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Die Zeiss Ikon Zeitschrift "Bild und Ton" ab 1952

In den Anfängen nach 1945 galt es, den Vorführern und auch den Kinobesitzern möglichst viel Wissen zu vermitteln. Das reduzierte die Problemfälle und Serviece-Einsätze. Vor allem mußte es leicht verständlich sein, denn die allermeisten der angesprochenen Kunden waren keine oder nur angelernte Fachleute. Auch die Chefs hatten anfänglich wenig Ahnung. Wir haben diese Zeitschrift bis Ausgabe 65 vorliegen. Die dann folgenden Ausgaben (ab 1962 und folgende) suchen wir noch.

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Heft 26 - 1952 Zwei neue ZEISS IKON- Kinomaschinen

Die ERNEMANN X war der modernste Bildton-Projektor seiner Zeit

Es dauerte nach dem (Zweiten Welt-) Krieg einige Jahre, ehe ZEISS IKON daran gehen konnte, wieder ihre ERNEMANN-Projektoren zu liefern. Das Ergebnis der intensiven, von ALEXANDER ERNEMANN persönlich geleiteten Entwicklungs- und Forschungsarbeit ist die im Frühjahr 1950 zur Kölner Photo-Kino-Ausstellung erstmals der Öffentlichkeit gezeigte ERNEMANN X. Fußend auf dem Prinzip der bekannten E VII, stellt sie eine bewußte Weiterentwicklung dieser Bildton- maschine dar.
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Die ERNEMANN X vom Frühjahr 1950

Die neue äußere Form wurde nicht nur aus ästhetischen Gründen gewählt, es war vielmehr eine große Anzahl technischer Vorteile damit verbunden. Besonders bemerkenswert ist hierbei die sehr stabile Bauart, die dadurch erzielt wird, daß das Projektorgewicht durch unmittelbares Ruhen auf dem Säulenfuß abgefangen wird. Ferner wurde größter Wert auf weitestgehende Betriebssicherheit und zuverlässige Brandschutzvorrichtungen gelegt, und schließlich wurde auch daran gedacht, dem Vorführer die Arbeit durch Anordnen aller Bedienungseinrichtungen auf einer Seite zu erleichtern (Abbildung Titelseite).
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Der Antriebsmotor

Der Antriebsmotor befindet sich nicht mehr seitlich oder vorn, sondern an einer Stelle,an der der meiste Platz zur Verfügung steht: oben, hinter der Feuerschutztrommel (s. Abb. 1). Die Getriebeteile des Werkes laufen im ölgekapselten Gehäuse. Eine Zahnradölpumpe fördert das Öl nach oben zum Ölverteiler, wobei durch ein Schauglas das einwandfreie Funktionieren der Ölung beobachtet werden kann. Nach Passieren eines mechanischen und magnetischen Filters, der auch die feinsten Verunreinigungen zurück hält, wird das Öl den einzelnen Schmierstellen zugeführt.

Der Projektorkopf weist einige bemerkenswerte Konstruktionsänderungen gegenüber den früheren ERNEMANN Projektoren auf. So sind z. B. an der Bedienungsseite zwei Tragplatten angeschraubt. Die obere Tragplatte, enthält das Blendengehäuse, das Bildfenster und die Objektivhalterung.

Bildfenstertür und Objektivhalterung bestehen aus einem Stück. Durch Lösen einer Rast springt die Tür nach vorn, sodaß ein genügend freier Raum zum Filmeinlegen entsteht. Die Scharfeinstellung des Objektivs erfolgt durch eine Grob- und durch eine Mikrometer - Feineinstellung. In Verbindung mit der Springtür steht ein Schleifenformer für die obere Filmschleife. Beim Öffnen der Springtür geht dieser in eine Stellung, die die Größe der Filmschleife bestimmt, beim Schließen der Tür wird die obere Schleife freigegeben.

Um das Filmeinlegen zu erleichtern, ist im Bildfenster eine vom rechten Schubkasten aus zu schaltende Pilotlampe eingebaut. Ihr Licht wird gleichzeitig dazu benutzt, den Bildstrich auf einer kleinen runden, in der Springtür eingebauten Mattscheibe sichtbar zu machen. Diese Bildstrichabbildung gestattet die Kontrolle der Lage des Bildstrichs auch bei laufendem Film.

Die Kühlung

Ganz besonderer Wert wurde auf die Kühlung gelegt. Gegenüber der Ernemann VII B wurde die Wasserkühlung dadurch verbessert, daß das Bildfenster und das Blendengehäuse aus einem Stück bestehen und beide von Wasser durchflossen sind (s. Abb. 2). Die Metallteile, die zur Filmführung dienen, bleiben dadurch sehr kalt, ihre Temperatur liegt nur wenig über der Temperatur des durchfließenden Wassers.

