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Die Inhalte / Artikel aus Jahrgang 8 - 1961 - geparkt

Auf dieser Seite sind die Inhalte von allen einzelnen Ausgaben eines Jahrgangs von "Der Filmvorführer" aufgrund der Menge vorerst nur geparkt.
Die Artikel und Berichte werden später thematisch gezielt untergebracht und zusätzlich hier verlinkt, teilweise auch in unserem Tonband- und Hifi-Museum.

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Die Titel-Seite vom Heft 9 1961 (September 1961)
"Filmentwicklung mit Sprühverfahren"

Die Entwicklung der belichteten Kinofilme erfolgt bekanntlich in der Weise, daß die Negative durch Bäder laufen, dort entwickelt und anschließend getrocknet werden, wobei die Entwicklungsmaschine in einen Dunkel- und einen Hellsektor unterteilt ist. Zur Erhöhung der photographischen Qualität des Bildes wurde vor kurzem ein neues Entwicklungsverfahren eingeführt, bei dem der zu entwickelnde Film nicht durch Tanks läuft, die mit den chemischen Bädern gefüllt sind, sondern durch Bäderzellen, die nur eine geringe Menge Flüssigkeit enthalten. In diesen Zellen wird die chemische Lösung unter hohem Druck durch eine große Anzahl von Spezialdüsen in feinster Zerstäubung auf den laufenden Film gesprüht. Die Flüssigkeit läuft nach unten ab. wird dort gesammelt, regeneriert und mittels einer Pumpe erneut durch die Düsen auf den Film gesprüht.

Bei dieser Sprühentwicklung, die von der Fa. Arnold & Richter angewendet wird, werden durch Verwendung höherer Bädertemperaturen bis etwa 35° C die Behandlungszeiten wesentlich verkürzt. Der Filmtransport in der von Arnold & Richter entwickelten Sprühentwicklungs-Maschine ARRIMAT erfolgt zahnkranzlos mit einem neuartigen Bodenantrieb, wobei die unteren Achsen in den Bäderzellen auf magnetischem Wege durch die geschlossenen Wände der einzelnen Zellen hindurch angetrieben werden. Die ARRIMAT ist in Tage suchtausführung gebaut und kann im Hellen aufgestellt werden. - Das Bild zeigt die Gesamtansicht der ARRIMAT-Sprühentwicklung s-Maschine von Arnold & Richter.

Fachausdrücke der Tontechnik (September 1961 !!)

In den Veröffentlichungen der Fachzeitschriften und in den Prospekten der Herstellerfirmen, die sich mit der Entwicklung und Fertigung von Geräten für die Tonaufnahme und -wiedergabe befassen, wie auch in Abhandlungen über elektro- und raumakustische Probleme, tauchen immer wieder tontechnische Fachausdrücke auf, deren Kenntnis auch für den Vorführer von Bedeutung ist, wenn er die Zusammenhänge der einzelnen Vorgänge verstehen und die Bedeutung der Schaltungs- Maßnahmen erkennen will. Nachstehend sollen daher einige dieser am häufigsten vorkommenden Ausdrücke, wie Verzerrungen, Klirrfaktor, Phon und Dezibel erläutert werden.

Lineare und nichtlineare Verserrungen

Unter Verzerrung versteht man allgemein Abweichungen vom natürlichen Klangbild. Sie entstehen z. B. dadurch, daß Schaltelemente und die in einem Tonfilm-Verstärker verwendeten Röhren bestimmte Frequenzen unterdrücken oder bevorzugen. Das wirkt sich dadurch aus, daß durch Schaltelemente im Zuge des Übertragungsweges innerhalb des Verstärkers verschiedene Frequenzen, die am Verstärker-Eingang mit gleichen Amplituden (Stärke bzw. Pegeln) zugeführt werden, mit unterschiedlicher Amplitude wiedergegeben werden. Wenn man den sich hieraus ergebenden Verstärkungsgrad in Form einer Kurve über den Bereich der verschiedenen Frequenzen aufzeichnet, so nennt man diese Darstellung den „Frequenzgang" des Verstärkers.

Weicht der Verstärkungsgrad für bestimmte Frequenzbereiche vom Mittelwert (gemessen etwa bei 1.000 Hz) ab, so erhält man eine „lineare Verzerrung", also eine ungleichmäßige Verstärkung in den verschiedenen Frequenzlagen. Da in diesem Fall die Amplituden verschieden hoher Töne verschieden groß sind, nennt man eine solche Verzerrung auch „Amplitudenverzerrung".

Ein idealer Frequenzgang liegt daher dann vor, wenn die Verstärkung im gesamten Frequenzband - etwa zwischen 50 und 10.000 Hz - praktisch konstant ist.

Lineare Verzerrungen äußern sich bei der Tonwiedergabe durch das Fehlen oder durch zu starke Betonung einzelner Frequenzgänge. Bei zu starker Betonung der Tiefen klingt die Wiedergabe dumpf; außerdem fehlen die Zischlaute, so daß die Sprachverständlichkeit erschwert ist. Fehlen andererseits die Tiefen, so ergibt sich die bekannte „blecherne" Wiedergabe. Durch geeignete Dimensionierung der Schaltelemente im Verstärker können diese Verzerrungen vermieden werden.

Bei den nichtlinearen Verzerrungen handelt es sich um Verfälschungen des ursprünglichen Schwingungsbildes des Sprech-Wechselstromes. Die Ursachen hierfür können sehr zahlreich und kompliziert sein. So ergeben sich z. B. nichtlineare Verzerrungen, wenn die Verstärkerröhren im gekrümmten Teil der Charakteristik (Kennlinie) arbeiten oder bei Übersteuerung. Hierbei entstehen neue Frequenzen, die sich den Grundfrequenzen überlagern und es ergibt sich ein heiserer Ton, der in schlimmeren Fällen in Krächzen oder Klirren ausartet.
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Klirrfaktor und Entzerrer

Als Maß für die Größe der nichtlinearen Verzerrungen wurde der „Klirrfaktor" eingeführt, der angibt, wie groß der Anteil der neu entstandenen Verfälschungen im Vergleich zu den unverfälschten Grundtönen ist. Der Klirrfaktor wird in Prozenten angegeben; er soll bei hochwertigen Geräten 5% (Anmerkung : Wir sind immer noch in 1961 !!) und weniger betragen. Durch einen Klirrfaktor, der diesen Betrag übersteigt, ergibt sich eine rauhe und unsaubere Wiedergabe.

