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DRITTER HAUPTTEIL : Die Technik des Agfacolor-Verfahrens
Teil 1

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Das Agfacolor-Verfahren

Die vorhergehenden Kapitel haben uns mit den allgemeinen physikalischen Grundlagen und mit den hauptsächlichen Typen von Farbverfahren bekannt gemacht. Nunmehr wenden wir uns dem Agfacolor-Verfahren im besonderen zu.

Um die Eigenschaften dieses Verfahrens klar herauszuarbeiten, werden wir nach der Beschreibung des Agfacolor-Rohfilms zunächst auf die Verarbeitung in der Kopieranstalt eingehen, da aus der Kenntnis der Rohfilmeigenschaften und der Verarbeitung eine Reihe von wichtigen Schlußfolgerungen für die Aufnahmetechnik im Atelier und im Freien gezogen werden kann. In diesen Kapiteln werden wir häufig zum Vergleich auf das Schwarzweißverfahren, dessen Technik als bekannt vorausgesetzt wird, zurückgreifen.
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III A. Agfacolor-Rohfilm

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III A 1. Prinzip des Verfahrens;
Überwindung der grundsätzlichen Schwierigkeiten

Das Prinzip des Agfacolor-Verfahrens soll, obwohl es bereits früher kurz zur Sprache kam, noch einmal möglichst einfach dargestellt werden:

Der Negativfilm, der bei der Aufnahme durch die Kamera läuft, trägt auf einer normalen Filmunterlage drei übereinandergegossene außerordentlich dünne photographische Schichten, von denen jede für ein anderes Gebiet von Lichtwellenlängen sensibilisiert ist (Abb. 5 5).

Außerdem enthält jede Schicht die Komponenten eines Farbstoffes *1).

*1) Manche organischen Farbstoffe entstehen aus zwei oder mehr farblosen Komponenten, aus denen erst unter bestimmten chemischen Bedingungen der Farbstoff gebildet wird.

  1. Die obere Schicht ist für blaues Licht empfindlich und enthält die Komponenten eines Gelbfarbstoffes.
  2. Die mittlere Schicht ist lichtempfindlich für Grün und enthält Purpurkomponenten.
  3. Die untere Schicht ist rotempfindlich und enthält Blaugrünkomponenten.


Bei der Belichtung wird, genau wie bei der Belichtung von normalem Schwarzweißfilm, das Bromsilber der drei Schichten in einen entwickelbaren Zustand versetzt. Würde dieser Aufnahmefilm in einer normalen Entwicklungsflüssigkeit behandelt werden, so würde, genau wie bei jedem Schwarzweißfilm, ein Silberbild entstehen. Von den Farbstoffkomponenten wäre im wesentlichen nichts zu merken.

Statt einer normalen Entwicklungsflüssigkeit verwendet man aber tatsächlich einen von der Agfa herausgebrachten Farbfilm-Spezialentwickler, bei dessen Einwirkung auf den belichteten Film sich aus den bereits in den Schichten befindlichen Farbstoffkomponenten gelbe, purpurfarbene und blaugrüne Farbstoffe bilden.

Nach dem Durchgang durch den Entwickler liegt also in jeder Schicht gleichzeitig ein Silberbild und ein entsprechendes Farbstoffbild vor.
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Der Trick mit der "gegenfarbigen" Kopie

Die weiteren Behandlungsbäder dienen dann dazu, das jetzt überflüssig gewordene Silber sowie das noch vorhandene Bromsilber zu entfernen, so daß nur die Farbstoffbilder übrigbleiben.

Man kann also jede der außerordentlich dünnen Schichten des Agfacolor-Films ansehen als eine Retorte, in der sich die Bildung eines sogenannten organischen Farbstoffes unter der Einwirkung des gleichzeitig gebildeten Silbers vollzieht.

Die Farben des entstehenden Bildes sind annähernd komplementär zu den Farben der aufgenommenen Gegenstände. Ein blauer Vorhang zum Beispiel wird insbesondere in der oberen blauempfindlichen Schicht aufgezeichnet, und nach der Farbentwicklung liegt ein gelbes Bild des Vorhanges vor.