Bei Anschluß eines Gebläses, das zwangsläufig beim Einschalten der Bogenlampe in Tätigkeit gesetzt wird, gelangt über Düsen am Bildfensterausschnitt Luft an die Vorder- und Rückseite des Filmes und trägt zusätzlich zur Kühlung bei. Eine dritte und ganz neuartige Kühlung wurde dadurch erzielt, daß die sich im Blendengehäuse stauende Warmluft durch den Antriebsmotor abgesaugt wird.

Zu diesem Zweck besitzt die obere Tragplatte Kanäle
, die zum Lüfterflügel des Motors führen. Dieser Flügel hat also eine doppelte Funktion: er kühlt nicht nur den Antriebsmotor selbst, sondern auch das Blendengehäuse. An der unteren Seite des Gehäuses sind Schlitze angebracht, durch die die Frischluft nachströmen kann. Diese Dreifachkühlung bei der Ernemann X ergibt höchste Schonung des Films auch bei größten Stromstärken.

In der oberen Tragplatte befindet sich die elektromagnetische Überblendungseinrichtung und ein eingebauter Brandschleifenschalter. Selbstverständlich wird auch die bewährte Protektoreinrichtung wieder verwendet.

Das Tongerät

Die untere Tragplatte des Projektors enthält das Tongerät, bestehend aus rotierender Tonbahn von großem Trägheitsmoment, Vorberuhigung, Doppelrollenausgleich, Tonlampenhaus und Zellenkoppler. Letzterer ist ein direkt an die Photozelle angekoppelter Vorverstärker mit eingebautem Netzteil. Durch ihn wird das lästige und empfindliche Photozellenkabel überflüssig, und die Verbindung zum Hauptverstärker erfolgt mit einem einfachen, abgeschirmten Kabel durch die Säule hindurch, wobei sich der Hauptverstärker in beliebiger Entfernung befinden kann.

Die Tonoptik ist vergütet und deshalb besonders lichtstark ??? (Wieso?). Die Spaltbildlänge kann mit zwei Schrauben auf beiden Seiten verändert werden. Da diese seitlichen Begrenzungen unabhängig voneinander einstellbar sind, ist es möglich, die Spaltbildlänge zu verkleinern oder zu vergrößern, oder auch das Spaltbild seitlich zu verschieben und es dadurch versetzten Tonspuren anzupassen.

Die Tonlampe ist schnell auswechselbar, es ist die gleiche, die bereits in der E VII B und im ERNOPHON Verwendung findet. Die Rückwand des Projektors ist nicht verkittet und kann nach Lösen der Halteschrauben leicht abgenommen werden. In Höhe des Malteserkreuzgetriebes besitzt die Rückwand eine durch eine Plexiglasscheibe abgedeckte Öffnung (s. Abb. 1), durch die das Innere des Werkes betrachtet werden kann.

Durch die neue Säule und den Tisch war es möglich, die Kabelführung sauber unterzubringen und die gesamten Kabel, die von der unten in der Säule befindlichen Klemmleiste nach oben gehen, in einem Kabelbaum zusammenzufassen, der in der Fabrik hergestellt und mitgeliefert wird. Dadurch wird die Installation in der Kabine einfach und billig.

Der Tisch

Neuartig ist auch der Tisch. Er besteht nicht mehr wie bisher aus einer Platte, an der die erforderlichen Armaturen befestigt werden, sondern ist kastenförmig ausgebildet. Er dient zur Aufnahme von zwei Schubkästen (s. Abb. 3). Im linken befindet sich der Tonlampengleichrichter, der somit ein Bestandteil des Projektors geworden ist, und wodurch sich die Kabelführung vereinfacht und die Bedienung des Gleichrichters bequemer wird. Wird der linke Schubkasten ohne Tonlampengleichrichter geliefert, so kann der Raum zum Aufbewahren von Werkzeugen und dergleichen benutzt werden. Der rechte Schubkasten enthält den Anlasser für den Antriebsmotor. (Auf Abb. 3 ist es der herausgezogene Kasten.)

Durch Drücken eines einzigen Knopfes
wird der Anlaßvorgang über ein Schütz eingeleitet. Nach etwa drei Sekunden schaltet ein zweites Schütz auf Dauerbetrieb um (Sterndreickschaltung), was außerdem durch Aufleuchten einer Signalglimmlampe erkenntlich ist. Läßt man vor dieser Zeit den Druckknopf los, ehe also der Anlaßvorgang beendet ist, so bleibt der Motor wieder stehen. Man ist so in der Lage, durch kurzzeitiges Drücken des Anlaßknopfes den Filmstart genau ins Bildfenster zu transportieren.

