Sie sind hier : Startseite →  Film- und Kino-Literatur →  1954 - Der Filmvorführer→  Jahrgang 7 - 1960 - Inhalt→  1960er Artikel Teil 8

Die Inhalte / Artikel aus Jahrgang 7 - 1960 - geparkt

Auf dieser Seite sind die Inhalte von allen einzelnen Ausgaben eines Jahrgangs von "Der Filmvorführer" aufgrund der Menge vorerst nur geparkt.
Die Artikel und Berichte werden später thematisch gezielt untergebracht und zusätzlich hier verlinkt, teilweise auch in unserem Tonband- und Hifi-Museum.

.

Die Titel-Seite von Heft 9/1960 (Sept. 1960)
"Die Kinotechnik auf der photokino 1960"

Die „Internationale Photo- und Kino-Ausstellung", die „photokina", feiert in diesem Jahr in Köln ihr zehnjähriges Bestehen. In der Zeit vom 24. September bis 2. Oktober 1960 wird hier in insgesamt neun Hallen mit einer Ausstellungsfläche von 72.000 qm die Foto-, Film- und Kino-Industrie einen umfassenden Rechenschaftsbericht über den Stand der Entwicklung und Fertigung geben.

Die seit der letzten „photokina" durchgeführte weitere räumliche Ausdehnung hat es ermöglicht, die kinotechnische Industrie, die bisher im wesentlichen im Obergeschoß der Halle VIII untergebracht war, in die neue Halle IX zu verlegen, (wo) in der  eine gegenüber den früheren Jahren größere Ausstellungsfläche zur Verfügung steht und eine noch bessere Übersicht geschaffen werden konnte. - Obwohl seitens unserer einschlägigen Industrie noch keine ausführlichen Berichte über das Ausstellungsprogramm vorliegen, kann man jetzt schon sagen, daß das Hauptgewicht auf dem 35mm-Gebiet sich auf zwei Schwerpunkte verteilen wird, die schon seit längerer Zeit der Kinotechnik und der Tonfilmtechnik das Gepräge gegeben haben.

Der eine dieser Schwerpunkte ist zweifellos der Xenonbetrieb im Filmtheater; der zweite die Entwicklung von Maschinen und Geräten für die Wiedergabe von 70mm-Filmen. Wie aus den Veröffentlichungen der letzten Zeit bekannt ist, konnte die Belastbarkeit der Xenonkolben durch Fortschritte in der Fertigung gesteigert werden, so daß es heute möglich ist, mit modernen Xenonlampen oder mit Xenon-Einbausätzen für den nachträglichen Einbau in vorhandene Lampenhäuser und den damit erzielbaren Lichtleistungen, praktisch alle Bildwandgrößen auszuleuchten, die im modernen Filmtheater vorkommen, sofern Xenonlampen mit guten Optiken und gutes Bildwandmaterial verwendet werden.

Die Entwicklung von Universalprojektoren für die Wiedergabe von70mm-Film hat in den letzten Monaten ebenfalls einen beachtlichen Aufschwung genommen. Neben den bereits bekannten und im FV ausführlich beschriebenen Universalprojektoren DP70 von Philips, BAUER U2 von Kino-Bauer und dem Projektor FH99U von Frieseke & Hoepfner werden auch die in Deutschland vertriebenen Universalprojektoren italienischer Firmen, wie der FEDI FD7 und der Projektor FAVORIT 70 der Firma PREVOST, der von Zeiss Ikon verwendet wird, in Köln zu sehen sein. - Die untenstehende Aufnahme zeigt den Direktor der Cent-Fox für die Schweiz bei einem Rundfunk-Interview vor einem Universalprojektor FH 99 U im Vorführraum des „Capitole", Lausanne.
.

  • Anmerkung : Auch in diesem Foto kommt es deutlich raus, an den Schaltstellen der Filmwirtschaft finden / sehen wir nur alte oder uralte Männer, die zu alt waren, um den Niedergang des Kinos aufzuhalten.

Helligkeitssteuerung von Leuchtstofflampen (Technik von 1960)

Über die Eigenschaften und die Wirkungsweise von Leuchtstofflampen wurde in FV 12/1959, Seite 2 ff., ausführlich berichtet. Abgesehen davon, daß die Leuchtstofflampe wegen ihrer günstigen lichttechnischen und betrieblichen Eigenschaften in der modernen Beleuchtungstechnik ein immer größeres Anwendungsgebiet findet, hat sie im besonderen auch im Filmtheater Eingang gefunden, (wo) in welchem sie zur effektvollen Ausleuchtung der Eingangshalle, des Foyers und der sonstigen Vorräume Verwendung findet und in zunehmendem Maße auch als Lichtquelle für die Zuschauerraum-Beleuchtung benutzt wird.

Sie erzeugt hier ein angenehm wirkendes, die Augen schonendes und diffuses Licht und wird für diesen Verwendungszweck im allgemeinen als indirekte Beleuchtung benutzt. Der generellen Einführung dieser Lichtquelle als Zuschauerraum-Beleuchtung standen anfangs technische Schwierigkeiten entgegen, da es nicht einfach war, eine stufenlose und flackerfreie Verdunkelung und Aufhellung der Leuchtstofflampen zu erreichen. Man war daher frühzeitig bemüht, Verdunkelungseinrichtungen für Lichtanlagen mit Leuchtstofflampen zu entwickeln, die diese Fehler nicht aufweisen.
.