Im Verstärker kann er durch zweckmäßig dimensionierte Bauelemente und durch Gegenkopplung der Röhren klein gehalten werden, jedoch ist es nicht möglich, den Klirrfaktor eines Lautsprechers durch Maßnahmen im Verstärker vollkommen zu kompensieren, wie es bei linearen Verzerrungen der Fall ist. Abgesehen davon, daß man bestenfalls durch Austauschen der Röhren vielleicht Abhilfe schaffen kann, ist es von besonderer Wichtigkeit, nur Lautsprecher mit hoher Wiedergabequalität zu verwenden, da sonst auch der beste Verstärker seinen Zweck nicht erfüllen kann. Im übrigen empfiehlt es sich, bei solchen Vorkommnissen einen Störungsingenieur zu Rate zu ziehen.

Bild:
Die Anpassung des Frequenzganges eines Hauptverstärkers an die Saalakustik und die Lautsprechertype durch eine umlötbare Vorentzerrung. Die Kurven (l, 2 und 3) zeigen die Auswirkung dieser Entzerrung (Zeichnung: Zeiss Ikon)

Lineare Verzerrungen lassen sich mit einem „Entzerrer" verbessern, der eine Schaltung darstellt, mit der störende Frequenzlagen unterdrückt oder zu wenig betonte hervorgehoben werden. Man kann sich darunter eine Art „Tonblende" vorstellen, die verschiedene Aufgaben erfüllt.

Ist z. B. in einem Zuschauerraum zu viel Nachhall vorhanden, der vor allem dadurch entsteht, daß die tiefen Frequenzen zu stark betont werden, so wird das Entzerrungsglied dazu benutzt, die Tiefen abzuschwächen. Wurden andererseits bei der Tonaufnahme die Zischlaute zu wenig berücksichtigt und dadurch die Sprachverständlichkeit beeinträchtigt, so können sie mit Hilfe des Entzerrers im Wiedergabe-Verstärker hervorgehoben werden.
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Anwendung der Entzerrer

Das Entzerrungsglied wird zwischen zwei Verstärkerstufen der Verstärkerschaltung entweder als „Längsentzerrer" oder als „Querentzerrer" eingefügt. Der Längsentzerrer liegt in der Verbindung zwischen Sperrkondensator und Gitter der nächsten Röhre und wirkt als Widerstand. Der Querentzerrer liegt zwischen Gitter und Nullpunkt der Verstärkerschaltung und leitet gegen Erde ab.

In seiner Grundform besteht der Längsentzerrer aus zwei parallel geschalteten Widerständen, die an sich alle Frequenzen ohne Unterschied schwächen. Je nachdem, ob man die Höhen oder die Tiefen bevorzugen will, wird einer der Widerstände durch einen Kondensator oder durch eine Drossel ersetzt. Der Querentzerrer besteht im Prinzip aus zwei in Serie geschalteten Widerständen, über die alle Frequenzen gleichmäßig gegen Erde abgeleitet werden. Sollen die Höhen oder die Tiefen bevorzugt werden, wird einer der Widerstände durch eine Drossel oder durch einen Kondensator ersetzt.

Außer diesen Maßnahmen ist es auch möglich, andere Frequenzbereiche hervorzuheben oder zu unterdrücken. Hierzu verwendet man einen Schwingungskreis, der aus einer Kapazität und einer Selbstinduktion besteht. Für den Fall, daß beide parallel liegen, wirkt der Schwingungskreis als Sperrkreis; liegen sie in Serie, wirkt er als „Leitkreis". Die Frequenz, auf die der Schwingungskreis abgestimmt ist, ergibt sich aus den Werten der Selbstinduktion und der Kapazität.

Tonfilmverstärker mit und ohne Entzerrungseinrichtungen

Die Tonfilmverstärker werden mit Entzerrungseinrichtungen ausgestattet. Sie besitzen im allgemeinen zwei Einstellungen für die Betonung und für die Schwächung der Tiefen zur Anpassung an die raumakustischen Verhältnisse. Die Umklemmung erfolgt im einfachsten Fall durch eine Lasche bzw. durch Auswechseln von Widerständen und Kondensatoren im Entzerrer. Moderne Tonfilmverstärker besitzen Entzerrer für die stufenweise Änderung der Höhen und Tiefen. So zweckmäßig die Entzerrung im Hinblick auf eine einwandfreie Tonwiedergabe ist, hat sie doch den Nachteil des Energieverlustes, der sich in der Weise auswirkt, daß trotz hinreichender Spannungsverstärkung für die Aussteuerung der Endröhre eine Verringerung der Lautstärke eintritt.

Schalldruck - Lautstärke - Phon

Ein Schalleindruck setzt sich zusammen aus der Tonhöhe, der Lautstärke und der Klangfarbe. Die Höhe der einzelnen Töne unterscheidet sich nach der Schwingungszahl je Sekunde, die auch als „Frequenz" bezeichnet wird. Den Unterschied zwischen dem tiefsten und dem höchsten wahrnehmbaren bzw. feststellbaren Ton bezeichnet man als „Frequenzumfang". Das menschliche Ohr ist im allgemeinen in der Lage, den Bereich von 20 bis 16.000 Hz aufzunehmen. Im Alter tritt ein Verlust der Aufnahmefähigkeit für hohe Frequenzen ein.

Die Schallstärke oder Schallintensität, die in Watt/qcm gemessen wird, ist ein physikalisches Maß für den Schall und wird vom Ohr in Form von Druckunterschieden wahrgenommen. Der Effektivwert dieses wechselnden Druckes wird als „Schalldruck" bezeichnet und in dyn/qcm gemessen.

