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Historisches Wissen (Kino) aus den Jahren 1954 bis 1958

Diese Artikel stammen aus den Blütejahren des deutschen Kinos etwa ab 1952 bis 1958, als das neue deutsche ARD Fernsehen (schwarz/weiß) die ersten Gehversuche startete und die bereits farbige Kinowelt einen neuen Konkurrenten entdeckte.

Die Vorbereitungen

Nachdem ein Filmstoff zu einem Drehbuch umgearbeitet ist und die Rollen besetzt sind, kann ein Organisationsplan für alle mit der Aufnahme und Fertigstellung des Films zusammenhängenden Arbeiten aufgestellt werden.

Im Gegensatz zum Fernsehen, bei dem bei der Live-Sendung die Aufnahme zeitlich und örtlich dem Handlungsablauf folgt, werden bei der Filmproduktion die Szenen mit gleichem Handlungsort zusammengefaßt; die zugehörigen Dekorationen werden - oft mit beträchtlichem Aufwand - getrennt aufgebaut und alle hier spielenden Szenen, unabhängig von ihrer zeitlichen Folge im endgültigen Film, nacheinander aufgenommen.

Es ist offensichtlich, wieviel mehr Sorgfalt in der Vorbereitung - bei entsprechend hohen Kosten und großem Zeitaufwand, aber auch mit dem Erfolg höchster Perfektion des Endproduktes - diese Praxis erlaubt. Wenn die Dekorationen fertig sind und die Szenenbeleuchtung aufgebaut ist, wird der Ablauf der Szene von den Schauspielern mit dem Kameramann und dem Tonmeister zusammen in sorgfältigen Proben einstudiert. Sind die Proben beendet, so folgt unmittelbar die Aufnahme der geprobten Szenen. Nach dem Zeichen "Achtung, Aufnahme" gibt die Regie das Kommando "Kamera ein".

Zunächst tritt nun der "Klappen-Mann" mit der "Synchronklappe" vor die Kamera, ruft für die Tonaufzeichnung die auf der Klappe aufgeschriebene Szenennummer des Drehbuches und schlägt dann die Klappe zu. Hierdurch wird eine eindeutige Synchronmarkierung auf dem Bildfilm und auf dem Tonstreifen bewirkt. Alsdann beginnt der Handlungsablauf der Szene.

Der Ton für Playback und Nachsynchronisation

Kameramann und Tonmeister führen mit ihren Assistenten die vorher verabredeten Kamera und Mikrophonbewegungen durch und beobachten scharf, ob der Ablauf den Vereinbarungen während der Proben entspricht. Zur Sicherheit oder auch zur Ausmerzung von unterlaufenen Fehlern wird dieselbe Einstellung stets noch einmal gedreht.

Die Tonkontrolle ist bei Magnetfilmläufern schon während der Aufnahme möglich. Die Bildfilm-Kamera ist für Tonfilmaufnahmen stets (nein : meist) hinreichend geräuscharm ausgeführt. Da dies bei der Ton-Kamera meist nicht der Fall ist, so wird sie entweder in einer schalldichten Tonbox oder außerhalb des Studios aufgestellt.

Für die Bewegung des Mikrophons werden oft geräuscharm arbeitende Mikrophongalgen benutzt. Trotzdem ist es oft schwierig, einen Schauspieler, der sich durch die Dekoration bewegt, mit dem Mikrophon einwandfrei zu verfolgen. In solchen Fällen bedient man sich des Playback-Verfahrens oder der Nachsynchronisation.

Bei der Playback-Technik wird der zum Bild gehörige Ton vor der Bildaufnahme unter günstigen akustischen Bedingungen aufgenommen und während der Bildaufnahme dem Darsteller durch Lautsprecheranlage zugespielt. Dieser spricht bzw. singt dann synchron zum Lautsprecherklang seine Partie mit den richtigen Mundbewegungen und Gesten, ohne daß seine akustische Produktion verwertet wird. Es handelt sich also um eine Arbeitsteilung zwischen Wort bzw. Gesang und Darstellung zum Zweck eines optimalen Gesamtergebnisses.