Elektronische Verdunkler (mit Stromrichterröhren)

Für die Helligkeitssteuerung von Leuchtstofflampen werden seit mehr als zehn Jahren sog. „elektronische Verdunkler" hergestellt und verwendet, die mit gittergesteuerten Stromrichterröhren bestückt und für Anschlußleistungen von 1,5 bis 15 kVA lieferbar sind. Das bekannteste Lieferwerk für solche Verdunkler ist die Firma Dr.-Ing. Jovy, Leer/Ostfriesland.

Bei dem von dieser Firma entwickelten Verdunkler erfolgt die Helligkeitssteuerung durch eine Brenndauerverkürzung. Diese Verkürzung der Brenndauer wird dadurch erreicht, daß der Momentanwert konstant gehalten und die Lampenbrenndauer durch verzögerte Aussteuerung der gittergesteuerten Röhren verkleinert wird.

Der Anschluß der Leuchtstofflampen erfolgt hierbei mit einer listenmäßigen Vorschaltdrossel, wobei zusätzlich ein Heiztransformator erforderlich ist, der die Elektroden der Leuchtstofflampe vorheizt. Dadurch wird eine Verringerung der Zündspannung erreicht und im übrigen durch die Dauerheizung der Elektroden die Lebensdauer der Leuchtstofflampe verlängert.

Um eine einwandfreie Helligkeitssteuerung von Leuchtstofflampen durchführen zu können, ist es erforderlich, daß die Lampe sofort zündet, daß die Zündung betriebssicher ist und daß die Lampe in allen Stadien der Verdunkelung flackerfrei brennt. Zur Erfüllung dieser Bedingungen wird eine kapazitive Zündhilfe in Form eines Zündstreifens benutzt.

Dieser besteht (s. FV 12/59) aus einem blanken Kupferdraht, der auf der Außenseite des Lampenrohres angebracht wird und mit den beiden Sockelenden der Lampe verlötet und geerdet wird. Durch diesen Zündstreifen wird die Feldverteilung entlang der Röhre festgelegt, so daß Metallteile, die sich in der Umgebung der Leuchtstofflampe befinden, auf die Zündsicherheit keinen Einfluß haben. Leuchtstofflampen, die mit einem solchen Zündstreifen versehen sind, werden bereits listenmäßig geführt.

Dieser Zündstreifen ist über einen hochohmigen Berührungsschutzwiderstand im Lampensockel mit einer Elektrode leitend verbunden. Solche Leuchtstofflampen können daher ohne besondere Vorkehrungen für die Helligkeitssteuerung verwendet werden und haben sich bisher gut bewährt.

Kennlinien der JOVY - Lichtsteuer - Vorschalt-drossel. Im Diagramm ist die Lampenspannung der Leuchtstofflampe bei veränderlichem Lampenstrom aufgetragen. Im Gegensatz zur üblichen Vorschaltdrossel, die den Betriebspunkt schräg anschneidet (gestrichelte Linie), arbeitet die JOVY-Lichtsteuer-Vorschaltdrossel nach einer Konstantstrom-Kennlinie und schneidet die Lampen - Brennspannungs - Kennlinie stets senkrecht von oben. (Zeichnung: JOVY)
.

Magnetische Verdunkler

Nach dem eingangs angedeuteten Prinzip der „Brenndauersteuerung" arbeiten die in den letzten Jahren entwickelten magnetischen Verdunkler. Man versteht hierunter Verdunkler, die aus einem Transduktor in Sättigungsschaltung in Verbindung mit zwei Siliziumzellen bestehen. Zum Ausgleichen der Lastabhängigkeit des Transduktors arbeitet der magnetische Verdunkler mit einer Spannungsrückführung, so daß sich Belastungsunterschiede auf die ausgesteuerte Spannung nicht auswirken können.

Ein besonderer Vorteil dieses magnetischen Verdunklers besteht darin, daß für seine Herstellung nur ruhende Bauteile verwendet werden und daß das Gerät keine Teile, wie z. B. Röhren, enthält, die dem Verschleiß unterworfen sind. Solche magnetischen Verdunkler werden für Ausgangsleistungen von 0,25 bis 15 kVA hergestellt.
.

Die Lichtsteuerdrossel

Die elektronischen wie auch die magnetischen Verdunkler arbeiten nach dem gleichen Prinzip der Brenndauersteuerung. Sie haben jedoch den Nachteil, daß bei hohen Verdunkelungsgraden die Brenndauer auf kurze Intervalle innerhalb der Halbwelle verkürzt wird.

Hierdurch kann sich u. U. im unteren Helligkeitsbereich ein stroboskopischer Effekt störend bemerkbar machen. Außerdem können die verhältnismäßig großen Stromlücken bei der kleinen Aussteuerung mitunter auch Zündschwierigkeiten ergeben, die dadurch hervorgerufen werden, daß im Bereich der kleinen Aussteuerung die Höhe der angeschnittenen Spannungshalbwellen geringer wird, während die Zündspannung der Leuchtstofflampe bei kleinerem Lampenstrom höhere Werte annimmt.

Es hat sich daher als erforderlich erwiesen, die zur Helligkeitssteuerung vorgesehenen Leuchtstofflampen auf gleiche Charakteristik, d. h. mit möglichst gleicher Brennspannung und gleichem Gasdruck, auszusuchen. Trotzdem können auch dann noch Helligkeitsunterschiede und Flackererscheinungen auftreten, wenn die an einen Verdunkler angeschlossenen Leuchtstofflampen im Zuschauerraum unter verschiedenen Temperaturbedingungen arbeiten müssen. Ein solcher Fall tritt z. B. ein, wenn ein Teil der angeschlossenen Lampen in Vouten verdeckt untergebracht und ein Teil offen verlegt ist.