Die Lautstärke bezeichnet die Stärke der Empfindungen, die das Ohr bei einer bestimmten Schallstärke hat, d. h. sie ist ein physiologisches Maß. Diese Empfindung ist für das menschliche Ohr unterschiedlich und abhängig von der Frequenz. Besonders unempfindlich ist das Ohr bei niedrigen Frequenzen; andererseits jedoch auch bei sehr hohen Frequenzen.

Hörschwelle und Schmerzschwelle

Um überhaupt eine Schallempfindung zu haben, muß das Ohr von einer gewissen Mindestschallstärke getroffen werden. Dieses Mindestmaß an Schallstärke bezeichnet man als „Hörschwelle" oder auch als Schwellenwert. Ist die auftretende Schallstärke kleiner als dieser Schwellenwert, so entsteht keine Schallempfindung und die „Lautstärke" ist gleich Null. Andererseits gibt es eine obere Grenze, die vom Ohr als Schall wahrgenommen werden muß und Schmerzempfindungen hervorruft.

Dieser Grenzwert wird daher auch als „Schmerzschwellenwert" bezeichnet; er kann bei unsachgemäßer Bedienung des Saalreglers u. U. auch im Zuschauerraum - besonders in den vorderen Sitzplatzreihen - „erreicht" werden. Werden die dem Frequenzbereich entsprechenden Werte für die Hörschwelle und für die Schmerzschwelle - die je nach der Frequenz unterschiedlich sind - kurvenmäßig dargestellt, so bezeichnet man die Fläche, die von diesen beiden Kurven eingeschlossen wird, als „Hörfläche".

Sie ist also ein Maß für die durchschnittliche Hörfähigkeit des menschlichen Ohres, wobei zu bachten ist, daß es sich um theoretische Grenzwerte handelt. Die höchste Empfindlichkeit des normalen Ohres liegt zwischen 2.000 und 5.000 Hz. Dadurch wird auch erklärlich, daß z. B. ein Trompetenton stärker durchdringt als ein Streichbaß.
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Die Schallstärke

Für die Änderung der Lautstärke ist die "Schallstärke" maßgebend. Da Schalldruck und Schallstärke nach einem quadratischen Gesetz zusammenhängen, erweitert sich der Abstand zwischen den beiden Grenzwerten auf einen sehr hohen Betrag. Um diesen Betrag praktisch zu erfassen und damit zugleich ein Maß für die Lautstärke zu schaffen, wird ein logarithmischer Maßstab angewendet, wodurch sich eine Skala ergibt, die zugleich die Wirkung des Schalls auf die Gehörempfindlichkeit berücksichtigt.

Die Einheit dieser Skala wird als „Phon" bezeichnet und ist das Maß für die Lautstärke. Als Lautstärke „0 Phon" ist ein Schalldruck von 0,0002 Mikrobar (nb) bei einer Frequenz von 1.000 Hz international festgelegt worden. Für den Schmerzschwellenwert wurden als höchste Lautstärke 130 Phon ermittelt. Zwischen diesen Grenzwerten liegen die von den verschiedenen Schallquellen erzeugten Phon-Werte, die vom leisen Flüstern (10 Phon) über Unterhaltungssprache (50 Phon) und Preßluftbohrer (90 Phon) bis zur Schmerzschwelle (130 Phon) reichen, was etwa dem Geräusch eines mehrmotorigen Flugzeuges in 3m Entfernung entspricht.
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Zusammenhang von Schallstärke und Lautstärke

Wird durch Zuschaltung einer zweiten Tonapparatur die Schallstärke verdoppelt, so tritt keine Verdoppelung der Lautstärke ein, da die empfundene Lautstärke viel weniger zunimmt als die Schallstärke. Aus Berechnungen und Messungen ergibt sich, daß bei einer Verdoppelung der Schallstärke die Lautstärke nur um 3 Phon zunimmt, sich also nicht als Erhöhung auswirkt. Erst beim Anwachsen der Lautstärke um 10 Phon erhält man die Empfindung der doppelten Lautstärke. Trägt man den Verlauf der Lautstärke in Kurvenform auf, so ergibt sich, daß sich die Kurven für gleiche Lautstärke bei den tiefen und den hohen Tönen zusammendrängen. Außerdem verlaufen die Kurven bei großen Lautstärken wesentlich flacher als bei kleinen Lautstärken.

Praktisch bedeutet das, daß bei der Wiedergabe einer Tonaufnahme Tiefen und Höhen verlorengehen, wenn sie leiser als die Originaldarbietung eingestellt wird. Für den Fall, daß aus besonderen Gründen die Originallautstärke nicht erwünscht ist, kann dieser Erscheinung durch einstellbare Entzerrer am Tonfilmverstärker entgegengewirkt werden.
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Die Klangfarbe

In diesem Zusammenhang sei noch auf eine andere Eigenschaft der Tonwiedergabe hingewiesen, die als „Klangfarbe" bezeichnet wird. Man versteht hierunter den verschiedenartigen Charakter von Schallquellen. So weisen z. B. eine Violine und eine Klarinette bei gleicher Tonhöhe, d. h. bei gleicher Frequenz des Grundtones, verschiedenen Klangcharakter auf, der dadurch zustande kommt, daß sich dem Grundton einer bestimmten Frequenz Obertöne überlagern, die maßgebend für die Klangfarbe einer Tonwiedergabe sind. Daher muß eine Tonwiedergabe-Anlage im Stande sein, diese Obertöne im Bereich bis mindestens 10 000 Hz wiederzugeben, wenn eine einigermaßen naturgetreue Wiedergabe erreicht werden soll.

Die „Dynamik

Ein weiterer Begriff der Tontechnik, der zu dieser Betrachtung gehört, ist die „Dynamik". Hierunter versteht man die Fähigkeit einer elektroakustischen Anlage, den Bereich zwischen den kleinsten Lautstärken ohne Wahrnehmung der natürlichen Störgeräusche und andererseits den höchsten Lautstärken ohne Wahrnehmung des Klirrfaktors zu überbrücken. Der Pegelunterschied zwischen der größten und der kleinsten Amplitude wird als „Dynamik" bezeichnet und in „Dezibel" gemessen.

