissen, das Programm, aber auch die Rezeption.

Das Museum stellt sich bewusst der Komplexität des Themas „Fernsehen" und vertritt einen ganzheitlichen Ansatz. Es übernimmt in der heutigen Wissensgesellschaft die Aufgabe, medienwissenschaftliche Forschungsergebnisse für ein breites Publikum aufzubereiten und sie durch die Dauerausstellung, durch wechselnde Sonderausstellungen und bei Veranstaltungen anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln.

Es soll ein Ort der Schaulust geschaffen werden, an dem es aber zugleich möglich ist, sich mit dem Medium auseinander zu setzen, das unsere Gesellschaft wie kein anderes begleitet und verändert hat. Eine besonders enge Partnerschaft wird mit Ausbildungsinstitutionen angestrebt, denn das Museum legt großen Wert auf die Stärkung der Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen. Es beteiligt sich außerdem auf Basis der zu erweiternden Sammlung des Fördervereins aktiv an der Dokumentation der Geschichte des Mediums Fernsehen.

Literatur

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  • - Karin Bickelmann, Werner Sosalla, Medienkompetenz. Voraussetzungen, Förderung, Handlungsschritte. Herausgegeben von der Landesmedienanstalt Saarland, Berlin 2002.
  • - Claus Eurich/Gerd Würzenberg, 30 Jahre Fernsehalltag. Wie das Fernsehen unser Leben verändert hat, Reinbek bei Hamburg 1983.
  • - Sabine Flach / Michael Grisko (Hg.), Fernsehperspektiven. Aspekte zeitgenössischer Medienkultur. Schriftenreihe der LPR Hessen, Bd. 9, München 2000.
  • - Werner Faulstich (Hg.),Geschichte des Fernsehens in der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 5, Vom >Autor< zum Nutzer: Handlungsrollen im Fernsehen, München 1994.
  • - Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft Hessen mbH, Medien- und Kommunikationswirtschaft in Hessen - eine Untersuchung der Branchenstruktur und des spezifischen Arbeitskräftebedarfs, FEH-Report Nr. 618, Wiesbaden 2001.
  • - Gesellschaft für Film- und Fernsehwissenschaft (Hg.), Bestandsaufnahme: Film- und Fernsehwissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland. Dokumente einer Tagung, Münster 1987.
  • - Christiane Hackl, Fernsehen im Lebenslauf. Eine medienbiographische Studie, Konstanz 2001
  • - Wulf Herzogenrath / Thomas W. Gaehtgens / Sven Thomas / Peter Hoenisch; TV Kultur. Das Fernsehen in der Kunst seit 1879, Dresden 1997.
  • - Knut Hickethier (Hg.), Geschichte des Fernsehens in der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 1, Institution, Technik und Programm. Rahmenaspekte der Programmgeschichte des Fernsehens, München 1993.
  • - Knut Hickethier, Zwischen Einschalten und Ausschalten. Fernsehgeschichte als Geschichte des Zuschauens, in:
  • - Werner Faulstich (Hg.), Geschichte des Fernsehens in der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 5, München 1994, S. 237-301.
  • - Knut Hickethier, Zwischen Gutenberg-Galaxis und Bilder-Universum. Medien als neues Paradigma, Welt zu erklären. Transferbericht In: Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft. 25. Jahrgang/Heft 1, Januar- März 1999, S. 146-171.
  • - Knut Hickethier, Geschichte des Fernsehens, Stuttgart 1998
  • - HLT Gesellschaft für Forschung Planung Entwicklung mbH, Medienstandort Wiesbaden. Beurteilung aus Sicht der Unternehmen. Bedeutung und Struktur im regionalen Vergleich, HLT-Report Nr. 564, Wiesbaden 1998.
  • - Joachim Kallinich, Anstiftung zur Kommunikation? Konzeptionelle Überlegungen für das Museum für Kommunikation, in: Sigrid Randa-Campani (Hg.), „...einfach würdiger Styl!" Vom Reichspostmuseum zum Museum für Kommunikation Berlin, Heidelberg, 2000.
  • - Helmut Kreuzer / Helmut Schanze (Hg.), Fernsehen in der Bundesrepublik Deutschland. Perioden - Zäsuren - Epochen, Heidelberg 1991
  • - Kunsthalle Wien / Gabriele Mackert / Joshua Decter (Hg.), Televisions. Kunst sieht fern, Wien 2001.
  • - Ina Merkel (Hg.), Wir sind doch nicht die Meckerecke der Nation. Briefe an das Fernsehen der DDR, Berlin 20002.
  • - Lothar Mikos, Fern-Sehen. Bausteine zu einer Rezeptionsästhetik des Fernsehens, Berlin 2001.
  • - Bernd Müllender / Achim Nöllenheidt (Hg.), Am Fuß der blauen Berge. Die Flimmerkiste in den sechziger Jahren, Essen 1993.
  • - Stefan Münker /Alexander Roesler (Hg.), Televisionen, Frankfurt am Main 1999.
  • - Susanne Poliert, Film- und Fernseharchive. Bewahrung und Erschließung audiovisueller Quellen in der Bundesrepublik Deutschland, Veröffentlichungen des Deutschen Rundfunkarchivs, Bd. 10, Potsdam 1996.
  • - Alexandra Raumer-Mandel, Medien-Lebensläufe von Hausfrauen, München 1990.
  • - Eva Schäfer (Hg.), Internet. Film. Fernsehen. Zur Nutzung aktueller Medien als Folie für Selbst- und Weltbilder, München 2000.
  • - Nina Schindler, „Flimmerkiste". Ein nostalgischer Rückblick, Hildesheim 1999.
  • - Martin K. Schweer (Hg.), Aktuelle Aspekte medienpädagogischer Forschung. Interdisziplinäre Beiträge aus Forschung und Praxis, Wiesbaden 2001.
  • - P. Winterhoff-Spurk, Fernsehen und Weltwissen. Der Einfluss von Medien auf Zeit-, Raum-, und Personenschemata, Opladen 1989.

