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1985 - Bliersbachs FILMOGRAPHIE - Das Vorwort vom Autor

Aus knapp dreizehnhundert Filmen, welche in den Jahren 1946 bis 1961 hergestellt wurden, werden gut zweihundertzehn Streifen aufgelistet: die wichtigen, bemerkenswerten und typischen Produktionen des österreichisch-westdeutschen Kinos.

Die Kurz-Beschreibungen sind auf die Film-Analysen der vorigen Kapitel bezogen; es ist beabsichtigt, einen Überblick über die psychosozialen Themen, welche im Kino der Nachkriegszeit behandelt wurden, zu geben.

Die Angaben der Besetzungen entstammen der „Illustrierten Film-Bühne", die in München erschien, und dem „Neuen Filmprogramm", das in Neustadt an der Weinstraße herauskam - Informationsblätter, die für jeden in der Bundesrepublik gespielten Film an der Kinokasse zu erwerben waren.

Der Niedergang des Kinos beseitigte nicht nur viele Filmtheater, sondern auch diese preiswerten Spielfilm-Informationen, die an eine Zeit erinnern, als es große Filmtheater und ausverkaufte Vorstellungen gab.

Andere Quellen sind: die Handbücher der katholischen Filmkritik „6000 Filme" und „Filme 1959 und 1961" (erschienen im Düsseldorfer Verlag Haus Altenberg), die „Citadel"-Filmbücher „Klassiker des deutschen Tonfilms 1930-1960" von Christa Bachmann und Joe Hembus (München: Goldmann 1980), „Heinz Rühmann und seine Filme" von Gregor Ball und Eberhard Spiess (München: Goldmann 1982), „Romy Schneider und ihre Filme" von Frauke Hanck, Alfred Nemeczek und Pit Schröder (München: Goldmann 1980), „Die Edgar-Wallace-Filme" von Florian Pauer (München: Goldmann 1982).

Biographische Angaben sind „Reclams deutsches Filmlexikon" (Stuttgart: Philipp Reclam jun. 1984) und dem von Hans-Michael Bock herausgegebenen „Cinegraph. Lexikon zum deutschsprachigen Film" (München: edition text + kritik 1984) entnommen.

Für das internationale Kino wurde hauptsächlich „The International Film Encyclopedia" von Ephraim Katz (London: Macmillan 1980) zu Rate gezogen.

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1946 - Die Mörder sind unter uns.

Der erste ernsthafte Nachkriegs-film. Die Geschichte einer aufgegebenen Rache. Berlin 1945: Wilhelm Borchert, der Chirurg Hans Mertens, trifft Arno Paulsen wieder, seinen ehemaligen Kompaniechef Brückner, der 1943 in Polen Männer, Frauen und Kinder als Geißeln erschießen ließ; Brückner ist Kaufmann geworden, der aus Stahlhelmen Kochtöpfe herstellt. Hildegard Knef hält Wilhelm Borchert davon ab, Arno Paulsen zu erschießen. Buch und Regie: Wolfgang Staudte (s. „Kirmes"). Kamera: Friedl Behn-Grund. Musik: Ernst Roters.
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1947 - Ehe im Schatten.

Ein Melodrama im Nazi-Deutschland. Paul Klinger heiratet 1933 seine jüdische Kollegin Elisabeth, gespielt von Ilse Steppat; er schützt seine Frau vorm Zugriff der Nationalsozialisten, die Anfang des Krieges von ihrer jüdischen Herkunft erfahren. Das Ehepaar begeht Selbstmord: Eine tapfere Kino-Lösung (s. das Kapitel „Heinz, der gute Junge"). Regie führte zum ersten Mal Kurt Maetzig, in Berlin am 25.1.1911 geboren; er schrieb auch das Buch nach der Novelle „Es wird schon nicht so schlimm" von Hans Schweikart. Kurt Maetzig war (am 17.5.1946) einer von vier Lizenzträgern und das Vorstandsmitglied bei der Gründung der "Deutschen Film-AG", der ostdeutschen "DEFA", zu deren renommierten Regisseuren er zählt. Kamera: Friedl Behn-Grund. Musik: Wolfgang Zeller.
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1947 - Film ohne Titel.

