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Ein historischer Rückblick auf die Entwicklungen von

Schall, Optik, Foto, Film und die moderne Technik. Viele Daten sind sehr sauber recherchiert bzw. aneinander gereiht, manche Daten stimmen aber doch nicht und manche Daten/Zeiten sind an der falschen Stelle. Doch insgesamt sind die Kapitel angenehm zu lesen und beeindruckend illustriert.
Der 1. Teil steht im Hifi-Museum, der 2. Teil beginnt hier im Fernseh-Museum.

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Die Mit- und Nacherfinder - es beginnt mit
Hippolyte Bayard aus Paris

Im Schicksalsjahr der Fotografie, 1839, trat neben Daguerre und Talbot auch Hippolyte Bayard mit einem fotografischen Papier-Positiv-Verfahren an die Öffentlichkeit. Doch mangels staatlicher Unterstützung konnte er sich nicht durchsetzen und blieb im Gegensatz zu Daguerre fast unbekannt Hier lichtete er sich selbst als Ertrunkener ab (etwa 1855).

Schon zu Talbots Zeiten hatten zahlreiche Erfinder von sich behauptet, ebenfalls fotografische Verfahren entwickelt zu haben. Die meisten konnten ihre Prioritätsansprüche nicht beweisen.

Zu erwähnen wäre höchstens Hippolyte Bayard (1801 bis 1887), ein Pariser Finanzbeamter, der ab 1838 in seiner Dunkelkammer Papierabzüge herstellte. Er zeigte sie im Februar des bewußten Jahres 1839 seinen Freunden und interessierte auch Arago dafür.

Der aber hatte sich längst für Daguerre entschieden und fand Bayards Vorstoß lästig. Deshalb ließ er sich auch nicht auf der Ausstellung sehen, die Bayard am 24. Juni 1839 in Paris eröffnete und auf der er seine Fotografien vorführte.

Der Staat wollte nichts für Bayard tun - und aus eigener Kraft schaffte er es nicht. Bayard arbeitete weiter auf diesem Gebiet und verwendete schließlich ein Negativ-Positiv-Verfahren, das demjenigen Talbots ähnelte.

Aber seine hervorragenden Stilleben und kraftvollen Bilder aus den Straßen von Paris fanden erst lange nach seinem Tod Anerkennung.
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Albert Breyer aus Belgien

In Belgien arbeitete Albert Breyer 1839 an einem Verfahren, bedruckte Buchseiten zu kopieren. Er verwendete dazu Talbots Papier. Sein Beitrag zur Geschichte der Fotografie (oder besser der Fotokopiertechnik) bestand darin, daß er im Reflexverfahren durch das lichtempfindliche Papier hindurch belichtete.

Das Resultat war ein Negativ. Breyers Kontaktmethode wurde viel später erst bei fotomechanischen Kopierverfahren aktuell. Nach dieser Technik arbeiten die Fotokopiergeräte zum großen Teil noch heute.
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Mungo Ponton aus Schottland

In Schottland experimentierte Mungo Ponton, ebenfalls in jenem schicksalsträchtigen Jahr 1839, mit Papier, das er mit Kaliumdichromat beschichtet hatte. Bei der Belichtung wurden belichtete Partien braun und wasserunlöslich. Für die Fotografie war diese Technik der langen Belichtungszeiten wegen unbrauchbar.

Aber sie wurde später zur Grundlage verschiedener reprografischer Druckverfahren, unter anderem zur Herstellung von gedruckten Fotos, die beinahe wie echte aussahen. Vor allem nahm sich der Tiefdruck dieser Technik an.
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Die Fotografie auf Glasplatten

Etwa gleichzeitig mit dem Aufkommen der ersten brauchbaren Glas-Negativ-Verfahren ersetzte der Franzose Louis-Desire Blanchard-Evrard (1802-1872) die bisher verwendeten Salzpapiere für die Positive 1850 durch albuminbeschichtete Papiere. Zu ihrer Herstellung wurden zunächst die Dotter vom Eiweiß frischgelegter Hühnereier getrennt.
Das Eiweiß wurde zu Schaum geschlagen und dann in großen Behältern zwei bis drei Tage gelagert, bis es sich wieder verflüssigt hatte, gereinigt und mit Kochsalz versetzt werden konnte.
Auf dieser Albumin-Salz-Lösung schwimmend, wurde das Rohpapier bogenweise beschichtet und dann getrocknet. Der Fotograf mußte dieses Albuminpapier kurz vor der Verwendung in der Dunkelkammer in einer Silbernitratlösung lichtempfindlich machen.

Talbots Papiernegative hatten erhebliche Qualitätsmängel aufzuweisen. Der Gedanke lag nahe, Glas anstelle von Papier zu verwenden. Dazu brauchte man aber ein Verfahren, das die Silbersalze auf dem Glas festhielt. Weil das nicht so einfach zu sein schien, kam Herschel, der sich schon 1839 mit dem Problem befaßte, nicht weiter und ließ die Sache fallen.

Die ersten verwendbaren Glasnegative entwickelte Claude Abel Niepce de Saint-Victor (1805-1870), der Neffe von Nicephore Niepce, ein ehemaliger Offizier bei den Dragonern und 1854 zweiter Kommandant des Louvre in Paris. Er beschichtete Glasplatten mit einer Mischung aus Eiweiß und Kaliumjodid.

Die getrockneten Platten tauchte er in eine Lösung von Silbernitrat, worauf sich lichtempfindliches Silber Jodid bildete. Das latente Bild entwickelte er mit Gallussäure.

Fixiert wurde mit Kaliumbromid. Niepce de Saint-Victor verbrauchte riesige Mengen Hühnereier für seine Platten. Sein Albuminverfahren lieferte die ersten fotografischen Glas-Trockenplatten.

Eiweißplatten ohne Zukunft

Aber die Entwicklung ging andere Wege. Und Niepces Eiweißplatten, 1848 herausgebracht, setzten sich schließlich doch nicht durch, weil die Belichtungszeiten viel zu lang waren für Porträtfotos: 20 Minuten und mehr. Der Bedarf an Landschaftsfotos war zu gering, um das Verfahren zu retten.

Frederick Scott Archer und das Naßkollodiumverfahren

Die nächste Stufe war das Naßkollodiumverfahren, das der englische Talbotypist und Bildhauer Frederick Scott Archer (1813-1857) 1851 veröffentlichte.

