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überarbeitet von Gert Redlich ab Feb. 2014 - Eigentlich sprechen wir von einer Gazette - Es sind gigantische Textmengen (Buchstaben-Wüsten), die die Autoren der "FI" in den 58 Jahren zusammen getragen haben. Damit das überhaupt vernünftig zu lesen ist, haben wir die Inhalte in jährliche Themengebiete aufgeteilt, die aber nicht in jedem Jahr gleich sind. - Sehr wichtig ist, es wurden alle Informationen, die Texte und die Erkenntnisse genau in der jeweils benannten Woche aufgeschrieben und nicht später ergänzt oder korrigiert.

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FI-1950 / 1.Nov-Ausgabe
Grosshandel mit Fernseh-Geräten.

Mit Sitz in München (Adelheidstr. 28) wurde die E.G.C. - Elektro Gyrophon Company G.m.b.H. gegründet und in das Münchener Handelsregister eingetragen. Gegenstand ist die Erzeugung von und der Grosshandel mit Gegenständen aus den Gebieten der Phono, Radio- und Fernseh-Technik, insbesondere auch der Import und Export dieser Geräte sowie die Verwertung von in- und ausländischen Patenten auf diesem Gebiet. Stammkapital 20.000 DM.

FI-1950 / 1.Nov-Ausgabe
Streiflichter auf die deutsche Produktion.
Die Entwicklungsarbeiten des Elektro-Institutes Bredeneek b. Preetz

Die Elektro-Institut G.m.b.H. (Institut für Elektro-Medizin, Hoch- und Niederfrequenzteehnik) Bredeneek bei Preetz in Holstein hat, wie uns die Gesellschaft mitteilt, unter der Leitung ihres wissenschaftlichen Mitarbeiters Prof. Kroebel vom Institut für angewandte Physik der Universität Kiel die ersten in Deutsehland nach 1945 wieder öffentlich gezeigten Fernsehempfänger.

Insgesamt wurden hier bisher 10 Geräte gebaut, die zum überwiegenden Teil für die Versuchssendungen des NWDR in Hamburg bestimmt waren. "An eine eigentliche Empfängerproduktion ist", so heisst es in der uns gemachten Mitteilung, "in unserem Betrieb nicht gedacht, da wir versuchen, uns lediglich auf Entwicklungen zu beschränken und nur in dem Umfange Fertigungen durchführen, wie es für die Finanzierung einer Entwicklung erforderlich ist." (Wir werden zu gegebener Zeit über die weiteren Entwicklungen der Elektro-Institut G.m.b.H. in Bredeneek berichten).

FI-1950 / 1.Nov-Ausgabe
Streiflichter auf die deutsche Produktion.
Grundig entwickelt Fernseh-Empfangsgeräte.

In einer kürzlieh in der Tagespresse veröffentlichten Meldung hieß es: "Die Grundig-Radio-Werke in Fürth werden Anfang 1951 ihre ersten Fernseh-Apparate auf den Markt bringen. Der Preis für die ersten Modelle wird 2.500 bis 3.000 DM betragen, doch ist zu erwarten, dass mit Anlaufen der Massenproduktion eine erhebliche Preissenkung möglich sein wird ...... Der relativ hohe Preis für Fernsehgeräte ist auf die hohen Preise für Braunsche Röhren zurückzuführen, für die heute in Deutschland 400 DM pro Stück bezahlt werden müssen ..."

Hierzu teilen uns die Grundig Radiowerke G.m.b.H., Fürth, mit: Es trifft zu, dass wir, ebenso wie viele andere Firmen, mit der Entwicklung von Fernsehgeräten beschäftigt sind. Die seinerzeit von der Tagespresse verbreitete Sensationsmeldung, dass wir Fernseh-Geräte für 2.500 DM herstellen, ist eine ausgesprochene Zeitungs-Ente. Der Zeitpunkt, zu dem eine Serien-Fertigung anlaufen kann, ist noch nicht zu bestimmen und hängt ausserdem von der Entwicklung des Sendebetriebes ab.

FI-1950 / 1.Nov-Ausgabe
Streiflichter auf die deutsche Produktion.
Philips baut Fernseh-Empfänger-Fabrik in Krefeld.

Kürzlich war berichtet worden, dass zwischen den Philips-Valvo-Werken und der Stadtverwaltung Krefeld Verhandlungen über den Ankauf eines 7ha grossen Grundstückes schweben. Wie uns jetzt die Hauptverwaltung der Philips-Valvo-Werke in Hamburg mitteilt, sind inzwischen diese Verhandlungen abgeschlossen worden. Die Philips-Valvo-Werke haben ein 17.000qm grosses Grundstück von der Stadtverwaltung Krefeld gekauft. Hier soll eine Fabrik zur Herstellung von Fernseh-Empfängern errichtet werden, die nach ihrer Fertigstellung die Serienfabrikation aufnehmen wird.

FI-1950 / 1.Nov-Ausgabe
Streiflichter auf die deutsche Produktion.
Röhrenwerk Telefunken baut Fernseh-Abteilung aus.

Der vorliegende grosse Auftragsbestand veranlasste das Ulmer Röhrenwerk von Telefunken, seine Belegschaft um mehr als 200 Arbeitskräfte auf 1.322 Personen zu vergrössern. Da die der Entwicklung des Fernsehwesens dienenden Abteilungen ausgebaut werden sollen, wird das Werk umfangreiche, bisher von der Bundesbahn gebrauchte Räumlichkeiten im Ulmer Heereszeugamt übernehmen.

FI-1950 / 1.Nov-Ausgabe
Streiflichter auf die deutsche Produktion.
Stahlbau Rheinhausen baut grossen Fernsehmast für Holland.