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Dank

Folgenden Personen haben sich Zeit für Gespräche genommen, mir Tipps und Hinweise gegeben und mich dadurch sehr in meiner Arbeit unterstützt. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken.
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  • Dr. Michael Crone - Hessischer Rundfunk, Historisches Archiv, Frankfurt
  • Claudia Dillmann, - Deutsches Filminstitut - DIF, Frankfurt
  • Michael Elfner, Kultusministerium Hessen
  • H. Exner, Rundfunkmuseum e. V, Berlin
  • Prof. Dr. Karl-Heinz Gerrath,- Studiengang Fernsehtechnik,
  • Fachhochschule Wiesbaden - Prof. Dr. Knut Hickethier,
  • Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medienkultur, - Universität Hamburg
  • Joseph Hoppe, Deutsches Technikmuseum Berlin
  • Prof. Dr. Thomas Koebner, - Institut für Filmwissenschaft, Mainz
  • Prof. Dr. Lothar Mikos, Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf", Babelsberg
  • Dr. Heiner Schmitt, ZDF Hauptabteilung - Archiv-Bibliothek-Dokumentation, Mainz
  • Peter Schwirkmann und Peter Paul Kubitz, - Stiftung Deutsche Kinemathek/Mediathek
  • Hans- Gerhard Stülb und Dr. Hans-Peter Jäger, - Deutsches Rundfunkarchiv Frankfurt am Main/Postdam

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Mein ganz besonderer Dank geht an den Förderverein Museum für Deutsche Fernsehgeschichte, Wiesbaden, für die gute Zusammenarbeit.
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Bildnachweis

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  • Deutsches Rundfunkarchiv
  • Förderverein Museum für Deutsche Fernsehgeschichte
  • Wulf Herzogenrath /Thomas W. Gaehtgens/Sven Thomas/Peter
  • Hoenisch: TV Kultur. Das Fernsehen in der Kunst seit 1879, Dresden 1997
  • Knut Hickethier, Geschichte des Fernsehens, Stuttgart 1998
  • Christine Kopf
  • Klaus May für MTV
  • SHARP ELECTRONICS (EUROPE) GMBH
  • ZDF
  • ZDF Medienpark

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