Archer mischte sirupähnliches Kollodium (eine Lösung von Dinitrocellulose in Alkohol und Äther) mit Kaliumjodid und überzog Glasplatten damit. Die Mischung trocknete in Form eines dünnen Häutchens auf.

Kurz vor der Belichtung mußte diese Schicht in eine Silbernitratlösung getaucht und dadurch lichtempfindlich gemacht werden. Die Daguerreotypisten waren begeistert:

„Überall warfen sie die Geräte eines komplizierten und mühsamen Verfahrens hin ... zugunsten des direkten und einfachen Verfahrens, das mit dem Kollodium gekommen ist", stellte einer fest.

Eine Ausrüstung von 50 bis 60 Kilogramm

Eine Fotografie aus der Zeit um 1860 zeigt, wie der Landschaftsfotograf damals arbeitete. Rechts die Dunkelkammer, in diesem Fall wie eine Sänfte tragbar.

Dabei war das Naßplattenverfahren alles andere als bequem. Wer im Freien damit fotografieren wollte, mußte eine Ausrüstung mitschleppen, die 50 bis 60 Kilogramm wog: Dunkelkammerzelt und Platten, Chemikalien und Schalen, Plattenhalter und Trockenständer, dazu die schwere Kamera mit Stativ.
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Die Atelierkameras der Porträtfotografen waren vielfach mit dem fahrbaren Stativ zu einer Einheit verbunden. Das Objektiv dieser Kamera des Malers und Daguer-reotypisten, Kaiserlichen Hof- und Kriegsfotografen Tel/gmann ist auswechselbar. Der Verschluß wird über einen Schlauch durch Druck auf einen Gummiball geöffnet und schließt sich erst, wenn man den Ball losläßt - daher noch heute an den Verschlüssen die Bezeichnung B für Zeitaufnahme.
Aus dem 19. Jahrhundert stammt diese Kastenkamera mit Fallverschluß. Porträt-Aufnahme, 19. Jahrhundert.

Die Fotografen konnten überdies keine fertigen Platten kaufen. Das Aufgießen der Emulsion vor der Aufnahme war ebenso ihre Arbeit wie das Entwickeln der nassen Glasplatten unmittelbar danach.

Weil die Belichtungszeiten sich im übrigen nicht wesentlich von denen bei Daguerreotypien und Talbotypien unterschieden, war dem Naßkollodiumverfahren kein langes Leben beschieden.
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Richard Leach Maddox aus London und seine Sensation

Der Londoner Mediziner Richard Leach Maddox (1816-1902) stellte 1871 seine mit Gelatine beschichteten Trockenplatten vor. Sie kamen mit Belichtungszeiten von 1/25 Sekunde aus — das war eine Sensation.

Charles Bennett

Das Verfahren, von Charles Bennett 1878 weiterentwickelt, machte Furore und stellte alles in den Schatten, das bisher an fotochemischen Techniken entwickelt worden war. Vor allem aber bereitete es der fotografischen Handkamera den Weg, die wenige Jahre später herauskam. Die frühen fotografischen Verfahren waren nur für blaues Licht empfindlich. Rote oder grüne Objekte wurden demzufolge viel zu dunkel abgebildet.
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Professor Hermann Wilhelm Vogel aus Berlin

1873 wies der Berliner Professor Hermann Wilhelm Vogel (1834-1898), einer der ersten Berufs-Fotochemiker, anhand von Versuchen nach, daß die Farbempfindlichkeit der Platten verbessert werden konnte, indem man den Emulsionen bestimmte Farbstoffe zusetzte. 1882 kamen die ersten iso- oder orthochromatischen Platten auf den Markt.
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Professor Adolf Miethe sowie Wratten & Wainwright London

Professor Adolf Miethe (1862 bis 1927), einer der fruchtbarsten Erfinder auf fotochemischem und fotooptischem Gebiet, entwickelte Emulsionen, die zusätzlich auch noch für orangefarbiges Licht empfindlich waren.

Die ersten für alle Farben empfindlichen (panchromatischen) Platten kamen aber erst 1906 heraus. Sie wurden von Wratten & Wainwright in London hergestellt und ließen nun schon Belichtungszeiten von 1/1ooo Sekunde zu. Diese Entwicklungen aus der Zeit um die Jahrhundertwende schufen übrigens gleichzeitig auch die Voraussetzungen für die Farbfotografie, auf die wir später noch zurückkommen werden.

George Eastman erfindet eine neue Industrie

George Eastmans zweite Erfindung, den Papierrollfilm und die Rollfilmkassette, stellte die Zeitschrift „Scientific American" am 17. Oktober 1885 vor. In Figur 10 sieht man, wie der Film nach dem Entwickeln durch aufgebügeltes Fett transparent gemacht wird.

George Eastman (1854-1932) war ein technischer Erfinder von hohen Graden. Aber seine eigentliche Bedeutung lag auf einem anderen Gebiet: Er schuf die technischen und fabrikatorischen Voraussetzungen für die Amateurfotografie - und er perfektionierte sein Verfahren so, daß der Amateur vom Entwickeln, Kopieren und Vergrößern entlastet wurde.

Das nahm ihm künftig die Industrie ab, eine neue, von Eastman erfundene Industrie, die es sich bald leisten konnte, mit dem Slogan zu arbeiten: „Sie drücken auf den Knopf, das übrige besorgen wir." Durch Eastman wurde das Fotografieren Allgemeingut.
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Der junge George - mit 14 Jahren bereits ohne Vater

In Waterville im Staat New York kam George Eastman zur Welt. Der Vater starb früh, so daß der junge George die Schule verlassen und Aushilfstätigkeiten annehmen mußte, um zum Unterhalt der Familie beizutragen.
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Der 14 jährige arbeitete als Laufbursche und reinigte Büros. Ein Jahr später nahm er bei einer Versicherungsgesellschaft einen Posten als Bürojunge an, der ihm fünf Dollar in der Woche einbrachte. Als 20jähriger schließlich wurde er Bankangestellter. Nach ein paar Jahren konnte er es sich leisten, eine Fotoausrüstung zu kaufen. Er wollte in Santo Domingo Urlaub machen und dabei fotografieren. Seine ersten Versuche absolvierte er bei einem Fotoausflug in die Umgebung.