Wertvolle Erfahrungen für die Konstruktion von Fernsehmasten:
Der Stahlbau in Rheinhausen erhielt vor einiger Zeit vom holländischen Sender Hilversum den Auftrag, einen Fernsehmast zu konstruieren, der allen klimatischen und technischen Belastungen Stand hält. Dieser Mast wird eine Höhe von 200 Metern haben. Im Gegensatz zu dem fast gleichhohen Sendemast von Mühlacker bei Stuttgart wird dieser Fernsehmast, der in Lopik in der Nähe von Utrecht zur Aufstellung gelangt, über einen Personenaufzug verfügen, mit dem ein Kontrolleur die technischen Einrichtungen bis zum höchsten Punkt nachprüfen kann.

Deutsche Facharbeiter sind in Lopik gemeinsam mit holländischen Facharbeitern gegenwärtig damit beschäftigt, den Riesenmast aus den von Rheinhausen gelieferten Einzelteilen zu montieren. Wenn im November der Lopiker Mast steht, wird der Sender Hilversum mit Versuchssendungen beginnen, die er nach Lopik ausstrahlt. Dort werden sie in einer Empfangskabine, die sich in einer Höhe von 150 Metern am Mast befindet, aufgenommen, zum Umformer- und Verstärkerhaus geleitet und wieder in die Höhe geschickt. Eine 19 Meter hohe Antenne an der Mastspitze wird dann Bild und Wort weiter bis in die Zimmer-Empfangsgeräte in Den Haag, Amsterdam, Rotterdam und Utrecht senden.

Weiter geht es bisher noch nicht, dafür sind neue Masten notwendig. Der Stahlbau Rheinhausen kann zwar kaum mehr als 150.000 DM für die Konstruktion dieses Mastes erhalten, konnte aber wertvolle Erfahrungen auf diesem Spezialgebiet sammeln. Für "Rheinhausen" handelte es sich nicht so sehr um den Exportauftrag, sondern vor allem um Pionierarbeit für die jetzt beginnende Entwicklung des Fernsehens in Deutschland.

FI-1950 / 1.Nov-Ausgabe
US-Aufträge auf Zubehör für Fernseh-Geräte an deutsche Firmen.

Im Zuge der Umstellung der einschlägigen amerikanischen Industrie auf das Rüstungsprogramm, in dem Fernsehgeräte eine erhebliche Rolle spielen, sehen sich amerikanische Fernsehgerätefabriken gegenwärtig veranlasst, Zubehörauftrage in der europäischen Zubehörteile-Industrie zu plazieren. Solche Aufträge wurden nach Holland, Belgien und nach Deutschland in den letzten Wochen in bemerkenswertem Umfange vergeben. Es herrscht jetzt in USA die Tendenz, Zubehörteile für den Bau von Fernsehgeräten aus den europäischen Marshall-Plan-Ländern zu beziehen, wobei die Montage der Apparate in USA vorgenommen wird. Wie wir hören, wurden grössere Aufträge auf Widerstände für Fernsehgeräte an deutsche Firmen, vor allem im Nürnberger Gebiet, erteilt. Es bahnt sieh hier eine Entwicklung an, die nicht nur für die Zubehörindustrie, sondern auch für die im Aufbau befindliche deutsehe Fernsehgeräte-Industrie von Interesse ist, und die eine sorgfältige Marktbeobachtung erforderlich macht.

FI-1950 / 1.Nov-Ausgabe - WIR HÖRTEN und SAHEN:
Die Versuchssendungen des NWDR sind sehr wichtig

Die Versuchssendungen des NWDR in Hamburg bieten Industrie und Handel die wichtige Möglichkeit zur Überprüfung ihrer FS-Empfänger-Typen. Die Industrie wird hierdurch die Gelegenheit gegeben, ihre Empfänger praktisch zu erproben und nach den Erfahrungen zu "trimmen".

Der Handel, insbesondere auch der Grosshandel, kann sich hierbei ein "Bild" von der Qualität und Brauchbarkeit der Empfänger-Muster machen. Verschiedene Handelsfirmen verfügen bereits über ausländische Muster, die sie hier mit den Leistungen deutscher Empfängertypen vergleichen können.

Soweit wir bisher unterrichtet sind, bereiten 12 namhafte deutsche Industriefirmen die Produktion von FS-Empfängern vor, wobei bei einer Reihe von Firmen bereits marktreife Konstruktionen vorliegen.

Nach Errichtung der ersten Fernsehsender steht zu erwarten, dass sich Radiogeräte-Firmen in den Bau von FS-Empfängern verstärkt einschalten und auch mit Serienerzeugnissen an den Markt kommen werden. Wir werden über die Produktionsentwicklung und den Marktaufbau laufend berichten.

Die Rundfunkwirtschaft Interessiert sich auch deshalb stark für das Fernsehen, weil eines Tages der Verkauf von Rundfunkgeräten in Westdeutschland nachlassen wird, sobald der Sättigungspunkt erreicht ist und der Umsatz sich vorwiegend auf die Ersatzquote überalterter Geräte stützen muss.