Bild:
Frequenzgang des Zeiss Ikon-Tonfilmverstärkers DOMINAR M mit Einstellungsmöglichkeiten durch den variablen Entzerrer. Der lineare Frequenzgang liegt etwa bei 0 (Aus: Zeiss Ikon „Bild und Ton")
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Das Dezibel - Maß für die Verstärkung

Um ein (dazustellendes und zu verstehendes) Maß zu erhalten, das von der Frequenzempfindlichkeit des Ohres unabhängig ist, wurde ein logarithmisches Verfahren angewendet, mit dem große Verstärkungen in kleinen Zahlen ausgedrückt werden können. Dieses Maß erhielt die Bezeichnung „Dezibel" (db). Die Silbe „bei" dieser Bezeichnung wurde nach dem Amerikaner Graham Bell gewählt, der als Erfinder des Telefons bekannt ist, während der Vorsatz „Dezi" darauf hinweist, daß die Bemessung nach einem Zehner-Logarithmus erfolgt. Das „Dezibel" unterscheidet sich von dem Maß „Phon" dadurch, daß es unabhängig von der Frequenz ist und daß in ihm kein Bezugspunkt - wie beim Phon - enthalten ist.

Das „Dezibel" ist eine Verhältnisgröße und wird entweder auf die Schallleistung oder auf den Schalldruck bezogen. Da Schalldruckänderungen den Spannungsänderungen bei der elektrischen Verstärkung entsprechen, wird das „Dezibel" als geeignetes Maß für die elektrische Verstärkung verwendet. Daher wird z. B. das Verhältnis der Eingangs- zur Ausgangsspannung in db ausgedrückt, wie es auch in Beschreibungen von Verstärkern als Maß der Leistung, Verstärkung und der Entzerrung in den Höhen und Tiefen benutzt wird.

Das Dezibel findet weiterhin Verwendung für die Kennzeichnung des unterschiedlichen Verstärkungsgrades der einzelnen Frequenzen und als Maßstab für die linearen Verzerrungen. Sind z. B. die Tiefen bei einer bestimmten Frequenz im Verhältnis 1:10 angehoben, so entspricht das einer Anhebung von 20 db. Eine 100fache Verstärkung - negativ oder positiv - entspricht 40 db; eine 1.000-fache Verstärkung 60 db und eine zehntausendfache Verstärkung 80 db.

Darüber hinaus kann das Dezibel auch als „Ohrmaßstab" angesehen werden, da es auch die subjektive Schallempfindung darstellt. Neben dem „Dezibel" ist übrigens noch der Ausdruck „Neper" - vorwiegend in der Fernsprechtechnik - gebräuchlich. Ein Neper entspricht 8,686 db.

Aus der Praxis - für die Praxis
"Die Müdigkeit im Vorführraum"

Eine der größten Gefahren und meist auch die Ursache einer schlechten Vorführung, ist die plötzlich auftretende Müdigkeit im Vorführraum. Natürlich ist es kein Wunder, wenn ein Kollege in einer schlecht gesäuberten und ebenfalls schlecht gelüfteten Kabine mit Müdigkeitserscheinungen zu kämpfen hat. Auch in der modernst eingerichteten Kabine macht die in Vorführräumen vorherrschende sauerstoffarme Luft matt, müde und arbeitsunlustig.

Heute wundert man sich oft, daß man früher die Arbeit in den Kabinen überhaupt aushalten konnte. In den Vorführräumen, an die man beim Bau fast immer zuletzt gedacht hatte, die meist spärlich installiert, ohne Wasser, ohne Fenster, bei schlechtester Entlüftung, ständig den Geruch des Nitrofilms um sich, wurde die Arbeit beim gleichmäßigen Ticken der Maschinen, auf einem hohen Hocker ohne Rückenlehne sitzend, buchstäblich zur Qual.
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Wenn es zu warm wird - Märchenstunde für Erwachsene

Manche Vorführer haben an solch schönen Tagen mit ungewöhnlicher Hitze zu kämpfen. Unser Vorführraum zum Beispiel liegt so, daß die Sonne täglich von früh bis zum späten Abend auf zwei Seitenwände desselben und ständig auf das Dach prallt. Schon nach zwei Stunden Vorführzeit ist es an heißen Tagen in der Kabine so ungemütlich, daß man nur in kurzer Turnhose und im Sporthemd seiner Arbeit nachkommen kann.

Die durch die Einführung des Sicherheitsfilms überflüssig gewordenen Wassereimer, kommen an solchen Tagen wieder zur Geltung, indem sie wieder mit Wasser gefüllt zum erquickenden Luftanfeuchter werden, und den Aufenthalt - oft in der obersten Dachkammer des Theaters - sprich Vorführraum - einigermaßen erträglicher gestalten. Ein mehrmaliges Aufwischen des Vorführraumes mit kaltem Wasser während oder zwischen den Vorstellungen bringt eine sofort spürbare Abkühlung.

Natürlich muß man hier vorsichtig zu Werke gehen, und die elektrische Anlage muß in Ordnung sein und vor Wasserspritzern geschützt werden. Das öftere Waschen der Arme, des Gesichts und des Oberkörpers mit kaltem Wasser, bringt eine besonders wohltuende Erleichterung. Eine gute Abdunkelung des ganzen Raumes, ist eine weitere Schutzmaßnahme gegen eine Temperaturerhöhung am Arbeitsplatz.

Schier unerträglich kann ein solch heißer Sommertag in der Kabine werden, wenn man sich zum übermäßigen Trinken verleiten läßt. Die so hervorgerufene beschleunigte Schweißabsonderung machen die Arbeit zur Qual.

Als besondere Erfrischung und von manchen Kollegen hoch geschätzt ist ein durststillender Trunk aus einem Gemisch von schwarzem Tee und Pfefferminz, der je nach Geschmack mit Zitrone und Zucker süß-sauer gemixt werden kann. Dieses selbst herstellbare Getränk, in einer geschlossenen Flasche im Waschbecken aufbewahrt und vom Ablaufwasser der Wasserkühlung des Projektors ständig berieselt und schluckweise zu sich genommen, wirkt sehr erfrischend.