Begünstigung bei der Beförderung -Fehlanzeige - Kündigung

Als beim Freiwerden eines interessanteren Postens in der Bank ein anderer Bewerber vorgezogen wurde, der mit dem Bankdirektor verwandt war, gab er seine Stellung auf und warf sich ganz auf die Fotografie.
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Ab 1880 wohnhaft in Rochester

1880 mietete er in Rochester, wo seine Familie nun wohnte, den dritten Stock eines Hauses und begann mit der Herstellung von Trockenplatten.

Bald erfand er eine Maschine für die Emulsionsbeschichtung von Glas. Mit den ersten Platten erlebte er einen Reinfall - während der Lagerzeit beim Händler verdarben viele von ihnen. Er ging für ein paar Wochen in eine Trockenplattenfabrik und sah sich genau um. Dann wußte er, was er falsch gemacht hatte.
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Glasplatten waren viel zu unhandlich

Mit den schweren Glasplatten war Eastman auf die Dauer unzufrieden. Er suchte nach anderen Schichtträgern und kam zunächst auf den Papierfilm. 1885 stellte die Zeitschrift „Scientific American" das Verfahren in einem zweiseitigen Bericht vor. Darin wurde zwar die Papiertechnik als äußerst feinkörnig beschrieben und der Erfindung eine große Zukunft prophezeit. Aber Eastman war doch noch nicht zufrieden damit.

Die Papierstruktur störte auch bei der Verwendung von Papiersorten mit feiner und glatter Oberfläche. Also beschichtete er das Papier mit einer Gelatineschicht, die nach der Entwicklung abgezogen werden konnte. Aber von dieser Technik, dem Stripping Film, wollten die Fachleute nichts wissen. Denn sie mußten den Stripping Film nach dem Abziehen auf eine Glasplatte oder auf Karton übertragen. Dann konnten sie auch gleich bei der Trockenplatte bleiben.

Zwei neue Ideen

Eastman vereinfachte das Fotografieren radikal und nahm dem Fotoliebhaber auch die Sorgen um die Entwicklung. „Sie drücken den Knopf, wir machen den Rest." Nach diesem Grundsatz schickte der Kunde die ganze Kamera mitsamt dem belichteten Film an Eastman nach Rochester ein.
Der Käufer erhielt für 25 Dollar eine fertig mit Film geladene Boxkamera.
Auf diesen Film konnte der Fotoamateur 100 kreisrunde Bilder mit 64 Millimeter Durchmesser belichten.

Nun entwickelte Eastman zwei Ideen, die alle Schwierigkeiten überspielen sollten. Erstens konstruierte er eine preiswerte neue Kamera, und zweitens organisierte er einen speziellen Film-Entwicklungs- und Kopierdienst beim Kamera- und Filmhersteller.

Die Wortschöpfung ,Kodak' und der Entwicklungs-Service

Die neue Kamera nannte er Kodak Nr. 1, sie kam 1888 auf den Markt. Der Name ist Eastmans freie Erfindung - er suchte schlicht nach einem in allen Sprachen verständlichen Begriff von hinreichender Einprägsamkeit.

Kurz und bündig, schroff und hart bis an die Grenze der Grobheit, eingekeilt zwischen zwei steinharten Konsonanten an beiden Enden, schlägt ,Kodak' einem wie ein Schlitzverschluß ins Gesicht - mehr kann man nicht verlangen - so die Intentionen Eastmans bei der Festlegung des Markenzeichens, das lange als Synonym für Kamera Geltung hatte.

Es handelte sich bei der Kodak Nr. 1 um eine kleine Boxkamera mit schlichtem Objektiv, das runde Bilder erzeugte. Das Gerät enthielt beim Kauf einen Papierfilm mit Stripping-Auflage für 100 Fotos. Den belichteten Film samt Kamera hatten die Käufer an Eastman einzuschicken.

Sie bekamen die Abzüge fertig aufgezogen wieder, dazu die frisch geladene Kamera. Weil die Kamera nebst Film beim Erstkauf nur 25 Dollar kostete und jede neue Ladung (einschließlich der aufgezogenen Kopien des alten Films) 10 Dollar, fand diese erste Amateurkamera schnell weiteste Verbreitung.

Der transparente Rollfilm kommt auf

Der Stripping Film auf Papier war zwar eine brauchbare, aber längst noch keine ideale Lösung. 1860 hatte sich der amerikanische Erfinder John Wesley Hyatt (1837-1920), ein gelernter Drucker, der sich eine Werkstatt zur Herstellung von Dominosteinen und Schachfiguren eingerichtet hatte, an einem Wettbewerb beteiligt, den eine amerikanische Firma ausgeschrieben hatte.

Diese Firma suchte ein Material, aus dem man Billardkugeln herstellen konnte - das bisher verwendete Elfenbein war zu teuer und wurde immer rarer.

Hyatt nannte es Celluloid

Hyatt lockte der ausgesetzte Preis von 10.000 Dollar. Er kannte das Kollodium, das zum Beschichten von Fotoplatten verwendet worden war. Wenn man die Grundmasse etwas abwandelte, etwa durch das Hinzufügen von Kampfer, ergab sich ein verformbares Material, das fest und biegsam zugleich austrocknete.

Hyatt nannte es Celluloid und ließ es sich 1869 patentieren. Bald wurden daraus nicht nur Billardkugeln hergestellt, sondern auch viele Gebrauchsgegenstände und Kinderspielzeug.

Mit diesem Celluloid experimentierte in Eastmans Auftrag der Chemiker Henry N. Reichenbach. 1888 konnte er einen durchsichtigen Film daraus herstellen.

Die Idee mit dem Rollfilm war bekannt - ein Patent war anhängig

Aber im Zusammenhang mit der Patentanmeldung stellte sich heraus, daß der Reverend Hannibal Goodwin (1822-1900) ebenfalls auf ein Rollfilmpatent wartete, das er schon 1887, also ein Jahr früher, angemeldet hatte.

J. Eder in seiner „Geschichte der Photographie" aus dem Jahre 1932: „Volle elf Jahre blieben die Patentstreitigkeiten Eastmans gegen Goodwin unentschieden beim amerikanischen Patentamt, da während dieser Zeit seitens der Eastman Kodak Company jede nur erdenkliche Methode angewandt wurde, die Erteilung des Patents an Goodwin zu verhindern.

Schließlich wurde es aber Goodwin am 13. September 1898 (US-Patent 610 861) als zu Recht bestehend zuerkannt." Eastman mußte eine Entschädigung in Millionenhöhe zahlen.