FI-1951 / 1. Jan.-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Über die hohen Preise der Fernseher

Die "hohen Preise" für FS-Empfangsgeräte gehörten bisher zu den Hauptargumenten der Skeptiker des deutschen Fernsehens. Sie vertraten die Auffassung, dass die sehr teueren Empfangsgeräte im Hinblick auf die beschränkte Kaufkraft einer grösseren Verbreitung des Fernsehens in Deutschland im Wege ständen. Vielfach stützten sich diese Skeptiker auf die Tatsache, dass die ersten, für die Versuchssendungen benützten Empfänger, die im Elektrotechnischen Institut Bredeneek entwickelt wurden, 2.950 DM kosteten. Dabei wurde übersehen, dass es sich hierbei um speziell hergestellte Einzelapparate handelte. Vor einigen Monaten wurde bereits bekannt, dass westdeutsche Gerätefabriken FS-Empfänger für 1.200 DM auf den Markt bringen wollen. Auf der letzten Pressekonferenz beim NWDR konnte nun Programmdirektor Dr. Kleister mitteilen, dass deutsche FS-Geräte-Fabriken ihre Bereitschaft erklärt haben, bis Ende dieses Jahres Empfangsgeräte zum Preis von 500 bis 800 DM auf den Markt zu bringen.
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Herzstück des Fernseh-Empfangsgerätes ist die Braunsche Röhre. Sie allein kostet gegenwärtig in Deutschland noch 180 DM. Ihr Preis ist ein wesentliches Kostenelement bei der Herstellung von Bildempfängern. Es ist nun interessant, dass Frankreich den Preis der Braunschen Röhre bereits auf 65 DM gedrückt hat. Eine stärkere Preisreduzierung für diesen wichtigen Bestandteil des Fernsehempfängers dürfte nach Aufnahme der Serienerzeugung auch bei uns eintreten.
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FI-1951 / 1. Jan.-Ausgabe
Rundfunk-Fernsehgesellschaft in Hamburg

Als erstes Unternehmen in Deutschland, das sich mit dem Handel, der Montage und der Reparatur von Fernsehgeräten befasst, wurde kürzlich in Hamburg die Rundfunk-Fernseh-Gesellschaft gegründet. Gegenstand des Unternehmens ist auch Export und Import von Fernsehgeräten. Die Firma übernimmt die Anfertigung von Spezialmöbeln für Fernsehanlagen nach Wünschen des Käufers. Vorhandene Rundfunkgeräte, Musikschränke und -Truhen können mit Fernseh-Geräten zusammengebaut werden. Als spezielles Arbeitsgebiet entwickelt die Firma die Einrichtung von Fernsehanlagen in Hotels, Gaststätten und Kaffeehäusern.

FI-1951 / 2. Jan.-Ausgabe
AUS DER FERNSEHWIRTSCHAFT
Gute Exportaussichten für deutsche Fernseh-Geräte

Von einer Hamburger Export- und Importfirma wird uns mitgeteilt, daß das Interesse des Auslandes für deutsche Fernseh-Geräte nach der 625-Zeilen-Bildnorm verhältnismässig gross ist. Es handelt sich hierbei einmal um Länder, bei denen FPernseh-Versuchssendungen aufgenommen worden sind, zum andern um überseeische Länder, in denen bereits regelmässige Fernsehsendungen durch neu errichtete Sender stattfinden.

Bei dem Unternehmen liegen bereits mehrere ernsthafte Anfragen überseeischer und europäischer Länder vor, die bei einer Lieferungsmöglichkeit zu Sofortabschlüssen führen würden. Ein Land allein will beispielsweise pro Monat ca. 2.000 Geräte abnehmen. Leider liegen noch keine Serienerzeugnisse der deutschen Fernseh-Empfänger-Industrie vor. Die Firma verweist darauf, dass auf dem Gebiet der Fernseh-Geräte ein neuer interessanter und später auch grosser Exportzweig entstehen kann, dass die ausländischen Absatzmärkte aber nicht zu erschliessen sind, wenn nicht auch rechtzeitig exportfähige Erzeugnisse vorhanden sind. Die Sicherung der ausländischen Rohstoffbezüge sei nur möglich, wenn in verstärktem Masse exportiert würde.

Deutsche Geräte jetzt schon ebenbürtig

Soweit sich bisher übersehen lasse, seien die deutschen Fernseh-Geräte in technischer Beziehung den ausländischen durchaus ebenbürtig und dort, wo die 625-Zeilen-Norm zur Anwendung komme, auch preislich konkurrenzfähig.

Eine Voraussetzung für die Aufnahme der Serienfabrikation von Fernsehgeräten durch die deutsche Fachindustrie sei die Aufstellung von Fernsehsendern durch die einzelnen Rundfunkgesellschaften, denn die Preisgestellung für Fernsehgeräte sei sehr wesentlich von der aufgelegten Serienstückzahl abhängig. Eine solche Serienerzeugung hänge aber wiederum von der beschleunigten Aufstellung von Sendern im Inland und von der wachsenden Zahl der Fernsehteilnehmer ab.

Von den Rundfunkgesellschaften hängen gelassen

Die Rundfunkgesellschaften liessen sich aber bei der Entwicklung des Fernsehbetriebes allzusehr von einer schwer übersehbaren "Hauspolitik" leiten und übersähen vollständig, dass es auch eine Fernseh-Wirtschaft von grosser Bedeutung gebe. Diese Fernseh-Wirtschaft könne sehr wohl und vielleicht zu einem sehr viel früheren Zeitpunkt, als Viele heute anzunehmen geneigt seien, schwere Konjunkturrückschläge in der Rundfunkindustrie auffangen und Konjunkturantriebe weiteren Gebieten der Gesamtwirtschaft vermitteln, was auch in sozialpolitischer Hinsicht von nicht zu unterschätzender Bedeutung wäre.

Die Entwicklung der Fernseh-Wirtschaft in USA und auch in England biete in dieser Beziehung eindrucksvolle Beweise. Der NWDR und die übrigen deutschen Rundfunkanstalten sollten in diesem Sonderfall neben ihrer kulturellen Verantwortung auch daran denkten, dass hier wichtige wirtschaftliche und wirtschaftspolitische Interessen im Spiel sind, die nicht ohne Not durch eine allzu bürokratische "Hauspolitik" und verschleppte Entscheidungen gefährdet werden dürfen. Da bisher in der Betrachtung der Fernsehprobleme die Bedeutung einer Fernseh-Wirtschaft kaum erörtert worden ist, haben wir dieser Zuschrift aus Kreisen des Exporthandels Raum gegeben.

