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(II) ZWEITER HAUPTTEIL : Die Farbfilmverfahren

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Einleitung:

Im ersten Hauptteil dieses Buches haben wir uns mit der Physik des Lichtes und der Psychologie des Farbsehens beschäftigt. Nunmehr gehen wir einen Schritt weiter und wenden uns den Verfahren zu, auf denen die Photographie in natürlichen Farben und somit auch der, Farbfilm beruht.

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ist eine schier unübersehbare Fülle von Vorschlägen ausgearbeitet und wieder verworfen worden, die auch nur dem Namen nach lückenlos aufzuzeichnen ein mühseliges und dabei unnützes Unternehmen wäre.

Wir ziehen vor, nach Klarstellung der farbenphotographischen Grundlagen zunächst in die Unzahl der Vorschläge eine systematische Ordnung zu bringen, bevor wir uns der Besprechung der hauptsächlichen Verfahren zuwenden.
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II 1. Grundlagen der Farbenphotographie
(Die additive und die subtraktive Methode)

Wenn wir uns vor die Aufgabe gestellt denken, wir müssten erstmalig die Farbenphotographie erfinden, so würden uns der Erste Hauptteil dieses Buches den Fingerzeig für die beiden möglichen Methoden geben: dort ist einmal ausgeführt, daß man durch Übereinanderprojizieren roten, grünen und blauen Lichtes auf einem Schirm jede beliebige Lichtfarbe erhält, wenn man die Stärke der Farblichter entsprechend im Verhältnis zueinander regelt (Abb. 39).

Wir erweitern dies nun dahingehend (Abb. 40), daß wir die Regelung der Stärke der Farblichter durch geeignete photographische Silberbilder vornehmen, über deren Herstellung wir später hören werden. Wir erfinden aber auch gleich noch die andere mögliche Methode, zu Farbbildern zu gelangen (Abb. 41): Wenn es uns gelingt, ein geeignetes purpurfarbenes, gelbes und blaugrünes Farbstoffbild herzustellen, brauchen wir diese nur hintereinander zu schalten und auf die Leinwand zu projizieren.
Die erste - additive - und die zweite - subtraktive - Methode ist in den Abbildungen an einem einfachen Beispiel, einem gelben Kreuz auf bläulichem Grund, erläutert.

Ohne daß uns damit die praktische Arbeitsweise der Farbenphotographie bereits bekannt wäre, haben wir doch induktiv abgeleitet, daß die Voraussetzung jedes naturfarbig projizierten Bildes das Vorhandensein von drei Teilbildern ist, die bei additiver Wiedergabe schwarz weiße Silberbilder, bei subtraktiver Wiedergabe aber FarbstofTbilder sein müssen.

Jedes Farbverfahren zerfällt in die drei Hauptteile:
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  • 1. den Aufnahmevorgang, der primär zur Herstellung der drei Farbauszüge führt,
  • 2. die Maßnahmen zur Verarbeitung der Farbauszüge und
  • 3. die Wiedergabemaßnahmen, durch die das farbige Projektionsbild erhalten wird.

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Man muß sich ganz klar machen, daß Aufnahme und Wiedergabe durchaus selbständige und voneinander unabhängige Prozesse sind, und daß es sehr wohl möglich ist und sogar vorteilhaft sein kann, den Aufnahmeprozeß des Verfahrens A mit dem Wiedergabeprozeß der Verfahren B, C oder D zu kombinieren. Hiernach richtet sich dann die Gestaltung des Verarbeitungsprozesses.
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II 2. Systematik der Farbenphotographie
II 2 a) Aufnahmeverfahren

Machen wir eine normale photographische Schwarzweißaufnahme, so entwirft das Objektiv unserer Kamera zu jedem Zeitpunkt nur ein einziges Bild auf dem Film. Bei Farbaufnahmen müssen wir indessen gleichzeitig drei Aufnahmen erhalten. Diese Aufnahmen müssen in allen Teilen untereinander identisch sein, bis auf die verschiedene photographische Umsetzung der Farbwerte der Objekte.

Diese Farbauszüge lassen sich entweder nach der Methode der Farbspaltung (Abb. 42), der Farbsiebung (Abb. 43) oder nach verschiedenartigen Kombinationen aus Farbspaltung und -siebung erhalten (Abb. 44).

Von Farbspaltung sprechen wir, wenn durch besondere optische Zusatzeinrichtungen hinter dem Aufnahmeobjektiv die Farbauszüge nebeneinander auf drei oder auf zwei Filmen oder auf einem einzigen Film entworfen werden.

Bei Farbsiebung sind die drei Aufnahmeschichten hintereinander angeordnet, und zwar entweder auf drei oder zwei oder einem einzigen Film.

Unter diesen Gesichtspunkten läßt sich eine aufschlußreiche Systematik aller Möglichkeiten der Farbaufnahme entwickeln (Abb. 45). Man erkennt so den Zusammenhang der historisch oder gegenwärtig wichtigen Farbverfahren untereinander und bemerkt auch, daß nicht alle theoretisch möglichen Kombinationen bisher praktisch ausgeführt wurden.

Drei Filme, zwei Filme und 1 Film

Die Unterteilung in die Spalten 3 Filme, 2 Filme und 1 Film, die in der Kamera laufen, ergibt unmittelbar wichtige Rückschlüsse auf die Handhabung des Aufnahmeverfahrens. Nur die in der Spalte „1 Film" aufgeführten Verfahren können die vom Schwarzweißfilm her vorhandenen Aufnahmeapparate verwenden, während alle andern Verfahren Spezial-kameratypen benötigen.

