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Die Zeiss Ikon Zeitschrift "Bild und Ton" ab 1952

In den Anfängen nach 1945 galt es, den Vorführern und auch den Kinobesitzern möglichst viel Wissen zu vermitteln. Das reduzierte die Problemfälle und Serviece-Einsätze. Vor allem mußte es leicht verständlich sein, denn die allermeisten der angesprochenen Kunden waren keine oder nur angelernte Fachleute. Auch die Chefs hatten anfänglich wenig Ahnung. Wir haben diese Zeitschrift bis Ausgabe 65 vorliegen. Die dann folgenden Ausgaben (ab 1962 und folgende) suchen wir noch.

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FREILUFT-KINOS

Die Frage der Freiluft-Kinos wird in letzter Zeit in zunehmendem Maße behandelt. Es besteht kein Zweifel, daß bei schönem Wetter der Aufenthalt im Freien klimatisch angenehmer ist als in gedeckten Räumen. Außerdem ist das Fassungsvermögen der Freiluft-Kinos meist erheblich größer als das geschlossener Räume, so daß bei Erfolgsfilmen bessere Einnahmen zu erwarten sind.

Ein weiterer Anziehungspunkt ist die Möglichkeit
, "im Kino zu rauchen??". Ja, nicht selten kommt hinzu, daß die Besucher ihren vierbeinigen Hausgenossen, ihren "Waldmann", der sonst beim Kinobesuch streng zu Hause eingesperrt wurde, mitnehmen und dadurch der Sorge ledig sind, was dieser wohl in der Zwischenzeit zu Hause für Dummheiten anstellt.

Die Anforderungen bei dieser Vorführungsart sind in optischer und akustischer Hinsicht erheblich, aber mit den heutigen technischen Mitteln zu bewältigen. Bei einem Schirmbild von 7,5 m Breite und einer hochwertigen Becklampe mit 350mm-Spiegel und einer Belastung von 60 Ampere kann eine Beleuchtungsstärke von etwa 150 Lux auf dem Bildschirm erzielt werden; das entspricht bei einem Reflexionsfaktor 0,8 einer Bildwandleuchtdichte von 120 Apostilb, die höher als die in Deutschland geforderten 100 Apostilb liegt.

Auch akustisch sind ausreichende Leistungen zu erzielen; man wird in einem Freiluft-Kino von ca. 60 m größter Beobachtungs- bzw. Hörlänge unter der Voraussetzung leistungsfähiger Lautsprecherkombinationen mit einem Verstärker 40 Watt auskommen.

Eine andere Sache kann die lange Laufzeit der Schallweilen
bei ungewöhnlich langen Hörentfernungen von beispielsweise 150 m sein. Freiluft-Kinos dieser Größenordnung kommen aber nur selten vor; man muß in solchen Fällen besondere Maßnahmen treffen oder ein Kompromiß eingehen.

Bei 60m Hörentfernung beträgt die Laufzeit der Schallwellen ca. 1/5s Sekunde. Die Übereinstimmung von Bild und Ton kann man bei etwa 30m annehmen, so daß nach vorn und hinten je 30m Differenz sind, gleich 1/10 Sekunde Schallverschiebung, die durchaus zulässig ist und nicht als störend empfunden wird.

Projektionsabstand zwischen 50m bis 70m

In den weitaus meisten Fällen wird die größte Betrachtungs- und Hörentfernung nicht weiter als 60-70m liegen, eher wird sie weniger sein. Die in USA bekannten "Drive-in cinemas", in die man mit dem Wagen fährt und in denen man sich den Film vom Wagen aus ansieht, haben für die akustische Vermittlung ein anderes Verfahren eingeführt.

Die Schallabgabe erfolgt nicht durch eine hinter oder neben dem Bildschirm angebrachte zentrale Lautsprecherkombination; die Wagen stehen vielmehr neben einer Säule, der ein kleiner Lautsprecher entnommen wird, den man mit in den Wagen nimmt. Dieses Verfahren liegt uns nicht. Wir wollen den Ton aus der Richtung des Bildes hören, um das Geschehen als natürlich zu empfinden.

Bei den großen Stromstärken von 60 Ampere und mehr
muß der Projektor natürlich besonders gut gekühlt sein. Wenn außer der bekannten Luftkühlung durch Gebläse noch eine wassergekühlte Bildbühne wie bei ERNEMANN X vorhanden ist, dann ist das ein großer Vorteil. - Objektive und Projektionsscheiben sollten Antireflexschicht haben; das bedeutet eine Erhöhung der Bildhelligkeit von 20% bis 25%, ganz abgesehen von der besseren Brillanz, die natürlich auch zu einer besseren Erkennbarkeit der Einzelheiten im Schirmbild führt.

In manchen Fällen läßt es sich einrichten, daß das Freiluft-Kino direkt neben dem Filmtheater liegt. Es wird dann die Frage auftauchen, ob sich die Kinomaschinen des Theaters auch für das Freiluft-Kino verwenden lassen. Mitunter ist das möglich, sei es durch Drehen der Maschinen oder durch vorgesetzte Spiegel und Prismen. Wir sind gern bereit, Ratschläge zu geben und Vorschläge zu machen.

Jaensch
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Angaben über einige große Anlagen mit ZEISS IKON Bild-Ton-Maschinen.

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  • Waldbühne Berlin (Bild auf der Titelseite)
  • Plätze: 25000. (Wahrscheinlich das größte Freiluft-Kino der Welt.)
  • Maschinen: ERNEMANN X. Lampen: MAGNASOL III,Betriebsstromstärke 140 Ampere.
  • Projektionsentfernung: 70m. Bildschirmbreite: 14m.
  • Längste Betrachtungs- bzw. Hörentfernung: 135m.
  • Lautsprecher und Verstärker: 150 Watt.

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  • Freiluftkino Kile (Bild oben)
  • Plätze: 3500.
  • Maschinen: ERNEMANN X. Lampen: MAGNASOL IV, Betriebsstromstarke 60 Ampere.
  • Projektionsentfernung: 43m. Bildschirmbreite: 7,5m.
  • Längste Betrachtungs- bzw. Hörentfernung: 43m.
  • Verstärker und Lautsprecher: ZEISS IKON DOMINAR M 45 Watt und zwei IKOVOX WD

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