Nachfrage nach Fernsehgeräten übersteigt derzeitige Liefermöglichkeit

Die in Hamburg kürzlich gegründete Rundfunk-Fernseh-Gesellschaft ist gegenwärtig mit dem Vertrieb des bisher noch einzigen auf dem deutschen Markt befindlichen Fernseh-Empfänger-Modells, das von Prof. Kroebel, Kiel entwickelt wurde und im Elektroinstitut Bredeneek bei Preetz hergestellt wird, beschäftigt. Das Gerät, das noch in Einzelanfertigung hergestellt wird, kostet 2.950 D-Mark und wird zu den Sendezeiten des Fernsehsenders Hamburg in den Räumen der Rundfunk-Fernseh-Gesellschaft vorgeführt. Wie uns Ing. Kleemann, der Leiter des Unternehmens, versicherte, übersteigt trotz des hohen Preises die Nachfrage die derzeitige recht bescheidene Liefermöglichkeit ganz erheblich.

Eine Anzahl Hamburger Interessenten konnte aber schon mit dem Gerät beliefert werden. Unter andrerem wurde auch die Fernseh-Stube im Alsterpavillon in Hamburg von der Firma eingerichtet. Ing. Kleemann und Prof. Kroebel beabsichtigen gemeinsam in nächster Zeit ein neues Empfängermodell zu entwickeln, das wesentlich kleiner, aber auch erheblich billiger sein soll als das bisher für die Versuchssendungen auf den Markt gebrachte Gerat. Das Unternehmen will auch den Export deutscher Fernsehgeräte in Gang bringen helfen.

FI-1951 / 2. Jan.-Ausgabe
STREIFLICHTER AUF DIE PRODUKTION
Fernseh-Empfänger-Industrie vor wichtigen Entscheidungen

Die bekanntesten deutschen Firmen der. Rundfunkgeräteindustrie arbeiten seit längerer Zeit in ihren Laboratorien und Werkstätten an der Konstruktion von Fernseh-Empfängern. Die Eröffnung der Versuchssendungen beim NWDR gab ihnen die Möglichkeit, ihre Konstruktionen, die bisher nur laboratoriumsmässig geprüft werden konnten, in Hamburg im praktischen Gebrauch zu erproben.

Während die Programm-Übertragungen in die öffentliche Fernseh-Stube im Alsterpavillon (der zum Versuchssender etwas ungünstig liegt) zeitweilig wenig befriedigten, hatten diejenigen Industriefirmen, die ihre Geräte-Erprobungen an günstiger gelegenen Stellen vornahmen, wie uns verschiedentlich versichert wurde, einen ausgezeichneten und störungsfreien Empfang. Die Bildfolgen erschienen scharf und klar.

625 Zeilen - eine gute Entscheidung

Die Firmen, die an diesen praktischen Erprobungen teilnahmen, waren mit ihren Konstruktionen im allgemeinen zufrieden. Die Vertreter einiger Firmen, die auch die Television-Verführungen in Frankreich und England studiert haben, erklärten nach den Hamburger Versuchen, dass die Bildwiedergaben der neuen deutschen Apparate wesentlich besser als das englische 405-Zeilen-Bild und die französichen 441-Zeilen-Sendungen, aber auch nicht schlechter als bei den französischen 819-Zeilen-Empfängern seien.

Eine richtige Geheimniskrämerei

Es besteht Grund zu der Annahme, dass die deutsche Fernseh-Geräte-Industrie, die ihre Konstruktionsarbeiten hinter einem dichten Schleier des Fabrikationsgeheimnisses vorgenommen hat, in diesem Jahr hinsichtlich der Qualität und Ausstattung ihrer neuen Fernseh-Empfänger mit einigen Überraschungen in der Öffentlichkeit aufwarten wird. Wir hatten, wie uns von beteiligter Seite versichert wurde, als erste betriebsfremde Personen Gelegenheit, in einem grossen Unternehmen der Rundfunkgeräteindustrie das Modell einer neuentwickelten Fernseh-Truhe zu sehen. Der Apparat, der in Hamburg praktisch erprobt worden ist und dabei technisch voll befriedigt haben soll, ist ausserordentlich formschön und steht an äußerer Eleganz nicht hinter den ausländischen Modellen zurück. Über die technischen Einzelheiten und den Preis können im Augenblick aus begreiflichen Gründen noch keine näheren Angaben gemacht werden.

Tatsache ist, dass überzeugende, marktreife Konstruktionen in der deutschen Fernsehgeräteindustirie bereits zur Verfügung stehen, dass aber im Augenblick noch keine dieser Industrien in der Lage ist, die Serienfertigung durchzuführen.

Viele warten auf die Richtfunkstrecken

Es gibt eine Anzahl Firmen, die FS-Empfangsgeräte herstellen, die mit einiger Ungeduld darauf warten, dass der Ausbau der Sendeanlagen in Hamburg und Köln nicht verzögert wird, dass der Bau weiterer Sender in Westdeutschland entsprechend den Fortschritten des Baues der Dezimeterlinien der Bundespost rechtzeitig vorbereitet wird und dass auch rechtzeitige, gründliche und ausreichende Vorbereitungen der Programmgestaltung seitens der in Betracht kommenden Rundfunkgesellschaften in Angriff genommen werden.

Solange lediglich Versuchssendungen in Hamburg laufen, ist der Markt noch zu klein, um mit Serienerzeugnissen herauszukommen. Verschiedene grosse Firmen, die FS-Empfängergeräte im Modell hergestellt haben, stehen in den kommenden Wochen vor wichtigen Entscheidungen. Die Aufnahme der Serienerzeugung von FS-Empfängern erfordert erhebliche Neuinvestitionen mit einem finanziellen Aufwand, der auch für kapitalstärkere Firmen ins Gewicht fällt. Die Produktionsanlagen müssen ausgebaut werden, kostspielige Kontrollsender, Mess- und Prüfgeräte beschafft und die Rohstoffe gesichert werden.

