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1950 - Zuerst einmal Informationen aus der Branche und über die Film-Woche.
Zur Woche des deutschen Films:

Im September 1950 werden die Deutschen Filmwochen angepriesen. Und da ist es publikumswirksam, mal aus dem Nähkästchen zu plaudern.

Römer-Lichtspiele - WIESBADEN-DOTZHEIM
Zur Woche des deutschen Films - vom 29.September bis 5. Oktober 1950


  • In unserem Theater sehen Sie von Freitag, den 29. September bis einschl. Montag, den 2. Oktober den deutschen Nachkriegsfilm „Mädchen hinter Gittern" - Ein Film, der in Venedig preisgekrönt wurde und allgemein als einer der besten neuen deutschen Filme bezeichnet wird.
  • Von Dienstag, den 3. Oktober bis einschl. Donnerstag, den 5. Oktober zeigen wir dann den neuen deutschen Film „Tragödie einer Leidenschaft"
  • Mit dieser Auswahl haben wir versucht, den Wünschen unseres Publikums gerecht zu werden. Außerdem zeigen wir am Sonntag, den 1. Oktober, 15 Uhr für unsere kleinen Besucher den Märchenfilm „Die Wiesenzwerge".


BITTE LESEN SIE DIE UMSTEHENDEN ZEILEN!

Zur Woche des deutschen Films! - Vom 29. September bis 5. Oktober 1950 findet eine „Woche des deutschen Films" statt. In dieser Woche werden alle Filmtheater Westdeutschlands deutsche Filme zur Aufführung bringen, soweit dies beim Stande der augenblicklichen deutschen Film­produktion möglich ist.

Warum Woche des deutschen Films?
Die deutsche Filmproduktion ist nach der Auflösung der staatlichen Produktionsfirmen im Jahre 1945 noch nicht wieder recht in Schwung gekommen. Ihre Auswertungsmöglichkeiten in Westdeutschland sind nur gering, ebenso wie die zur Verfügung stehenden Mittel. Der Vielzahl der auf den Markt gebrachten ausländischen Filmen von oft hervorragender Qualität steht nur eine Minderzahl deutscher Filme gegenüber, die manchmal recht wenig Anklang gefunden haben.

Der neue deutsche Film ist aber, besonders in letzter Zeit bemüht, trotz großer finanzieller Schwierigkeilen diesen Vorsprung der Ausländer aufzuholen. Hierzu bedarf es aber der liebevollen Unferstützung aller, nicht zuletzt der Filmbesucher.

Die westdeutschen Filmtheater haben sich daher entschlossen, in einer besonderen „Woche des deutschen Films" zu zeigen, daß sie von sich aus alles tun wollen, dem deutschen Film in seinem Exislenzkampf zu helfen. An Ihnen, liebe Besucher, liegt es nun, zu zeigen, daß auch Sie bereit sind, dem deutschen Film nach Möglichkeit zu helfen.

Eine Forderung aber müssen wir dabei im Namen unserer Besucher an die Filmproduktion erheben: „Macht mit den wenigen Mitteln, die zur Verfügung stehen, gute Filme!" - Gute Filme heißt : Filme, die unserem Geschmack entsprechen, und die (wie früher so manche schöne große deutsche Filme) die Massen anziehen, dann wird der deutsche Film seinen Platz in den deutschen Filmtheatern ohne Schwierigkeiten finden.
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Und die Filmtheater?
Die Schwierigkeiten der deutschen Filmwirtschaft liegen aber nicht nur in der Produktion. Auch die deutschen Filmtheater haben einen sehr schweren Sommer (Anmerkung: Sommer 1950) hinter sich. Viele kleine Unternehmen sind in diesem Sommer in Schwierigkeiten geraten oder haben sogar ihren Betrieb einstellen müssen. Die Ursache ist darin zu suchen, daß die Belastungen unerträglich hoch geworden sind.

Die Film­leihmieten liegen weit höher als früher und die Vergnügungssteuer hat in Wiesbaden die unglaubliche Höhe von 25%. Hinzu kommt teilweise der Mangel an guten Filmen. All dies trifft die Vororttheater besonders hart. Vergnügungssteuer und Leihmieten haben die gleichen Sätze wie bei den Theatern in der Innenstadt, die eine ungleich höhere Besucherzahl und größere Zahl von Vorstellungen haben. Dabei sind die Eintrittspreise in den Vororten im Durchschnilt weitaus niedriger. Mit dem Aufruf zur Unterstützung des deutschen Films müssen wir daher auch den Wunsch aussprechen: „Unterstützen Sie Ihr Film-Theater am Platze!"