So kann auch die an heißen Tagen in den Vorführraum mitgenommene kalte Verpflegung gegen Austrocknen geschützt werden, wenn man sie in einer geschlossenen Kunststoff- oder Metallbrotbüchse ins Waschbecken legt und ebenfalls vom Kühlwasser berieseln läßt.
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Tips für ziemlich blöde Kollegen ??

Aber nicht nur die Hitze wirkt auf uns Vorführer lähmend, sondern auch sehr lange Filme, lange Spielzeiten eines langweiligen Filmprogramms, oder plötzlich unvorbereitet angesetzte Sonder- oder Spätvorstellungen. Eine Ablenkung vom dauernden „auf die Leinwand starren" ist das beste Mittel gegen das eintönig werden der Arbeit, gegen Müdigkeit und Arbeitsunlust.

Wenn man längere Zeit in der Branche tätig ist, wenn man seine Arbeit beherrscht, so kann man während der Vorführung schon die Arbeit für den nächsten Tag vorbereiten, Reinigungsarbeiten am ruhenden Projektor durchführen oder Reklame und kaufmännische Arbeiten erledigen. Natürlich muß man, wenn man sich von den Maschinen abwendet, irgendein Kontrollzeichen haben, das z. B. den Kohlestand kontrolliert.

Der versierte Vorführer erkennt an den verschiedenen Schattierungen der dem Projektor gegenüberliegenden Wand den Stand der Kohle, hat den richtigen Gang der Maschinen gefühlsmäßig in den Ohren und die Zeit der Überblendung im Gefühl.

Natürlich muß man, wenn man sich während der Vorführung anderen betrieblichen Dingen zuwendet, seine Maschinen so kennen, und sie so in Ordnung haben, daß die Arbeit auch an den heißesten Tagen und bei den langweiligsten Programmen zur Freude wird. Hierzu gehört die Liebe zum Beruf, die man nicht erarbeiten, sondern von vornherein mitbringen muß.

Schmalfilm-Anamorphote für den Theaterbetrieb

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  • Anmerkung : In den letzen 60 Jahren (wir schreiben Sept. 2025) habe ich nicht ein einziges Schmalfilm-Kino oder gar eine Schmalfilm-Vorführung mit einem Anamorphot zu Gesicht bekommen.

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Viele der kleinen und kleinsten Theater haben sich bisher aus finanziellen Gründen gescheut, eine CS-Anlage einzubauen. Natürlich ist für den Fachmann der CS-Film mit dem sehr schönen und oft plastisch wirkenden Filmbild die Krone der Filmvorführungen.

Der Zuschauer jedoch kann nur selten einen Breitwandfilm von einem CS-Film unterscheiden. Diese Erscheinung konnte schon an manchen Plätzen, an denen nur zwei Theater spielten - das eine mit, und das andere ohne CinemaScope-Einrichtung - deutlich festgestellt werden. Der Theaterbesitzer der eine CS-Ein-richtung hatte, es jedoch nicht verstand, die Programmauswahl nach dem Geschmack des Publikums zu gestalten, war der Unterlegene im Streit zwischen großer und kleiner Leinwand.

In unserem Hause konnten wir mehrere Jahre die gleiche Erfahrung machen und legten uns - nur aus abschlußtechnischen Gründen - eine CS-Einrichtung zu, um nach Publikumswünschen von Fall zu Fall einen besonders guten, farbenprächtigen CS-Film vorführen zu können.
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Ausleihen, wenn die Anschaffung zu teuer war oder ist

Allerdings arbeiteten wir nur mit einem Objektiv; das zweite Objektiv wurde uns von Geschäftsfreunden geliehen. Oft klappte das Objektivausleihen nicht, wenn der ausleihende Kollege ebenfalls einen CS-Film vorzuführen hatte, oder das Objektiv zu spät ankam. Auf der Suche nach einem preiswerten gebrauchten Anamorphoten kamen wir, beraten von einem Fachmann, auf den Gedanken, für unsere nur 7m breite Leinwand, ein 16mm-Schmalfilm-CS-Objektiv zu verwenden. Wir sagten uns, daß die Funktion eines Anamorphoten, der nicht von der Projektionsentfernung abhängig ist, nichts zu vergrößern sondern nur gleichmäßig zu entzerren hat, auch von einem 16-mm-Schmalfilmobjektiv übernommen werden kann. Heute, nach einigen Monaten Erfahrung mit dem französischen Schmalfilm-Anamorphoten, Marke Ruralscope, kann ich berichten, daß dies die billige Lösung für das Kleintheater - CS-Leinwandbreite bis zu 10m - ist.

Das Schmalfilm-Anamorphot RURALSCOPE

Dieses preiswerte, zierliche und leichte Objektiv, das nur rund 400 DM kostet, kann mit einem Zwischentubus in jede Objektivfassung geschoben und an jedem Projektor angebracht werden. Da dieses Objektiv sehr kurz (nur 12 Zentimeter lang) ist und eine vordere Öffnung von kaum 5cm hat, kann es auch bei kürzesten Abständen des Projektors zur Kabinenwand, und ohne daß das Kabinenfenster verbreitert werden muß, in einem einfachen billigen Stecktubus verwendet werden.

Das französische Schmalfilmobjektiv „Ruralscope" kann wie jedes andere Markenobjektiv nach Projektionsentfernung, nach Senkrechten und Waagerechten korrigiert werden. Natürlich stimmt jetzt die tatsächliche Projektionsentfernung mit der auf dem Objektiv befindlichen Skala nicht mehr überein, da das genormte CS-Bild des 35mm-Filmes die doppelte Breite eines Schmalfilm-CS-Filmbildes aufweist. Die Entfernungsskala wird nach richtiger Einstellung nur die Hälfte der tatsächlichen Projektionsentfernung aufweisen.

In unserem Falle auf Projektor I mit deutschem Markenobjektiv 30m, Projektor II mit französischem 16mm-Schmalfilmanamorphot nur 15m. Ein Unterschied bei der Projektion zwischen Markenobjektiv und jetzt nachträglich angeschafftem Schmalfilmanamorphoten ist auf der Leinwand nicht zu erkennen. Das Bild des Schmalfilmobjektivs erscheint sogar etwas heller, was man sich wohl durch den geringeren Lichtverlust der kleinen Ein- und Austrittsöffnung erklären kann. Das hellere Bild des Schmalfilmobjektivs wird auch von anderen Kollegen, die ebenfalls zwei verschiedene Objektive benutzen, bestätigt.