Inzwischen war Goodwin längst gestorben. Seine Witwe und seine Kinder erhielten das Geld. Erst 1914 entschied das Gericht abschließend über den Rollfilmstreit, den der amerikanische Fotohistoriker Robert Taft 1936 „den wichtigsten Rechtsstreit in der ganzen Geschichte der Fotografie" nannte.

Kodak war der Erste, der den Rollfim vermarktete

Trotz dieser endlosen Auseinandersetzungen brachte Eastman 1889 den ersten Transparent-Film in Rollen auf den Markt. Er verhalf der Eastman Company zum Durchbruch, vor allem, nachdem S. N. Turner zwei Jahre später den bei Tageslicht einzulegenden Rollfilm erfunden hatte, ein Patent, das Eastman dem Erfinder für 40.000 Dollar abkaufte.
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Thomas Alva Edison machte aber noch mehr daraus, den 35mm Kinofilm

Mit dem neuen Filmmaterial beschäftigte sich auch Thomas Alva Edison, den um diese Zeit ein Aufzeichnungsverfahren für bewegte Bilder besonders interessierte.

Edisons Mitarbeiter William Kennedy Laurie Dickson schnitt den 60 Meter langen und 70 Millimeter breiten Film in zwei Streifen und klebte die Enden zusammen, so daß ein 35mm breiter Film entstand. Des besseren Transports in der Filmkamera wegen ließ Dickson den Film auch noch beiderseits perforieren.

In der Kinematografie wurde das 35mm-Format später zum Normalformat, das noch heute (in 1998) gilt. Der von Dickson umgestaltete Eastmanfilm kam ebenso aber auch in der Kleinbildfotografie zu Ehren, die sich durchsetzte, nachdem Oskar Barnack 1923 die Leica entwickelt hatte.

Ein Blick in die Geschichte und die Entwicklung

In Deutschland wurde die erste Trockenplattenfabrik 1879 in Berlin errichtet. 1893 begann die Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation mit der Produktion von Trockenplatten.

1896 kamen Planfilme dazu, 1900 Rollfilme für Tageslichtwechslung. Der etwas umständliche Name wurde erst populär, nachdem die Firma ihn als A.G.F.A und später als Agfa abkürzte.

In den USA brachte Eastman 1903 den Non-Curl-Film heraus, der sich beim Trocknen nicht mehr einrollte, weil auch die Rückseite dünn mit Gelatine beschichtet war.

1928 kam der panchromatische Rollfilm von Ilford auf den Markt, 1930 der voll orthochromatische Film von Hauff Ultra - bis dahin hatten nur die Platten panchromatische Eigenschaften gehabt.

Ebenfalls 1930 wurde erstmals der Iso-chrom-Film von Agfa verkauft: orthochromatisch und doppelt so empfindlich wie herkömmliche Filme.

Seit 1931 gibt es den Kodak- Verichrome-Film mit zweifacher Beschichtung zur Erweiterung des Belichtungsspielraums.

Aus dem Jahr 1933 stammt der feinkörnige Kodak-Panatomic-Film. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich die Entwicklung immer höher empfindlicher und feinkörnigerer Schwarzweißfilme fort.
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Nach dem Celluloidfilm kam der Sicherheitsfilm

Inzwischen war der feuergefährliche Celluloidfilm durch den Celluloseacetat- Sicherheitsfilm ersetzt worden - in Deutschland in den vierziger Jahren.

Die Platte verschwand völlig, ebenso der Filmpack, der die Vorteile von Platte und Planfilm, nämlich großes Format bis 10 x 15 Zentimeter, mit denen von Roll- und Kleinbildfilm verbinden sollte: Man legte den Vorrat für zwölf Aufnahmen bei Tageslicht in die Kamera ein.

Das größte Foto-Imperium der Welt

Im Großlabor wurde der Film entwickelt und die hundert Negative auf Papier kopiert.
Die mit neuem Film geladene Kamera und die Papierabzüge gingen wohlverpackt an den Kunden zurück, der dafür 10 Dollar zu zahlen hatte.

Als George Eastman 1932 starb - der seit Jahren schwer Zuckerkranke wurde erschossen in seinem Bett aufgefunden -, war Eastman Kodak auf dem Weg zur ersten Umsatzmilliarde und hatte sich zum größten Foto-Imperium entwickelt.

Eastman selbst hatte sich immer im Hintergrund gehalten, er war selbst in Rochester ein Mann, den auf der Straße kaum jemand erkannte, und es sind von ihm nur wenige Porträtfotos überliefert.

Von persönlicher Publicity hielt er nie etwas - dafür um so mehr von der Werbung für seine Fabrikate, denen es gelang, die Fotografie zu einer Massenbewegung zu machen.

Die Instamatic von Kodak

Zu dieser Entwicklung trugen nicht zuletzt die Pocket-Kameras (etwa die Instamatic von Kodak) mit ihrem Kassettensystem bei, ebenso aber auch die Sofortbildfotografie, deren Kameras die Entwicklung selbst vornehmen und innerhalb von wenigen Sekunden das fertige Bild ausstoßen.

Auf beide Entwicklungen kommen wir weiter unten noch zurück.

Die Entwicklungslinie der Kamera

Joseph Nicephore Niepce rüstete die Camera obscura mit einem einfachen Objektiv und sogar mit einer Irisblende aus. Die Konstruktion als Schiebekastenkamera (links) erlaubte auch das Scharfstellen des Bildes. Die beiden ineinanderzuschiebenden Kästen hatten jeder eine Tiefe von 18,5 Zentimetern. Der vordere Kasten war 30,5 Zentimeter hoch und 31,5 Zentimeter breit.

Es war schon die Rede davon, daß sich die Kamera als solche aus jener Camera obscura entwickelt hat, die bereits Archimedes kannte und die Thomas Wedgwood als erster, wenn auch erfolglos, um 1800 zum Festhalten eines Lichtbildes verwendete.

Die frühen Erfinder, so vor allem Nicephore Niepce, William Henry Fox Talbot und Louis Jacques Mande Daguerre, merkten bald, daß der „Kasten mit Loch" keine besonders hohen Ansprüche erfüllte. Das Loch mußte so klein wie möglich sein, sonst wurden die Bilder unscharf.

Kleine Löcher ließen aber nur wenig Licht durch - oft zuwenig, um auf dem nicht sehr empfindlichen Material überhaupt eine Reaktion hervorzurufen.

Niepce verbesserte die Camera obscura durch eine einfache Linse. Er führte außerdem die Irisblende ein und baute hölzerne Kameras aus zwei ineinander verschiebbaren Kästen.