Rudolf Jugerts Debütfilm (s. „Der Meineidbauer"). Das Leben, eine Liebesgeschichte zwischen Hildegard Knef und Hans Söhnker, ist zu schön fürs Kino - glauben Willy Fritsch, Fritz Odemar und Peter Hamel, der Schauspieler, der Autor und der Regisseur eines Films, den sie nicht zustandebringen. Die Unfähigkeit, einen Film zu drehen, bedeutet auch: daß die Wirklichkeit der Nachkriegszeit die Erzählformen des Kinos sprengte. Das Buch schrieb Helmut Käutner. Kamera: Igor Oberberg. Musik: Bernhard Eichhorn.
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1947 - In jenen Tagen.

Helmut Käutners erster Nachkriegsfilm. Er leiht seine Stimme einem Auto, das die erzählerische Klammer für sieben Episoden abgibt, in denen die Reaktionen auf die Herrschaft und auf die Zerschlagung des Dritten Reiches beschrieben werden. Ein Trost-Film, der ein künstlerischer, aber kein finanzieller Erfolg wurde. Mit: Erich Schellow, Winnie Markus, Werner Hinz, Karl John, Franz Schafheitlin, Alice Treff, Hans Nielsen, Willy Maertens, Ida Ehre, Hans Mahnke, Margarete Haagen, Carl Raddatz und Rudolf Jugert. Buch: Helmut Käutner und Ernst Schnabel. Kamera: Igor Oberberg. Musik: Bernhard Eichhorn.
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1947 - Razzia.

Ein DEFA-Krimi - der erste der Nachkriegszeit. Eine nüchterne Beschreibung der Arbeit der Berliner Polizei und der Machenschaften von Schwarzmarkt-Kriminellen. Eine präzise Studie, so „Reclams deutsches Filmlexikon", über das „hungernde Deutschland". Regie führte Werner Klingler, in Stuttgart am 23.10.1903 geboren und in Berlin am 26.6.1972 gestorben; er begann in Hollywood als Chargen- Darsteller, betreute dort Luis Trenker, mit dem er im Dritten Reich dann weitere Filme machte, lieferte für die Nazis Auftragsarbeiten ab und inszenierte in der Bundesrepublik die Konfektionsstücke der fünfziger und sechziger Jahre. Mit Paul Bildt, Elly Burgmer und Agathe Poschmann.
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1947 - Und über uns der Himmel.

Berlin ist zerstört. Hans Albers, der Kino-Haudegen, ist der Heimkehrer, der seine luftige Existenz mit Schiebereien bestreitet. Sein Sohn, Paul Erwin Roth, ist dagegen. Abrechnung zwischen Vater und Sohn. Hans Albers erweist sich als anständiger Vater. Josef von Baky, im ungarischen Zombor am 23.3.1902 geboren und in München am 31.7.1966 gestorben, der Regisseur des 1943 entstandenen Hans-Albers-Films „Münchenhausen" (für den Erich Kästner von den Nationalsozialisten Schreib-Erlaubnis bekam), drehte den ersten Streifen seiner eigenen Film-Gesellschaft, der Objektiv-Film GmbH. Mit Lotte Koch, Annemarie Hase, Heidi Scharf, Ralph Lothar. Buch: Gerhard Grindel. Kamera: Werner Krien, Musik: Theo Mackeben.
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1947 - Zwischen Gestern und Morgen.

Eine private love story ersetzt den tatsächlichen damaligen Konflikt zwischen Anpassung und Opposition in den Jahren 1937-1947. Die Spezialität Harald Brauns, des in Berlin am 26.4.1901 geborenen und in Xanten am 24.9.1960 gestorbenen Regisseurs, der auch das Buch schrieb. Mit Viktor de Kowa, Winnie Markus, Hildegard Knef, Willy Birgel, Viktor Staal, Sybille Schmitz, Carsta Lock, Erich Ponto und Otto Wernicke. Kamera: Günther Anders.
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1948 - Affäre Blum.