Kopiert man dieses Negativ oder, richtiger gesagt, dieses gegenfarbige Filmbild auf einen im Prinzip ebensolchen Agfacolor-Film, so wird nun die Kopie dieses gelben Vorhangbildes wiederum gegenfarbig, somit ein blaues Vorhangbild ergeben, so daß also die Kopie farbrichtig mit dem Original ist.
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Drei AGFA-Doktoren waren maßbeblich beteiligt

Dieses überaus einfach erscheinende Prinzip des Agfacolor-Verfahrens hat bis zur endgültigen Lösung eine Fülle von Schwierigkeiten aufgewiesen, die erst in jahrelanger Arbeit und durch das Zusammenwirken der Erfahrungen eines großen Stabes von Chemikern und Technikern überwunden wurden. Führend hierbei waren Dr. Gustav Wilmanns, Dr. Wilhelm Schneider und Dr. Alfred Fröhlich von der Filmfabrik Wolfen der Agfa.

Um diese Leistung würdigen zu können, wollen wir uns einige der grundlegenden Schwierigkeiten vergegenwärtigen: Bevor nacheinander die drei Schichten auf die Filmunterlage aufgegossen werden, müssen den Bromsilberemulsionen die Farbstoff komponenten zugesetzt werden.

Gegen solche Zusätze sind besonders die hochlichtempfindlichen Bromsilberemulsionen ungemein empfindlich. Sie reagieren im allgemeinen darauf durch Schleierbildung, Gelbfärbung beim Entwickeln und insbesondere durch Empfindlichkeitsverlust.

Es mußten also Farbstoffkomponenten gesucht werden, die auch von den hochlichtempfindlichen Emulsionen ohne Störung vertragen werden. Dabei ist der Kreis der aus chemischen Gründen in Betracht kommenden Farbstoffe selbstverständlich sehr begrenzt, da nur bestimmte Farbstoffgruppen die Eigenschaft haben-, unter Einwirkung der Oxydationsprodukte des Entwicklers zu entstehen.
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Die mangelnde Diffusionsechtheit der Farbstoffe

Eine weitere, besonders schwierig zu überwindende Klippe stellte aber für das Agfacolor-Verfahren die zunächst mangelnde Diffusionsechtheit der Farbstoffe dar. Darunter ist folgendes zu verstehen:

Um die Farbstoffkomponente in die flüssige Emulsion einzubringen, soll sie wasserlöslich sein. Trotzdem darf die Farbstoff komponente aber weder beim Übereinandergießen der drei Emulsionsschichten noch später bei den Flüssigkeitsbehandlungen des belichteten Films aus der Schicht, der sie zugeordnet ist, in die Nachbarschichten hinüberwandern.

Würde den farblosen Kupplungskomponenten und den sich daraus mit den
Oxydationsprodukten des Entwicklers bildenden Farbstoffen nicht ihre an sich vorhandene Diffusionsneigung genommen, so würden die Farbstoffbilder ausbluten, d. h. um jede farbige Bildstelle würde ein farbiger Hof entstehen.

Infolge des Übertritts von Farbstoffen aus einer Schicht in die Nachbarschicht würde jede exakte farbige Bilderzeugung unmöglich werden.

Daß es gelungen ist, wasserlöslichen Farbstoffkomponenten durch Einführung spezifischer organischer Atomgruppierungen gleichzeitig die notwendige Diffusionsechtheit innerhalb der photographischen Schicht zu verleihen, stellt eine überragende Leistung des deutschen Chemikers dar.

Die farbstoffbildende Entwicklungsreaktion, die dem Agfacolorverfahren zugrunde liegt, wurde bereits 1911 von dem Berliner Chemiker Dr. Rudolf Fischer gefunden und veröffentlicht. Die praktische Verwendung zur Verwirklichung der Dreifarbenphotographie gelang damals nicht, weil die Notwendigkeit der Unterdrückung der Diffusionserscheinungen zwar erkannt, aber kein brauchbares Hilfsmittel dafür gefunden wurde.
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Nicht mehr 3, nur noch eine Entwicklungsoperation

Mehr als zwei Jahrzehnte später benutzte das amerikanische Kodachromverfahren die Fischersche Entwicklungsreaktion in der Weise, daß die Farbstoffkomponenten nicht von vornherein den Emulsipnsschichten einverleibt, sondern erst nach der Belichtung im Entwickler herangebracht wurden, wodurch es notwendig wurde, die drei Teilschichten einzeln nacheinander zu entwickeln.