Diese Anlaßeinrichtung hat den großen Vorteil
, daß das Anlassen automatisch vor sich geht, und daß die einmal eingestellte Anlaßzeit konstant ist. Damit wird eine bedeutende Schonung des Projektors und auch des Filmes erzielt. Beide Schubkästen lassen sich leicht herausnehmen, da der Stromübergang durch Messerkontakte an der Rückseite der Kästen erfolgt. Pflege und Säuberung der Bestandteile dieser Kästen ist dadurch sehr erleichtert.
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Der Bogenlampenstrom-Schalter

Rechts von diesen Schubkästen befindet sich noch in dem Tisch ein Walzenschalter mit Hebelgriff (s. Abb. 3), mit dem der Bogenlampenstrom vom Platz des Vorführers aus geschaltet werden kann. Auf der Achse des Walzenschalters sind auch Kontakte für einen Gebläsemotor angebracht. Zwangsläufig wird somit das Gebläse in Betrieb genommen, wenn Spannung an die Bogenlampe gelegt wird. Vor diesem Walzenschalter liegt in einer Vertiefung des Tisches ein Druckknopf. Durch ihn wird ein Gefahrenschalter betätigt, der ein Schütz auszulösen gestattet.

Je nach den örtlichen und sonstigen Verhältnissen wird das Hauptschütz durch diesen Knopf ausgelöst und dadurch, genau wie beim Betätigen des "Hauptschalters Bildwerferraum", der Bogenlampenstrom unterbrochen, außerdem die Antriebsmotoren stillgesetzt und die Kabinenfenster ausgelöst. In anderen Fällen dagegen wird es unzweckmäßig sein, die gesamte Kabine stromlos zu machen, sondern man will vielmehr vom Platz der einen Maschine die Bogenlampe und das Triebwerk, der anderen Maschine abschalten. In diesem Falle arbeitet der Druckschaiter auf das Schütz der gegenüberliegenden Maschine. Schließlich kann man auch beide Maschinen licht- und antriebsmäßig ausschalten. Die Schaltung der E X läßt alle diese Möglichkeiten zu.
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Die MAGNASOL IV Bogenlampe

Zusammen mit der ERNEMANN X wurde als Lichtquelle die MAGNASOL IV (bis 80 Ampere) geschaffen. Beide Neuschöpfungen wurden bewußt so konstruiert, daß der Vorführer, ohne seinen Platz verlassen zu müssen, alle Bedienungselemente der Lampe und des  Projektors  erreichen und die Meßgeräte u. dgl. beobachten kann (s.Abb. Titelseite), was natürlich     wesentlich     zur
Qualitätssteigerung und     Sicherheit     der Vorführung beiträgt.

Doch nicht nur die Form der neuen Geräte wurde wesentlich geändert, sondern auch die Farbe. Von dem schon traditionell gewordenen schwarzen Lack ging ZEISS IKON ab und wählte einen granitgrauen; ein Farbton, der sich erfahrungsgemäß fast allen Kabinen gut anpaßt und doch nicht empfindlich ist.

Die Sicherheit

Ganz besonderer Wert wurde bei der E X auf Sicherheit gelegt, wobei folgende Einrichtungen zur Feuersicherheit und Filmschonung beitragen: 1. Wasserkühlung des Bildfensters und Blendengehäuses, 2. Zuführung von Gebläseluft, 3. Absaugung der heißen Luft aus dem Blendengehäuse, 4. Protektor-Einrichtung, 5. Brandschleifenschalter eingebaut, 6. Feuerschutzklappen in der Trommelblende, 7. Gefahrenschalter.
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Die ERNEMANN IX vom Frühjahr 1951

Bereits ein Jahr später - im Frühjahr 1951 - konnte zur Kölner Photokina eine kleinere Schwester der E X vorgestellt werden, die ERNEMANN IX. Während die E X auch für schwerste Beanspruchungen gedacht ist, stellt die E IX eine Konstruktion für mittlere Belastungen dar. Entstanden aus der E X, wurde darauf verzichtet, den großen Tisch mit zwei Schubkästen zu verwenden. Dafür wurde die einfache Tischplatte genommen (s. Abb. 4). Die obere Tragplatte ist ohne Wasserkühlung.

Eine weitere Anzahl konstruktiver Vereinfachungen
sorgt dafür, daß mit der E IX eine preiswerte, aber zuverlässige Kinomaschine zur Verfügung steht. Als Bogenlampe wurde für diesen Projektor in erster Linie die IKOSOL II vorgesehen. Während die E IX auf dem Markt erscheint, hat die E X bereits einen beispiellosen Siegeslauf angetreten und befindet sich in Hunderten von Exemplaren im In- und Ausland und sogar in Übersee, freudig begrüßt von alten und neuen ERNEMANN- Anhängern und Freunden.

TÜMMEL

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