Prinzip-Schaltbild einer 40-Watt-Leuchtstofflampe mit Zündstreifen. Unten die JOVY-Lichtsteuer-Vorschaltdrossel mit den Anschlüssen Li und L2 für die Leuchtstofflampe, sowie Netzanschluß (U und O) und Gleichstrom-Erregeranschlüsse (J und K). (Zeichnung: JOVY)

Die Kennlinien der Jovy-Lichtsteuer- Vorschaltdrossel, über die in FV 5-6/1960 schon kurz berichtet wurde, zeigen deutlich, daß die Brennspannung der Leuchtstofflampe bei kleinem Lampenstrom ansteigt und bei extrem kleiner Stromstärke wieder abfällt. Im Gegensatz zur normalen Vorschaltdrossel, die im Kennliniendiagramm den jeweiligen Betriebspunkt schräg anschneidet, arbeitet die Lichtsteuer- Vorschaltdrossel nach einer Konstantstromkennlinie und schneidet die Lampenbrennspannungskennlinie immer senkrecht von oben.

Bei den üblichen Vorschaltdrosseln ändert sich der Strom in der Leuchtstofflampe bei einer Erhöhung oder Senkung der Netzspannung erheblich, während bei der konstantstromgesteuerten Lichtsteuer- Vorschaltdrossel der Strom konstant bleibt.

Hierin liegt der besondere Vorteil dieser Einrichtung bei der Helligkeitssteuerung, da auch bei einem Kurzschluß der Zuleitungen zu den Lampenelektroden der Strom nicht über den eingestellten Wert ansteigen kann. Die weitere Eigenschaft der Lichtsteuer- Vorschaltdrossel, daß die Brennspannungskennlinie der Leuchtstofflampe stets senkrecht von oben angeschnitten wird, ermöglicht es auch, daß im Bereich der kleinen Stromstärken, d. h. dort wo die Lampenbrennspannung ansteigt und wieder abfällt, eindeutig festgelegte sichere Betriebspunkte für den eingestellten Helligkeitswert erreicht werden können.

Die Praxis hat gezeigt, daß bei einem Lampenstrom von etwa 5mA der kleinste Betriebswert für die Leuchtstofflampe liegt. Bei dieser Stromstärke setzt die Bogenentladung gerade ein, wie durch Versuche ermittelt wurde. Da andererseits die volle Netzspannung von 220 V über der Drossel an der Leuchtstofflampe liegt, zündet die Lampe auch mit dieser kleinen Stromstärke sicher und flackerfrei.

Als zweckmäßig hat es sich erwiesen, beim Verdunkeln nach Erreichen des kleinsten Betriebsstromes die Lampen durch ein Schaltschütz im Steuergleichrichter zu trennen und andererseits beim Einschalten der angeschlossenen Lampen zunächst das Schütz zuzuschalten und erst dann die Lampen auf höhere Helligkeit zu steuern.
.

Wirkungsweise der JOVY-Drossel

Der induktive Widerstand der Lichtsteuerdrossel nimmt mit steigender Vormagnetisierung ab, wobei gleichzeitig der Lampenstrom steigt. Die Lichtsteuer- Vorschaltdrossel ist so ausgelegt, daß bei einem Erregerstrom vom Wert Null der Strom in der Leuchtstofflampe noch etwa 5mA beträgt. Parallel zu den Lampenelektroden liegt ein Ausgleichswiderstand, der es ermöglicht, die Charakteristik der Lichtsteuerdrossel so abzugleichen, daß alle angeschlossenen Lampen im kleinsten Strombereich gleichmäßig verdunkelt sind.

Zur Helligkeitssteuerung werden die Erregerwicklungen sämtlicher Lichtsteuer- Vorschaltdrosseln hintereinander geschaltet und von einem Steuergleichrichter gespeist. Die Einstellung dieses Gleichrichters kann entweder von Hand mit Hilfe eines Fernsteurers oder durch ein motorisch angetriebenes Stellglied erfolgen, das von beliebig vielen Stellen durch Drucktasten betätigt werden kann.

Die Konstanthaltung des Erregerstromes für die Lichtsteuerdrossel im Steuergleichrichter ist verhältnismäßig einfach und man erreicht damit, daß der eingestellte Helligkeitswert unabhängig von Schwankungen der Netzspannung und anderen Einflüssen konstant gehalten werden kann und daß gleichzeitig die Lebensdauer der Leuchtstofflampen wesentlich erhöht wird.
.

Technische Einzelheiten

Die JOVY-Lichtsteuer- Vorschaltdrossel besteht aus dem Transduktor und dem Heiztransformator, die in einem Block in Gießharz vergossen geliefert wird. Die Vorschaltdrossel besitzt zwei Klemmenpaare (Li und L2), an welche die Leuchtstofflampe angeschlossen wird. An diesen Klemmen liegt eine Heizspannung von etwa 5,5 V. Je zwei weitere Klemmen (U, O und J, K) dienen für den Netzanschluß und für den Erregergleichstrom. Dadurch, daß die Lichtsteuervorschaltdrossel vollkommen kurzschlußfest und der ganze Satz in Gießharz eingebettet ist, kann die Drossel, die in acht verschiedenen Größen mit Regelleistungen zwischen 0,22 kVA und 15,4 kVA hergestellt wird, als feuchtigkeitsfest und korrosionssicher angesehen werden; außerdem ist sie absolut brummfrei.