Beim Nachsynchronisierverfahren erfolgt die Tonaufnahme erst nach der Fertigstellung des Bildstreifens. Der Schauspieler muß in einem Studio zu dem ihm vorgeführten stummen Bildstreifen die zu den Lippenbewegungen passenden Worte sprechen bzw. singen.

Sowohl Playback als auch Nachsynchronisation werden heute insbesondere für musikalische Szenen angewendet, die letztere vor allem für fremdsprachige Versionen. Bevor die Dreharbeiten weitergehen, werden in der Nacht Kopiermuster hergestellt und vom Regisseur, Produktionsleiter usw. kritisch beurteilt. Erst auf Grund dieses Befundes wird entschieden, ob die Dekorationen der betreffenden Szene abgebaut werden können.

Der Werdegang des Tons bis zur Kino-Kopie

Die angefallenen Musterkopien werden am Schneidetisch zunächst komplexweise zusammengesetzt. Hier erweisen die Synchronmarkierungen der "Klappe" ihren Wert für die Zuordnung zwischen Bildstreifen und Tonstreifen. Auf ersterem ist nämlich durch dieses einfache Verfahren eine sichtbare, auf letzterem eine hörbare, genau definierte Gleichzeitigkeitsmarke aufgebracht worden, von welcher ab für beide Streifen wegen des Synchronantriebes der Kameras der Gleichlauf erhalten bleibt. Ziel des Filmschnittes ist, die ohne Rücksicht auf richtige Reihenfolge gedrehten Filmabschnitte so zusammenzusetzen, daß die verschiedenen Einstellungen entsprechend der künstlerischen Konzeption aufeinanderfolgen.

Übergänge durch Blenden oder Trickkopierungen werden hierbei oft als gestaltende Mittel benützt. Ein wichtiger Teil der Schnittmontage ist die Tonbearbeitung. Die im Atelier aufgenommenen Magnettonstreifen müssen synchron zum Bild angelegt, zusätzlich Geräusch und Musikbänder zusammengestellt und angepaßt werden. Die "Cutterin" überwacht außerdem die notwendig werdenden Nachsynchronisationen und das Mischen aller im Ablauf ihrer Arbeit entstehenden Tonstreifen.

Die Mischung der Tonbänder erfolgt unter Verwendung von perforiertem Magnetfilm und phasenstarr gekoppelten Antriebsgeräten (Anmerkung: wir schreiben 1956) über ein mit tonfrequenten Beeinflussungsgeräten ausgestattetes Mischpult. Das fertige Mischband muß dann mit Hilfe einer Lichtton-Kamera in ein Lichtton-Negativ umgewandelt werden. Dieses wird später, zusammen mit dem Bild, auf der kombinierten Theaterkopie als Lichttonpositiv vereinigt.

Dieser Übergang auf fotografische Tonschrift ist nötig, weil die Lichtspielhäuser für normale Filme nicht über Einrichtungen für magnetische Tonabtastungen verfügen (Anmerkung: wir schreiben 1956 - der 4 Kanal Magnetton kam etwas später).
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Die Tricktechnik beim Film

Die Film-Praxis hat zur Erleichterung ihrer Produktion und zur Herstellung von Effekten eine ganze Reihe von Hilfsmitteln und Trickverfahren durchgebildet. Nachstehend werden die wichtigsten kurz behandelt:

Die Rückprojektion

Die Notwendigkeit, zur Verkürzung der Aufnahmezeiten die Außenaufnahmen im Studio zu drehen, führte zur Herstellung riesiger fotografischer Vergrößerungen (Backgrounds) von Landschaftsbildern, Straßenfluchten, Gebäudeportalen usw. Mit den im Studio gebauten Anschluß-Dekorationen gelingt es, damit den Eindruck der Naturtreue hervorzurufen. Oft werden die Background-Großfotos durch das Rückprojektionsverfahren ersetzt. Hierbei werden Diapositive in Durchprojektion auf eine große Spezialleinwand abgebildet; die Studiodekoration schließt sich an das Projektionsbild an. Von der Seite, die dem Projektor abgewandt ist, wird dann die Spielhandlung aufgenommen.