(Anmerkung aus 2014: Walter Mayer, der zusammen mit Wolfgang Hasselbach in Frankfurt sein Physik-Diplom abgelegt hatte, ging zu Grundig und baute dort den ersten Fernsehsender.)

Ein Fachkräfte-Mangel ist absehbar

Auch die Auswahl der geeigneten Fachkräfte ist bei dem Mangel an erfahrenen Fernsehtechnikern nicht leicht. Hilfskräfte für die Serienerzeugung müssen angelernt werden usw. Die Unübersichtlichkeit der weiteren Marktgestaltung für Radiogeräte (die auch starke Konjunktur- rückschlagsgefahren für die Radioindustrie in sich birgt) dürfte jedoch ein Antrieb für die echten Unternehmer in der Rundfunkindustrie sein, ihre Entscheidungen zugunsten der Vorbereitung der Aufnahme der Serienerzeugung von FS-Empfangsgeräten bald zu treffen.

Es wird in diesen Kreisen nicht verkannt, dass der rechtzeitige Aufbau einer Fernseh-Wirtschaft im Falle eines Konjunkturrückschlages in der Rundfunkindustrie eine gute Konjunktur-Ausgleichsreserve darstellen kann.

Soweit wir unterrichtet sind, werden noch in diesem Jahr deutsche Fernseh-Empfänger aus Serienerzeugung auf den Markt kommen. Über die Preisgestaltung für diese FS-Empfänger lässt sich noch nichts Zuverlässiges sagen, da die Preise der Fertigerzeugnisse von den in Bewegung befindlichen Preisen für Rohstoffe und Zubehörteile und allgemeinen Kosten mitbestimmt werden.

FI-1951 / 2. Jan.-Ausgabe -Philips Valvo Werke stellen Fernseh-Messgeräte her - Das Lieferprogramm für 1951

Wie uns die Hauptverwaltung der Philips Valvo Werke G.m.b.H. in Hamburg mitteilt, befasst sich die Gesellschaft bereits seit längerer Zeit mit der Entwicklung von Fernseh-Empfängern, sowie mit dem Bau der für die Entwicklung und Fertigung dieser Empfänger erforderlichen Fernseh-Messgeräte.

Das gegenwärtige Fernseh-Messgerate-Lieferprogramm
umfasst Fernseh-Prüfsender, Fernseh-Oszillographen, H-F-Millivoltmeter, Diodenvoltmeter, elektronische Volt-Ohm-mA-Messgeräte und Signalverfolger. Während die Produktion von Fernsehprüfsendern (DM 8.700,-) beim Philips Werk in Hamburg zurzeit bis März ausverkauft ist und neue Aufträge erst wieder ab April geliefert werden können, sind die übrigen genannten Geräte zum Teil sofort ab Lager lieferbar. Für Oszillographen und Millivoltmeter beträgt die Lieferfrist 4 Wochen.

Weitere Messgeräte befinden sich zurzeit noch in der Entwicklung, doch hofft die Gesellschaft, auch diese bereits in einigen Monaten liefern zu können. Es handelt sich hierbei um eine

  • HF-Einheit für Fernsehprüfsender GM 2657 (Lieferfrist etwa 3 Monate), um einen
  • Vier-Kanal-HF-Messender als Zusatzgerät für den Fernseh-Prüfsender (Lieferbeginn Mai 1951),
  • Fernseh-HF-Verteiler (Lieferbeginn Mai 1951),
  • Fernseh-Empfänger-Prüfsender, vor allem für die Serienanfertigung von Fernseh-Empfängern und für die Service-Werkstätten (Lieferbeginn Oktober 1951) und um einen
  • AM-FM-Signalgeneratcr (Lieferbeginn Herbst 1951).

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FI-1951 / 2. Jan.-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Preis-Gerüchte

In verschiedenen westdeutschen Tageszeitungen wurde kürzlich die Mitteilung verbreitet, dass "man" in Westdeutschland von vornherein einen "Volks-Fernseh-Empfänger" zum Preis von 300 bis 400 DM zu schaffen versuche. Wie wir auf Grund einer Umfrage hören, ist in den beteiligten Industriekreisen von solchen unter den gegenwärtigen Verhältnissen als utopisch zu bezeichnenden Plänen nichts bekannt. Die Schaffung eines "Volks-Fernseh-Empfängers" (Anmerkung: bekannt unter der Bezeichnung E1 - es wurden nur 50 Stück produziert und es sind etwa 16 Stück erhalten geblieben) war einmal kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs geplant, doch machten die Kriegsereignisse die Verwirklichung dieser Pläne unmöglich.

FI-1951 / 1. Feb.-Ausgabe
STREIFLICHTER AUF DIE PRODUKTION
Die Rundfunkindustrie und das Fernsehen.

In der Öffentlichkeit ist in letzter Zeit in zunehmendem Masse der Vorwurf laut geworden, dass ein Teil der deutsehen Rundfunkindustrie gegenüber der Entwicklung des Fernsehens eine zögernde, ja, hemmende Haltung einnehme. Theodor Graf von Westarp, zweiter Vorsitzender des Verbandes der Rundfunkindustrie und Geschäftsführer der Philips Valvo Werke Hamburg, äusserte sich nun auf eine Anfrage der "Radio Illustrierten" (Hamburg) zum Problem "Industrie und Fernsehen" wie folgt:

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  • "Gegenüber den Problemen der Sender und Studios ist die Lage der Fernsehgeräte-Industrie vergleichsweise einfach. Fachfirmen stehen für jede einzelne Aufgabe zur Verfügung: Für Aufnahmeapparaturen und Sender, wie auch natürlich für Empfangsgeräte, deren Konstruktion und Fabrikation heute schon nicht mehr zu den Geheimwissenschaften zählt. Lediglieh für die Aufstellung der Fernsehgeräte und ihren Service bedarf es noch der Schulung des Handels, die am besten in der Praxis erfolgen kann. Ist aber einmal die Sender-, Studio- und Programm-Frage gelöst und vor allem die schwierige Finanzierungsfrage (für die die Industrie ihre Unterstützung für den Anfang angeboten hat), so werden genügend und brauchbare Geräte zur Verfügung stehen.
  • Was sie kosten werden? Nun das hängt vor allem von der Serie ab, die aufgelegt werden kann, am Anfang aber für die einfachste Ausführung mindestens so viel wie für einen Spitzensuper.
  • Wann mit der Aufnahme des allgemeinen Sendebetriebes zu rechnen ist? Dies ist in erster Linie eine Frage der Finanzierung, also eine schwierige Frage in einem verarmten Lande. Es ist schwer, jetzt schon prophezeien zu wollen, aber man kann der Hoffnung Ausdruck geben, dass im Frühjahr 1952 ein regelmässiger Fernsehbetrieb bei Vorhandensein von mehreren stärkeren Sendern wohl möglich sein wird."

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Philips baut eine grosse Fabrik für Fernseh-Empfänger

Hierzu ist ergänzend zu bemerken, dass die Philips Valvo Werke eine grosse Fabrik zur Herstellung von Fernseh-Empfängern in Krefeld errichten, - die voraussichtlich Ende dieses Jahres fertiggestellt sein wird. Nach ihrer Fertigstellung soll die Serienfabrikation von Fernsehempfängern aufgenommen werden.

Zu der von Graf Westarp als besonders schwierig bezeichneten Frage der Finanzierung der Aufnahme des allgemeinen Sendebetriebes verweisen wir auf einen interessanten diesbezüglichen Hinweis unseres Hamburger Mitarbeiters in der vorliegenden Ausgabe der "Fernseh-Informationen", Seite 1 und 2, "Finanzierungsquellen für Fernseh-Investitionen".

Fernseh-Empfänger für 300 DM?

In einer Anzahl westdeutscher Tageszeitungen sind kürzlieh Artikel erschienen, in denen behauptet wurde, dass unsere Industrie in absehbarer Zeit imstande sei, Fernseh-Empfänger für 300 DM herzustellen. Die Philips Valvo-Werke in Hamburg nehmen hierzu wie folgt Stellung:

  • "Da bekanntlich amerikanische Rundfunkgeräte sich gegenüber den europäischen immer durch erheblich niedrigere Preise ausgezeichnet haben, wäre es sehr verwunderlich, wenn dies bei den Fernsehgeräten nicht auch der Fall sein sollte. Trotz der riesigen Produktionsziffer - 1950 wurden über 7 Millionen Fernsehgeräte in den USA hergestellt -lag der Preis eines billigen US Fernseh-Tischgerätes bei etwa 250.- Dollar, also rund bei 1.000 DM. Da in Deutschland diese Produktionsziffern nie erreicht werden können, ist wohl kaum anzunehmen, dass es bei dem heutigen Stand der Technik je möglich sein wird, in Deutschland Geräte zum Preise von 300 DM herzustellen.
  • Die Unmöglichkeit eines Preises von 300 DM kann man auch noch auf andere Weise belegen. Man braucht nur ein modernes Fernseh-Gerät zu nehmen und dessen Inhalt mit dem eines billigen Rundfunksuperhets zum Preis von 250 DM zu vergleichen. Man wird dann finden,daß vier- bis fünfmal soviel Röhren, Widerstände und Kondensatoren in einem Fernsehgerät enthalten sind. Dass für einige Teile diese Relation nicht gilt, wird mehr als reichlich aufgewogen durch spezifische Fernsehbauteile, insbesondere die Bildröhre nebst den zu ihrem Betrieb notwendigen Einrichtungen. (Hochspannungserzeuger von 10.000 Volt usw.).
  • Ganz roh wird man den Aufwand bei einem Fernsehgerät auf etwa das Vierfache schätzen müssen gegenüber einem Rundfunkempfänger. Man kommt also auch hier wieder zu der Schlussfolgerung, dass ein solches Gerät insbesondere bei den relativ geringen Stückzahlen zunächst mindestens 1.000 DM wird kosten müssen".

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FI-1951 / 1. Feb.-Ausgabe
STREIFLICHTER AUF DIE PRODUKTION
Verschärfter Wettbewerb in der Rundfunkindustrie.

Wirtschaftliche Notwendigkeit zum Aufbau eines Fernsehgerätemarktes

Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft hebt in seiner am 24. Januar 1951 veröffentlichten Wirtsehaftsübersicht hervor, dass die Oberproduktion an Radiogeräten nur vorübergehend, infolge der schlechten Empfangsverhältnisse und der dadurch notwendig werdenden Anschaffung von UKW-Geräten, "vom Markt aufgenommen" werden konnte. Im übrigen sei künftig mit einem scharfen Ausleseprozess unter den Betrieben zu rechnen.

Einige führende Firmen widmen sich daher mehr und mehr der Entwicklung von Fernsehgeräten; es kann noch im Jahr 1951 mit einem ersten Ausstoss in diesen Geräten gerechnet werden. Dadurch werden sich auch die Exportmöglichkeiten der Elektroindustrie weiter verbessern.
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FI-1951 / 1. Feb.-Ausgabe
WIR SAHEN und HÖRTEN
Filmfirma in München steigt in Filmproduktion ein

Die in München neugegründete "Video-Film G.m.b.H.", die sich ausschliesslich mit der Herstellung von Fernseh-Filmen befasst und über deren ersten Film "München" wir schon berichtet haben, hat nunmehr den ersten Teil der Dreharbeiten zu einem weiteren Werbefilm für den bayerischen Fremdenverkehr abgeschlossen, der den Titel "Fasching und Frühling" trägt. Nach Fertigstellung soll dieser Film über die amerikanischen Television-Sender laufen.