Da jeder Leuchtstofflampe bei der vorbeschriebenen Anordnung eine eigene Lichtsteuervorschaltdrossel zugeordnet ist, besteht die Möglichkeit, die gewünschte Zahl angeschlossener Lampen auf die drei Phasen des Drehstromnetzes zu verteilen, so daß der stroboskopische Effekt mit Sicherheit vermieden werden kann.

Es hat sich außerdem als zweckmäßig herausgestellt, auch den Steuergleichrichter bei größeren Anlagen für Drei-Phasen-Anschluß auszulegen und mit einer Konstantstromkennlinie zu versehen, um auch diesen Teil der Anlage kurzschlußfest zu machen.

In gewissen Fällen wird es zweckmäßig sein, die gesamte Beleuchtung im Steuergleichrichter zentral durch ein Schütz abzuschalten und dieses Schütz mit dem Endkontakt des Fernsteurers oder mit der motorischen Verstellung zu betätigen.

Schaltungs-Beispiel einer Verdunkelungsanlage für Leuchtstofflampen mit JOVY-Lichtsteuer-Vor-schaltgeräten (1) und JOVY-Lichtsteuer-Schalt-und Steuergerät (2). (Zeichnung: JOVY)

Der Filmvorführer und die „Firma" (Sept. 1960)

Ist man lange Jahre in der Branche tätig, so hat man manch Merkwürdiges erlebt, vor allem ertappt man sich selbst immer wieder bei fehlerhaften Handlungen.

Denken wir an die Anfangsjahre unserer Tätigkeit zurück, so waren wir stolz darauf, eine staatliche Prüfung abgelegt zu haben und pochten auf den eben erworbenen Vorführschein und die damit zusammenhängenden Rechte und Pflichten.

Wir waren trotzdem der Meinung, daß uns Vorführer manches nichts anginge, glaubten und meinten, der Betrieb habe genug Geld (Anmerkung : reines Gewerkschafsdenken), und jede, uns laut Bestimmungen nicht zustehende, Arbeit müßte einem Handwerker überlassen werden.

Heute in 1960, da die Filmtheater um ihre Existenz kämpfen, ist die Meinung, der Vorführer dürfe nur Sicherungen auswechseln, kaum noch zu vertreten. Wer dennoch weiter so denkt, und sich über das heute schnell und leicht zu erlernende Filmvorführen hinaus nicht weiterbildet, um bei irgendeiner Gelegenheit seine im Selbststudium erworbenen Kenntnisse kosteneinsparend in den Dienst der Firma stellen zu können, glaubt sicherlich, die Firma sei ihm etwas Fremdes, mit der er weiter nichts zu tun hat.

„Wegen der paar Meter Film", sagen wir oft. Entweder sind wir zu bequem, um einige hintereinander notwendig gewordene Klebestellen auszuführen und reißen mehrere Meter des beschädigten Films ab, um ihn wegzuwerfen, oder wir kürzen, um schneller nach Hause zu kommen, oder aber wir müssen kürzen, um die Anfangszeiten einzuhalten.

Wir lassen den Kulturfilm weg und glauben, es wird schon niemand merken. Gehen wir aber selbst einmal in einen Zirkus, in ein Variete oder in ein Kino, so stehen wir mit Recht auf dem Standpunkt „für mein Eintrittsgeld steht mir das ganze Programm zu".

„Morgen ist auch noch ein Tag!" hören wir oft und Hand aufs Herz, oft genug haben wir selbst so gedacht. So werden drängende Reparaturen, Reinigungen und wichtige Arbeiten an der Notbeleuchtung, am Vorhangzug und an den Schutzeinrichtungen verschoben.

Wer würde aber so sprechen, wenn das eigene Fahrzeug, sei es ein Fahrrad, ein Moped oder ein Auto, so reparaturbedürftig wäre, daß jeder gefahrene Kilometer den Schaden vergrößert. Jeder Fahrer weiß, daß für das Fahrzeug und vielleicht auch für den Fahrer morgen schon kein Tag mehr sein könnte. Auch für unsere empfindlichen Maschinen, Verstärker und Tonanlagen, die heute geölt, gereinigt oder repariert werden müßten, kann morgen vielleicht schon kein Tag mehr sein. Und infolge der Saumseligkeit in der Pflege der Notlichtbatterie und der damit verbundenen Schutzeinrichtungen, können morgen schon Unfälle mit Schadensansprüchen seitens der Kinobesucher eintreten.

Was kann mir schon passieren .......

Oft denkt man auch, und besonders wir älteren Vorführer, „was kann mir schon passieren!" Und trotzdem geschehen in jedem Jahr auch in den Vorführkabinen die unglaublichsten Unfälle. Denn es gibt immer wieder Kollegen, die kaum die Sicherheitsvorschriften kennen oder irgendeine Schutzbestimmung beachten.

Man tröstet sich auch, wenn einmal eine Überblendung danebengegangen ist, oder eine durch schlechte Klebestellen entstandene Tonstörung auftritt, daß es schon niemand gemerkt haben wird. Das stimmt aber nicht, denn unsere im verdunkelten Saal sitzenden Besucher sind genauso aufmerksam wie wir, wenn wir einkaufen.

Sie entdecken früher oder später jeden Fehler. Dann kommen Reklamationen, sei es über die Pausenmusik, über schlechte Überblendungen, über fehlende Filmmeter, Kulturfilme und zu kurz gezeigte Diareklame.

Sei es eine durch uns verschuldete größere Reparatur, sei es die Reklamation eines Filmschadens, eines zerschlagenen Dias, seien es Lohnfortzahlungen für den nicht ganz ohne eigenes Verschulden verursachten Betriebsunfall, die Firma zahlt es ja.

