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überarbeitet von Gert Redlich ab Feb. 2014 - Eigentlich sprechen wir von einer Gazette - Es sind gigantische Textmengen (Buchstaben-Wüsten), die die Autoren der "FI" in den 58 Jahren zusammen getragen haben. Damit das überhaupt vernünftig zu lesen ist, haben wir die Inhalte in jährliche Themengebiete aufgeteilt, die aber nicht in jedem Jahr gleich sind. - Sehr wichtig ist, es wurden alle Informationen, die Texte und die Erkenntnisse genau in der jeweils benannten Woche aufgeschrieben und nicht später ergänzt oder korrigiert.

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FI-1950 / Dez-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Über Dr. Kurt Wagenführ, Hamburg

Dr. Kurt Wagenführ, Hamburg, hält seit 1948 regelmässig in jedem Semester als Lehrbeauftragter für Rundfunk und Fernsehen an den beiden Universitäten Hamburg und Münster einen "Arbeitskreis für Fernseh-Rundfunk" ab. In diesem Arbeitskreis werden alle Fragen der Organisation, der Entwicklung, der Programmgestaltung (ausser rein technischen Fragen) behandelt. Der Arbeitskreis tritt in Hamburg Mittwochs, in Münster jeweils Dienstags zusammen. Dieses Kolloquium ist eine Fortsetzung der gleichen Arbeit, die von 1940 bis 1944 im "Institut für Rundfunkkunde und Fernseh-Rundfunk" an der Universität von Dr. Wagenführ geleitet wurde.

FI-1950 / Dez-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Hanns Farenburg wird Oberspielleiter

Die deutsche Fernseh-Erfahrung reicht von den ersten öffentlichen Fernsehsendungen der Welt 1934 in Berlin bis 1944, als der Sendebetrieb abgebrochen werden musste, erklärte der jetzt zum Oberspielleiter des Fernsehstudios des NWDR berufene "alte Fernsehhase" Hanns Farenburg, bevor er Berlin verliess, um sich auf seinen neuen Posten nach Hamburg zu begeben. Er teilte mit, dass sogar mit farbigen Fernsehsendungen seinerzeit in Berlin erfolgreiche Versuche gemacht wurden. Die Versuche mit dem Farbfernsehen dürften, wie Farenburg weiter erklärte, in absehbarer Zeit in Westdeutschland weitergeführt werden.

FI-1951 / 1. Jan.-Ausgabe - WIR SAHEH UND HÖRTEN
Interview mit Bundeskanzler Dr. Adenauer

Bundeskanzler Dr. Adenauer stellte sich zum ersten Mal einer Fernseh-Aufnahme, die von der amerikanischen Rundfunk-und Fernsehgesellschaft CBS Columbia Broadcasting Corporation gemacht wurde. Die Aufnahmen wurden im Arbeitszimmer Dr. Adenauers im Bundeskanzleramt gedreht. In einer kurzen Ansprache dankte der Bundeskanzler dem amerikanischen Volk für die Unterstützung zur Linderung der deutschen Not, wobei insbesondere den Ostvertriebenen, Ausgebombten und Kriegsheimkehrern geholfen worden sei. Die Fernseh-Übertragung wurde während der Weihnachtstage in den USA gesendet.

FI-1951 / 2. Jan.-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Bayern - Dr. Dieter Sattler

Der bisherige Staatssekretär im Bayerischen Kultusministerium, Ministerialdirektor Dr. Dieter Sattler, wurde in der ersten Sitzung des Bayerischen Rundfunkrates zum Vorsitzenden des Rundfunkrates gewählt. Dr. Sattler erklärte in seiner Einführungsrede, daß er sein besonderes Augenmerk auf den Ausbau des Ultra-Kurzwellen-Betriebes in technischer wie künstlerischer Beziehung richten und seine besondere Aufmerksamkeit auch der Vorbereitung eines Fernseh-Funks beim Bayerischen Rundfunk zuwenden werde. In einer persönlichen Unterredung erklärte uns Ministerialdirektor Dr. Sattler, dass die sich anbahnende Entwicklung im deutschen Fernsehen auch für den Bayerischen Rundfunk von besonderem Interesse sei. Konkretes über die zu treffenden Vorbereitungen könne zurzeit noch nicht gesagt werden, da er erst einmal das für ihn noch neue Problem eingehend studieren müsse. Die weltgewandte, unbürokratische und den schonen Künsten zugewandte Persönlichkeit des neuen Vorsitzenden des Bayerischen Rundfunkrates lässt erhoffen, daß nun auch in München die Vorbereitungen für das Fernsehen in der Form getroffen werden, wie sie für die spätere Aufnahme des Sendebetriebes erforderlich sind. Die Mitglieder des Rundfunkrates sollten aber, ehe sie Entscheidungen über grundlegende Investitionen treffen, sich mit den wichtigsten Voraussetzungen für den Aufbau eines Fernsehdienstes vertraut machen, denn allzuleicht können hier schwerwiegende Fehlinvestitionen entstehen, die die Fernsehentwicklung in Bayern eher hemmen als fördern würden.