Der Spielfilmtechnik ist dieses Verfahren bisher nicht zugänglich geworden. Erst die Erfinder der Agfa machten es durch den Aufbau der neuartigen diffusionsfesten Farbstoff komponenten möglich, jeder der drei Emulsionsschichten des Films ihre Farbstoffkomponente von vornherin einzuverleiben, und so entstand das in seiner Einfachheit für den Verarbeiter nicht zu überbietende Agfacolorverfahren, bei dem mit einer Entwicklungsoperation in allen drei Schichten gleichzeitig die Farben hervorgerufen werden.

Mit Genugtuung kann festgestellt werden, daß sowohl das Agfacolorverfahren wie die ihm zugrunde liegende Entwicklungsreaktion rein deutsche Erfindungen sind.
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III A 2. Agfacolor-Negativfilm
III A 2 a) Aufbau des Films

Ab hier wird die Nummerierung inkonsistent - da hatte einer der Autoren gepennt.
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Drei photographische Schichten auf dem Emulsionsträger

Wie wir bereits mehrfach erwähnten, besteht der Agfacolor-Film aus drei photographischen Schichten, die auf den Emulsionsträger aufgegossen sind. Von den Größenverhältnissen gibt Abb. 56 eine Vorstellung. Trotz der drei Einzelschichten besitzt die photographische Schicht des Agfacolor eine geringere Gesamtdicke als normaler Schwarz-weiß-Negativfllm, wie Abb. 57 zeigt.

Jede der Einzelschichten des Agfacolor-Films hat eine Dicke von vier bis fünf Tausendstel Millimeter. Die Gelbfilterschicht zwischen der oberen und der zweiten Emulsionsschicht hat eine Dicke von nur etwa ein Tausendstel Millimeter.

Dieses Filter hat die Aufgabe, jegliche Blaustrahlung von den darunter liegenden Schichten fernzuhalten, da andernfalls durch die natürliche Blauempfindlichkeit des Bromsilbers auch in diesen Schichten eine Aufzeichnung erfolgen würde.

Auch das mikroskopische Bild läßt in den Einzelschichten des Rohfilms keine Färbung sichtbar werden, weil die den Schichten beigegebenen Farbstoffkomponenten vor der Entwicklung und der damit erfolgenden Kupplung zu Farbstoffen farblos sind.

Auf der Rückseite des Films ist eine blaugrün gefärbte Lichthofschutzschicht aufgetragen, die während der Filmverarbeitung ebenso wie die gelbe Zwischenfilterschicht chemisch restlos entfernt wird.
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III A 2 b) Die Sensibilisierung von Negativfilm Type B und Type G

Es versteht sich, daß der Farbfilm für alle sichtbaren Farben des Spektrums lichtempfindlich sein muß. Die Empfindlichkeiten für die verschiedenen Lichtfarben ordnen sich beim Agfacolor-Film in den drei verschieden sensibilisierten Schichten an.

Abb. 58, oben, zeigt schematisch die Gesamtsensibilisierung des Agfacolor-Negativmaterials Type B, während Abb. 59,1 die Entstehung dieser Gesamtsensibilisierung aus derjenigen der Einzelschichten darstellt.

Aus diesem Schema ist zu ersehen, daß sich die Empfindlichkeiten der Einzelschichten im Negativ weitgehend überlappen. Das hat zur Folge, daß praktisch durch jedes farbige Licht mehr als eine Schicht belichtet wird. Ein Negativ erscheint daher unserm Auge verhältnismäßig wenig farbenprächtig, auch wenn der Aufnahmegegenstand eine große Farbsättigung aufwies.

Um den verschiedenen Arten des Aufnahmelichtes Rechnung zu tragen, werden zur Zeit zwei Typen von Negativfilm bereitgestellt. Für die Farbaufnahme bei Tageslicht und Bogenlicht dient die Type B, dagegen für Farbaufnahmen im Glühlampenlicht, wie sie vor allem am Tricktisch, aber auch für manche Kulturfilmzwecke vorkommen, die Type G. Der Unterschied zwischen Type B und Type G beruht im wesentlichen in der Sensibilisierung, wie Abb. 5 8 schematisch zeigt.