Es muß aus Frankreich kommen

Ein deutsches CS-Schmalfilmobjektiv kann nicht zur Entzerrung normaler 35 mm breiter CS-Kopien verwendet werden, da dieses nur auf einen Entzerrungsfaktor von 1,5 eingerichtet ist. Es besteht so also heute ohne weiteres die Möglichkeit, auch für das kleinste Theater, in dem die Umstellung bisher an den Finanzen scheiterte, schon für kaum 900 DM bei jedem Fachhändler nicht nur ein preiswertes, sondern auch ein gutes Anamorphoten-Pärchen zu erwerben, so daß CS-Filme auch am kleinsten Spielplatz, sogar durch Wandertheater, zur Vorführung gebracht werden können. F. Kubaszek

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Schmalfilm-Anamorphot RURALSCOPE (rechts) im Größenvergleich zu den normal gebräuchlichen Anamorphoten. (Foto: F. Kubaszek)

Meß- und Prüffilme (Juli 1961)

In den letzten Ausgaben des FV - zuletzt in FV 5/6 - wurde verschiedentlich über die Normungsarbeiten des FAKI berichtet und hierbei auch darauf hingewiesen, daß sich der „Arbeitsausschuß Meß- und Prüfmittel" u. a. mit der Schaffung von Grundlagen für die Erstellung der für den Vorführbetrieb erforderlichen Meß- und Prüffilme befaßt.

Die Mitarbeiter dieses Ausschusses, die sich aus Fachleuten der einschlägigen Industrie und der Filmwissenschaft zusammensetzen, erarbeiten auf Grund theoretischer und praktischer Erfahrungen die Bedingungen für die Herstellung von Meß- und Prüfmitteln für Bild- und Tonfilme, wobei die Meßmittel vorwiegend für die Industrie und den Störungsdienst der kinotechnischen Firmen bestimmt sind, während die Prüffilme für den praktischen Vorführbetrieb und für den Vorführer in Frage kommen.

Der „Bild-Test-Film BT 35 DIN 15 506"

Eines der wichtigsten Prüfmittel für diese Zwecke ist der „Bild-Test-Film BT 35 DIN 15 506", für den im August 1960 das Normblatt DIN 15 506, Blatt 1, vom FAKI herausgebracht wurde, das nähere Angaben über diesen Testfilm für 35mm-Film enthält. Dieser Film dient zur Beurteilung der Qualität der Bildwiedergabe durch Betrachtung des projizierten Testbildes.

Er ist sowohl für das Normalbild, als auch für das Breitwandbild mit Bildabdeckung nach DIN 15 545 und für Filme mit anamorphotischer Entzerrung (CinemaScope-Filme) geeignet. Das Testbild erscheint mit schwarzen Linien und Figuren auf hellem Grund, wobei die Schichtseite des Films dem Beschauer zugekehrt ist.

Der mittlere Bildstandfehler der Testbilder, der als Wertmesser der Bildqualität gilt, ist in Höhen- und Seitenrichtung kleiner als 0,07 mm und damit im Vergleich zu dem mittleren Bildstandfehler bei der Wiedergabe unbedeutend gering. Der mittlere Bildstandfehler wird nach den Gesetzen der mathematischen Fehlerberechnung bestimmt. Erfahrungsgemäß sind etwa 63% aller Bildstandfehler kleiner als der mittlere Bildstandfehler.

Mit Hilfe des auf Sicherheitsmaterial hergestellten Bildtestfilms kann die Bildschärfe an den Viereckfiguren mit gestaffelten Rasterlinien beurteilt werden. Zur Beurteilung der Bildverzeichnung dient ein Liniennetz, das über das ganze Bildfeld verteilt ist. Die ana-morphotische Verzerrung kann an aufgetragenen Ellipsen festgestellt werden, die bei einer optischen Entzerrung von 2 : 1 zu Kreisen werden müssen.

Blendenziehen kann mit Hilfe von schwarzen Fünfer-Rechteckgruppen
festgestellt werden, wobei sich Ziehstreifen in den breiten schwarzen Feldern bemerkbar machen. Auf dem Bildtestfilm angebrachte Begrenzungslinien dienen zur Beurteilung der jeweiligen Bildgröße. Schließlich kann mit dem Bildtestfilm BT 35 DIN 15 506 auch der Bildstand an den Schwankungen des Liniennetzes gegenüber festen Bezugspunkten oder -Knien beurteilt werden.

Außer diesem Bildtesttilm BT 35 DIN 15 506 wurden von dem gleichen Arbeitsausschuß die Normungsgrundlagen für weitere Meß- und Prüffilme geschaffen, so u. a. für einen Spaltbild-meßfilm für 35-mm-Film, der als Normblatt DIN 15 506, Blatt 4, freigegeben wurde. Weitere Normungsvorhaben dieser Art befinden sich noch in Arbeit.

Der vorbeschriebene Bildtestfilm BT 35 DIN 15 506 ist ein wichtiges Hilfsmittel für den Vorführbetrieb und sollte in keinem Filmtheater fehlen. Nähere Auskünfte über die Bezugsmöglichkeiten erteilt der Fachnormenausschuß Kinotechnik, Berlin W 15, Schaperstraße 15.

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TODD AO
70-mm-Film mit sechs Magnettonspuren - eine unübertroffene Bild- und Tondarbietung

Zum Abtasten der sechs Tonspuren dient das neue Magnetton-Abtastgerät STEREODYN »T« in Verbindung mit dem Bauer-U2-Projektor. Es können sowohl CinemaScope- als auch TODD-AO-Filme mit Vier- und Sechskanal-Tonaufzeichnung im 35mm- und 70mm-Format wiedergegeben werden.

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Aufgrund unseres Bausteinprinzips ist es möglich, eine vorhandene KLANGFILM- Licht- und -Magnettonanlage - bei erheblicher Kostenersparnis - auf das TODD-AO-Verfahren umzustellen.