Tabelle - In der Aufnahmekamera laufen ......

Farbauszüge_entstanden_durch 3 Filme 2 Filme 1 Film
======================== ============== ============== ============
3 x Farbspaltung (Busch) ---------- Francita, Roux
  und (Gasparcolor}   Siemens- Linsen- raster, Dufaycolor
2 x Farbspaltung ---------- Pantachrom ----------
1 x Farbsiebung      
1 x Farbspaltung Technicolor ---------- ----------
2 x Farbsiebung      
3 x Farbsiebung ---------- (Bipackverfahren Agfacolor
    mit 2xFarbsiebung}  

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Drei Arten der Farbspaltung

Die in der rechten oberen Ecke der Tabelle Abb. 45 aufgeführten Verfahren haben zwar das gemeinsame systematische Merkmal dreimaliger Farbspaltung bei Verwendung eines einzigen Films in der Kamera, indessen sind sie so heterogener Natur, daß es zweckmäßig ist, die hier bestehenden technischen Abarten im folgenden noch einmal besonders zu betrachten.

Es bestehen grundsätzlich drei Möglichkeiten der dreimaligen Farbspaltung bei Verwendung eines einzigen Films, und zwar die Zerlegung

  • 1. in ganze Bilder (Abb. 46),
  • 2. in Streifenraster (Abb. 47),
  • 3. in Kreuz- oder Punktraster (Abb. 48)


Methode 1 ist verhältnismäßig trivial, sie verlangt die Verwendung eines Strahlenteilungsobjektivs bei der Aufnahme; meistens werden drei Bildchen etwa von Schmalfilmgröße auf dem Normalfilmbildfeld neben- und untereinander angeordnet.

Methode 2 und 3 schachteln die Farbauszüge mikroskopisch fein streifen- bzw. punktweise ineinander; mit welchen Mitteln dies geschieht, werden wir noch erfahren.
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II 2 b) Wiedergabeverfahren

Auch die Wiedergabeverfahren lassen sich durch eine systematische Betrachtungsweise übersichtlicher machen. Während bei der Aufnahme ein bis drei Filme gleichzeitig laufen, dient zur Wiedergabe immer nur ein einziger Film; anders wäre eine Vorführung praktisch schwierig durchzuführen. Der Wiedergabefilm trägt die drei Farbauszüge, und zwar entweder hintereinander oder nebeneinander (Tabelle Abb. 49).

Anordnung der Farbauszüge

Filmband hintereinander hintereinander nebeneinander nebeneinander nebeneinander  
  auf 1 Filmseite auf beiden Filmseiten ganze Bilder streifen-förmig gerastert punkt-förmig gerastert  
Schwarzweißbild (Silberbild) ------------ ------------ Francita Roux u. a, Siemens-Linsenraster Dufay-color  
Fotografisch erzeugtes Farbstoffbild Agfacolor Gasparcolor Pantachrom ------------ ------------ ------------  
Fotochemisch gedrucktes Farbstoffbild Technicolor ------------ ------------ ------------ ------------  
  Subtraktive Wiedergabe Subtraktive Wiedergabe Additive Wiedergabe Additive Wiedergabe Additive Wiedergabe  

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Man vermag leicht einzusehen, daß die Nebeneinanderordnung der Farbauszüge die Umkehrung der Farbspaltung bei der Aufnahme ist, und daß man das farbige Projektionsbild in diesem Falle durch die additive Farblichtmischung erhält.

Sind die Farbauszüge hintereinander auf dem Wiedergabefilm angeordnet, derart also, daß das Projektionslicht nacheinander die drei Farbauszüge durchsetzt, so bedeutet das subtraktive Farbbilderzeugung. Als äußerliches Unterscheidungsmerkmal kann dabei noch bewertet werden, ob die drei Farbauszüge alle auf der gleichen Seite des Films untergebracht sind, oder ob z. B. die eine Seite zwei, die andere einen Farbauszug trägt.

Die Tabelle Abb. 49 gibt ferner an, woraus das Bild besteht: aus Silber oder aus photographisch erzeugten Farbstoffen oder aus photochemisch gedruckten Farbstoffen. Der erstgenannte Fall beschränkt sich auf die additive Wiedergabe, die beiden anderen bedeuten subtraktive Wiedergabe.

II 2 c) Kopplung von Aufnahme- und Wiedergabeverfahren; die Verarbeitung der Farbauszüge

Das Ziel des Aufnahmeprozesses ist, die drei Farbauszüge herzustellen; das Ziel des Wiedergabeprozesses ist, die drei Farbauszüge wieder zu einem naturgetreuen projizierten Farbbild zu verschmelzen. Die Aufnahme-Farbauszüge erfahren nun verschiedene umfangreiche und umständliche photographische und photochemische Umwandlungen bis sie als Wiedergabe-Farbauszüge für die Projektion geeignet sind; d.h., daß sich zwischen Aufnahme und Wiedergabe ein von der Kopieranstalt zu leistender Verarbeitungsprozeß einschiebt, von dessen technischer Gestaltung und sorgfältigen Durchführung der Erfolg eines Farbverfahrens im hohen Maße abhängt.