„Mouse traps" (Mausefallen) nannte Mrs. Talbot die primitiv zusammengezimmerten Holzkästen, mit deren Hilfe ihr erfindungsreicher Gatte allerdings keine Mäuse, sondern die Natur einfing und auf Papier bannte. Die Kameras sind etwa 7,5 Zentimeter hoch.

Der Balgen für die Kamera

Man hat lange angenommen, daß ihm auch die Erfindung der ersten Kamera mit harmonikaartigem Balgen zuzuschreiben sei.

Aber französische Forscher wiesen inzwischen nach, daß die im Niepce-Museum von Chalon-sur-Saone vorgeführte Balgenapparatur nicht zu einer Kamera gehört haben kann, sondern ein Teil der von den Brüdern Niepce konstruierten Verbrennungsmaschine namens Pyreolophore gewesen sein muß.

Talbot ersetzte die schlichte Niepce-Linse schon durch Optiken, die er den Okularen von Mikroskopen und Fernrohren entnahm. Seine ersten Kamerakästen waren ziemlich roh zusammengezimmert.

Seine Frau nannte sie „Mausefallen", und so ähnlich müssen sie auch ausgesehen haben. Später ließ er seine Kameras von Fachleuten bauen, noch später kaufte er sie von englischen und französischen Herstellern optischer Geräte. Daguerre ließ die ersten Kameras für den Verkauf bauen. Es waren, wie von Niepce erfunden, Schiebekastenkameras mit Mattscheibe und Plattenhalter. Die Optik bestand aus einem Achromat mit einer Lichtstärke von etwa 1:14.
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Die ersten Fotos in Deutschland

Auf die ersten Nachrichten über die sensationellen Erfindungen Daguerres und Talbots hin konstruierte der Münchner Naturwissenschafter Carl August von Steinhell eine Kamera aus einem Papprohr. Eine dieser ersten - wahrscheinlich drei - deutschen Kameras der gleichen Konstruktion befindet sich heute im Deutschen Museum. Ihr Papptubus ist 35,5cm lang mit einem Durchmesser von 12cm. Das Objektiv hat eine Brennweite von 385 mm und eine Lichtstärke von 1:3,56.

1839 konstruierte Carl August von Steinheil (1801-1870), Professor der Mathematik und Physik an der Universität München, eine tu-busförmige Kamera aus verschiebbaren Pappröhren. Nachrichten über die Erfolge Daguerres und Talbots hatten ihn dazu angeregt.

Über das fotochemische Verfahren waren freilich noch keine Einzelheiten bekannt. Steinheils Kollege Franz von Kobell (1803-1881), Professor der Mineralogie, experimentierte so lange, bis er Steinheil ein lichtempfindliches Silberchloridpapier liefern konnte.

Damit fotografierten die beiden Gelehrten Münchner Baulichkeiten - einige der Aufnahmen blieben erhalten, die ersten Fotos in Deutschland.

Es handelte sich um Negative, die nicht umkopiert werden konnten. Steinheil nahm sie mit seiner Kamera nochmals auf, wenn er ein Positiv haben wollte. Die runden Fotos hatten einen Durchmesser von vier Zentimetern.

Eine erste Metallkamera

Im gleichen Jahr baute Steinhell auch schon eine Metallkamera für ein Bildformat von 8x11 Millimetern. Sie war ebenfalls tubus-förmig, hatte also Ähnlichkeit mit einem Fernrohr, und wurde zur Aufnahme von Daguerreotypien verwendet.

Von diesem Kameratyp wurden mindestens 10 Exemplare hergestellt - die erste serienmäßig in Deutschland produzierte Kleinstbildkamera.

Ab 1839 baute der Optiker Peter Wilhelm Friedrich Voigtländer (1812-1878), Enkel des Gründers der optischen Fabrik Voigtländer & Sohn in Wien, ebenfalls eine Metallkamera, für die Josef Petzval (1807 bis 1891) ein vierlinsiges Objektiv errechnete. Es war etwa sechzehnmal so lichtstark wie die ersten, einfachen Kameraoptiken Daguerres'.

Die Schiebekastenkamera

Trotz unbestreitbarer Vorzüge - sie waren bedeutend kleiner und handlicher, dazu lichtstärker - gerieten die Steinheil- und die Voigtländer-Kamera ins Hintertreffen. Das bevorzugte Arbeitsgerät der ersten Fotografen war und blieb die ursprünliche Schiebekastenkamera, bei der man die Einstellung durch Verschieben von zwei ineinander gesteckten Kamerateilen vornehmen konnte.

Im allgemeinen waren Kameras dieser Art aus dem tropischen Mahagoniholz hergestellt. Sie waren unempfindlich, aber unglaublich schwer. Daran änderte auch die Einführung von zusammenfaltbaren Modellen nicht viel. Überdies war die Auszugsweite der Schiebekästen begrenzt.

Die ersten Balgenkameras

Die erste mit Balgen ausgerüstete Daguerreotypie-Kamera stellte Baron Armand Pierre de Seguier 1839 in Paris vor, im selben Jahr also, in dem die Erfindungen Daguerres und Talbots bekanntgegeben wurden.

Aber erst 12 Jahre später gab es Stativ-Balgenkameras für den allgemeinen Gebrauch. 1851 wurde J. J. Lewis in New York das Patent darauf erteilt. Sein Modell war für unterschiedliche Formate geeignet.

In den folgenden Jahren wurden mit großer Regelmäßigkeit immer neue Balgenkameras vorgestellt, teils aus Holz, teils aus Metall, oft auch aus metallbeschlagenem Holz. Die meisten Konstrukteure bevorzugten Baumuster, bei denen die Platte mit dem Objektiv an der Grundplatte befestigt war, wogegen das Rückteil in Richtung auf das Objektiv verschoben werden konnte.

Die Balgen verbanden beide Teile miteinander. Die Kameras ließen sich zusammenklappen und waren im Gegensatz zu den Schiebekastenkameras ein großer Fortschritt. Sie blieben auch nach Einführung der Glasplatten aktuell.

