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Historisch gesehen - die UFA Organisation von vor 1945

Nachdem vom Reichspropagandaministerium bzw. Josef Goebbels ab 1938 so gut wie alle Filmgesellschaften unter das Dach der UFA und der TOBIS Film gedrängt bzw. gezwungen wurden, konnten die dort herrschenden Direktoren wirtschaften, fast wie sie wollten. Ob Gewinne oder Verluste, der Krieg und die dafür benötigte Propaganda heiligte alle Mittel (und Kredite).

Übrigens galt das ab 1939 für viele deutsche Unternehmen wie die AEG oder Telefunken oder Siemens & Halske oder die Frankfurter IG Farben. Wenn nur die Produktion stimmte, wurden die Zahlen geschönt. Und mit Hilfe aus einflußreichen regierungsnahen Berliner Kreisen konnten so manche Verluste durch billigsten Aufkauf von Firmen und Ländereien emigrierter Juden ausgeglichen werden. Aus diversen Spiegel Artikeln von 1949/1950 entnehmen wir Folgendes :

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Die Historie der UFA einmal anders gesehen :
1917 - Mit der UFA den Krieg gewinnen . . . .

Der Gewinn, den sich die Gründer der Ufa im Kriegssommer 1917 erhofften, war die propagandistische Beeinflussung der Massen. Damals, am 4. Juli, richtete der Generalquartiermeister des Heeres, General Ludendorff, an das königliche Kriegsministerium in Berlin einen streng vertraulichen Brief, der als Geburtsurkunde der Ufa in die Konzerngeschichte einging.

In diesem Schreiben empfahl der um die Kriegsmoral der Heimat besorgte General, "als dringende Kriegsnotwendigkeit" die propagandistischen Einflußmöglichkeiten des Films zu nutzen. Zu diesem Zweck müsse die Reichsregierung die bereits vorhandenen kleineren privaten Film-Unternehmen heimlich aufkaufen und zu einem Konzern zusammenschweißen. "Der Krieg hat die überragende Macht des Bildes und Films als Aufklärungs- und Beeinflussungsmittel gezeigt...", schrieb Ludendorff.

Mit Greuel und Grauen das Volk beeinflussen

Der General war besonders beeindruckt von dem Erfolg, den ein amerikanischer Greuelfilm über Kaiser Wilhelm und seine Hunnen (Titel: "Die Bestie von Berlin") im feindlichen wie auch im neutralen Ausland hatte. Ludendorff: "Für die fernere Kriegsdauer wird der Film seine gewaltige Bedeutung als politisches und militärisches Beeinflussungsmittel nicht verlieren... Je länger der Krieg dauert, desto notwendiger wird die planmäßige Beeinflussung der Massen im Inland."Der General lieferte auch gleich das Patentrezept, mit dem sein Plan geräuschlos verwirklicht werden könnte: "Da faktisch zur Beeinflussung einer Gesellschaft nur die absolute Majorität erforderlich ist, so bedarf es nicht immer des Ankaufs sämtlicher Anteile. Bekanntwerden darf aber nicht, daß der Staat der Käufer ist. Die gesamte finanzielle Transaktion muß durch eine fachkundige, einflußreiche, zuverlässige und vor allen Dingen der Regierung unbedingt ergebene private Hand (Bankhaus) erfolgen."

 

Und die Banken waren immer dabei

Das der Regierung treu ergebene Bankhaus war zur Stelle: Die Deutsche Bank, die auch heute wieder unter dem CDU-Mitglied und Kanzler-Intimus Hermann Josef Abs die Ufa-Aktien in ihrem Depot eingeschlossen hat.

Sechs Monate nach dem Eintreffen des Ludendorff-Briefes in Berlin, am 18. Dezember 1917, wurde die "Universum-Film AG" gegründet. Im Vorstand saß der aktive Major Alexander August Eduard Grau; Aufsichtsratsvorsitzender war der Direktor der Deutschen Bank, Emil Georg von Stauß.