Üblicherweise ist in unserer Vorstellung der Aufnahme- und Wiedergabeprozeß bei jedem Farbfilmverfahren eine zusammengehörende Einheit. Indessen ist dies nicht berechtigt; wir können jedes Aufnahmeverfahren aus Tabelle Abb. 45 mit jedem Wiedergabeverfahren aus Tabelle Abb. 49 kombinieren, indem wir den Verarbeitungsprozeß entsprechend leiten.

Selbstverständlich ist nicht jede Kombination empfehlenswert und technisch vertretbar, dennoch zeigt diese Betrachtungsweise besonders deutlich die engen Zusammenhänge der Farbfilmverfahren untereinander. Wir werden an diesen Gedankengang eine vergleichende Betrachtung der wichtigsten Farbfilmverfahren anschließen, sobald wir sie im nächsten Abschnitt in ihren Grundzügen kennengelernt haben.
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II 3. Kurze Beschreibung einiger typischer Farbfilmverfahren

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II 3 a) Francita

Die Aufnahme ist in Abb. 50 schematisch dargestellt. Die Wiedergabe ist einfach die Umkehrung des Aufnahmestrahlenganges (Abb. 40). Es handelt sich also um ein Aufnahmeverfahren mit dreifacher Farbspaltung und um additive Wiedergabe. Negativfilm für die Aufnahme und Positivfilm für die Wiedergabe sind ganz gewöhnliche Schwarzweißfilmsorten.

Ebenso unterscheidet sich der Verarbeitungsprozeß nicht von dem bei Schwarzweißaufnahmen. Das Francita-Verfahren, ebenso wie das im Prinzip gleiche Verfahren von Roux, Spektralcolor u. v. a., scheint das Kolumbusei unter den Farbverfahren zu sein: Rohfilme, Aufnahmekamera, Verarbeitung und Wiedergabeprojektor sind die gleichen wie bei Schwarzweißfilm, die einzige Veränderung ist je ein Spezialobjektiv für Aufnahme-und Wiedergabegeräte. Die Gründe, die trotz ihrer Einfachheit und trotz viel jähriger Bemühungen diese Verfahren bisher scheitern ließen, sind:

  • 1. geringe Helligkeit bei der Wiedergabe,
  • 2. geringe Schärfe und Auflösung, d. h. mangelnder Detailreichtum der Bilder infolge des allzu kleinen Formats der Einzelbilder,
  • 3. Deckungsfehler, d.h. farbige Konturen, besonders an den Bildrändern, teils wegen optischer Fehler der Teilbildlinsen, teils wegen der ungleichmäßigen Schrumpfung der Filme, durch die die relative Lage der Teilbildchen zueinander in wechselndem Maße geändert wird.


Eine überschlägig durchgeführte kurze Rechnung soll uns zeigen, warum wir von diesem Verfahren keine Bilder erwarten dürfen, die zuverlässig von Deckuhgsfehlern frei sind.

Unser Betrachtungsbeispiel für das Francita-Verfahren

Wir nehmen an, daß wir ein auf eine 8 Meter breite Leinwand aus 40 Meter Abstand projiziertes Bild aus 20 Meter Entfernung betrachten. Das Auflösungsvermögen des Auges wollen wir nur mit zwei Bogenminuten ansetzen (tatsächlich ist es noch größer); das bedeutet hier, daß zwei Bildkonturen, die etwa 1,2 cm auseinander liegen, noch getrennt wahrgenommen werden.

Unter den vorausgesetzten Projektions Verhältnissen genügt bereits eine relative gegenseitige Versetzung der Teilbildchen um 0,015 mm, um einen in der Projektion erkennbaren Deckungsfehler erkennen zu lassen. Die Filmschrumpfung (Anmerkung : von Nitrofilm - wir sind noch in 1943) allein bewirkt jedoch bereits relative Versetzungen von 0,04 mm, wenn Schrumpfungen bis zu 0,4% angenommen werden.

Dazu kommen noch Bildfeldwölbungen in den Bildfenstern von Aufnahmeapparat und Wiedergabeprojektor, optische Linsenfehler sowie De-justierungen der Teilbildlinsen bei Aufnahme und Wiedergabe, wodurch die Fehler in der Konturendeckung vervielfacht werden.

Bemerkenswert ist auch die überaus geringe Bildwandhelligkeit der Farbverfahren vom Francita-Typ. Sie ist einmal auf die früher bereits angeführten physikalischen Gründe zurückzuführen (s. S. 27), die aber hier durch das winzige Format der Farbauszugbilder noch verschärft werden. An Stelle einer exakten optischen Ableitung der auftretenden Licht Verluste sei nur darauf hingewiesen, daß niemand von der Projektion eines Schmalfilms auf die riesige Wand eines großen Filmtheaters ein gleich helles und auch sonst mit einer Normalfilmprojektion gleichwertiges Bild erwarten wird. Die Filmbildgröße der Farbverfahren vom Francita-Typ entspricht aber der des Schmalfilms, so daß die entsprechenden Qualitätseinbußen unvermeidlich sind.