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Zuschriften aus dem Leserkreis ...

Der Programmablauf einer Filmvorführung erfolgt bekanntlich nach bestimmten Regeln, die sich im Laufe der Zeit eingebürgert haben. Diese Regeln können natürlich nicht immer gleichmäßig eingehalten werden, da einmal jede Theater-Kategorie eine andere Programmgestaltung erfordert und zum anderen viele Vorführer versuchen, der Programmgestaltung eine persönliche Note zu geben, wobei jedoch mitunter Eigenheiten unterlaufen, die einer ordnungsgemäßen Programmgestaltung nicht dienlich sind. Über solche Vorfälle berichtet nachstehend unser Mitarbeiter F. Kubaszek.

Eigenheiten bei der Filmvorführung

„Es ist an sich selbstverständlich, daß jeder Kollege, der schon längere Zeit in der Vorführkabine steht, mit allen Arbeiten unserer Branche durch und durch verwachsen ist. Mit dieser langen Tätigkeit in der Kabine, dem Gefühl des Verwachsenseins mit den Apparaturen gibt gleichzeitig jeder Vorführer oft ungewollt seiner Vorführung eine persönliche Note. Das beginnt mit dem Öffnen des Vorhangs und endet mit dem Auflegen der Schlußplatte. Daß aber diese Eigenheiten, die jedem Kollegen von uns anhaften, zu Abarten führen können, soll dieser selbst erlebte und die eigenen schlechten Angewohnheiten aufdeckende Bericht - Angewohnheiten die von anderen Kollegen mit Recht beanstandet wurden - erzählen.

Die einleitende Dia-Vorführung

Schon die das Programm einleitende Dia-Vorführung läßt viel Spielraum zu Vorführungsabarten offen. Es ist gänzlich falsch, wenn alle Dias branchenmäßig geordnet hintereinander gezeigt werden. Es ermüdet das Publikum und verliert die Werbewirkung. Eher vertretbar ist eine farbenmäßig geordnete Vorführung. Politische Dias, soweit sie heute überhaupt noch eingesetzt werden, sollten ohne Musik und hinter der geschäftlichen Werbung gezeigt werden.

Es wirkt immer geschmacklos, wenn Dias die von Kriegsbeschädigten- und Heimkehrerverbänden, vom Deutschen Roten Kreuz, mit Motiven von Verwundeten, Spätheimkehrern oder Unfällen mitten in der allgemeinen Werbung von flotter Musik umrahmt, auf der Leinwand erscheinen. Man weiß es, aber aus dem Gefühl der Gleichgültigkeit heraus, macht man es immer wieder. (Anmerkung : Wir schreiben immer noch 1961 und da gingen die Uhren noch rückwärts.....)

Der Horror mit Vorfilmen und Vorspannfilmen

Man spricht zwar immer von nur einem oder höchstens zwei Vorspannfilmen. Wir Provinztheater haben in einer Woche oft drei Hauptfilme und einen Filmkunsttag, einen Jugend- und Spät-vorstellungsfilm auf dem Programm. Wenn wir nur zwei Vorspannfilme zeigen, argumentiert die Theaterleitung und vielleicht nicht unrichtig: unsere Gäste gehen nicht jeden Tag ins Kino.

Der Filmfreund, der sonntags das Theater besucht, möchte natürlich den Vorfilm für das nächste Sonntagsprogramm sehen. Den Jugendlichen aber, der auch den sonntäglichen jugendfreien Hauptfilm sieht, muß man auf den kommenden Jugendfilm aufmerksam machen. Da aber am Sonntagabend auch Gäste anwesend sind, die für die kommende Nachtvorstellung geworben werden sollen, so ist auch noch der Nachtvorstellungsvorspann wichtig. Da der Sonntagsbesucher auch mit dem Programm, das ab Dienstag oder Mittwoch gezeigt wird, vertraut gemacht werden soll, so sind auch diese Vorspanne zu zeigen. Da aber am Sonntag meist auch Gäste anwesend sind, die eventuell für den Filmkunsttag, der Donnerstag eingeschaltet wird, interessiert sind oder zusätzlich geworben werden sollen, wird auch noch dieser Vorspannfilm gezeigt.

Also müssen tatsächlich alle Vorspannfilme der Woche bei jeder Vorstellung gezeigt werden. Denn man kann es sich heute nicht mehr leisten, auch nur einen Besucher unangesprochen zu lassen.
Wie eine solche Vorstellung aussieht - und sie kommen täglich zu Hunderten vor - weiß jeder, der es so machen muß.

Hat man nun die Absicht, diese verworrene Vorspannangelegenheit für das Auge des Publikums so angenehm wie möglich zu gestalten und setzt zwischen die Vorspannfilme Werbefilme und den wichtigsten Vorspann - den für das nächste Sonntagsprogramm - hinter den Kulturfilm oder hinter die Wochenschau, um dann den Vorhang zu schließen, so bleibt doch diese Angelegenheit, drei bis sechs Vorspannfilme zu zeigen, ein Kuriosum.

Als die CS-Filme aufkamen

Als die CS-Filme aufkamen, versuchten manche Vorführer, den CS-Effekt noch eigenhändig zu vergrößern, indem sie die Schrifttitel des Films von der ersten Rolle abtrennten und auf Normalgröße vorführten. Erst das anschließende Bildgeschehen wurde dann auf der anderen Maschine auf CS-Breite gebracht. Die Wirkung war ohne Zweifel einmalig. Doch bei so einer Vorführungsart gingen in jedem Theater beim Kleben mindestens vier bis sechs Bildchen des Filmtitels verloren, da ja Start- und Endbänder angesetzt werden mußten, die nachher beim Versand wieder abgetrennt und zu einer einzigen Rolle vereinigt wurden. Da auch noch Einsatz- bzw. Überblendungszeichen notwendig waren, glich diese Vorführarbeit einer Verstümmelung des Films höchsten Grades.