Doch die erste Staffel der Universum-Film AG - kurz Ufa genannt - enttäuschte den Protektor Ludendorff: Sie enthielt nur wenige Durchhalte-Filme. Hauptsächlich kurbelten die Ufa-Regisseure billige Amüsierfilmchen, die in der Kohlrübenzeit des letzten Kriegsjahres gefragt waren.

Der Höhenflug der UFA begann in den 1920er Jahren

Freilich, in den ersten Nachkriegsjahren erwies sich die Gründung der Ufa als gute Tat. Die finanzielle Konstitution der Firma ermöglichte es den Ufa-Herren, in Babelsberg alle Talente zu versammeln, die an dem neuen Medium interessiert waren. Die zwanziger Jahre wurden zur kurzen glücklichen Zeit des deutschen Films, dessen expressionistische Dramen und Massenfilme selbst von den Hollywood-Gründern als beispielhaft gelobt wurden. Mit Filmen wie "Der Golem", "Metropolis", "Dr. Mabuse, der Spieler" und "Der letzte Mann" erlangte die Ufa auch im Ausland legendären Ruhm.

1928 - Niemand konnte dem schwarzen Freitag entkommen

Dennoch geriet der mächtige Konzern, nachdem er gerade fünf Millionen Mark in Fritz Langs utopischen Film "Metropolis" investiert hatte, Ende der zwanziger Jahre ebenso wie kleinere Film-Unternehmen in den Strudel der weltweiten Wirtschaftskrise. Aber wieder war jemand bereit, ein Vermögen in die Firma zu investieren: Der deutschnationale Zeitungskönig und Geheime Rat Dr. Alfred Hugenberg, Herr des Berliner Scherl-Verlages, hoffte wie Ludendorff, daß der Film als "politisches Beeinflussungsmittel" verwandt werden könne.
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Mit Hugenbergs Kapital saniert ......

Hugenberg sanierte den Konzern. Und die neue große Traumfabrik, die damals auch respektable Unterhaltungsfilme wie "Der blaue Engel", "Der Kongreß tanzt", "FP 1 antwortet nicht" oder "Der Sieger" drehte, stattete Hugenbergs deutschnationale (hitlerfreundliche) Politik fortan mit eindrucksvollen Projekten aus - beispielsweise mit einer Fridericus -Verfilmung, mit einer Helden-Ballade von den Lützowschen Jägern ("Die letzte Kompanie") und dem heroischen U-Boot-Heldenfilm "Morgenrot".

1933 - Josef Goebbels war fasziniert

Die propagandistischen Potenzen des Ufa-Konzerns faszinierten auch den Volksaufklärer Joseph Goebbels, und nach der "Machtergreifung" begann er, die Film-Industrie für das Reich aufzukaufen. Die Transaktionen verliefen geräuschlos. Der Wirtschaftsprüfer Dr. h. c. Max Winkler, der fast sämtlichen Reichsregierungen der zwanziger Jahre als Treuhänder zu Diensten gewesen war, führte im Auftrage der Nationalsozialisten die Transaktionen durch. Goebbels stattete Winklers "Cautio-Treuhand GmbH" mit Staatsgeldern aus, und der westpreußische Wirtschaftsprüfer kaufte unter dem Namen seiner Firma die Ufa und darüber hinaus auch andere große Filmfirmen (Terra, Tobis, Bavaria).
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1941 - Alles unter dem Dach der UFI

Nachdem 1941 auf Befehl Hitlers alle aufgekauften Filmfirmen unter der neugegründeten Dachgesellschaft "Ufa-Film-GmbH" (Ufi) zusammengefaßt worden waren, war die Reichs-Filmmaschine perfekt. Sie funktionierte reibungslos mit ihren 138 einzelnen Gesellschaften, die unter dem Ufi-Dach vereint waren. Nach ihrer letzten Bilanz belief sich das Inlandsvermögen des Konzerns im Sommer 1944 auf 733 Millionen Reichsmark.