Es schien uns notwendig, auf diesen Typ von Farbfilmverfahren etwas genauer einzugehen. Das bestechende Moment der Einfachheit verführt immer wieder Erfinder dazu, auf diese Karte zu setzen; die prompt eintretenden oben erläuterten Fehler werden dann als leicht überwindbare Anfangsschwierigkeiten angesehen, während doch eine sorgfältige Durchrechnung der zulässigen Toleranzen für Linsenfehler, Justage-fehler und Filmschrumpfung sowie eine Berechnung der erzielbaren Bildwandhelligkeit über die Grenzen des Verfahrens sofort Aufschluß geben würde.
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II 3 b) Siemens-Berthon-Linsenrasterverfahren

Auch dieses Verfahren verwendet dreifache Farbspaltung für die Aufnahme und additive Wiedergabe. In Abb. 51 ist es schematisch dargestellt. Von den Verfahren vom Typ Francita unterscheidet es sich dadurch, daß die drei Farbauszüge nicht als vollständige kleine Bildchen getrennt nebeneinander angeordnet sind; hier wird jeder Farbauszug vielmehr in mikroskopisch feine Streifen aufgeteilt und mit den andern ebenso aufgeteilten Farbauszügen ineinandergeschachtelt.

Es folgen also ständig fortlaufend je ein Streifchen Farbauszug Rot, Grün, Blau, Rot, Grün, Blau, Rot usw. Jedes Streifchen ist nur etwa 0,010mm breit. Die technischen Mittel, mit denen diese erstaunliche Leistung erzielt wird, sind optischer Art.

Die Zerlegung des Bildes in die 0,010 mm breiten Farbauszugstreifen bewirkt das auf dem Film selbst angebrachte Linsenraster im Verein mit einem im Objektiv angeordneten Dreizonenfarbfilter. Die Wiedergabe ist die genaue Umkehrung des Aufnahmestrahlenganges.

Das heißt, daß auch der Positivfilm ein Linsenraster tragen muß, und daß in das Projektionsobjektiv ebenfalls ein Dreizonenfarbfilter einzusetzen ist. Der Vorteil dieser streifenweisen Anordnung der Farbauszüge ist, daß Deckungsfehler nicht mehr auftreten können; dafür entstehen allerdings Farbsäume, wenn die Bildkonturen zufällig parallel den dem Film aufgeprägten Zylinderlinsen verlaufen. Durch besondere optische Maßnahmen ist dieser Fehler vermeidbar.

Auf die Einzelheiten des Siemens-Verfahrens, das praktisch nicht mehr ausgeübt wird, wollen wir nicht näher eingehen; es genügt uns in diesem Zusammenhang, die Grundzüge herauszustellen. Die mit dem Siemens-Verfahren erzielte Farbgüte war bemerkenswert hoch.

Dennoch gelangte es nicht zur praktischen Einführung, und zwar mit Rücksicht auf die allzu geringe Bildhelligkeit in der Projektion, die nur etwa den zehnten Teil einer unter gleichen Verhältnissen durchgeführten Schwarzweißprojektion erreichte. Trotzdem bleibt die wissenschaftliche und technische Leistung der Siemens-Laboratorien, in denen dieses Farbfilmverfahren aufs sorgfältigste und umfassend durchgearbeitet wurden, bewundernswert.

Insofern ist das Siemens-Rasterverfahren ein Schulbeispiel in der Geschichte der Farbfilmtechnik: Man griff auf eine jahrzehntealte Grundidee zurück (die Grundzüge des Verfahrens waren bereits vor dem Weltkriege von Berthon und Keller-Dorian in Frankreich angegeben worden) und erwartete von einer wissenschaftlichen und technischen Ausschöpfung aller Möglichkeiten die Überwindung der im Anfangsstadium aufgetretenen Mängel.

Dies gelang auch in einem bemerkenswerten Maß, wobei für das gesamte Farbfilmgebiet wesentliche Erkenntnisse gewonnen wurden. Nur die zu geringe Bildwandhelligkeit ließ sich mit den derzeitigen technischen Mitteln nicht verbessern, und daran mußte schließlich die Einführung des Verfahrens überhaupt scheitern.
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  • Anmerkung : Diese mangelnde Bildwandhelligkeit hatte auch später den Mechau Projektor ins Aus geführt. Für größee Bildwände awar der ebenfalls ungeeignet.

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II 3 c) Dufaycolor

Die Arbeitsweise dieses Verfahrens geht aus Abb. 48 hervor. Bevor bei der Aufnahme die Lichtstrahlen hinter dem Objektiv die photographische Schicht erreichen, auf der sie das Bild des aufzunehmenden Objektes entwerfen, durchsetzen sie ein Farbraster, das unmittelbar im Kontakt mit der lichtempfindlichen Schicht steht.

Die Belichtung und spätere Schwärzung der Schicht erfolgt also für jeden Punkt nach Maßgabe der dort wirksam gewesenen Lichtfarbe und der Farbe des Filterfeldchens. Würde z. B. gleichmäßig rotes Licht auftreffen, so wird dieses von den roten Filterstreifen durchgelassen, von den grünen und blauen Filterstückchen dagegen verschluckt werden.

Nach der Entwicklung, in diesem Fall einer Umkehrentwicklung, die statt zum Negativ zum Positiv führt, erhält man unter den roten Streifen keine Silberschwärzung, unter den blauen und grünen Filtern dagegen hohe Schwärzungen.

Der Film sieht also in der Durchsicht betrachtet gleichmäßig rot aus, da nur die roten Filterstreifen sichtbar sind, während die grünen und blauen Filterstreifen durch die Silberausscheidung verhüllt werden. Zu einem gleichartigen Aussehen des Bildes führt im Endresultat auch der Dufaycolor-Negativ-Positiv-Prozeß.