So denken oder dachten wir. Es bleibt der Firma ja auch nichts anderes übrig, wenn es weitergehen soll, wenn unser Arbeitsplatz erhalten bleiben soll. Wir alle sind die Firma und müssen daher im Betrieb genauso besonnen handeln, wie wir es im Privatleben gewohnt sind. F. K.

16mm Schmalfilm-Projektion im großen Filmtheater (1960)

Über die zusätzliche Verwendung von Schmalfilm-Projektoren im Filmtheater wurde im FV schon mehrfach berichtet, so u. a. in FV 9/1959, Seite 2, mit dem Titel „Der Schmalfilm-Projektor im Filmtheater" und in FV 2/1960, Seite 4, in einem Artikel „Kino-Projektion mit Schmalfilmvorsatz", in dem ein von DEBRIE entwickelter Schmalfilm-Vorsatz zum Anbau an normale Kinoprojektoren beschrieben wurde.

Diese Veröffentlichungen erfolgten an sich nur zu dem Zweck, den Normalfilm-Vorführer auch mit diesen Problemen bekannt zu machen. Daß ein Vorführer eines Normalfilm-Theaters auch einmal in die Verlegenheit kommen kann, als Schmalfilm-Vorführer fungieren zu müssen, zeigen die nachstehenden Ausführungen unseres Mitarbeiters F. Kubaszek:

„Vier Tage Schmalfilm-Vorführer" und die dabei gemachten Erfahrungen. Sie sind ein Beweis dafür, daß auch der Vorführer in einem Normalfilm-Theater sich mit solchen Dingen vertraut machen soll, denn es kann in jedem Lichtspieltheater einmal vorkommen, daß Schmalfilme auf provisorisch aufgebauten Schmalfilm-Projektoren vorgeführt werden müssen. Über den im Bericht von F. Kubaszek u.a. erwähnten V-Kanal, der von der Firma Heinz Linke, Bad Godesberg, für den DEBRIE-Schmalfilm-Projektor entwickelt wurde, werden wir gesondert berichten.
Die Redaktion
.

Vier Tage Schmalfilm-Vorführer

Schon oft hat unsere Fachzeitschrift „Der Filmvorführer" über Schmalfilmveranstaltungen im Filmtheater berichtet. Diese Berichte werden zwar gelesen, doch selten macht man sich weitere Gedanken um diese Abhandlungen, denn man führt ja nur 35mm-Filme vor.

Daß dieser Gedankengang falsch ist, und einen schon viele Jahre im Beruf stehenden Kollegen aus der Bahn werfen kann, soll meine vor wenigen Tagen durchgemachte Schmalfilmwoche berichten.

In unserer kleinen Kreisstadt, die frühere Residenz eines hessischen Grafen, ist die Kirchweih mit Aufmarsch der alten Bürgergarde das Fest des Jahres. Obwohl an diesem Tage schon immer viel fotografiert wurde und auch von filmbesessenen Amateuren schon manch guter Film gedreht wurde, kam man in diesem Jahr auf den Gedanken, einmal das ganze traditionelle Kirchweihfest auf einen Film zu bannen. Dieser sollte später - als Werbefilm umgearbeitet - in Reisebüros für die Fremdenwerbung eingesetzt werden.

Die Schmalfilm-Aufnahmen wurden von einem damit beauftragten Filmstudio durchgeführt. Unser „Schloßtheater" war auserkoren, den Film, der unter dem Titel: „Festtage in der Residenz" laufen sollte, über die Leinwand zu bringen. An sich war mit der Filmfirma vereinbart worden, daß der Schmal-Tonfilm eine Magnettonkopie ist, die dann einwandfrei von einem Vorführer, den das Studio zur Verfügung stellen wollte, vorgeführt werden sollte.

Doch am Einsatztag geschah dann das, was heute so oft geschieht und doch nie vorkommen sollte. Als am Donnerstag abend die letzte Rolle der Normalvorstellung lief, öffnete sich die Tür und der Chef des Schmalfilmstudios kam, unterstützt von unserem Saalpersonal, mit Kisten, Kästen und Koffern in den Vorführraum.

„Wie lange läuft der Film noch? - Wir müssen schnell machen! Die Presse, der Magistrat usw. warten schon!" Der Projektor wurde schnell aufgebaut und über mein Umschaltkästchen an den Verstärker angeschlossen. Die Objektive wurden probiert und die Pressevorstellung begann. Während ich unsere Normalkopie versandfertig machte, führte der Chef des Studios den Schmalfilm den vorgenannten Personen als Werbeveranstaltung vor. Kurz vor Mitternacht endete diese Veranstaltung.

Einige Begrüßungen, einige Verabschiedungen und ganz nebenbei erfuhr ich, daß ich vom nächsten Tag an selbst die Schmalfilmvorführung machen sollte. 10 Minuten Anweisungen, probiert wurde nicht mehr, da dies als Ruhestörung von den angrenzenden Hotels und Wohnungen betrachtet werden konnte.
„Viel Glück, sie sind ja Vorführer. Es wird schon klappen, am Montag sehen wir uns wieder!" Das waren die letzten Worte.

Auf einmal war ich "Schmalfilm-Vorführer"

Am nächsten Morgen besah ich mir die ganze Anlage. Es begann ein ganz neues Kapitel für mich. Die Schmaltonfilmmaschine Fabrikat Debrie - Typ Studio III - machte einen sehr guten Eindruck auf mich. Diese Maschine war für Licht- und Magnettonabtastung eingerichtet. Man konnte mit diesem Apparat selbst Magnettonfilme vertonen, und sie auch für 16er und 24er Bildergang umschalten.