Wir sind stets bemüht, unser Bestes zu geben. Aus der Vielzahl der Filme bemühen wir uns stets, nur das Beste auszusuchen, obwohl in der Filmwirtschaft immer noch Kopplungsgeschäfte gemacht werden, d. h. man muß zu guten Filmen immer noch weniger gute mit hin­zu nehmen. Es ist unser Stolz, hier behaupten zu können, daß es uns durch geschickte Verhandlungen gelungen ist, die schlechten Filme fast durchweg ausfallen zu lassen.

Warum immer nur Sonntags?
Seit der Währungsreform (Anmerkung: Sommer 1948) und dem seitdem stark verminderten Besuch ist immer mehr der Sonntag zu dem Tag geworden, der allein einen guten Besuch bringt. Die Tage in der Woche bringen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, uns oft nur 20-30 Besucher, obwohl hier oft Filme gezeigt werden, die eine bessere Beachtung verdient hätten. Verschiedene Vorort-Theater sind daher schon in diesem Sommer dazu übergegangen, an einzelnen Wochentagen ganz zu schließen.

Wir haben dies mit Absicht nicht getan, obwohl es vielleicht rentabler gewesen wäre. Unsere Besucher sollen immer die Möglichkeit haben, ins Kino gehen zu können und nicht gezwungen sein, in die Stadt zu fahren. Ein Besuch in Ihrem Filmtheater am Platze ist billiger und bequemer. Wir sind auch stets bemüht, Ihnen durch Verbesserungen die gleichen Annehmlichkeiten wie anderswo zu bieten.

Mit dem Dank an alle treuen Besucher und Freunde unseres Theaters verbinden wir den Wunsch, daß die „Woche des deutschen Films" zu einem Erfolg für den neuen deutschen Film und damit auch für Ihr Filmtheater am Platze werde. Möge diese Woche dem neuen deutschen Film neue Freunde zuführen.
Römer-Lichtspiele
Karl Huthmann
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Dezember 1952
Römer-Lichtspiele (Wiesbaden) klärt auf

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  • Ein offenes Wort an alle!
  • Weihnachten 1952 - Alljährlich um diese Zeit sprechen wir unseren Besuchern die besten Wünsche zum Weihnachtsfest und zum neuen Jahre aus.

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In diesem Jahre nehmen wir einmal Gelegenheit, von unseren Sorgen zu reden: Seit einiger Zeit bemühen sich Leute hier in Dotzheim, ein zweites Kino zu errichten!.Niemand kann Sie daran hindern. Nur das Gesetz der Vernunft und des menschlichen Gewissens steht einem solchen Projekt entgegen, denn: Wir können beweisen und erklären uns hiermit bereit, diesen Beweis öffentlich zu erbringen, daß unsere Existenz damit aufs Schwerste gefährdet wird!.

Wir stufen uns dabei nicht nur auf unsere streng kaufmännischen Berechnungen, sondern auch auf das Urteil des Wirtschaftsverbandes der Filmtheater, der nach sachlicher Prüfung festgestellt hat, daß 2 Theater an diesem Platze hier sich nicht rentieren können. Das ist zudem das gesunde Urteil aller Besucher, mit denen wir uns über diesen Fall unterhalten haben.

Unsere hohe Verantwortung gegen uns, unsere Familie, unsere Besucher und gegenüber der gesamten Film Wirtschaft, einer Verantwortung, die besonders ich in meiner Person als Vorstandsmitglied unseres Verbandes und 1. Vorsitzender des Bezirkes Wiesbaden zu tragen habe, verpflichtet uns daher in hohem Maße, alles zu versuchen, eine solche Entwick­lung zu verhindern, weil sie keinem etwas Gutes bringt.
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13 Jahre sind wir nun in Dotzheim ansässig. Aus kleinen Anfängen heraus haben wir fast nur mit eigenen Händen, mit Fleiß und Spar­samkeit unser Theater aufgebaut. Mit gar vielen Besuchern verbindet uns ein fast familiäres Verhältnis. Dotzheim, unsere Besucher und unser Theater sind uns ans Herz ge­wachsen.

Mit einem Schlage droht alles in Gefahr zu geraten!

Die Belastungen der Filmwirtschaft sind ungeheuerlich:
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  • 25% Vergnügungssteuer
  • 4% Umsatzsteuer
  • 45% Filmleihmieten einschl. Wochenschau.

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Vom verbleibenden Rest sind zu zahlen:
Miete, Pacht, Strom, Heizung, Personal, Reklame, Versicherungen, Frachten, Ersatzteile usw. usw.

Allein die Heizung in dieser Heizperiode kostet z.B. runde 1.800.- DM. Die Zeitungsanzeigen, die wir schon so klein wie möglich halten, kosten über 2.000.- DM im Jahr.

Ein Sinken des Umsatzes um nur 30% führt bereits zur Unrentabilität.

Bei Eröffnung eines 2. Kinos könnten dann beide Theater mit der Hälfte des jetzigen Umsatzes rechnen bei den doppelten festen "Unkosten". Die kaufmännische Unsinnigkeit eines solchen Unternehmens liegt daher klar auf der Hand.

