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60 Jahre Berichterstattung über Film und Fernsehen
Norbert Bolewskis gesammelte Rückblicke von 1947 bis 2007

1958 - neue Vorführ-Technik im Kino

Bereits in den vergangenen Jahren hatte die filmtechnische Industrie einiges getan, um die Arbeit im Vorführraum zu vereinfachen und zu automatisieren. Da wären einerseits die Xenonlampe zu nennen, die keiner Wartung während der Vorführung mehr bedurfte. Dann wurden — in dieser Auflistung bisher nicht weiter erwähnt — 1800-m-Filmspulen eingeführt, mit denen das ganze Programm einer Filmvorführung bei Normallängen auf zwei Projektoren untergebracht werden konnten.

Zeiss-Ikon ging nun mit seinem Vorführautomaten weiter. Das Unternehmen entwickelte eine Art Schaltwalze mit einem Antriebssystem (Bild 36). Die Schaltwalze hatte Nuten, in die Schaltnocken gesteckt wurden, und die dann als eigentlicher Programmgeber fungierten. Je nach Ausführung der Schaltrolle konnten so auf einfache Art und Weise präzise diverse Geräte automatisch ein- und ausgeschaltet werden.

Dazu gehörten beispielsweise die Saalverdunkelung, der Rampenlichtverdunkler, die Vorhänge-Zugeinrichtung, die Bildwandabdeckung, der Diaprojektor, der Tonbandspieler und anderes, und die Anlage war für jeden Filmprojektor-Vorführraum flexibel einsetzbar.

 

Die Neuzeit kündete sich auch im Bereich der Kinotechnik an. Bereits in anderen Branchen wurden die Röhren durch Transistoren abgelöst. Und auch der Kinotechniker musste über die Technik dieser neuen Bauelemente informiert werden, vor allem was ihren Einsatz in Tonfilmverstärkern anbelangt. Hier war die erste Domäne bei den Transistoren im Bereich der Kinotechnik zu finden.

Eidophor-Verfahren praxisreif

Die Jahresversammlung der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft 1958 in Berlin stand unter dem Eindruck einer fernsehtechnischen Entwicklung von größerer Bedeutung: der Fernsehgroßprojektion. Mit der Praxisreife des Eidophor-Verfahrens war der entscheidende Schritt zur Verwirklichung des beliebig großen Fernsehbildes getan, so zumindest war man der Meinung. Das gipfelte in einem sehr umfangreichen Aufsatz über die Physik und Technik des neuen Eidophor-Projektors. Bei diesem Verfahren wird auf einer dünnen Ölschicht ein Ladungsrelief durch das Fernsehbildsignal erzeugt, das wiederum ein Beugungsgitter erzeugt, mit dem der Lichtstrom einer starken Lichtquelle gesteuert wird.

Die auf der Jahresversammlung der DKG gezeigte erste praxisgerechte Ausführung des Geräts war wesentlich kleiner als ein normaler Filmprojektor. Die große Lichtleistung ermöglichte sogar die Verwendung mattweißer Bildwände ohne starke Richtwirkung. Beim Eidophor-Projektor (Bild 37) ist das Spiegelaggregat mit dem Ölsystem in einer leicht auswechselbaren Kassette montiert. Zur Erreichung einer unbeschränkten Produktions- und der großen Lebensdauer einer Ölfüllung (etwa 5000 Stunden) wurde ein spezielles Ölumlaufsystem entwickelt. Die Bildgröße auf der Ölhaut entsprach 72×54 mm und damit rund 400.000 Bildelementen zu je 1/100 mm2.

Erste Ampex 2" MAZ Anlagen beim SDR

Nachdem in den USA die magnetische Aufzeichnung von Film- und Fernsehbildern nach dem Ampex 2-inch-Verfahren praxisreif erprobt war, sollten solche Geräte auch für den Einsatz in Deutschland angewendet werden. Diese Ampex-Anlagen wurden deshalb bei Siemens & Halske auf die bei uns übliche Zeilennorm umgestellt. Seit November 1956 wurden in den USA insgesamt fünf Ampex- Fernsehbild-Aufzeichnungsgeräte bei CBS in regelmäßigem, täglichem Betrieb getestet. Insgesamt gab es bis 1958 in den USA mehr als 100 serienmäßige Geräte in Fernsehstudios (Bild 38).

Erstes Kugelkino "Cinetarium" in Hamburg

Man war der Meinung, dass das Filmtheater in seiner damaligen Form, trotz Cinema- Scope und Cinerama, in seiner Weiterentwicklung zur Breitwand- und Panoramawiedergabe noch nicht als Endlösung angesehen werden konnte. So gab es denn als neuen Vorschlag das sogenannte Kugelkino "Cinetarium", mit dem der Hamburger Filmproduzent Albert Baltes an die Öffentlichkeit trat. In einem Rund- oder Kugelbau erstreckte sich auf der gesamten Innenfläche eine Bildwand, die sich wie eine Glocke über die Zuschauer wölbt (Bild 39). Die Anordnung der Sitze ist in diesem Rundbau ebenfalls kreisförmig. Die Bildwerfer sind in einem Raum angeordnet, der sich unmittelbar unter dem Kreismittelpunkt des Zuschauerraums befindet.

 

Über einen Spiegel am Projektor wird der über eine Spiegelkugel aufgenommene Film senkrecht nach oben projiziert und trifft auf eine im Theaterraum hängende gleichartige Spiegelkugel, die das Bild auf die umgebende Bildwand reflektiert. Die Aufnahme der im Cinetarium vorgeführten Filme erforderte eine vom Üblichen abweichende Technik der Aufnahme. Die Kamera war so angeordnet, dass ihre optische Achse senkrecht nach oben lief. Über ihr hing eine verspiegelte Kugel, auf deren Unterseite sich das gesamte Rundbild von 360 Grad spiegelt. Dieses verzerrte und seitenverkehrte Bild wurde von der Kamera aufgenommen (Bild 40). Um zu vermeiden, dass Kamera und Bedienung mit auf dem Bild erscheinen, ist auf der Unterseite der Kugel eine kreisförmige Fläche unverspiegelt beziehungsweise schwarz abgedeckt.

Das Sennheiser Mikroport wird gebohren

Eine technische Meisterleistung war das Mikroport, ein Taschensender entwickelt vom Labor W (wie die Sennheiser electronic bis 1958 hieß) in Zusammenarbeit mit dem NDR und erstmals als "drahtloses Mikrophon für Fernsehzwecke" auf der "Großen Deutschen Rundfunk-, Fernseh- und Phonoausstellung" 1957 in Frankfurt vorgestellt und ab 1958 im Handel. Mangels Hochfrequenz-Transistoren arbeitete der Sender noch mit einer Elektronenröhre und benötigte dementsprechend relativ große Heiz- und Anodenbatterien.

Bei guten Bedingungen hatte der Sender bereits eine Reichweite von 100 Metern und eine Sendezeit von fünf Stunden. Der Taschensender konnte außer mit einem handgehaltenen Mikrophon auch mit einem Knopflochmikrophon (heute: Ansteckmikrophon) verwendet werden (Bild41).

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