Wie Produktions- und Spielleiter Hans Kuhnke, der schon 1956 beim Berliner Fernsehfunk tätig war und über gute Kenntnis der Fernseherfordernisse verfügt, mitteilte, wird die "Video Film G.m.b.H." demnächst im Auftrag amerikanischer Verleihfirmen mit einer Serie von Musikfilmen beginnen. Zu diesem Zweck sollen mehrere Produktionsgruppen gebildet werden. Die Entwicklung der "Video" ist umso beachtlicher, als sie aus kleinsten Anfängen heraus, ohne Inanspruchnahme staatlicher oder privater Kredite, die Produktion aufgenommen hat.

Waldemar Frank, unter dessen künstlerischer Leitung in Gemeinschaftsarbeit der "Centra Europa Film G.m.b.H." mit der Ondia-Filmproduktion in Berlin einige Fernsehfilme fertiggestellt wurden, erklärte, dass er künftig auch in Wiesbaden in den Filmstudios "Unter den Eichen" Fernsehfilme drehen wolle.
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FI-1951 / 2. Feb.-Ausgabe -
STREIFLICHTER AUF DIE PRODUKTION
Der erste Industrie-Fernsehsender in Bayern.
Grundig-Radio-Werke errichten betriebseigenen Versuchssender.

Die Grundig-Radio-Werke G.m.b.H. in Fürth errichteten in diesen Tagen zur Erprobung der Fernsehempfänger aus der eigenen Fernsehempfänger Produktion des Werkes einen betriebseigenen Fernsehsender. Es ist dies der erste Industrie-Fernsehsender in Bayern. Er wird auf der für Deutschland verbindlichen Norm von 625 Zeilen arbeiten und bereits die neue Wellenlänge von ca. 1,5 Metern verwenden. Der Grundig-Industriesender wird die Rufzeichen

  • DI 2 FB für Bild und
  • DI 2 FC für Ton führen.


Der Sender hat eine Stärke von 100 Watt. - So weit die uns zugegangene Mitteilung der Grundig-Radio-Werke in Fürth. Es ist bekannt, dass die Grundig-Radio-Werke, die gegen Jahresende 1950 eine Monatsproduktion von 40.000 Rundfunkgeräten hatten, sich bereits seit längerer Zeit mit der labormässigen Entwicklung von FS-Empfängern beschäftigten und im wesentlichen auch marktreife Konstruktionen entwickelt haben.

Grundigs erste Fernseh-Truhe

Wir berichteten bereits, dass wir bei den Grundig-Werken Gelegenheit hatten, die erste in diesem Werk hergestellte Fernseh-Truhe zu sehen, die sich durch grosse Formschönheit auszeichnet und die, wenn sie auf den Markt gelangt, für breitere Schichten der deutschen Fernsehinteressenten eine Überraschung bilden dürfte.

Die Grundig-Werke bereiten jetzt mit einer bemerkenswerten Entschlossenheit die Serienproduktion von Fernsehempfängern vor und es ist zu erwarten, dass die Erzeugnisse der ersten Serie noch in diesem Jahr (also 1951) auf den Markt kommen werden. Das erste innerdeutsche Absatzgebiet dürften wohl Hamburg und Berlin bilden. Die weiteren Absatzzentren werden durch den fortschreitenden Bau der Dezimeterbrücken der Bundespost und den entsprechenden Bau neuer Fernsehsender nach und nach gebildet.

Der Feldberg im Taunus ist ein wichtiger Konoten

Bekanntlich sieht die Planung der Bundespost zunächst die beiden Linien Hamburg - Köln und Köln - Frankfurt am Main vor. Der Sender Köln soll nach den Plänen des NWDR noch in diesem Jahr errichtet werden. Wenn die Post Ende 1951 ihren Übertragungsweg bis nach Frankfurt gelegt hat, so soll auch hier - nach den Erklärungen des Intendanten des Hessischen Rundfunks, Eberhard Beckmann - auf dem Feldberg im Taunus ein Fernsehsender errichtet werden.

Damit wäre in grossen Umrissen ein erstes sichtbar werdendes Absatzgebiet für Fernsehempfänger für 1951/52 skizziert.

Die Nachfrage ankurbeln soll der NWDR

Wenn nun der NWDR dazu übergeht, in den kommenden Monaten seinen Versuchssendebetrieb auch hinsichtlich der Programmgestaltung zu intensivieren, so ist damit zu rechnen, dass bereits im Bereich von Hamburg die Nachfrage nach Fernsehgeräten, die schon bisher nicht gedeckt werden konnte, steigen wird.

Darüber hinaus ergeben sich für eine anlaufende Fernseh-Empfänger- Serienerzeugung auch bereits jetzt Export-Chancen, die zur Entwicklung eines neuen Exportzweiges der einschlägigen Industrie führen können. Die zielbewussten Entschlüsse der Grundig-Werke deuten darauf hin, dass man hier auch der Exportfrage grössere Aufmerksamkeit widmen wird.

Alle mussten bislang nach Hamburg fahren

Die Errichtung eines Industriesenders in Fürth ist auch im Hinblick auf eine künftige rationelle Fertigung von Fernseh-Empfängern von erheblicher Bedeutung. Während bisher die im Werk hergestellten Empfangsgeräte nach Hamburg gefahren werden mussten, um dort mit Hilfe des Hamburger Fernseh-Versuchssenders kontrolliert und erprobt zu werden, kann dies jetzt im eigenen Werk geschehen, wobei mit entsprechend schnelleren Fortschritten zu rechnen ist.