Wegen des verhältnismäßig großen Rotanteils in der Strahlung der Nitralampe muß die Rotempfindlichkeit der Type G niedriger gehalten werden als die der Type B.

Würde man den Negativfilm Type B, dessen Blauempfindlichkeit relativ niedrig im Vergleich zur Rotempfindlichkeit ist, dennoch für Aufnahmen im Nitralicht und ohne Vorschaltung eines Filters verwenden, so würde dies in der blauempfindlichen Schicht eine Unterbelichtung, in der rotempfindlichen Schient dagegen eine Überbelichtung hervorrufen.

Wegen der Farbumkehrung im Negativ würde dieses somit stark blaustichig aussehen. Zwar läßt sich der Fehler in gewissen Grenzen beim Kopieren korrigieren, wie wir noch sehen werden, indessen wollen wir schon jetzt als Regel festhalten :

Je genauer die Farbe des Aufnahmelichtes der Sensibilisierung des Negativmaterials angepaßt ist, um so besser wird das farbige Bild.
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III A 2 c) Die Empfindlichkeit der Negativfilme

Während zu Anfang die Empfindlichkeit des Agfacolor-Negativfilms außerordentlich gering war, so daß insbesondere bei Atelieraufnahmen Lichtmengen verwendet werden mußten, die für die Schauspieler wegen der Blendung und der Wärmeentwicklung kaum noch erträglich waren, läßt sich heute die Lichtempfindlichkeit des Agfacolor-Films schon annähernd mit der des panchromatischen Schwarzweiß-Negativfilms vergleichen.

Von einer mittleren Lichtmenge im Atelier von 30.000 Lux sind wir jetzt auf ein Lichtniveau von etwa 6.000 Lux gekommen, das heißt, der Film hat gegenüber den anfänglichen Verhältnissen die fünffache Lichtempfindlichkeit. Zum Vergleich benötigt panchromatischer Negativfilm ungefähr 1.500 Lux.

Diese Zahlenwerte gelten für Aufnahmen mit Objektiven des Öffnungs- Verhältnisses 1:2, einer Sektorblende von 1.800 und einer Filmgeschwindigkeit von 24 Bildern je Sekunde. Die Agfa gibt an, daß der Agfacolor-Film, Type B, zu belichten sei wie ein Schwarzweißfilm von 15/10 Din. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, daß dies nur dann gilt, wenn bei einer Beleuchtung aufgenommen wird, die der Sensibilisierung des Agfacolor-Negativfilms entspricht.
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III A 2 d) Prüfung und Bereitstellung des Negativfilms

Bei der Herstellung des Agfacolor-Films sind so viele Faktoren von Einfluß auf die Farbgebung des Materials, daß gewisse Schwankungen immer unvermeidlich sein werden.

Wir werden später noch die Mittel kennenlernen, durch die diese Schwankungen, solange sie bestimmte Grenzen nicht überschreiten, für die Praxis unschädlich gemacht werden können. Trotzdem ist es ratsam, für jedes größere Farbfilmvorhaben die erforderliche Negativ-Rohfilmmenge vorab sicherzustellen oder wenigstens dafür im Zusammenwirken mit der Filmfabrik der Agfa eine bestimmte Gußnummer als Type festzulegen.

Hierdurch wird auch der Kopieranstalt die spätere einheitliche Bearbeitung des Films wesentlich erleichtert. Dies gilt gleichermaßen für die Herstellung der Musterkopie wie auch für die Vermeidung von Farbsprüngen bei den Massenkopien.
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Vermeidung von Farbsprüngen

Um verschiedene Emulsionsgußnummern auf ihre Einheitlichkeit zu prüfen, ist es zweckmäßig, von einer ein für allemal aufgebauten Standarddekoration, die möglichst konstant ausgeleuchtet wird, Aufnahmen auf jeweils einige Meter des zu prüfenden Films zu machen.

Die unmittelbar nacheinander entwickelten Negative werden dann in einem Arbeitsgang kopiert und in der Vorführung beurteilt. Hierbei sollen nach Möglichkeit immer wieder die Aufnahmen auf dem als Typ ausgewählten Material dazwischen geschnitten sein, oder es sollen die Typ-Aufnahmen in einer Doppelvorführung auf dem zweiten Projektor mitlaufen.