Obwohl es sich bei Dufaycolor um ein echtes Farbspaltungs-Aufnahmeverfahren und ein echtes additives Wiedergabeverfahren handelt, erhält man unmittelbar farbige Negative und Positive, was sonst nur bei subtraktiven Verfahren der Fall ist.

Der Grund besteht darin, daß bei Dufaycolor die Farbfilter, die immer das Kennzeichen additiver Wiedergabe sind, unmittelbar und unlösbar auf dem Film selbst angebracht sind. Dieser scheinbare Vorteil ist aber auch gleichzeitig die Schwäche des Verfahrens : Die Feinheit des Farbrasters bestimmt die Auflösung und Schärfe des Bildes sowie die Farbgüte. Obwohl die Fabrikation eines derartigen Rasterfilms schwierig genug sein mag, genügt die Feinheit der Striche bei weitem noch nicht.

Das Dufaycolor-Verfahren, zu dem der Film seit Jahren von der englischen Filmfabrik Ilford hergestellt wird, ist bis jetzt noch nicht in bedeutende Anwendung gekommen; es ist auch für die Zukunft keine Aussicht dazu. Bei der Wiedergabe besteht, wie bei allen additiven Verfahren, die Schwierigkeit, ausreichende Bildhelligkeit zu erhalten. Davon abgesehen kann der Film wie jeder subtraktive Farbfilm ohne Projektoränderung laufen, da er - wie gesagt - sein Farbfilter gleich mit sich führt.
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II 3 d) Technicolor (von 1915)

Dem Technicolor-Verfahren kommt von den bisher genannten Farbfilmverfahren allein praktische Bedeutung zu. Die Aufnahme geschieht mit einer Strahlenteilungskamera, in der drei Normalfilme gleichzeitig laufen, und zwar der Grünauszug für sich, der Rot- und Blauauszug im Kontakt als sogenannte Bipackfilme. Es handelt sich also um ein Aufnahmeverfahren mit teilweiser Farbspaltung und -siebung. Die Anordnung entspricht Abb. 44.

Nach der Entwicklung werden von den Negativen sogenannte Matrizen-Ulme hergestellt, das sind Filme, die das Bild in Form eines Gelatinequellreliefs tragen. Die Matrizenfilme können bestimmte Farbstoffe aufnehmen, wobei die Menge des an jeder Stelle aufgenommenen Farbstoffes von dem Quellungszustand der Gelatine abhängt.

Der so eingefärbte Matrizenfilm wird auf einen blanken Gelatinefilm umgedruckt: Werden der eingefärbte Matrizenfilm und der Gelatineblankfilm unter bestimmten Voraussetzungen in Kontakt miteinander gebracht, so zieht nach kurzer Zeit der Farbstoff vollständig in den Gelatinefilm ein, es entsteht in ihm also ein Farbstoffbild, das dem Bild auf dem Matrizenfilm aufs genaueste gleicht.

Die dem Rot-, Grün- und Blauauszug entsprechenden Matrizenfilme werden nun beim Technicolor-Verfahren nacheinander jeweils mit den zugehörigen Farbstoffen eingefärbt und auf den Gelatineblankfilm umgedruckt, so daß dieser zuletzt in einer Schicht übereinander die drei Farbstoffbilder enthält. Damit ist im Prinzip die Technicolor-Kopie vorführfertig.

Praktisch ist die Herstellung komplizierter; so verwendet man z.B. als Film, auf den die Farbstoffbilder umgedruckt werden, keinen Gelatineblankfilm, sondern eine Art von Positivfilm, in dem man zunächst eine sehr kontrastreiche Schwarzweißkopie aus allen drei Teilnegativen erzeugt. Durch dieses Schwarzbild, auch Schlüsselbild genannt, erhöht man die scheinbare Schärfe der nachträglich eingedruckten Farbstoffbilder; außerdem verringert man durch den Schwarzgehalt unliebsame Farbstichigkeiten.

Besondere Vorkehrungen sind zu treffen, damit die drei bzw. vier Teilbilder registerhaltig werden, d. h. daß sie keine Farbsäume infolge von Deckungsfehlern aufweisen. Für die Kopienherstellung im großen wurden von Technicolor umfangreiche technische Anlagen in Amerika und England geschaffen.

Während einer Reihe von Jahren war Technicolor überhaupt das einzige Verfahren, nach dem große Spielfilme hergestellt werden konnten. Neuerdings ist aber in dem deutschen Agfacolor-Verfahren ein ernsthafter Wettbewerber um den ersten Platz in der Farbfilmtechnik entstanden.

Die Wiedergabe bereitet bei Technicolor-Filmen keine Schwierigkeiten. Da der Film selbst ein Farbstoffbild trägt, also farbig ist, braucht an der Vorführmaschine keine Änderung vorgenommen zu werden: Auch die Helligkeit des Projektionsbildes entspricht etwa der des Schwarzweißbildes.
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II 3 e) Pantachrom-Verfahren

Dieses interessante, vor Jahren von der Agfa entwickelte und beim erfolgreichen Durchsetzen des Agfacolor-Verfahrens wieder verlassene Farbfilmverfahren arbeitet folgendermaßen:

Die Aufnahme erfolgt unter zweimaliger Farbspaltung und einmaliger Farbsiebung auf Bipackfilm, von dem der Frontfilm ein Linsenrasterfilm ist. Dieser nimmt den Grün- und Blauauszug auf, der ungerasterte Rückfilm dagegen den Rotauszug. Dementsprechend ist im Aufnahmeobjektiv ein Zonenfarbfilter mit den Farben Purpur (Blau- + Rotdurchlässigkeit) und Gelb (Grün- + Rotdurchlässigkeit) angeordnet.