Da unser „Heimatfilm" in der Herstellung recht billig sein sollte, hatte das betreffende Studio nicht die vereinbarte Magnettonkopie hergestellt, sondern einen einseitig perforierten Stummfilm im 16er Bildergang. Dazu stand neben dem Schmalfilmapparat auf dem Projektorkoffer ein Tonbandgerät, das synchron zum Stummfilm laufen sollte.

Ich probierte einige Male und setzte den Film ein. Der Projektor hatte eine 16zähnige Vorwickeltrommel, dann kam die obere Schleife. Anschließend wurde der sich ungewohnt anfühlende schmale Film um 180 Grad gedreht und in den V-Kanal eingesetzt, der mit dem Objektiv vor das kleine Bildfenster geklappt wurde.

Es folgte die untere Schleife und über die Schwungbahn des Tongerätes und die Beruhigungsrollen wurde der Film unter der 16-zähnigen Nachwickelrolle von unten her zur unteren Aufwickelspule gezogen. Nun konnte man starten.

Motor anlaufen lassen, dann halbes Licht über Widerstand - dritte Schaltung volles Licht der Lampe. Während jetzt der Projektor auf vollen Touren lief, mußte der Anfang des Films auf das geschlossene Kabinenfenster projiziert werden, da keine Lichtabschlußklappe vorhanden und der Einsatz des Tonbandes mit einem gut sichtbarem Sternchen mitten im Bild gekennzeichnet war.

Diese Schaltvorgänge wurden mit der linken Hand ausgelöst, während der Zeigefinger der rechten Hand auf der Auslösung der Schnellstopptaste des eingeschalteten Tonbandes lag. Durch zwei übereinstimmende Dreiecke auf dem Chassis des Tonbandgerätes und auf dem Band selbst wurde die genaue Einsatzstelle des Bandes gekennzeichnet. Jetzt auf dem Kabinenfenster das Zeichen zum Toneinsatz - Schnellstoppauslösung drücken - Kabinenfenster hoch, Vorhang auf, Rampe und Saallicht aus. Herzklopfen und Aufatmen, denn der Film lief - Bild und Ton waren da. Aber nicht lange dauerte die Besinnungspause, denn schon klingelte die Tonsteuerin Sturm. Ton und Bild liefen auseinander.

Ich hatte die erste Stelle, an der die Musik des Tonbandes abgestoppt werden mußte, übersehen. Mehrere solcher Stellen und die vielen Unscharfen, die durch die verschiedenen Filmsorten auftraten - Aufnahmen im Regen, im Zelt, beim Schießen auf dem Stand - machten die Vorstellung zu einem ständigen Tonabstoppen und Objektiv verstellen, das in seiner Fassung als Schraube ausgebildet war und als ganzes verschoben bzw. verstellt werden mußte.

Dieses Scharfeinstellen war nicht so einfach, wie bei unseren Normalprojektoren, denn man mußte, da ja der Schmalfilmapparat vor der einen Schauöffnung der Kabine stand, durch die gleiche Öffnung, in der sich der Projektionsstrahl spiegelte, scharf einstellen.

Es war eine Qual, ein einigermaßen gutes Bild hinzubekommen und noch nie sah mein Kabinenfenster und dessen Umrandung durch das ständige Nachstellen, Anhauchen und Festhalten so verschmutzt aus, wie an jenen vier Schmalfilmtagen.

Nun lief auch noch, durch Spannungsschwankungen bedingt, Ton und Bild unvorhergesehen auseinander. Man mußte daher entweder ständig an der Schnellstopptaste hängen oder es mußte der Projektor an der Aufwickelfriktion abgebremst werden. Daß diese, einem Normalfilmvorführer ungewohnten, Kunstgriffe bei der ersten Vorstellung nicht gelangen, kann man sich gut vorstellen. Es war am Ende der ersten Vorstellung fast so weit, daß - als die Sieger des Schießens namentlich verkündet wurden - die Namen durcheinander kamen.

Anschließend an unseren Heimatfilm, der mit rund 300m ca. 40 Minuten lief, folgte eine Pause. In dieser Pause mußte ich sehr schnell den Schmalfilmprojektor für den erneuten Einsatz klar machen, denn das eigentliche Hauptprogramm - ein Lichttonfilm - lief auch auf Schmalfilm.

Die obere Rolle hatte ein Fassungsvermögen von 1.200 m, die untere Rolle durfte unter Berücksichtigung der schwachen Aufwickelfriktion nur mit einer 600m-Rolle belastet werden. Also mußte ich, um mit einem pausenlosen Programm aufwarten zu können, in einer Art „Aknap" vorführen.

Wenn die untere Rolle voll war, mußte das Filmband hinter der Nachwickelrolle abgeschnitten werden. Jetzt mußte die volle untere Spule durch eine neue ersetzt werden, und das inzwischen in einen Filmkarton gelaufene Filmband gefangen und auf die untere leere Trommel aufgespult werden. Das klappte natürlich bei der ersten Vorführung noch nicht, so daß ich mit den noch weiter hinzugekommenen Fehlern wohl meine schlechteste Vorstellung lieferte.

Da der nun folgende Lichttonfilm im 24er Bildgang vorgeführt werden mußte, und die Umschaltung von 16 auf 24 Bilder bei der ersten Vorführung von mir natürlich auch vergessen wurde, hörte sich die Eingangsmusik genau so an, als wenn eine normale Schallplatte statt mit 78 Umdrehungen nur mit 33 Umdrehungen abgespielt wird.