1945 - Es war mehr kaputt als nur das Land

Als die alliierten Besatzer die Verwaltung nach Zonengebieten aufschlüsselten, zerbrach die gesellschaftliche Struktur des Konzerns. Da alle, die einst den Konzern regiert hatten, in Internierungslagern saßen oder untergetaucht waren, konnten die alliierten Film-Controller nicht gerade die sachkundigsten Filmwirtschaftler in die Treuhänderpositionen einsetzen.

Die Nachkriegstreuhänder der UFA

Die UFA sollte bzw. mußte zerschlagen werden, das hatten die Alliierten verabredet und in ein Gesetz geschrieben. Dazu sollten Treuhänder das Vermögen erst einmal erfassen.

So kam es, daß in den ersten Nachkriegsjahren mehrere Personen als Ufa/Ufi-Treuhänder arbeiteten:
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  • - der Experte für Kopier-Fabrikation Dr. Klatte in der britischen Zone;
  • - der frühere Aufzugsvertreter und Atelier-Ingenieur Alfred Feldes in der amerikanischen Zone und im US-Sektor Berlins (Unter-Treuhänder für den Münchner Bavaria-Bereich war der Ufa-Tonmeister Fritz Thiery);
  • - der einstige Ufa-Presse-Sachbearbeiter Carl Opitz in der französischen Zone.

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Ab hier kommt der spätere Generaldirektor Arno Hauke ins Blickfeld:

Nur einem gelang es, die Konstruktionsgeheimnisse der einst feinnervigen Maschinerie zu durchschauen: dem zu Schloß Varenholz in der Klausur einsitzenden Angestellten der "Deutschen Treuhand" Arno Hauke.

Seinem Betriebswirtsverstand offenbarte sich, was den offiziell eingesetzten Treuhändern verborgen bleiben mußte: Die listenreiche Verflechtung des Konzerns "Der Treuhänder saß da und werkelte freundlich vor sich hin", sagt Hauke. "Ich aber wurde mit meiner Fleißarbeit Spezialist. Mein Studium war die Ufa."

1949 - Hauke konnte eine Bilanz vorweisen

Doch Hauke studierte nicht nur die Bücher und Bilanzen von Ufa und Ufi. Er reiste durch die britische Zone, durchstöberte Grundbuchakten und durchkämmte ausgelagerte Maschinenparks, prüfte die Kontenauszüge der verschiedenen Ufi-Bankguthaben und sortierte Hunderte von Filmkopien, die vor Kriegsende aus Berlin in den Westen verbracht worden waren.

Seine Schatzgräberarbeit erbrachte ein beachtliches Ergebnis. Er entdeckte und errechnete, daß die Ufi (Stichtag 31. August 1949) in der britischen Zone besaß: ein Anlagevermögen von 9,5 Millionen Mark, ein Umlaufvermögen von 12,7 Millionen Mark und ein Eigenkapital von 15 Millionen Mark.

Allein in der britischen Besatzungszone waren riesige Werte verblieben:

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  • - 23 bebaute Grundstücke im Wert von sieben Millionen Mark,
  • - Bankguthaben in Höhe von 6,4 Millionen Mark, von denen 6,2 Millionen Mark frei verfügbar waren,
  • - 15 intakte und spielfähige Ufa-Theater, von denen nur drei beschlagnahmt, beziehungsweise zwangsverpachtet waren,
  • - vier Ufa-Pachttheater, die gerade neu gerichtet wurden, und
  • - ein Reservoir von 693 Spielfilmen mit insgesamt 1630 Kopien, die in der Zeit von Juni 1945 bis zum 31. August 1949 allein in der britischen Zone 96,2 Millionen Reichsmark und 5,8 Millionen D-Mark eingespielt hatten,
  • - ein Vorrat von 679 Spielfilmkopien, die noch nicht vorgeführt worden waren.

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Nachdem Hauke seine Fleißarbeit abgeliefert hatte, verließ er das Filmgeschäft - doch nicht für lange.

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