Kopiert wird auf einen Film, der auf der einen Seite zwei übereinandergegossene farbstoffhaltige Bromsilberschichten besitzt, und zwar eine Schicht mit Gelb-, die andere mit Purpurfarbstoff. Der Rotauszug wird auf die einfach begossene Seite kopiert und nach dem Entwickeln in bekannter Weise in ein Eisenblaubild umgewandelt.

Der Linsenrasterfilm wird in einer Kontaktkopiermaschine in die Doppelschicht kopiert, und zwar der Blauauszug in die Gelbschicht, der Grünauszug in die Purpurschicht. Im Laufe des Entwicklungsprozesses werden diese Farbstoffe nach Maßgabe des entwickelten Silbers ausgebleicht.

Das Verfahren liefert also Kopien für subtraktive Wiedergabe, und zwar von hoher Farbsättigung. Der Nachteil besteht in der Gefahr von Deckungsfehlern beim Kopieren sowie in den Beschränkungen in der Aufnahmeoptik infolge der Verwendung eines Linsenrasterfilms. Obwohl das Verfahren wieder fallen gelassen wurde, ist es für unsere vergleichende Betrachtungsweise von großem Interesse, weil es ein schönes Beispiel dafür ist, wie Aufnahme- und Wiedergabemethoden beliebig koppelbar sind. Hier ist durch eine geschickte Anordnung erreicht worden, daß das Linsenrasterverfahren, das zunächst für die additive Wiedergabe prädestiniert erscheint, dennoch eine subtraktive Farbkopie liefert. Dadurch umging man die Schwierigkeit der zu geringen Bildwandhelligkeit und der Optikänderung des Projektors; angesichts dieser Vorzüge konnte man die Gefahr der Deckungsfehler beim Herstellen der Kopien in Kauf nehmen.
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II 3 f) Agfacolor-Verfahren

Von diesem Verfahren wollen wir an dieser Stelle nur die Grundzüge insoweit bringen, als sie notwendig sind, um Agfacolor in die vergleichende Betrachtung der Farbfilmverfahren einreihen zu können. Im dritten Teil dieses Buches werden wir dann ausführlich auf die Eigenschaften des Verfahrens eingehen.

Wir behandeln hier Agfacolor nur als Negativ-Positiv-Verfahren, während wir den Umkehrprozeß, dessen Anwendung auf den Amateurfilm beschränkt ist, übergehen *1).

*1) Aus dem gleichen Grund gehen wir auch auf das Kodachrome-Verfahren, das bis jetzt (1943) nur als Amateur-Umkehrfilmverfahren vorliegt, nicht ein.

Einen Überblick über den gesamten Agfacolor-Prozeß gibt Abb. 53. Die Aufnahme erfolgt auf einem Film, der übereinander die drei Farbauszugsschichten trägt; Agfacolor ist also in der Aufnahme ein reines Farbsiebverfahren.

Bei der Entwicklung entstehen primär Silberbilder, aber zugleich auch Farbstoffbilder; die Silberbilder werden entfernt, nur die Farbstoffbilder werden weiter verwendet. In der oberen Schicht ist das Bild aus gelben Farbstoffen aufgebaut, in der mittleren aus purpurfarbenen, in der unteren aus blaugrünen.

Zum Kopieren wird ein ebensolcher Dreischichtenfilm verwendet, dementsprechend übertragen sich die Negativfarbauszüge in die ihnen nach Farbempfindlichkeit zugeordneten Schichten des Positivfilms, der nach der Entwicklung ebenfalls unmittelbar ein farbiges Bild liefert.

Wir legen an dieser Stelle weniger Wert darauf, daß der Leser diese Vorgänge schon im einzelnen versteht (das werden wir im Dritten Hauptteil nachholen), als darauf, daß er das charakteristische Merkmal des Agfacolor-Verfahrens erfaßt: der Agfacolor-Negativfilm liefert bei der Entwicklung unmittelbar ein farbiges Bild, von dem ohne weiteres auf Agfacolor-Positivfilm eine farbige Kopie hergestellt wird, die für subtraktive Farbwiedergabe geeignet ist.

Insoweit hat das Agfacolor-Verfahren eine scheinbare Ähnlichkeit mit dem Dufaycolor-Verfahren, das ebenfalls unmittelbar farbige Negative und ohne weiteres projektionsfähige Positive liefert. Während aber Dufaycolor sich für die Aufnahme der Farbspaltung bedient, verwendet Agfacolor die Farbsiebung, und während bei Dufaycolor die Wiedergabe additiv erfolgt, geschieht dies bei Agfacolor subtraktiv.
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II 4. Vergleichende Gegenüberstellung der hauptsächlichen Farbfilmverfahren

Bevor wir diesen Teil des Buches abschließen und uns der speziellen Betrachtung des Agfacolor-Verfahrens zuwenden, wollen wir durch eine kurze vergleichende Betrachtung der hauptsächlichen Farbfilmverfahren eine Nutzanwendung zu ziehen versuchen.