Ein sehr großer und unverzeihlicher Fehler unterlief mir außerdem bei der ersten Vorstellung, indem - da ja die Projektionslampe bei Schmalfilmapparaten gleichzeitig auch Tonlampe ist, d. h. wenn die Projektionslampe eingeschaltet ist, auch gleichzeitig die Spaltoptik des Tongerätes ausgeleuchtet wird und durch meine Unkenntnis auch noch die Fotozelle ihre Saugspannung bekam - fast ununterbrochen ein knackendes Geräusch im Lautsprecher zu hören war.

Nach längerer Überlegung fand ich die Ursache. Es waren die vielen Klebestellen, da ja der ganze Kirmesfilm aus vielen Einzelteilen bestand, die dann durch die Spaltoptik beleuchtet und - von der eingeschalteten Fotozelle aufgefangen - ununterbrochen gleichzeitig mit der Musik und der Sprache des laufenden Tonbandes das uns allen bekannte Klebestellenknacken wiedergab.

In diesen 4 Tagen, wohl die aufregendsten meiner langen Vorführzeit, lernte ich sehr viel. Vor allem weiß ich jetzt auch die Arbeit eines Schmalfilmvorführers zu würdigen. F. K.

Der in unserer Kabine provisorisch aufgestellte DEBRIE-Schmalfilm-Projektor, Typ Studio III. Unter dem Projektorkopf das Schaltpult, oben die große, unten die kleine Filmspule. Vor dem Projektor auf dem Boden der Widerstand, rechts auf dem Projektorkoffer das Tonbandgerät. (Foto: Kubaszek)

Laudatio - Dr. Hans Vogt - 70 Jahre

Am 25.9.1960 vollendet der Initiator der Tonfilmerfindung und der letzte Überlebende der Erfindergemeinschaft TRIERGON (Vogt-Engel-Massolle),
Herr. Dr. rer. nat. h. c. Hans Vogt sein 70. Lebensjahr. Der Jubilar, am 25.9.1890 als Sohn eines Dorfschmiedes in Wurlitz (Ofr.) geboren, wurde nach dem Besuch der Volksschule Maschinenbauer und arbeitete als Eisendreher.

Später war er Funker bei der Marine und nahm am ersten Weltkrieg teil. Seine technischen Kenntnisse erwarb er sich durch Selbststudium und entwickelte während seiner Tätigkeit als Techniker in Berlin Meßapparate, Erdtelegrafie- und Funkpeilgeräte.

Anfang 1918 entstand bei ihm der Plan, Schallvorgänge fotografisch auf dem Bildfilm anzubringen. Dieser Plan konnte in Zusammenarbeit mit Joseph Massolle und Dr. Jo Engl in den nächsten Jahren in einer Form verwirklicht werden, die auch heute noch die Grundlage für die Lichttonaufzeichnung bildet. Trotzdem war den Erfindern infolge unglücklicher Nebenumstände zunächst kein materieller Erfolg beschieden.

Hans Vogt gründete dann im Jahre 1927 ein eigenes Laboratorium und entwickelte elektrostatische Lautsprecher und verbesserte die damaligen Lautsprechersysteme durch Einführung der Massekernspule. Im Jahre 1932 gründete Hans Vogt zur geschäftlichen Auswertung seiner Erfindungen die Firma Vogt & Co., deren größter Teil sich jetzt in Erlau bei Passau befindet. In Anerkennung seiner bahnbrechenden Leistungen auf dem Gebiet des Tonfilms verlieh ihm die Universität Bonn ehrenhalber den Doktortitel. Am 21.3.1934 wurde ihm aus dem gleichen Anlaß durch die Deutsche Kinotechnische Gesellschaft die Oskar-Messter-Medaille verliehen. Auch später fehlte es nicht an ehrenvollen Auszeichnungen. So erhielt er 1952 das Verdienstkreuz am Band, 1958 das Bundesverdienstkreuz I. Kl. und 1959 den Bayerischen Verdienstorden. Sein Name wird mit der Entwicklung des Tonfilms immer eng verbunden bleiben.

Ein Film über den Filmvorführer (Sept. 1960)

Wie die „Westdeutsche Rundschau" berichtete, fand Mitte August im großen Saal des Gewerkschaftshauses Wuppertal-Barmen die Uraufführung des Films „Das Spiel beginnt" statt, zu der die Deutsche Union der Filmschaffenden eingeladen hatte.

Der erste Vorsitzende der DIFU, Grawunder, erläuterte den zur Uraufführung Erschienenen den Zweck dieses Films, der sich mit den Aufgaben des Vorführers, mit seiner Arbeit und mit den zu seinem Arbeitsbereich gehörenden Geräten befaßt. Er soll zunächst in Berufsschulen und in Fachkreisen gezeigt werden, ist aber nach einer entsprechenden Überarbeitung als Dokumentarfilm vorgesehen, um auf diese Weise der breiteren Öffentlichkeit einen Begriff von der verantwortungsvollen Tätigkeit des Vorführers geben zu können.

Herr Grawunder benutzte die Gelegenheit der Uraufführung dieses Films, der unter der Leitung von Kurt-Joachim Weber entstanden ist, zu betonen, daß es dringend notwendig sei, wieder eine Pflichtausbildung für Filmvorführer vorzuschreiben, damit Materialverluste und falsche Behandlung der komplizierten und kostspieligen Vorführeinrichtungen vermieden werden.