(Anmerkung : Gebaut hat diesen Fernseh-Sender der junge Dipl. Phys. Walter Mayer, der spätere Labor-Mayer.)
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Grundig ist in Bayern der innovative Vorreiter

Plötzliche, mehrwöchige Unterbrechungen der Versuchssendungen, wie sie im Januar in Hamburg zu verzeichnen waren, können sich als sehr empfindliche Störungen der Entwicklungsarbeiten der einschlägigen Industrie auswirken. Es mag auch noch andere Gründe für die Notwendigkeit geben, dass sich grosse Industriefirmen von einer nicht immer ganz übersichtlichen "Hauspolitik" von Sendegesellschaften, die der Ansicht sind, dass sie es in der Hand haben, das Tempo der Fernsehentwicklung zu bestimmen, etwas unabhängiger zu machen wünschen.

Für die Entwicklungsarbeiten im Raum von Nürnberg - Fürth wird der Grundig-Versuchssender insofern erhebliche Bedeutung haben, als er wichtige Forschungsarbeiten über die Empfangsund Störungsverhältnisse in diesem Gebiet ermöglicht.

FI-1951 / 2. Feb.-Ausgabe -
Saba-Werke entwickeln Fernseh-Geräte

Die Saba-Werke Villingen haben die wesentlichsten Teile ihrer seit 1945 beschlagnahmten Anlagen von der französischen Besatzungsmacht zurückerhalten. Sie sind seit einiger Zeit mit der Entwicklung von Fernsehgeräten beschäftigt. Die Verwaltung des Unternehmens ist der Auffassung, dass "in absehbarer Zeit" ein FS-Empfangsgerät herausgebracht werden könnte, dessen Preis nach dem heutigen Preisstand etwa 1200 DM betragen würde.

FI-1951 / 2. Feb.-Ausgabe -
Fernsehfilmproduktion in München.

Die unter der Treuhänderschaft des bekannten Filmproduzenten Fritz Thiery stehende "Bavaria Filmkunst G.m.b.H." in München-Geiselgasteig beabsichtigt, wie wir hören, die Produktion von Fernsehfilmen aufzunehmen. Die "Bavaria" hat bereits vor einiger Zeit einen interessanten Fernsehfilm "Die Wochenschau der Tiere" unter der Regie des bekannten Kulturfilm-Fachmannes Herbert Seggelke für die Television in Amerika hergestellt.

Es ist sehr zu begrüssen, dass sich nun auch seriöse Münchener Filmunternehmen der Fernsehfilm-Produktion zu widmen beginnen, die die Gewähr dafür bieten, dass sie künstlerische Zielsetzungen verwirklichen und durch ihre Auslandsverbindungen dem Münchener Fernsehfilm, auch im Ausland zur Geltung verhelfen können.

Wie wir bereits berichteten, produzierte auch die "Video G.m.b.H" in München Fernsehfilme, die in erster Linie über amerikanische Fernseh-Sender laufen sollen. Auch dieses Unternehmen ist als ernsthafter Versuch zu werten, eine Fernseh-Film- Produktion in München bodenständig zu machen.

FI-1951 / 2. Feb.-Ausgabe
Apparatefabrik Metz in Fürth

In der Transformatoren- und Apparatefabrik Metz in Fürth wurde jetzt das Richtfest für einen vierstöckigen Neubau begangen, in dem ein grosszügig ausgebautes Fernseh-Labor eingerichtet werden wird. Nachdem die Radio-Werke Grundig einen Fernsehsender errichten, und sich mit serienmässiger Erzeugung von Fernsehgeräten befassen werden, werden sich in Fürth zwei Betriebe intensiv mit Fernsehproblemen beschäftigen. Das neue Labor der Firma Metz wird bis Mitte April fertiggestellt sein. Auch diese Firma will noch bis Ende dieses Jahres Fernseh-Empfänger auf den Markt bringen.

FI-1951 / 2. Feb.-Ausgabe
Neuer deutscher Fernsehgeräte-Services

Von den Grossfirmen der deutschen Rundfunkindustrie, die sich mit der Entwicklung von Fernsehempfänger befassen, treffen einige gegenwärtig schon Vorbereitungen für den Ausbau eines fabrikeigenen Fernsehgeräte-Services in den Städten und Gebieten, in denen Fernsehsender errichtet werden sollen. Da zunächst nicht mit einem Massenabsatz von Fernsehgeräten zu rechnen ist, dürften diese Service-Zentralen mit ihren speziell ausgebildeten Mechanikern für den Fernsehgeräte-Handel einen wertvollen Rückhalt bilden und die Zeit wirkungsvoll überbrücken, bis auch Rundfunk-Händler und -Mechaniker sich mit der komplizierten Fernsehtechnik vertraut gemacht haben.

Sobald sich das Fernsehen aber zu einer Massenbewegung auswächst, wird aber jeder einzelne Rundfunkhändler selbst im Stande sein müssen, Reparaturen an Fernsehgeräten auszuführen. Es bleibt also noch eine verhältnismässig kurz bemessene "Frist", um die Fernsehtechnik zu studieren und sich mit den Problemen eines Fernseh-Service vertraut zu machen. Für den Herbst 1951 sind von einigen Firmen schon nicht allzu teuere Fernseh-Messender und sonstige für ein Fernseh-Service unentbehrliche Messgerate zu tragbaren Preisen angekündigt worden.

Neben Hamburg, Berlin, Hannover werden auch die westdeutschen Gebiete sehr bald in den Bereich des praktischen Fernsehens gelangen und Marktgebiete für die Fernsehwirtschaft werden. In diesen Gebieten wird es auch zur Errichtung von Fernsehstuben kommen. Die Einrichtung und Ausstattung solcher Fernsehstuben - in erster Linie in Gaststätten dürfte zur Entwicklung eines neuen Berufszweiges in der Fernsehwirtschaft führen.

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