Die große praktische Bedeutung einer solchen vergleichenden Gegenüberstellung der hauptsächlichen Farbfilmverfahren besteht darin, daß nur sie die Grundlage für eine objektive Wertung und Abwägung der Aussichten zur Verwirklichung jedes Farbfilmverfahrens gibt. Insofern ist dieses Kapitel nicht nur für den Techniker, sondern auch für den Geldgeber von neu auszuarbeitenden Farbfilmverfahren bestimmt.

Im Vergleich zum Schwarzweißfilm verlangt jedes Farbfilmverfahren unweigerlich einen höheren technischen Aufwand. Setzen wir einmal in erster Annäherung den technischen Aufwand bei jedem Farbfilmverfahren in seiner Gesamtheit als gleich groß voraus, wobei wir unter „technischem Aufwand" alle technischen Maßnahmen von der Rohfilmherstellung bis zum Projizieren des farbigen Bildes auf die Theaterleinwand verstehen.

Wir unterteilen den gesamten technischen Aufwand weiterhin auf die Untergruppen:

a) Rohfilmherstellung für die Aufnahme
b) Aufnahmeeinrichtungen
c) Bearbeitung in der Kopieranstalt
d) Rohfilmherstellung für die Wiedergabe
e) Wiedergabeeinrichtungen im Theater

und veranschaulichen in Abb. 54, linke Hälfte, für die hauptsächlichen Farbfilmverfahren, wie es mit dem technischen Aufwand in diesen Untergruppen im Vergleich zum Schwarzweißfilm steht.

Je höher sich die Fläche über die Grundlinie erhebt, desto größer ist der technische Aufwand einzuschätzen. Es ist klar, daß es sich dabei um eine subjektive Schätzung handelt, die nur eine Vorstellung von der Verteilung der technischen Schwierigkeiten liefern soll.

Wir erkennen, daß es alle Variationsmöglichkeiten gibt: Der technische Aufwand kann auf zwei, drei, vier oder alle fünf Untergruppen verteilt sein. Für die Praxis am unangenehmsten ist es, wenn die Wiedergabeeinrichtungen besondere Aufwendungen erfordern, da es sich hier um eine sehr große Zahl von Apparaten, die zu ändern sind, handelt.

Die Verfahren, die in Spalte e höheren Aufwand als Schwarzweißfilm verursachen, gehen also von vornherein mit einem Nachteil ins Rennen. Unbeliebt sind auch Änderungen an den Aufnahmeeinrichtungen (Spalte b), weil jede vom Schwarzweißfilm abweichende Konstruktion und Bedienung der Aufnahmekamera eine Erschwerung und Verteuerung des Atelierbetriebs mit sich bringt. Verfahren ohne besondere Ansprüche in dieser Spalte werden sich daher leichter praktisch einführen lassen als die andern. Besondere Maßnahmen in der Kopieranstalt (Spalte c) können dagegen leichter in Kauf genommen werden.
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Die Kopieranstalt für Farbfilme

Die Kopieranstalt ist ohnehin als technischer Betrieb anzusehen, dem ein erhöhter Aufwand für den Farbfilm schon zugemutet werden kann. Allerdings bedeutet großer Aufwand an dieser Stelle in der Regel auch größeren Zeitbedarf für die Farbfilmherstellung.

Dies kann insbesondere den Produktionsablauf eines Farbfilms empfindlich stören, wenn etwa die Musterkopien nicht innerhalb 24 Stunden geliefert werden können. Schließlich bleibt noch übrig, daß die Schwierigkeiten hauptsächlich auf die Rohfilmherstellung verlagert werden (Spalte a und d).

Es leuchtet nach dem vorher Gesagten ein, daß dies eine vorzügliche Lösung sein muß; die Untergruppen b und e bleiben gänzlich unbetroffen, die Untergruppe c wird nur mäßig berührt. Vom Standpunkt des anwendenden Filmtechnikers, dessen Aufgabengebiet von der Aufnahme im Atelier bis zur Wiedergabe im Theater reicht, ist es geradezu die Lösung, denn sie verlagert den Hauptteil der Farbfilmschwierigkeiten sozusagen außer Haus.

Dies ist auch ökonomisch eine ausgezeichnete Lösung: Jeder Ateliertag kostet Zehntausende von Mark; die paar hundert täglich gedrehten Meter Film stellen also eine äußerst wertvolle Investition dar.

Die Rohfilmherstellung und der Verarbeitungsprozeß

Je schwieriger ein Verarbeitungsprozeß ist, desto mehr Fehlerquellen hat er. Muß man also mit dem die Aufnahmen bereits tragenden Film umständlich manipulieren, um zum farbigen Bild zu kommen, so setzt man damit die wertvollen Aufnahmen allen diesen Verarbeitungsfehlerquellen aus.

Sind dagegen die technischen Schwierigkeiten der Farbfilmherstellung im wesentlichen bereits bei der Fabrikation des Rohfilms, also noch bevor der Film bebildert (belichtet) wurde, überwunden worden, so verringern sich damit die Fehlerquellen, denen der Film nach der Belichtung ausgesetzt werden muß. Dabei ist vorausgesetzt, daß die bei der Rohfilmherstellung auftretenden Fabrikationsfehler durch eine sorgfältige Kontrolle entdeckt werden können, so daß also ein völlig einwandfreies Filmmaterial zur Aufnahme verwendet wird.