Der Prüfkondensator (Vorschlag aus 1960)

Es gibt - bei aller Kompliziertheit moderner Tonanlagen - immer noch einfache Mittel, mit denen der Vorführer auf Fehlersuche gehen kann. Eines davon ist der Prüfkondensator. Ein hoher Prozentsatz aller Verstärkerausfälle ist auf defekte Kondensatoren zurückzuführen, wobei sich zwei wesentliche Ursachen unterscheiden lassen.

Entweder ist der Kondensator durchgeschlagen, d. h. er besitzt einen geringen oder auch keinen Isolationswiderstand, oder der Kondensator hat seine Kapazität verloren, er ist taub geworden, wie der Fachmann sagt.

Im ersten Fall wird über den Kondensator ein Gleichstrom fließen, der den - z. B. in Siebkreisen - davorliegenden Widerstand unzulässig hoch belastet. Der Widerstand wird heiß, verfärbt sich oder riecht verbrannt. Auf jeden Fall wird ein solcher Fehler sehr leicht mit dem bloßen Auge zu entdecken sein.

Kondensatoren, die taub geworden sind, können dagegen ihre Aufgabe, den Wechselstrom ab- oder durchzuleiten, nicht mehr erfüllen. Hier hilft zur Feststellung nur der Prüfkondensator. Man benutzt hierzu einen einwandfreien Kondensator mit einer Kapazität von etwa 6 ... 10 uF (er kann auch größer sein, der genaue Wert spielt keine Rolle).

Die Betriebsspannung des Kondensators muß allerdings hoch sein, damit er die im (Röhren-) Verstärker vorhandenen hohen Spannungen vertragen kann. Wird der Prüfkondensator mit zwei Anschlußschnüren versehen, so läßt sich jeder Kondensator im Verstärker schnell mit dem Prüfkondensator überbrücken. Auf diese Weise macht sich ein defekter Kondensator sofort bemerkbar, da die fehlende Kapazität ja wieder ersetzt wird. An einigen Beispielen soll nun das Arbeiten mit dem Prüfkondensator näher beschrieben werden.

Angenommen, im Verstärker tritt ein starkes Brummen auf. Es gibt hierfür bekanntlich sehr viele Ursachen, wie z. B. schlechte Abschirmungen, abgerissene Masseverbindungen usw. Sie sind aber alle kontrolliert und es soll jetzt untersucht werden, ob ein Fehler in der Siebung des Verstärkers vorliegt. Ist ein Schaltbild vorhanden, läßt sich schnell herausfinden, welche Kondensatoren für die Siebung der Gleichspannung verantwortlich sind. Aber auch ohne Schaltung weiß der versierte Vorführer, daß zunächst einmal eine Siebung im Netzteil vorgenommen wird, und daß für jede Verstärkerstufe eine mindestens eingliedrige Siebkette vorhanden ist. Sie zu finden, ist keine Schwierigkeit; man braucht ja nur den Anodenkreis zu verfolgen. Es werden nun nacheinander alle in Frage kommenden Kondensatoren mit dem Prüfkondensator überbrückt, und der fehlerhafte Kondensator wird sich durch das Verschwinden des Brummens schnell verraten. Bei Fehlern am Siebelko des Netzteiles wird sich das Brummen zumeist nur verringern, da die Kapazität des Elkos oft sehr viel größer als die des Prüfkondensators ist.

Fehlen bei der Tonwiedergabe die tiefen Frequenzen, kann der Fehler ebenfalls mit Hilfe des Prüfkondensators ermittelt werden. Ist nämlich einer der Schirmgitter- oder Katho-denüberbrückungs&ondensatoren taub geworden, so entsteht eine ungewollte Gegenkopplung, die in erster Linie die tiefen Töne schwächt. Durch Abtasten der verdächtigen Kondensatoren mit dem Prüfkondensator wird auch hier schnell die Fehlerquelle entdeckt. Bei Kondensatoren, die in Tonfrequenzkreisen liegen, versagt aber die einfache Methode. Im Prinzip könnte man auch dort mit einem Prüfkondensator arbeiten, er müßte aber den gleichen Kapazitätswert wie der zu untersuchende aufweisen und auch immer an seiner Stelle eingelötet werden. In diesem Falle kommt der Verstärkerfachmann mit seinen Meß- und Prüfgeräten schneller zum Ziel.

Der Prüfkondensator kann natürlich kein Universalmittel sein; er bietet aber dem Vorführer die Möglichkeit, sich in vielen Fällen selbst zu helfen. Beim Auswechseln von defekten Kondensatoren ist es nicht nur wichtig, daß der neue Kondensator die gleiche Kapazität hat wie der defekte, er muß auch die gleiche Betriebsspannung haben. Manchmal ist es auch zweckmäßig, einen Kondensator mit höherer Betriebsspannung zu verwenden, um den Fehler für die Zukunft zu vermeiden. Auch soll man - besonders bei den empfindlichen Vorstufen - den Kondensator immer wieder an den gleichen Punkten anlöten, wo der alte gesessen hat. Andernfalls könnten ungewollte Erdschleifen entstehen, die wiederum zu einem Brummen führen, das man ja gerade beseitigen wollte. GEW

- Werbung Dezent -
Zur Startseite - © 2006 / 2025 - Deutsches Fernsehmuseum Filzbaden - Copyright by Dipl.-Ing. Gert Redlich - DSGVO - Privatsphäre - Redaktions-Telefon - zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - Tag und Nacht, und kostenlos natürlich.