III A 3. Agfacolor-Positivfilm

Die photographischen Anforderungen, die an den Agfacolor-Positivfilm gestellt werden müssen, unterscheiden sich erheblich von denen, die an das Negativmaterial gestellt werden, obwohl im Prinzip der Ablauf der chemischen Vorgänge bei der farbigen Entwicklung von Positivfilm und Negativfilm gleich ist.

Auch der äußerliche Aufbau des Positivfilms in der Anordnung der Schichten gleicht in allen wesentlichen Teilen dem des Negativfilms. Der ausschlaggebende Unterschied liegt neben der erheblich geringeren Empfindlichkeit insbesondere in der andersgearteten Sensibilisierung.

Während nämlich beim Agfacolor-Negativfilm die drei Schichten zusammen gleichmäßig über den gesamten Bereich des Sichtbaren lichtempfindlich sein müssen, damit alle farbigen Gegenstände naturfarbrichtig aufgenommen werden können, braucht das Positivmaterial nur für die Wellenlängenbereiche lichtempfindlich zu sein, die den Farbabsorptionsgebieten der drei Negativfilmschichten entsprechen.

Die Abb. 59 soll dies klarmachen.

II zeigt für die drei Schichten des entwickelten Negativfilms die Durchlässigkeit in Abhängigkeit von der Lichtwellenlänge.

III zeigt entsprechend darunter angeordnet die Lichtempfindlichkeit der einzelnen Positivschichten. Man erkennt also, daß beim Positivfilm drei deutlich voneinander abgetrennte Sensibilisierungsmaxima vorhanden sind.

Diese Eigentümlichkeit des Positivfilms hat zur Folge, daß die verhältnismäßig zarten Farbtonwerte des Negativfilms deutlich voneinander abgesetzt und gesteigert werden. In IV der Abb. 59 sind schließlich noch die Absorptionskurven des fertig entwickelten Positivfilms schematisch angegeben. Die gesamte Sensibilisierung des Positivfilms ist dabei darauf abgestimmt, daß für das Kopieren Nitralicht verwendet wird.

Zur Prüfung des Positivrohfilms auf Empfindlichkeit und sonstige photographische Eigenschaften sowie auf die Farbwerte werden von einem Standardnegativ kurze Kopien auf das zu prüfende Material gezogen. Unterschiedliche Farbgebungen können durch Einschalten von Filtern vor die Kopierlampe ausgeglichen werden.
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III B. Die Verarbeitung des Agfacolor-Films in der Kopieranstalt

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III B 1. Die Entwicklung
III B 1 a) Prinzip der Farbentwicklung - Verarbeitung von Negativ- und Positivfilm

Die von R. Fischer im Jahre 1911 vorgeschlagene farbstofTbildende Entwicklung war in abgewandelter Weise aus der Schwarzweißphotographie bereits bekannt.

Außer den üblichen Entwicklerlösungen, durch die das Bromsilber zu metallischem Silber reduziert wird, waren schon früher Chemikalien entdeckt worden, die gleichzeitig ein Silberbild und ein Farbstoffbild erzeugen.

Das FarbstofTbild entsteht dabei aus Oxydationsprodukten der Entwicklerlösung. Diese Farbstoff- und Silberbilder bauen sich an den gleichen Stellen in der photographischen Schicht auf.

Infolge der stärkeren Deckkraft des Silberbildes wird jedoch das Farbstoffbild zunächst nicht wahrgenommen. Erst wenn das Silber mit einem Lösungsmittel, zum Beispiel mit Farmerschem Abschwächer, aus der Schicht entfernt wird, ist das „Restbild" sichtbar.

So entstehen mit Pyrogallol beim Entwickeln braune, mit Oxythionaphten purpurfarbige Bilder. Abb. 60 zeigt eine Teilvergrößerung eines in Pyrogallol entwickelten Bildes, bei dem durch Entfernung des Silberbildes das braungefärbte Restbild sichtbar wird.