Plattenkameras für viele Zwecke

Diese Multiplikatorkamera von W. Butcher & Sons, London, um 1890 belichtete mit ihren 15 Objektiven 19 x 22mm große Fotos auf eine 9 x 12cm Platte. Die Fotos des Mannes mit Mütze stammen aus einer ähnlichen Kamera.
1891 erhielt Dr. Krügener ein Patent auf eine Platten-wechselvorrichtung, mit der er um 1900 seine Magazinkamera Delta ausstattete.
Die 1934 von der Münchner Firma Linhof herausgebrachte Plattenkamera Technika verband verschiedene Vorzüge: Möglichkeiten der perspektivischen Entzerrung durch Höhen- oder Seitenverschiebung der Objektivstandarte sowie der Schärfentiefendehnung durch Schwenkung der Standarte und des Rückteils.
An die Stelle des Rollfilms setzte Eastman Kodak 1963 die Kodapak-Kassette für die Instamatic-Kameras mit dem Format 28 x 28 Millimeter.

Mit der Einführung der Gelatine-Trockenplatten in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts begann die Epoche der kürzeren Belichtungszeiten. Folglich wurden leichtere Plattenkameras verlangt, mit denen man aus der Hand fotografieren konnte. Das Zeitalter der Handkameras brach an.

Die erste kastenförmige Kamera, auch Detektivkamera, wurde 1881 von Thomas Bolas konstruiert und in England zum Patent angemeldet. Sie besaß eine Sucherlinse, deren Einstellung mit derjenigen des Aufnahmeobjektivs gekoppelt war.

Ein Reflexsucher dieser Art gehörte bald zur Standardausrüstung der Handkamera. Manche Detektivkameras waren als Aktenkoffer oder Reisenecessaire getarnt, damit man mit ihnen unauffällig fotografieren konnte - soweit das bei Apparaten mit etwa handtellergroßen Platten überhaupt möglich war.

Andere Handkameras, die ab 1890 aktuell wurden, arbeiteten mit Balgen, Klapp- und Spreizmechanismen. Zwei der berühmtesten Kameras dieser Art, die vor allem von Presse- und Berufsfotografen verwendet und bis heute in unzähligen Modellen gebaut wurden, waren die "Linhof" und die "Speed Graphic".

Das erste Modell der in Deutschland entwickelten Linhof kam 1903 auf den Markt. Am erfolgreichsten war die 1934 erstmals vorgestellte Linhof Technika. An ihrer Stelle steht heute die Linhof Master Technika als vielseitigste Großbildkamera auf dem Weltmarkt.

Die Speed Graphic wurde 1912 in den USA konstruiert von der Folmer and Schwing Division von Eastman Kodak. Beide Kameras wurden auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch mit Plattenausrüstung gebaut, zu einer Zeit also, zu der sich alle anderen Hersteller von Platten-Handkameras längst auf Rollfilm- und Kleinbildkameras umgestellt hatten.

Die Magazinkamera

Eine Magazinkamera ließ sich Thomas E. Merrit schon 1854 patentieren. Er wollte über den Kamerakasten einen zweiten, als Plattenmagazin gedachten Kasten setzen. Mit Hilfe eines Schiebers sollten die Platten in Aufnahmestellung in den Kamerakasten gelangen. Diese Methode scheint aber nicht funktioniert zu haben.

John Benjamin Dancers Stereokamera von 1856 war mit einem gesonderten Magazin ausgerüstet, aus dem man die Platten mit Hilfe einer Stange in Aufnahmeposition ziehen konnte. Andere Mehrplattenkameras arbeiteten mit Klapp- und Stapelmechanismen oder mit Wechselsackeinrichtungen.

Besonders erfolgreich war das 1887 für E. V. Swinden und J. Earp in England patentierte Fallklappenprinzip, bei dem jeweils die vorderste Platte aus einem vor der Kamerarückwand stehenden Stapel belichtet wurde und dann wie eine Falltür auf den Kameraboden klappte.

Kameras für Mehrfachbelichtungen

Das Ziel, auf einer Platte mehrere Aufnahmen unterzubringen, verwirklichten die Multiplikatorkameras. Es gab Modelle mit verschiebbaren Objektiven, wie den Policonographen von 1861, der auf einer Platte 15 Aufnahmen machte, und andere, bei denen das Objektiv an seinem Platz blieb, dafür aber die Platte mit Hilfe einer zur betreffenden Kamera gehörenden Zusatzeinrichtung verschoben werden konnte.

Aber auch mit mehreren Objektiven an einer Kamera war das Problem zu lösen. So stellte der Amerikaner Albert S. Southworth 1855 eine Großformat- Multiplikatorkamera vor, auf deren 30,5 x 38,1 Zentimeter großen Platte er mit Hilfe von vier Objektiven 616 Miniaufnahmen im Format von 1,3 x 1,3 Zentimeter unterbringen konnte.

Multiplikatorkameras mit mehreren Objektiven, die acht oder mehr Fotos des gleichen Objekts auf einmal auf eine Platte bannten, waren in den achtziger Jahren und noch bis tief ins 20. Jahrhundert hinein beliebt. Die Kleinformatbilder, auch Visitenkartenbilder genannt, eigneten sich gut zum Verschenken und kosteten weniger als großformatige Porträts.
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Die Rollfilmkamera tritt auf

Die erste spezielle Rollfilmkamera der Welt, und mit ihrer Kastenform Urahn aller Boxkameras, war 1988 die Kodak Nr. 1. Der Mattscheibensucher dieses Exemplars ist nachträglich eingebaut.
Vor allem jugendliche Käufer gewann Eastman ab 1900 mit der Brownie für einen Dollar.
Die Voigtländer Prominent von 1932 hatte nicht nur einen optischen Durchsichtssucher, sondern auch einen gekuppelten Entfernungsmesser und einen optischen Belichtungsmesser. Beim Einlegen des Films konnte der Fotograf wählen: 8 Aufnahmen 6x9 oder 16 Aufnahmen 4,5x6 Zentimeter. Objektiv Heliar 1:4,5/105 mm, Compur-Verschluß bis 1/250 Sekunde.

Der Gedanke, lichtempfindliche Papierstreifen aufzurollen und eine Kamera damit zu beschicken, geht auf das Jahr 1854 zurück. Aber erst 1875 gab es einen Papierrollenhalter für Kameras, der auch in nennenswertem Umfang verkauft wurde.

Der in England lebende Russe Leon Warnerke war sein Erfinder. Er arbeitete mit Papier, das mit lichtempfindlichem Stripping Film belegt war. Jede Rolle reichte für 100 Aufnahmen.

