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Oktober 2012 - Ein Fernsehfilm mit historischen Kameras

Der Studio-Eingang von Cinegate
Blick von oben auf den "Set"

Die historische Story (beruhend auf wahren Begebenheiten) spielt um 1980 herum. Es geht um einen Medizinskandal, der aufgedeckt wird und in dessen Verlauf auch ein Auftritt im Fernsehen der 80er Jahre stattfindet. Mit unserer Technik wurde eine Nachrichten-Situation nachgestellt.

Das Fernsehstudio aus den 80er Jahren wurde mit Hilfe unserer Museumstechnik in den Filmstudios von "CineGate" in Köln nachgebaut und dorthin haben wir auch unsere großen Fernsehkameras gebracht.

Beachten Sie bitte das Logo auf der Cinegate Tür oben rechts im Bild
. Unter der Filmkamera sehen Sie einen US amerikanischen sogenannten "Kurbel"- Kopf, eigentlich bei uns völlig unbekannt.
Bezüglich des Studios: Wie immer hatte ein normales Fernsehstudio mindestens 4 von den großen Studiokameras auf schweren großen Vinten-Stativen, im Fachjargon auch "Pumpe" genannt.
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Das Studio in Köln ist riesig.

Ein Blick von oben zeigt die Dimensionen dieser Halle. Da läßt sich schon einiges machen. Eine sehr stabile aber leichte Spezialkonstruktion an verwindungssteifen Traversen wird - auf dem Boden liegend - kreuz und quer miteinander verschraubt und an motorisch angetriebenen Kettenzügen synchron nach oben gezogen. Natürlich muss die Decke diese Last auch aushalten, doch das können diese Studio-Decken alle.

An dieser Konstruktion, die, wie hier im Bild zu sehen, durchaus über die gesamte Hallenfläche gehen kann, werden Scheinwerfer aller Art sowie Vorhänge und künstliche Himmel aufgehängt. Für die technische Ausführung der Verbindungen und Verschraubungen und Befestigungen - damit das gesamte Teil nicht dochmal runterkommt - sorgt die Berufsgenossenschaft der Bühnentechniker.

Als Zuschauer habe ich mir das natürtlich auch aus der Nähe angesehen und - alle Achtung, die Bühnentechniker haben das im Griff. Übrigens ist das dieselbe Technik wie auch in den Havelstudios in Berlin in 2011.

Überall können sie angehängt werden

Hier sehen wir die Antriebe dieser Ketten. Die erste Frage kam auf, warum Ketten und nicht einfach Stahlseile ? Die halten doch viel mehr aus.

Die Konstruktion wird am Boden auf ganz normalen Böcken zurecht gelegt - sprich vorbereitet, die Traversen werden dann kreuz und quer miteinander fest verschraubt und dann wird diese gesamte Einheit am Stück nach oben gezogen.

Aber synchron bitte schön
, sonst verbiegt sich die Konstruktion. Und das geht nur nahzu perfekt mit vollelektronischen Antrieben und gleichartigen Ketten mit gleichlangen Kettengliedern.

Zusätzlich zu den vielen Ketten, die ja nur von der Stop-Mechanik des Antriebs gehalten werden, werden auch noch Sicherheits-(Stahl-)seile eingeklinkt, falls es dochmal unbeabsichtigt abwärts "rauschen" sollte.

Diese "Flexibilität" muss auch begehbar sein.

Flexibilität ist das Gebot aller freien Film- und Fernsehstudios. Das Studio muss für alle Eventualitäten umbaubar sein und damit müssen die Techniker überall ran kommen können. So läuft auf halber Höhe rund um das Studio der "Beleuchter-Weg", weil dort fast nur die Beleuchter arbeiten.

Man kann aber auch die Lüftungsanlagen erkennen, die ganz besonders schallgedeämmt und dennoch funktionell sein müssen. Für eventuelle Wüsten-Szenen braucht man enorm viel Licht und das erzeugt Wärme (= Hitze) im Übermaß. Die muß absolut leise abgesaugt weden, sonst kann man dort nicht "drehen".

An drei Seiten des Studios laufen
U-förmig gewaltige Vorhangschienen an der Decke entlang, in denen mit Motorkraft riesige Vorhänge oder Kulissen bewegt werden könnten (konnten). Daß die inzwischen nicht mehr benötigt werden, liegt an der modernen Technik mit der Blue-Box bzw. jetzt der Green-Box. Scenen im Weltall oder der Antarktis werden heute vor einer grünen Fläche gedreht bzw. aufgenommen und später mit dem gewünschten Hintergrund hinterlegt.
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Probesitzen zum Ausleuchten
leichter Farbstich ist gewollt

Unsere aufbewahrte Technik aus 1980

Wir haben natürlich die Zeit um 1980 simuliert, so gut es ging. Dazu gehören die alten schweren Vinten-"Pumpen", die inzwischen fast überall ausgemustert worden waren. Die modernen Kameras wiegen nämlich nur noch einen Bruchteil von damals. Aber diese alte große und schwere Technik sieht imposant aus und repräsentiert wirklich die alten Zeiten.