Das Agfacolor-Verfahren geht in der Nutzbarmachung dieser chemischen Verhältnisse insofern einen Schritt weiter, als - wie bereits mehrfach erwähnt - die drei Emulsionsschichten Farbstoffkomponenten enthalten, die mit Oxydationsprodukten des Farbentwicklers an denjenigen Stellen Farbstoffe ortsfest bilden, an denen Silber aus Bromsilber entwickelt wird. Aus jeweils vier Einheiten Bromsilber entsteht eine Einheit Farbstoff.
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Die Hauptarbeits-Vorgänge

An die eigentliche Farbentwicklung schließen sich sowohl bei Agfacolor-Negativ- wie bei Agfacolor-Positivfilm folgende Hauptarbeits-Vorgänge an:

  1. Wässerung,
  2. Bleichen des entwickelten Silbers,
  3. Zwischenwässerung,
  4. Fixieren des Films, wodurch das noch unbelichtete Bromsilber entfernt wird,
  5. Schlußwässerung,
  6. Trocknung des Films.


Die Zeiten der einzelnen Bäder sind bei Negativ- und Positivfilm verschieden. Die Abb. 61 und 62 geben einen schematischen Überblick über die Arbeitsvorgänge bei der Entwicklung von Agfacolor-Negativ- und Positivfilm. Auf die besondere Arbeitsweise bei der Entwicklung der Tonspur gehen wir im folgenden Abschnitt ausführlich ein.

III B 1 b) Die Behandlung der Tonspur von Agfacolor-Kopien

Sobald während des Ablaufs der Entwicklung das gleichzeitig mit der Farbentwicklung entstandene Silberbild durch das Bleichbad zerstört worden ist, besteht das photographische Bild nur noch aus Farbstoffen.

Wenn der Film neben Bildern noch eine Tonspur trägt, wie es bei kombinierten Kopien der Fall ist, besteht also auch die Tonspur nur aus Farbstoffen. Dies ist, wie wir später noch sehen werden, im allgemeinen für die Güte der Tonwiedergabe nachteilig.

Diese nur aus Farbstoffen aufgebauten Tonspuren liefern mit den normalen Photozellen weder eine genügende Lautstärke noch eine befriedigende Freiheit von Nebengeräuschen.

Es wäre also zweckmäßig, wenn man der Tonspur ihren Silbergehalt belassen könnte, während allerdings gleichzeitig die unmittelbar daneben auf dem Film liegenden Bilder unbedingt von dem entwickelten Silber befreit werden müssen.

Diese Aufgabe ist von der Agfa dadurch gelöst worden, daß man das Bleichbad - Colorcoll genannt - nur auf die Breite des Films einwirken läßt, in der Bildaufzeichnungen vorhanden sind, während der Teil des Films, der die Tonspur trägt, ungebleicht bleibt.
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Der Apparat im Einzelnen

Hierzu wird das Bleichbad in einem zähflüssigen, chemisch indifferenten Schleim aufgelöst, der durch eine besondere Düsenanordnung auf den Positivfilm in der Breite der Bildaufzeichnungen aufgetragen wird.

Der Apparat, in dem diese Arbeit vorgenommen wird, ist schematisch in Abb. 63 dargestellt. Durch ein kleines Messer wird das Ausfließen des Bleichschleims nach der Tonspurseite hin genau begrenzt. Die Führung des Filmbandes in dem Schleimgießer muß genügend genau sein, um ein Pendeln der Kante der Schleimbahn auf dem Film zu vermeiden.

Durch genaue Kontrolle des Ansatzes und der Temperatur des Schleimes wird seine Zähigkeit auf die in der Maschine angewandte Filmgeschwindigkeit eingestellt, so daß das Auftragen des Bleichschleimes gerade in der richtigen Dicke erfolgt.

Damit Niet- und Klammerstellen ungehindert passieren können, ist die Gießvorrichtung federnd befestigt. Nach genügender Einwirkung wird der Bleichschleim durch Sprühwässerung von dem Film wieder abgewaschen (Abb. 64). Ein Stück einer fertigen Kopie mit ungebleichter Tonspur zeigt Tafel IV.
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III B 1 c) Entwicklungsmaschinen - Entwicklerprüfung

Die Anforderungen an eine Farbfilmentwicklungsmaschine sind konstruktiv in allen wesentlichen Punkten die gleichen, wie sie vom Schwarzweißfilm her bekannt sind. Die Einrichtungen zur Filmwässerung unterscheiden sich insofern, als beim Schwarzweißfilm meistens mit Tauchwässerung gearbeitet wird, während der Farbfilm zur intensiveren Auswaschung Sprühwässerung verlangt (Abb. 64).