Ein Justizfall aus der Weimarer Republik. „1926", so „Reclams deutsches Filmlexikon", „ermordete ein Freikorps-Student den Buchhalter der jüdischen Firma Blum und beraubte ihn. Nicht er, sondern der Firmeninhaber, ein der Sozialdemokratie nahestehender Industrieller jüdischer Herkunft, wurde von den untersuchenden Behörden aus politischen Motiven heraus, zum Mordverdächtigen gestempelt". Eine Abrechnung mit dem Antisemitismus. Mit Kurt Ehrhardt, Hans Christian Blech und Gisela Trowe. Buch: R.A. Stemmle. Kamera: Friedel Behn-Grund. Musik: Herbert Trantow. Inszeniert von Erich Engel, der in Hamburg am 14.2.1891 geboren wurde und in Berlin am 10.5.1966 starb; Vater des Schauspieler-Regisseurs Thomas Engel (Jahrgang 1922); Erich Engel war vor und nach der Nazi-Zeit einer der engsten Mitarbeiter von Berthold Brecht. Während des Dritten Reiches überlebte er künstlerisch mit der Inszenierung von Komödien.
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1948 - Der Apfel ist ab.

Der Westdeutsche Adam Schmidt, gespielt von Bobby Todd, träumt sich in den Himmel hinein und erledigt dort für sich die Fragen von Verantwortung und Schuld. Eine musikalische Ausweich-Komödie von Helmut Käutner mit Bettina Moissi, Joanna Maria Gorvin und Arno Assmann. Musik: Bernhard Eichhorn. Buch von Helmut Käutner und Bobby Todd. Kamera: Igor Oberberg.
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1948 - Berliner Ballade.

Ein Trost-Film. Aus dem Jahre "2049", in dem die Rahmenhandlung spielt, wird der Kinogänger einhundert Jahre zurück auf das geteilte Berlin geführt, in dem Otto Normalverbraucher sich durchschlägt und erlebt, wie die psychosoziale Hypothek der Nachkriegszeit mittels eines kabarettistischen Gags begraben wird. Gert Fröbes erster Film in der Rolle des Herrn Normalverbraucher. Mit O.E. Hasse, Werner Oehlschläger, Hans Deppe, Tatjana Sais. Buch: Günter Neumann. Musik: Werner Eisbrenner, Günter Neumann. Kamera: Georg Krause. Regie: Robert Adolf Stemmle, der in Magdeburg am 10.6.1903 geboren wurde und in Baden-Baden am 24.2.1974 starb.
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1948 - Die Frau am Wege.

Die Frau eines Grenzbeamten versteckt einen Flüchtling vor den Nazis; sie verläßt ihren Mann und folgt dem anderen in die Schweiz. Mit Brigitte Horney, Otto Woegerer, Robert Freytag. Regie führte Eduard von Borso-dy. Buch: Walter Firner, Irma Forner und Eduard von Borso-dy, nach dem Bühnenstück von Fritz Hochwälder. Kamera: Walter Riml. Musik: Willy Schmidt-Genter.

1948 - Fregola.

Marika Rökk tanzt wieder. In einem österreichischen Kriminalfilmchen, das von Harald Robbeling inszeniert wurde. Mit Rudolf Prack und Siegfried Breuer.

1948 - Morituri.

Die Geschichte der Gegenwehr eines polnischen Arztes in einem Konzentrationslager: Er, dessen Frau von der SS ermordet wurde, verhilft Häftlingen zur Flucht. Er wird erschossen, die Flüchtlinge werden befreit. Eugen York führte Regie. Das Buch schrieben Gustav Kampendonk und Arthur Brauner, der als Sohn eines jüdischen Holzgroßhändlers in Lodz am 1.8.1918 geboren wurde; Brauner war aus einem KZ ausgebrochen und hatte sich in Ostdeutschland durchgeschlagen; er besaß die Produktionsgesellschaft CCC Film (Central Cinema Company Film GmbH, später CCC Filmkunst GmbH & Co. KG). Mit Lotte Koch, Winnie Markus, Hilde Körber, Josef Sieber, Catja Görna, Walter Richter, Karl-Heinz Schroth. Kamera: Werner Krien. Musik: Wolfgang Zeller.

1948 - Der Prozeß.