Die benutzten Fese BTS KCM 125 arbeiten noch mit Plumbicon Röhren und Aufnahme-Röhren waren nach wie vor irgendwann durch die Alterung verschlissen. Sie gaben die Farben nicht mehr korrekt wieder oder waren eingebrannt. Auf unserem Monitor sieht man, daß die eine Kamera schon arg blaustichig ist. Die Macher des Films waren davon (auch hier) begeistert, ja, so war das damals.

Alte Fernsehleute aus der Studiotechnik der Sender würden jetzt aufschreien. Nein, so war das niemals, die Röhren wurden doch periodisch getauscht. Ja, solange der Sender das bezahlt hatte. Doch inzwischen gibt es diese Röhren nicht mehr und die wenigen neuen Plumbicons sind so teuer geworden, daß wir uns soetwas ohne die Hilfe von Sponsoren nicht leisten können.

Noch ein paar Bilder vom Drumherum vor dem Einsatz

Solch ein Fernsehdreh bedingt eine Menge Vorarbeit. Die vielen Geräte müssen überhaupt erst mal gelagert werden und dann vor jedem Einsatz neu überprüft und eventuell repariert werden. Und das ist fast immer mit ganz viel Schlepperei verbunden. Die schweren Geräte stehen bei uns inzwischen alle auf Paletten in Wiesbaden. Doch auch die wollen bewegt werden. Aufgrund der Masse bzw. der Menge haben wir den gesamten (Fernseh- und Magnetband-) Fundus auf 3 Lokalitäten im Rhein Main Gebiet verteilen müssen.
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Jens Hofmann prüft
2 mal 85 Kilo auf Paletten
und endlich alles im LKW

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Fertig aufgebaut sieht es so aus :

Was man bei normalen Fernsehsendungen oder auch Filmen fast nie sieht, ist die Technik. Die stand hier bei bestimmten Szenen im Vordergrund.

Die Filmkamera schaute zwischen den beiden Fernsehkameras hindurch auf die Sitzgruppe. Und wenn alles wie vorgesehen funktioniert, sieht niemand mehr die Mühe und den Fleiß, das alles am Leben zu erhalten.

Noch ein Blick auf "die richtigen" Kameras . . .

Natürlich wollen wir auch von unserer "Konkurrenz" berichten. Während in Berlin wirklich auf "Film"-Material gedeht wurde, wurde dieser "Film" mit modernster Fernsehtechnik "gedreht" oder "gemacht". In der Branche spricht man auch vom "Filmemacher". Und auch wenn "ARRI" auf den Fernseh-Kameras drauf steht, ist da kein Film mehr drinnen. (ARRI ist die Abkürzung für die berühmte Arriflex Filmkamera von Arnold & Richter aus vergangenen Zeiten.) Es sind jetzt elektronische HD Kameras. Und mit dieser Qualität können wir natürlich seit langem nicht mehr mithalten.

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Und da fehlt noch etwas - die Verpflegung

Andrang zur Kaffe-Zeit
und dann zum Mittagessen

"Am Set" spricht man vom Catering. Um das gesamte Team bei Laune zu halten - man muß wissen, daß beim "Drehen" (also beim Erstellen) eines Films etwa 80 Prozent der gesamten Zeit mit Warten verbracht wird (also nicht vertrödelt wird).

Bedingt ist die Wartezeit durch Umbauphasen, in der Kamera und Licht in eine neue Position gebracht werden müssen, um eine Szene aus einem anderen Winkel zu drehen.

Also wie immer, das Essen war gut, die Laune war gut und alles ging wie geplant flott von der Hand. Wir konnten unsere schwere Technik sogar eine Stunde früher als vorgesehen abbauen und uns auf den Heimweg machen.

Nachtrag : Es hat uns gefallen bei der "Zeitsprung Pictures" Produktion in Köln.

Es ist erfreulich und es hat sich herumgesprochen - Motivation ist unbezahlbar, insbesondere bei "Künstlern". Und wenn dann die Techniker auch noch etwas davon profitieren, dann macht das Ganze auch Spaß.

Wie oben gesagt - erfolgt die Erstsendung am 28. Oktober 2012 im ZDF um 20.15.

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