An die Baustoffe der Entwicklungsmaschinen für Farbfilm werden wesentlich höhere Anforderungen als bei Schwarzweißfilm gestellt; hier sind durchweg chemisch unangreifbare Materialien notwendig. Die Verwendung von Vinidur- und Mipolam- Bottichen hat sich gut bewährt. Aus gleichwertigem Material müssen auch die Leitungen für den Entwicklerumlauf sowie die Pumpen, die die Entwicklerzirkulation bewirken, bestehen.

Besondere Aufmerksamkeit ist in den Farbentwicklungsmaschinen dem Umlauf des Entwicklers und der übrigen Bäder, der Regenerierung dieser Bäder und der Temperaturkonstanz insbesondere des Entwicklers beizumessen.

Die Farbentwicklung weist gegenüber der Entwicklung von Schwarzweißfilm folgende grundlegenden Unterschiede auf: Während die Entwicklungszeit beim Schwarzweißfilm in vielen Fällen nach Gutdünken eingestellt und unter Umständen von Rolle zu Rolle in gewissen Grenzen verändert wird - wobei die Bemessung der Entwicklungszeit aus der Erfahrung des Entwicklungsmeisters heraus gewählt wird -, läßt der Agfacolor-Film eine derartige Arbeitsweise nicht zu.

Die Farbentwicklung ist kritisch

Die Farbentwicklung hat wie eine streng festgelegte chemische Reaktion unter exakter Temperatureinhaltung und mit immer der gleichen Zusammensetzung der reagierenden Bäder zu erfolgen.

Der Schwarzweißfilm läßt den Ausgleich von Schwankungen in der Belichtungsstärke in verhältnismäßig weiten Grenzen zu; der Farbfilm muß auf diese Ausgleichsmöglichkeit praktisch verzichten. Dies setzt voraus, daß die zur Entwicklung dienenden Bäder in ihrer chemischen Zusammensetzung und in ihrer Temperatur so konstant wie möglich gehalten werden.

Für die Zusammensetzung des Entwicklerzulaufs, d. h. der Flüssigkeit, durch die der Entwickler im Bottich ständig regeneriert und in der gleichen Zusammensetzung gehalten wird, bestehen bestimmte Vorschriften, die im einzelnen aber nur den Kopieranstaltsfachmann interessieren, so daß hier nicht näher darauf eingegangen werden muß.

Die Prüfung der Entwicklungsflüssigkeit geschieht zweckmäßigerweise mit Probestreifen, die aus stufenweise ansteigend belichteten Filmstreifen von je etwa 1/4m Länge bestehen. Nach der Entwicklung werden die Dichten (D) dieser Stufenkeile ausgemessen und graphisch aufgetragen, wie es in Abb. 65 dargestellt ist.

Auch die Gleichmäßigkeit der Färbung dieser Stufenkeile läßt sich genau messen. Die so gewonnenen Ergebnisse werden über Tage und Wochen registriert und geben so jederzeit einen genauen Anhaltspunkt über den Betriebszustand der Entwicklungsbäder. Nebenher geht eine ständige chemische Betriebskontrolle der Substanzen, aus denen die Entwicklungsbäder angesetzt werden.

Beim Ansatz des Farbentwicklers ebenso wie für seine Überführung aus dem Ansatzbottich in die Entwicklungsmaschine ist die größte Sorgfalt
darauf zu verwenden, daß das Personal mit den Händen weder mit der festen noch mit der gelösten Entwicklersubstanz in Berührung kommt, da bei empfindlichen Personen sonst sehr leicht Ekzeme auftreten.

Bei genügender Reinlichkeit im Betrieb, Verwendung von Gummihandschuhen in allen Fällen, in denen die Gefahr einer Berührung mit Entwickler besteht, und weitgehender Mechanisierung und Automatisierung aller Entwicklerbewegungen, Temperaturmessungen und dergleichen, ist jedoch das Arbeiten völlig gefahrlos.
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