An einem authentischen Fall des späten 19. Jahrhunderts behandelt Georg Wilhelm Pabst, der renommierte Regisseur der Vorkriegszeit („Die freudlose Gasse", „Westfront 1918", „Kameradschaft"), das Thema des Antisemitismus. Pabst, im tschechischen Raudnitz am 27.8.1885 geboren und in Wien am 28.5.1967 gestorben, enttäuschte mit seinen Nachkriegsarbeiten. Mit Ewald Baiser, Ernst Deutsch, Aglaja Schmid, Maria Eis und Josef Meinrad. Österreichische Produktion. Buch: Rudolf Brunngraber, Kurt Heuser, Emeric Roboz. Kamera: Oskar Schnirch, Helmuth Ashley. Musik: Alois Melichar.

1948 - Rendezvous im Salzkammergut.

Österreichische Verwechslungskomödie Wiener Stenotypistinnen. Regie: Alfred Stöger. Mit Herta Mayen, Hans Holt und Josef Meinrad.

1948 - Die Zeit mit Dir

verbringt Eva-Ingeborg Scholz mit Heinz Klingenberg, dem Heimkehrer. „Der zwölfte Nachkriegsfilm", bilanziert das Handbuch der katholischen Filmkritik, „in der langen Reihe deutscher Heimkehrer-Schicksale". Happy ending. Regie: Georg Hurdalek.

1949 - Bergkristall.

Schuld-Drama, das auf Adalbert Stifters Novelle „Bergkristall" (1845) zurückgreift: Ein Wilderer wird unschuldig des Mordes an seinem Rivalen verdächtigt. Harald Reinls Regie-Debüt. Reinl, in Bad Ischl am 9.7.1908 geboren, wird in den fünfziger und sechziger Jahren zum Routinier westdeutscher Kino-Genres. Mit Franz Eichberger, Hans Reinz, Cilli Greif.

1949 - Diese Nacht vergeß' ich nie.

Familien-Drama, als Komödie aufbereitet: Großvater, Vater und Sohn rivalisieren um die geschiedene Winnie Markus. Mit Gustav Fröhlich und Paul Henckels. Johannes Meyer führte Regie.

1949 - Du bist nicht allein.

Drama der Ehe-Bindung. Carola Höhn als Ehefrau bleibt ihrem vermißten Mann treu, bis er für tot erklärt wird. Regie führte Paul Verhoeven, der Schauspieler-Regisseur (in Unna am 23. 6. 1901 geboren und in München am 22. 3.1975 gestorben). Mit Peter Pasetti und Otto Wernicke.

1949 - Frauenarzt Dr. Prätorius.

Buch und Regie: Curt Goetz. Das tröstende Credo des Films: „Was uns fehlt, ist Freude. Was wir brauchen, ist Hoffnung. Was uns nottut, ist Zuversicht. Wonach wir verschmachten, ist Frohsinn. Wonach wir dürsten, ist Liebe". Mit Valerie von Martens, Erich Ponto, Bruno Hübner, Albert Florath. Musik: Franz Grothe. Kamera: Fritz Arno Wagner.

1949 - Gefährliche Gäste.

Sozialer Tagtraum, der die Besitzverhältnisse verkehrt: Einbrecher spielen sich als Hausherren in einer leeren Villa auf. Inszeniert vom Spezialisten für turbulentes Nachkriegskino: Geza von Cziffra, der am 19.12.1900 im ungarischen Arad geboren wurde. Mit Wolf Albach-Retty, Vera Molnar und Paul Kemp.

1949 - Das Geheimnis der roten Katze.

Klamotte über das unschuldig verstrickte Opfer eines Juwelen-Raubs. Das Opfer ist Heinz Rühmann, der dafür sorgt, daß das Spiel mit den Schuldgefühlen ein Spiel bleibt. Vom Klamotte-Routinier Helmut Weiß, der 1944 die „Feuerzangenbowle" inszenierte (s. das Kapitel „Heinz, der gute Junge"). Das Buch schrieb Helmut Weiß nach einer Idee von Erich Engels. Kamera: Erich Claunigk. Musik: Werner Bochmann. Mit Angelika Hauff, Gustav Knuth und Trude Hesterberg. Produziert von der Rühmann-eigenen Firma, der Comedia Filmgesellschaft GmbH, die 1952 in Konkurs ging; Rühmanns Gagen wurden bis 1959 zur Hälfte gepfändet.