Glaubt denn ein Mensch in Dotzheim, der uns kennt, wir hätten gewartet, bis ein Fremder kommt, um ein 2. Kino zu eröffnen, wenn wir selbst nur den geringsten Vorteil dabei gesehen hätten.

  • Warum kämpfen wir um eine Senkung der Vergnügungssteuer?
  • Warum mußten wir die Eintrittspreise erhöhen?
  • Warum bringen wir Ihnen heute schon 4 Filme in der Woche?


Weil die Besucherzahl abzusinken droht und die Filmtheater schon heute einen schweren Existenzkampf führen! Wenn es heute für uns allein gerade zu einer anständigen Existenz reicht, wie kann es dann für zwei reichen? Aber wir sprechen nicht nur für uns und unsere persönliche Existenz! Ein Filmtheater ist nun einmal kein Geschäft wie ein übliches Lebens­mittel- oder Schuhgeschäft, sondern eine mehr oder weniger öffent­liche Angelegenheit.

Es ist die Unterhaltungs-, Bildungs- und Kulturstätte des kleinen Mannes.
Diesem für sein schwer verdientes Geld das Beste zu bieten, ist unser höchstes Ziel als verantwortungsbewußte Filmwirtschaftler. Deshalb haben wir all die Jahre jede Mark, die nur abzubringen war, beiseite gelegt, um technisch auf dem modernsten Stand zu bleiben. Bei den heutigen Preisen ist ein dem unsrigen gleichwer­tiges Theater unter einem Kapitalaufwand von mindestens. 100.000.-DM nicht zu errichten. Das sind für jeden Fachmann klare Tatsachen.

Durch ein Absinken der Einnahmen muß aber auch die Leistungs­fähigkeit leiden.
Die Filmverleiher sind an den Einnahmen prozentual beteiligt. Man wird nicht mehr so schnell an neue Filme herankommen, weil diese erst dort laufen, wo sie mehr einbringen!

Man wird keine mehr so neue Wochenschau bezahlen können! Es muß an Heizung und Strom gespart werden, Angestellte werden ihre Stellung verlieren, technische Neuerungen müssen unterbleiben. Also ein Rückschritt auf der ganzen Linie, in den Zustand eines billigen Dorfkinos und damit eine Gefahr einer noch stärkeren Abwanderung in die Stadt.

Das trifft aber nicht nur unsere Existenz, sondern ist auch gegen das Interesse der Öffentlichkeit!

Das ist, was wir zu tiefst bedauern. Unser Stolz war es bisher, Ihnen, liebe Besucher, ein vollwertiges Filmtheater zu erhalten. Daran sind Sie genau so interessiert wie wir! Wir haben manche schwere Zeiten mit unseren Besuchern gemeinsam durchgestanden: Die Schrecken des Bombenkrieges, die gemeinsamen Heizaktionen und manches Andere. Abgesehen von einigen Wenigen, die immer noch an das Märchen von der Goldgrube im Kino glauben, wissen wir genau, daß die meisten treu zu uns stehen.

Das gibt uns überhaupt das Recht und die Pflicht, Sie auf drohende Gefahren aufmerksam zu machen. Jeder, der heute an einem Kinoprojekt arbeitet, sollte die Tage des Weihnachtsfestes zur inneren Einkehr und Vernunft benutzen, um sich klar zu werden, welch verhängnisvolle Pläne mit seiner Hilfe in die Tat umgesetzt werden sollen.

Wenn wir Ihnen, liebe Besucher, nochmals die besten Wünsche zum Weihnachtsfest und zum Jahre 1953 aussprechen, lassen Sie uns den einen Wunsch hinzufügen:

Möge zuletzt doch noch die Vernunft und das menschliche Gewissen den Sieg erringen. Über unsere weiteren Maßnahmen werden wir in Kürze berichten.

  • Römer-LichtSpiele (Karl Huthmann).


Und es dauerte wirklich nicht lange mit dem REX, . . .

dann hatte Herr Huthmann das neue REX auch übernehmen können.

Übrigens, 1952 fing das westdeutsche Fernsehen an, ganz ganz langsam, ganz ganz bescheiden.

Das Fernsehen hatte es genauso schwer wie vor langer langer Zeit der Film bzw. das Kino.

Dennoch wurde von den Verleihern und den Kinobetreibern bereits 1952 angefangen, die Legende von : "Das Fernsehen tötet die Kinos" in die Welt zu posaunen. Wenn man etwas genauer recherchiert, stellt sich das als ganz großer populistischer Unsinn sogenannter "interessierter Kreise" heraus.

Den Durchbruch erreichte das Fernsehen nämlich erst deutlich nach 1962 und da war das Kino schon im extrem steilen Sinkflug, aber bitte lesen Sie weiter auf der nächsten Seite :
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