Solche Dia-Projektionsgeräte benötigen eine sehr hohe Lichtleistung (20 000 bis 30 000 Im) und Kühleinrichtungen zum Schutz der Diapositive. Wenn die "Perspektive" der Rückprojektionsbilder auf dem Bildausschnitt und die Perspektive der Kamera und die Beleuchtung der Vordergrund-Szene der des künstlichen Hintergrundes angepaßt ist, entstehen Aufnahmen von großer Natürlichkeit. Das Rückprojektionsverfahren wurde auch auf bewegte Hintergründe ausgedehnt.

Die Technik der Laufbild-Rückprojektion hat zwar erhebliche zusätzliche Schwierigkeiten zu meistern, erlaubt aber die Darstellung von Handlungsabläufen, die sonst gar nicht oder nur mit großem Aufwand der filmischen Aufnahme zugänglich wären (Anmerkung: wir schreiben 1956).

Während sich die Rückprotechnik noch mit Aufnahmen von Szenen in natürlicher Größe befaßt, hat es die "Real-Trick-Technik" mit Verkleinerungen oder Modellen zu tun. Bei unbelebten Landschaften, Straßenbildern, Gebäude-Komplexen oder ähnlichem lassen sich mit Modellaufnahmen gute Wirkungen erzielen.

Die Modelle und die Realität

Eine Aufgabe der "Real-Trick"-Technik ist auch die Kombination von Modell und Studiodekoration. Das verkleinerte Modell muß so in die Einstellung der Kamera hineingespiegelt werden, daß die Übergangsstelle von Modell und Dekoration nicht erkennbar ist. Bei dieser Art von Trick-Technik muß zuweilen der Zeitfaktor mit berücksichtigt werden. Wenn z. B. ein Hausmodell zusammenfällt, so erfolgt dieser Vorgang wegen der kleinen Abmessungen zu schnell. Zur Kompensation kombiniert man den Modelltrick mit einer Zeitlupenaufnahme und verlangsamt damit den zeitlichen Ablauf so, daß er mit der Wirklichkeit übereinstimmt.

Im Gegensatz zu diesen die Wirklichkeit vortäuschenden Realtricks "zaubert" der Zeichentrickfilm Landschaften, Wesen und Begebenheiten mit künstlerischen Mitteln hervor und ist in seinen phantasievollen Darstellungsmöglichkeiten kaum behindert. Seine Bilder werden als Zeichnungen der einzelnen Bewegungsphasen auf durchsichtigen, mit Paßlöchern versehenen Folien hergestellt. Durch Übereinanderlegen der Folien läßt sich die nächstfolgende Bewegungsphase aus der vorhergehenden durch teilweises Durchzeichnen ableiten!

Für die filmische Aufnahme wird ein Tricktisch mit einer von unten beleuchteten OpalGlasscheibe als Tischplatte und ein Kamera- "Fahrstuhl" benutzt. Die durchleuchteten Folien werden in Einzelbildern nacheinander (zuweilen auch kombiniert) aufgenommen.

Zu den Trickeffekten rechnen auch die Zeitlupen und Zeitraffer-Aufnahmen. Bei der Zeitlupe ist die Bildzahl pro Sekunde bei der Aufnahme größer als bei der Wiedergabe. Das Verhältnis der Bildzahlen ergibt den Zeitdehnungsfaktor. In der wissenschaftlichen Fotografie werden heute Spezialkameras für Zeitlupenaufnahmen bis über 10.ooo Bilder/s benutzt. Mit solchen Aufnahmegeschwindigkeiten läßt sich z. B. die Aufschlagswirkung eines Geschosses auf eine Panzerplatte bequem verfolgen.

Die Zeitraffung arbeitet mit dem umgekehrten Bildzahlenverhältnis, mit Aufnahmegeschwindigkeiten von einem Bild pro Minute oder sogar nur einem Bild pro Stunde. Bei normaler Wiedergabe erscheinen die Vorgänge in entsprechender Zeitraffung. Man kann auf diese Weise das Aufblühen einer Knospe, das mehrere Stunden dauert, auf Sekunden zusammendrängen.

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