1949 - Geheimnisvolle Tiefe

explorieren Cornelia und Dr. Ben Wittig (Ilse Werner und Paul Hubschmid) in den französischen Pyrenäen (anstelle ihrer Innenwelten), aus deren Höhlensystem sie nicht wiederkehren. Tödliches ödipales Drama im Dreieck: Stefan Skodler, der Industrielle, der sich ebenfalls um Ilse Werner bemühte, ist der Dritte. Inszeniert von Georg Wilhelm Pabst. Österreichische Produktion.

1949 - Hallo Fräulein!

Das Fräulein ist Margot Hielscher; angesprochen wird sie von Hans Söhnker, dem Westdeutschen, und von Peter van Eyck, dem amerikanischen Besatzungs-Offizier. Verliebtheiten im ödipalen Dreieck mit fröhlichen Folgen. Margot Hielscher, die Jazz-Musikerin, bleibt bei Hans Söhnker; Peter van Eyck muß zusehen. Rudolf Jugert inszenierte. Das Buch schrieb Helmut Weiß nach einer Idee von Margot Hielscher. Kamera: Georg Bruckbauer. Musik: Friederich Meyer.

1949 - Liebe 47.

Wolfgang Liebeneiners Verfilmung der Szenenfolge „Draußen vor der Tür" von Wolf gang Borchert, der sechsundzwanzigjährig am 20.11.1947 im Baseler Clara-Spital starb. Peter Rühmkorf nennt Borcherts Stück „das Drama einer verdorbenen Heimkehr": „Sein Held, der Heimkehrer Beckmann, ist einer von den Tiefbetroffenen, die den Krieg nicht vergessen können und die ihre Fragen und Skrupel in eine Welt von flacher Gleichgültigkeit tragen" (aus: Herbert Wiesner, Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. München: Nymphenburger Verlagshandlung 1981).

Wolfgang Borchert war ein unbequemer Soldat; 1943 wird er, politischer Witze wegen, zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Wolfgang Liebeneiner, sechzehn Jahre älter, war der erfolgreiche Schauspieler am Berliner Deutschen Theater und unter Gustaf Gründgens am Hamburger Staatstheater. 1938 ernennen ihn die Nationalsozialisten zum Staatsschauspieler und 1943 zum Professor. 1941 drehte Liebeneiner den Film „Ich klage an", der als propagandistische Arbeit zur Unterstützung der Euthanasie gilt.

Man kann Liebeneiners „Liebe 47" als Dokument der westdeutschen Tragödie verstehen: Der von den Nazis dekorierte Film-Künstler Wolfgang Liebeneiner, der (bereits) 1946 seine Arbeitserlaubnis erhält, inszenierte Wolfgang Borcherts bitteres Drama, dem er ein happy ending anfügt - ein schiefer Wiedergutmachungsversuch.

In seinem Leserbrief an den SPIEGEL (18.2.1959) nannte Liebeneiner sein Credo: „... die Leute gut zu bedienen und das Kapital gut zu verzinsen". Die Moral eines Mannes, der sich schämt und der sich selbst nicht traut.
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1949 - Nachtwache.

Der Trost-Film im depressiven Dunkel der Nachkriegszeit. Einen „ökumenischen Heimatfilm" nennen Christa Bachmann und Joe Hembus den von Harald Braun inszenierten Streifen: Hans Nielsen, protestantischer Pfarrer, in Luise Ullrich verliebt, verliert seine zehnjährige Tochter bei einem Unglücksfall; er zweifelt an seinem Glauben und findet zu ihm zurück. Dieter Borsche, der katholische Kollege, mit dem er befreundet ist, unterstützt ihn. Leises happy ending zwischen Luise Ullrich und Hans Nielsen. Mit Rene Deltgen, Angelika Voelkner-Meissner und Käthe Haack. Das Buch schrieb Harald Braun, die Musik Mark Lothar (s. „Sauerbruch"). Kamera: Franz Koch.