Man kann demnach erwarten, daß Farbfilmverfahren, die auf vielen oder sogar allen Teilgebieten der Filmherstellung zusätzliche Schwierigkeiten machen, es schwerer haben werden, sich praktisch durchzusetzen, als solche, die nur wenige Teilgebiete beanspruchen.

Die Bewertung der Ergebnisse

Diese vergleichende Betrachtung würde unvollständig sein, wenn nicht außer den Schwierigkeiten auch die Ergebnisse der verschiedenen typischen Verfahren untereinander verglichen würden.

Für die Bewertung der Ergebnisse haben wir in Abb. 54, rechte Hälfte, drei photographisch be: sonders wichtige Größen zugrunde gelegt, nämlich die Schärfenzeichnung des projizierten Bildes (Spalte a), das mögliche Auftreten von Deckungsfehlern und Farbsäumen (Spalte b) und die Helligkeit des Projektionsbildes (Spalte c).

Die Bewertung dieser drei Größen ist auch hier im Verhältnis zum Schwarzweißfilm angegeben. Das heißt also z. B., daß bei Technicolor die Schärfenzeichnung etwas schlechter ist als beim Schwarzweißfilm, daß ferner die Gefahr der Deckungsfehler vorhanden ist, während die Projektionshelligkeit der vom Schwarzweißfilm gleicht.

Dagegen ist z. B. das Francitaverfahren in allen drei Punkten dem Schwarzweißfilm stark unterlegen, wie aus den großen roten Flächen hervorgeht. Das Agfacolorverfahren indessen erreicht in allen drei Bewertungspunkten den Schwarzweißfilm; es zeichnet sich dadurch vor allen anderen Verfahren aus.
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Eine Art von technischer Bilanz

Abb. 54 stellt eine Art von technischer Bilanz der typischen Farbfilmverfahren dar, wobei die linke Hälfte die Sollseite, nämlich den technischen Aufwand, und die rechte Hälfte die Habenseite, nämlich das technische Ergebnis, bedeutet, und zwar beide im Vergleich zum normalen Schwarz-weiß-verfahren dargestellt.

Die Habenseite der Bilanz weist allerdings „rote Zahlen" auf, das heißt, sie ist negativ, sobald die Beurteilungsgrößen von den entsprechenden Schwarzweißwerten überhaupt abweichen. Das ist darin begründet, daß selbstverständlich kein Farbfilm etwa ein helleres Bild oder weniger Deckungsfehler liefern kann als der als Vergleichsbasis dienende Schwarzweißfilm.

Aus dieser Bilanz kann man allerlei herauslesen, z.B. daß ein großer Aufwand ein besseres Ergebnis liefert als ein kleiner Aufwand, wie z. B. der Vergleich Agfacolor-Francita zeigt. Dies ist zwar eine Trivialität, dennoch hat sie sich auf dem Farbfilmgebiet noch nicht allgemein durchgesetzt.

Ferner, daß ein großer Aufwand allein noch keinen Erfolg verbürgt, er muß auch an den richtigen Teilgebieten eingesetzt sein (vergleiche Agfacolor-Dufaycolor); ferner, daß die additiven Wiedergabeverfahren (Siemens, Dufay, Francita) sämtlich eine schlechtere Bilanz aufweisen als die subtraktiven Verfahren (Agfacolor, Technicolor, Pantachrom); ferner, daß das Agfacolor-Verfahren unter allen Wettbewerbern weitaus an der Spitze liegt.

Es ist selbstverständlich, daß für diese Gegenüberstellung die Bewertung verschiedenartiger Vor- und Nachteile nur qualitativ erfolgen kann. Trotzdem genügt die Genauigkeit der Angaben, um die wesentlichen Unterschiede deutlich aufzuzeigen.

Ein Kriterium fehlt - die Güte

Der Leser vermißt vielleicht in Abb. 54 eine Spalte „Güte der Farbwiedergabe", denn schließlich scheint es das erste Kriterium eines Farbfilmverfahrens zu sein, „wie die Farben kommen".

Tatsächlich jedoch ist dies das unwichtigste Merkmal für eine strenge und objektive Abwägung der Aussichten der verschiedenen Farbverfahren. Mit etwas paradoxer Übertreibung läßt sich behaupten, daß die Farbgüte bei allen Verfahren gleich groß werden kann, wenn nur die für jedes Verfahren spezifischen Arbeitsbedingungen genügend streng gehandhabt werden.

Bei einzelnen Verfahren würde dabei allerdings ein in der Praxis undurchführbar hoher technischer Aufwand getrieben werden müssen. Gerade unter der - theoretischen - Voraussetzung gleichwertiger Farbergebnisse bei allen Verfahren erweist sich unsere technische Bilanz als stichhaltig.

Tatsächlich hat auch die Praxis gezeigt, daß keine noch so bestechende Farbgüte ein Verfahren durchzusetzen vermag, dessen photographische Habenseite, gemäß Abb. 54, rechte Hälfte, nicht in Ordnung ist, während selbst eine im Anfang wirklich bescheidene Farbtreue dennoch die sofortige praktische Einführung eines Verfahrens nicht verhindert, dessen Habenseite in der technischen Bilanz günstig ist.

Gute Schärfenzeichnung, Freiheit von Deckungsfehlern und große Helligkeit des projizierten Bildes sind vom Ergebnis her gesehen die wirklich ausschlaggebenden Faktoren auch beim Farbfilm.
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