Warnerke ersann auch ein elektrisches Signalsystem, das über eine Perforation am Papierrand gesteuert wurde. Wenn genügend Film für die nächste Aufnahme weitergedreht war, klingelte es. Dieses Verfahren wurde allerdings bald wieder fallengelassen. Es war zu aufwendig.

George Eastmans Rollenhalter

Den ersten Rollenhalter, der sich bei den Fotografen durchsetzte, konstruierte George Eastman 1884 gemeinsam mit William Walker, einem Kamerahersteller in Rochester, der für Eastman arbeitete.

Trotz gewisser Ähnlichkeiten mit schon vorhandenen Vorrichtungen dieser Art gab es keine patentrechtlichen Schwierigkeiten, weil sich der Eastman-Walker-Rollenhalter „in wesentlichen Gesichtspunkten" von den herkömmlichen Haltern unterschied.

Eastmans erster Rollenhalter war so konstruiert, daß man ihn mit allen gängigen Plattenkameras kombinieren konnte. 1888 folgte dann die (oben schon erwähnte) erste Kodak-Kamera mit integriertem Rollensystem, 100 Aufnahmen je Rolle und der Zusage, die Bilder im Werk zu entwickeln und aufzuziehen.

Ein Jahr später kamen die ersten Celluloidfilme heraus, für die bald eigene Kameratypen konstruiert wurden. Außerdem konnte man den neuen Film aber auch für die vorhandenen Rollenhalter und Kameras verwenden.

Den Film bei Tageslicht einlegen

Alle frühen Rollfilmkameras mußten noch in der Dunkelkammer be- und entladen werden. Eastman orientierte sich an einem 1889 in England für B. J. Edwards patentierten System, das mit lichtdichten, auch bei Tageslicht einlegbaren Behältern für den Film arbeitete, und brachte umgehend ein ähnliches Verfahren heraus, bei dem der Rollfilm von einem Karton in einen anderen lief.

Die Filmschlitze waren mit Samtstreifen abgedichtet. Aber die ideale Lösung war das noch nicht. Der Rollfilm wurde erst handsamer, nachdem Samuel N. Turner 1891 auf den Gedanken gekommen war, den Celluloidfilm zusammen mit schwarzem Papier als Zwischenlage aufzuspulen.

Durch ein farbiges Fenster an der Kamera konnte man die auf den Lichtschutzstreifen gedruckten Bildnummern ablesen. Damit war auch dieses Problem gelöst. Bald konstruierte Turner eine Kamera für den neuen Film, die er "Bull's Eye" nannte.
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Von der Box zur Klappkamera

Um auch einfache Kameras für den Amateur noch handlicher zu machen, stattete Eastman 1897 die Folding Pocket Kodak Nr. 1 mit einem von vier Metallspreizen gestützten faltbaren Lederbalgen aus. Dieses Modell A der Folding Pocket Kodak Nr. 2 hatte schon die für Klappkameras typische Grundplatte, die in geschlossenem Zustand das Objektiv schützt. Der Rollfilm brachte 12 Aufnahmen 89 x 89mm.

Erst der bei Tageslicht einlegbare Film schuf die Voraussetzungen für neue Entwicklungen im Kamerabau. Hatten sich die ersten Rollfilmkameras noch weitgehend an den meist ziemlich unhandlichen Plattenkameras orientiert, so kamen nun bedeutend praktischere und leichtere Modelle auf den Markt.

Dabei schlugen die Konstrukteure zwei ganz verschiedene Wege ein. Sie bauten einerseits kompakte Kasten- oder Boxkameras (englisch box = Büchse), die für die weitere Popularisierung der Amateurfotografie sorgten, andererseits technisch und optisch anspruchsvollere Klappkameras.

Kodak und die Bullet-Kamera

Noch bevor Turner ein Patent auf seine Tageslichtpackung bekommen hatte (es ließ mehr als drei Jahre auf sich warten), kam Kodak mit der Bullet-Kamera heraus. Als erste Pocket-Kamera stellte der nur zehn Zentimeter lange Apparat alle bis dahin erzielten Kodak-Erfolge weit in den Schatten.

Die Bullet arbeitete mit Filmpackungen, die nur eingelegt zu werden brauchten, und mit einem Bildformat von 3,8 x 5,1cm. Man konnte sich zwischen Zeit- und Momentaufnahmen entscheiden.

Schon nach kurzer Zeit lieferte Eastman Kodak täglich 600 der neuen Pockets zum Preis von fünf Dollar. Als Turner sein Patent endlich bekommen hatte, kaufte Eastman erst eine Herstellungslizenz, dann die gesamten Rechte einschließlich Turners Firma, der Boston Camera Manufacturing Company.

Kodak und die Brownie

Nicht weniger erfolgreich war Eastmans schlichte, aus Jutepappe und Holz konstruierte Box namens Brownie, die nun nur noch einen Dollar kostete und im Jahre 1900 auf den Markt kam.

Sie peilte vor allem die Jugendlichen als Zielgruppe für den Verkauf an - mit sensationellen Absatzzahlen. So blieb die Brownie jahrzehntelang im Programm, immer wieder den neuesten Erfordernissen angepaßt.

Weltweit kamen neue Boxkameras heraus

Boxkameras kamen bald auch in anderen Ländern heraus, so die Scout von Houghtons (1901) oder die Traveller von Sinclair (1909) in England, die Film-K-Boxkameras von Ernemann (1919), die Box-Tengor von Goerz, später Zeiss Ikon (1929), und die verschiedenen Agfa-Boxkameras (ab 1923 in neuer Aufmachung) in Deutschland, die Lux-, Scout- und Lumibox von Lumiere (1934) in Frankreich, die italienischen Ferrania-Modelle.

Die Box-Entwicklung setzte sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg fort - mit wesentlich verbesserten Modellen. Vor allem brauchte die Box nun nicht mehr, wie früher, vor den Bauch gehalten zu werden, wenn man von oben in den Sucher blicken wollte, sondern man konnte wie mit einer größeren Kamera in Augenhöhe fotografieren.

Aber bei den meisten Box-Kameras wurde nach wie vor der normale Rollfilm mit Schutzpapier verwendet. Ihn richtig einzulegen und nach Belichtung wieder herauszunehmen, ohne daß es zum Lichteinfall kam, gelang nicht jedem Amateur reibungslos. Oft mußten die Fotohändler helfend eingreifen.

Nach der Kodak-Box kam die Kodak-Instamatic

So entwickelte Eastman Kodak in richtiger Einschätzung des Marktes ein neues Filmladesystem, das Kodapak-Kassettenverfahren, und dazu gleich eine ganze Serie von Instamatic-Kameras, die 1963 vorgestellt wurden.