1949 - Nichts als Zufälle.

Viel Turbulenz in Dr. Renatus Elmhorsts (Theo Lingens) letzten vierundzwanzig Stunden vor seiner Hochzeit. Vom Spezialisten für Kino-Klamotten E.W. Emo (im österreichischen Seebarn am 11.7.1898 geboren und in Wien am 1.12.1975 gestorben) inszeniert. Emo hatte sich mit seinen in Österreich gedrehten Filmen zunehmend den nationalsozialistischen Machthabern angepaßt; nach dem Krieg fertigte er klamauklaute Streifen in Österreich und in der Bundesrepublik. Das Buch schrieben Karl Farkas und E.W. Emo. Produzent: Kurt Ulrich von der Berliner Berolina Film. Mit Sonja Ziemann, Josef Meinrad, Susi Nicoletti, Grethe Weiser, Margarete Haagen, Hans Richter, Hubert von Meyerinck. Kamera: Kurt Schulz. Musik: Franz Grothe.

1949 - Rotation.

Das ist der Name für die Abteilung, in der die Zeitungen gedruckt werden - und in der der arbeitslose Drucker, gespielt von Paul Esser, 1933 eine Arbeit findet und sich widerwillig fügt. „Rotation" ist auch das Entwicklungsprinzip dieses Mannes, der sich anpaßt, später opponiert und von seinem Sohn denunziert wird. Wolfgang Staudte, der Regie führte, schrieb mit Erwin Klein das Buch über ein kleinbürgerliches Leben. Mit Brigitte Krause, Irene Korb, Karl-Heinz Deikert, Reinhard Koldehoff und Werner Peters. Kamera: Bruno Mondi. Musik: H.W. Wiemann. Eine Produktion der DEFA.

1949 - Der Ruf.

Fritz Kortner im Josef-von-Baky-Film als heimkehrender Philosophie-Professor, der 1933 nach Kalifornien emigrierte. Er wird im Berlin von 1948 unfreundlich aufgenommen und zerbricht an den Intrigen gegen ihn. Ein düsterer Streifen. Das Buch schrieb Fritz Kortner, die Musik Georg Haentzschel. Kamera: Werner Krien. Mit Rosemary Murphy, Johanna Hof er, Lina Carstens, Ernst Schröder, Charles Regnier.
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1949 - Schicksal aus zweiter Hand.

Ein knalliger Wolfgang-Staudte-Film; dessen erste westdeutsche Arbeit. Das Rotationsprinzip übernimmt Erich Ponto, der Wilhelm Borchert den Tod seiner Frau, gespielt von Marianne Hoppe, wahrsagt; Borchert überwacht daraufhin Marianne Hoppe und erwürgt sie, in einem Anfall von Eifersucht; später, nach der Verbüßung seiner Strafe, zieht Wolfgang Borchert als Hellseher über die Rummelplätze. Das Buch schrieb Wolfgang Staudte. Kamera: Willy Winterstein. Musik: Wolfgang Zeller. Gyula Trebitsch, Besitzer der Hamburger Real-Film, produzierte. Mit Heinz Klevenow und Ernst Waldow.
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1950 - Auf der Alm, da gibt's koa Sünd!

Maria Andergast als resolute Fürsorgeschwester, die sich beim Bürgermeister, der sich gegen den Ferienaufenthalt von vierzig unehelichen Kindern sperrt, durchsetzt, indem sie sich als dessen uneheliche Tochter ausgibt. Der Bürgermeister wird gefügig. So transportiert die Klamotte die Kritik an der Bereitschaft, fürs Vertuschen zu kuschen. Fritz Antel, Spezialist für turbulenten Klamauk und Wiener vom Jahrgang 1913, inszenierte das laute österreichische Vergnügen.
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1950 - Cordula.