Viele Vorführer glaubten eine schöne Bildwirkung erzielen zu können, wenn sie Schwarzweißfilm mit Blaulicht vorführten, indem sie den Kohlennachschub so einstellten, daß die Kohle etwas weiter als in der Vorschrift angegeben auseinander gezogen war, und so ein bläulich gefärbtes Bild auf der Leinwand erschien. Andere Kollegen waren wieder stolz auf ihre große Stromstärke, die sie eigenhändig heraufschraubten. Doch ihre übermäßig grellen Bilder standen weder bei Schwarzweiß- noch bei Farbfilm im richtigen Ausleuchtungsverhältnis.

Jedes Kino hatte einen "Gong"

Abarten die sich mit dem Dreiklanggong erzielen lassen, sind so mannigfaltig, daß man sie kaum beschreiben kann. Gong nach oder vor jedem Werbefilm, Gong vor der Wochenschau, doppelter Gongschlag vor dem Kulturfilm und Dreifachgong vor dem Hauptfilm.

Harter Gongschlag, weich aus- und nachklingender Gong, mehrstufiges Gongspiel. Daß der Gongschlag, wenn er auch noch so gut gespielt war, wohl niemals klappte, ganz besonders heute, "wo" Jugendliche und billige Aushilfskräfte die Tonsteuer bedienen, daß der Gong oft zu laut in den Saal hineindröhnt, daß er dann mittendrin abgedreht wird und erstickt, oder daß er kaum zu hören ist, obwohl er im Kontroilautsprecher der Kabine vollkommen normal erklingt, wissen die wenigsten Vorführer.

Überblendungszeichen und Pausenmusik

Über die Abarten der Überblendungszeichen, vom normalen noch vertretbaren Kratzzeichen bis zum riesengroßen Bürolocherstanzzeichen, von der Dreieckzange, dem Fahrkarten-, Hutband- oder Schuhösenlocher zum mehrfarbigen Kreidestift, vom Aufkleben mehr als 10 Zentimeter langer Tesa-Crep-, Leukoplast- oder Isolierbandstreifen mitten ins Bild, bis zum mit der Schere oder dem Messer eingeschnittenen Viereckzeichen könnte man Bände schreiben.

Ein vor Jahren aus unserem Theater scheidender Kollege legte stets als Schlußmusik die damals sehr moderne Platte ,Kommen Sie gut nach Hause' nach jedem Filmschluß auf. Auf diese Schlußmusik, die Lieblingsplatte der Theaterleitung, wurde ich bei Neuantritt meiner Stelle besonders aufmerksam gemacht.

Ich setzte diesen heute absurd klingenden Abschluß natürlich weiter fort, so daß meine Vorführungen unter dem Beifall der Geschäftsführung noch wochenlang so aussahen, daß die Zuschauer, die noch mit Tränen in den Augen im Geiste am Grabe ihres eben ermordeten Filmlieblings standen, plötzlich mit der schmissigen Melodie und den Worten ,Kommen Sie gut nach Hause' zum Verlassen des Theaters aufgefordert wurden.

Natürlich hatte der Tonsteuerer den Saalregler fast ganz aufgedreht, denn er sollte ja auf Wunsch der Theaterleitung gerade bei dieser Platte alles herausholen. Übrigens, die Anweisung - ,alles aus einem Film herauszuholen' - kann, wenn die Theaterleitung dies einem Tonsteuerer ans Herz legt, der sich in ein Filmgeschehen nicht einfühlen kann, den bestens vorgeführten Film zum Jahrmarktrummelstreifen degradieren.
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"Oben" in der Kabine

Man merkt dies oft sogar in der Kabine, wenn bei abgedrehtem Kontrolllautsprecher die Kabinenfenster erzittern und der Ton des Saallautsprechers bis in den Vorführraum dringt. Wenn sich dann die Zuschauer in Richtung des Vorführraumes umdrehen, weiß man, daß bei dem eben auf der Leinwand erscheinenden Musikzug am Tonsteuer mehr herausgeholt wird als überhaupt drin ist.

Wenn ein zartes Liebesgeflüster in Befehlstonlautstärke wiedergegeben wird, wenn bei einer dunklen Nachtszene die Glocke im Vorführraum nicht still steht, wenn man bei Andrang an der Kasse den Vorführer, der verschwitzt und nach drei oder vier Vorstellungen nicht mehr feiertagsmäßig aussehen kann, zum Absperren oder Kartenabreißen in das hell erleuchtete Foyer kommandiert, obwohl in der Kabine noch eine Menge vorbereitender Handgriffe für die nächste Vorstellung zu erledigen wären, kann man von einem Zusammentreffen der in unserer Branche nicht selten vorkommenden und sich auf die Güte der Vorstellung auswirkenden Abarten und Eigenarten sprechen.

Wenn auch hier nicht alle vorkommenden Fehler in der Kabine, am Tonsteuer oder im Foyer berührt wurden, so sollte man sich doch einmal mit einem Kollegen zusammensetzen und sich über den Vorstellungsablauf aussprechen. Denn jeder Vorführer hat Eigenheiten an sich, die nur durch eine ehrliche Diskussion und durch Beobachtung der eigenen Arbeitsweise wieder in normale Bahnen gelenkt werden können." F. Kubaszek

Laudatio : Richard Gundlach - 40 Jahre Filmvorführer

Am 1. September 1961 waren es 40 Jahre, seit Herr Richard Gundlach im Jahre 1921 seine Tätigkeit als Filmvorführer in den Schauburg-Lichtspielen in Hagen-Haspe aufgenommen und ununterbrochen im gleichen Theater durchgeführt hat. In dieser langen Arbeitsperiode hatte Herr Gundlach Gelegenheit, die ganze Entwicklung, vom Stummfilm über den Tonfilm und den Farbfilm bis zu den heutigen modernen Filmverfahren, mitzuerleben und seine Kenntnisse und Fähigkeiten in den Dienst der Sache zu stellen. Es ist immer ein erfreuliches Zeichen, wenn ein Vorführer so lange Zeit am gleichen Arbeitsplatz verbleibt und zugleich ein Merkmal für seine Zuverlässigkeit. Wir wünschen dem Jubilar noch weitere Jahre erfolgreichen Schaffens. -Z-

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