Innerhalb von 15 Jahren wurde die Instamatic zur erfolgreichsten Kamera der Fotogeschichte; sie wurde in diesem Zeitraum in einer Stückzahl von fast 70 Millionen verkauft.

Und bald kamen, nach ähnlichen Prinzipien konstruiert, weitere Pocket-Systeme anderer Hersteller heraus. Sie setzten den vorläufigen Schlußpunkt unter die Entwicklung der braven Box.
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Die Klapp- oder Faltkameras für Rollfilm

Die zweite Entwicklungslinie, die der Klapp- oder Faltkameras für Rollfilm, setzte sich im Gegensatz zur Box nicht bis in die Gegenwart fort. Es handelte sich dabei um Kameras mit ausklappbaren oder herausziehbaren Balgen.

In geschlossenem Zustand präsentierten sie sich als flache, gut transportierbare Etuis etwa von der Größe einer Hand.

Das erste Modell konstruierte Frank Brownell für Eastman, es wurde 1897 in London erstmals öffentlich vorgeführt, setzte sich unter der Bezeichnung "Folding Pocket Kodak" durch und kostete in der Anfangszeit acht Dollar.

In den Jahrzehnten danach befaßten sich fast alle Kamerahersteller mit dem Typ der Klappkamera. Weit verbreitet war in Deutschland die "Standard" von Agfa (1926), die sowohl mit einem Reflex- als auch mit einem Rahmensucher ausgestattet war.

1928 brachte Zeiss Ikon, die 1926 durch den Zusammenschluß von Zeiss, Ica, Goerz, Contessa-Nettel und Ernemann gegründete neue Fotofirma, die Ikonette heraus, der sich andere Modelle anschlossen, so vor allem 1933 die Super Ikonta mit gekuppeltem Entfernungsmesser. Ein Jahr früher schon hatte Voigtländer die Prominent mit Schnittbildentfernungsmesser herausgebracht.

Die Klapp- und Faltkameras wurden zu teuer

Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ das Interesse an den relativ komplizierten, teuer herzustellenden Klapp- und Faltkameras nach. Die Kleinbildformate schoben sich in den Vordergrund, für sie wurden andere Kameratypen gebraucht. Die letzten Hersteller verzichteten in den sechziger Jahren auf den Bau von Rollfilm-Klappkameras.

Zu dieser Entwicklung trugen einerseits die verbesserten, feinkörnigeren Filmemulsionen bei, andererseits die neuen automatischen Großkopieranlagen zur Herstellung billiger Vergrößerungen.

Kameras mit zwei Augen

Diese um 1925 gebaute zweiäugige Spiegelreflex hatte das Aufnahmeobjektiv oben, das für die Mattscheibe unten.
Die Stereo-Ausführung der Handkamera von Ottomar Anschütz und C. P. Goerz in Berlin 1890 belichtete das Bildpaar gleichzeitig durch zwei Objektive.
Mit der ersten Rolleiflex begründeten Franke & Heidecke, Braunschweig, 1929 eine lange Erfolgsserie.

Auf den Gedanken, Kameras mit zwei Objektiven zu bauen, die sich gleichzeitig und mit demselben Mechanismus verstellen ließen, kamen die Kamerabauer schon in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts, als die Multiplikatorkameras aktuell waren, mit denen man mehrere Aufnahmen zugleich auf einer Platte unterbringen konnte.

Der Vorzug eines zweiten Objektivs war einleuchtend: Mit seiner Hilfe konnte man die Kamera besonders genau einstellen. Es gab aber auch die Möglichkeit, mit speziellen Zwei-Objektiv-Kameras stereoskopische Aufnahmen zu machen.

Dabei wurde das Objekt zweimal nebeneinander auf den Film gebannt. Die beiden Fotos hatten aber nicht genau den gleichen Blickwinkel. Deshalb ergab sich ein stereoskopischer (plastischer) Effekt, wenn man die Doppelbilder mit einem zweiäugigen Betrachtungsgerät auf sich wirken ließ.

Ein Auge für das genaue Einstellen

Auf die Dauer behielt jedoch das zweite Objektiv die ursprüngliche Aufgabe, das genaue Einstellen (Fokussieren) der Kamera zu erleichtern.

Zunächst setzten die Konstrukteure zwei komplette Balgensysteme übereinander - das obere für die Kameraeinstellung, das untere für die Aufnahme.

Aber schon 1880 gab es die erste Spiegelreflexkamera, bei der ein hinter dem oberen Objektiv angebrachter Spiegel das Bild auf eine Mattscheibe an der Kameraoberseite warf. Dieses Prinzip hielt sich jahrzehntelang. Es wurde von R. & J. Beck in London für den Direktor des Kew-Observatoriums, G. M. Whipple, entwickelt. Whipple wollte damit Wolkenaufnahmen machen.

Bis etwa 1910 kamen zahllose zweiäugige Spiegelreflexkameras heraus, von denen aber keine einen überdurchschnittlichen Erfolg verbuchen konnte. Da es inzwischen schon die ersten einäugigen Spiegelreflexapparate gab, die handlicher und vielseitiger waren, prophezeiten viele Fachleute der zweiäugigen Version schon einen frühen Tod.

Und dann kam die Rolleiflex

Aber dann stellten Franke & Heidecke 1929 ihre Rolleiflex vor, kompakt und ganz aus Metall gebaut, für ein Bildformat von 6x6 Zentimetern gedacht, mit einem herausklappbaren Lichtschacht, der die Mattscheibe gut erkennbar machte, und einer eingebauten Lupe zur Betrachtung der Mattscheibe.

Mit einem Zahnstangenmechanismus konnte man Sucher- und Aufnahmeobjektiv gleichzeitig verstellen. Vor allem Berufs- und Pressefotografen leuchteten die Vorzüge der Rolleiflex, die im Laufe der Jahre in vielen Versionen gebaut wurde, ein.

Andere Hersteller zogen nach, so u. a. Zeiss Ikon mit der Ikoflex (1934) und der Contaflex (1935), Voigtländer mit der Brillant (1932), Kodak mit der Reflex (1946). Auf den meisten Anwendungsgebieten mußte jedoch inzwischen die zweiäugige der einäugigen Spiegelreflexkamera weichen, von der sie um 1960 überrundet wurde.
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