In einem österreichischen Dorf gegen Ende des ersten Weltkrieges erwartet die Kellnerin, gespielt von Paula Wessely, ihr uneheliches Kind. Ein Gustav-Ucicky-Melodrama. Ucicky, Wiener des Jahrgangs 1899, der 1961 in Hamburg starb, arbeitete Anfang der zwanziger Jahre für Michael Curtiz, dem altgedienten Hollywood-Routinier (1888-1962), und wurde im Dritten Reich zum Regisseur schwerverdaulicher Nazi-Dramen, wozu auch die Verfilmung der Puschkin-Novelle „Der Postmeister" (1940) gehört; er blieb in den Nachkriegsjahren der Regisseur filmischen Fusels.

1950 - Das doppelte Lottchen.

Die Verfilmung des Erich-Kästner-Buches. Familien-Zusammenführung durch die Zwillinge Jutta und Isa Günther. Antje Weisgerber und Peter Mosbacher, die geschiedenen Ehepartner, werden von ihren Töchtern zur Wiederheirat bewegt. Der Film einer familiären Sehnsucht: Ein rührender Tränendrücker. Josef von Baky inszenierte. Buch: Erich Kästner. Kamera: F. Weinmayr und W. Riml. Musik: Alois Melichar.

1950 - Duell mit dem Tod.

Rolf Nauckhoff tarnt sich mit der Uniform eines SS-Offiziers und rettet vielen das Leben. Der Film einer Schuld-Entlastung. Paul May (s. „Die Landärztin") führte Regie und schrieb das Buch. Kamera: Helmuth Ashley (s. „Das schwarze Schaf"). Mit Annelies Reinhold, Hintz Fabricius, Hans Dressler und Ernst Waldbrunn.

1950 - Es kommt ein Tag.

Ein deutscher Korporal liebt ein französisches Mädchen, dessen Bruder er im Krieg 1870/71 tötete.
Kein happy ending für Maria Schell und Dieter Borsche in dieser Geschichte aus dem vorigen Jahrhundert; aber ein Trost für die deutsche Schuld. Regie führte Rudolf Jugert (s. „Der Meineidbauer").

1950 - Föhn.

Hans Albers, der Retter, der eine Schuld gutmacht, indem er sich opfert für ein Paar, das er vor dem Lawinen-Tod bewahrt; vor Jahren hatte er seine Frau bei einem Lawinen-Unglück verloren. Variation des Themas: der entlastenden Verrechnung individueller Schuld. Inszeniert von Rolf Hansen (Jahrgang 1904), für den dieses Thema auch gilt: Er war der Regisseur drei aufwendiger Nazi-Filme mit Zarah Leander (s. „Sauerbruch"). Mit Liselotte Pulver und Antje Weisgerber.

1950 - Jetzt schlägt's dreizehn!

Ein E.W.-Emo-Film. Theo Lingen, der ehemalige Diener, und Hans Moser, der künftige Diener im Haushalt von Susi Nicoletti und Josef Meinrad, halten sich für Kriminelle. Der hektische, näselnde Lingen und der langsame, nuschelnde Moser, der selbst die Marx Brothers, hätte er mit ihnen einen Film gemacht, genervt hätte, treten sich auf die sprichwörtlichen Füße. Eine Gaudi für den Kinogänger, der nicht nur US-nonsense mag. Das Buch schrieb Fritz Kosel-ka nach einer Idee des Regisseurs. Die Kamera führte Helmuth Ashley (s. „Das schwarze Schaf").

1950 - Der Mann, der zweimal leben wollte.

Ihn spielt Rudolf Forster, der seinem Leben mit der Inszenierung eines Unfalls nicht entkommen kann. Viktor Tourjansky führte Regie in diesem Film, der sich wie ein Kommentar zur westdeutschen psychosozialen Verfassung liest. Mit Ilse Steppat und Heidemarie Hatheyer.

1950 - Mutti muß heiraten.

Adelheid Seeck soll es tun für ihre drei Töchter, die ihre eigenen Partner finden. Mit Hans Stüwe (s. „Grün ist die Heide") und Georg Thomalla, dem westdeutschen Schnell-Sprecher (der Jack Lemmon eindeutscht). Regie führte Carl Froelich, der Berliner des Jahrgangs 1875, der 1953 starb; der deutsche Regisseur mit einem deutschen Lebenslauf: In der Weimarer Republik erfolgreich und renommiert, machte er vor den Nationalsozialisten seinen Kotau und ließ sich feiern für seine triefenden, schrecklichen Schnulzen vom „Choral von Leuthen" (1933) über „Es war eine rauschende Ballnacht" (1939) bis zur „Neigungsehe" (1944).

1950 - Schwarzwaldmädel.

Einer der ersten sogenannten Heimatfilme: mit Sonja Ziemann, die Rudolf Prack liebt, der wiederum mit Paul Hörbigers Zuneigung für Sonja kollidiert. Liebe und Schuld im ödipalen Dreieck in einem Schwarzwald-Dorf, in dem die Leute gut leben und in dem ein ungeschlachter Bursche agiert, der der Vorläufer vom „Beißer" (Richard Kiel) aus einigen James-Bond-Filmen ist: Kurt Zehe. Hans Deppe inszenierte (s. „Grün ist die Heide"). Buch: B.E. Lüthge. Musik: Leon Jessel. Kamera: Kurt Schulz.

1950 - Skandal in der Botschaft.

Der Tagtraum einer Rehabilitierung: Der verwitwete Spezialist fürs Öffnen fremder Tresore wird angeheuert für ein legitimes Aufbrechen eines Geldschranks. Das alte, westdeutsche Thema der Verrechnung von Schuld. 1960 werden Siegfried Lowitz für Heinz Rühmann („Das schwarze Schaf") und Gert Fröbe für Karlheinz Böhm („Der Gauner und der liebe Gott"; Axel von Ambesser, 1960) ähnliche Aufgaben lösen. Eric Ode, der Regisseur vieler Nachkriegskomödien, der erfolgreiche ZDF-„Kommissar" und der Synchron-Sprecher von Bing Crosby und Cary Grant, inszenierte diesen leichten Spaß mit Viktor de Kowa, Jeanette Schultze, Michi Tanaka.

1950 - Die Sünderin

war Hildegard Knef, offenherzig präsentiert von Willi Forst, dem Regisseur von „Bel Ami" (1939), der lieber zynisch-leichte als patriotische NS-Filme drehte. Hildegard Knef spielt eine brave Prostituierte, die sich an die Moral des Film-Titels hält: Dem an einen Gehirntumor unheilbar erkrankten, geliebten Maler Alexander, den Gustav Fröhlich spielt, folgt sie mit ihrem Freitod.

Der Erzbischof von Köln, Kardinal Frings, war mit dem Film nicht einverstanden. Christa Bachmann und Joe Hembus schrieben über die „Sünderin": „Er ist der interessanteste schlechte deutsche Film aus einer Zeit, da es fast nur schlechte deutsche Filme gab. Er hat die Faszination aller heillos chaotischen und wüst verkitschten Filme". Etwas für Nachtvorstellungen. Mit Robert Meyn und Aenne Brück, Jochen-Wolfgang Meyn, Theo Tecklenburg, Vera Friedberg. Buch: Gerhard Menzel. Musik: Theo Mackeben. Kamera: Claus Schumann und Vaclav Vieh.

1950 - Der Theodor im Fußballtor.

Theo Lingen und Hans Moser wieder im Einsatz. Theo Lingen ist Mittelstürmer einer Mannschaft des Fußball-Clubs BAC, dessen Vorsitzender der Witwer Hans Moser ist. Sein Sohn Josef Meinrad ist in Katharina Mayberg verliebt. Vater und Sohn verkrachen sich, Theo Lingen befriedet die Familie. Das populäre Lied des Films macht viel Hoffnung: „Der Theodor, der Theodor, steht unbesiegt im Fußballtor". Den Text schrieb Kurt Feltz, die Musik Werner Bochmann, das Drehbuch das bewährte Team E.W. Emo und Kurt Farkas. Kamera: Erich Claunigk. Regie: E.W. Emo. Mit Lucie Englisch, Gustav Knuth, Loni Heuser, Sammy Drechsel, dem Motor der Münchener „Lach- und Schießgesellschaft".

1950 - Taxi Kitty.

Kurt-Hoffmann-Film um die beherzte Hannelore Schroth aus der Garagen-Kantine. Ein kleiner Spaß mit happy ending und mit Carl Raddatz und Hans Schwarz.
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