FI-1951 / 1. Feb.-Ausgabe
WIR SAHEN und HÖRTEN
Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer

In seinem Amtsgebäude in Bonn wurde Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer für eine Television-Sendung der amerikanischen NBS-Gesellschaft von der Fernseh-Kamera aufgenommen. Dreissig Minuten lang wurde der Bundeskanzler von den Kameraleuten in die günstigste Bildposition manövriert. Der Bundeskanzler äusserte sich im Rahmen dieser amerikanischen Fernsehaufnahmen auch zu aktuellen Tagesfragen. Nach einem Beschluss des Organisationsausschusses des Bundestages soll ein Film im Bundestag gedreht werden, der die Arbeit des Bundestages veranschaulichen soll. Der Film, dessen Spieldauer höchstens 15 Minuten beträgt, und der 40.000 DM kosten wird, soll auch von Fernsehsendern übernommen werden.

FI-1951 / 2. Feb.-Ausgabe - AUSLAND
Neuer Direktor der "Telfevision Francaise".

In die Direktion der Pariser Television wurde der Leiter des französischen Rundfunksenders "Radio-Marocco", Jean Arnaud aus Rabat berufen. Ihm soll es unter anderem obliegen, die Verbindungen zur französischen Elektro-Industrie besonders zu pflegen.

FI-1951 / 1.März-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Prof. Dr.Dr. Rukop im Ruhestand

Das Vorstandsmitglied der Telefunken-Gesellschaft für drahtlose Telegraphie und Chef des Ulmer Röhrenwerkes, Prof. Dr.Dr. Rukop ist in den Ruhestand getreten. Sein Nachfolger in der Leitung des Ulmer Werkes wurde das bisherige Vorstandsmitglied der AEG, Dr.Ing. Hans Heyne. Prof. Dr.Dr. Rukop wurde im August letzten Jahres von der Technischen Hochschule Braunschweig wegen seiner Verdienste um die Entwicklung der Elektronenröhre zum Ehrendoktor ernannt. Als Wissenschaftler ist Prof.Dr.Dr. Rukop einer der Pioniere auf dem Gebiet der drahtlosen Telegraphie. Er ist mit Unterbrechung seit 1914 mit der Telefunken-Gesellschaft verbunden. Der sehr rüstige 68jährige dürfte zweifellos auch weiterhin seine reichen Erfahrungen der wissenschaftlichen Entwicklung und seiner Firma zur Verfügung stellen.

FI-1951 / 2.März-Ausgabe
Irene Koss und Johanna Wiechmann

Von etwa 60 jungen Schauspielerinnen hat Hanns Farenburg zwei für das Fernseh-Team des NWDR ausgewählt, die die ersten deutschen Fernseh-Sprecherinnen der Nachkriegszeit sind.

Diese Ansagerinnen sind Irene Koss und Johanna Wiechmann. Irene Koss kommt von den Hamburger Kammerspielen, während Johanna Wiechmann, die ihre schauspielerische Ausbildung in München erhielt, vom Deutschen Schauspielhaus kommt.

FI-1951 / 2.März-Ausgabe

Die Universität München beabsichtigt,in Rahmen ihres Zeitungswissenschaftlicher Instituts ein Fernseh-Seminar ins Leben zu rufen. Leiter dieses Seminars, in dem in 14tägiger Folge Fernseh-Sachverständige über Fragen der Fernsehpublizistik und der Programmgestaltung dozieren sollen, ist Prof. Dr. Karl d'Ester.

FI-1951 / 1.April-Ausgabe
Porträts deutscher Fernsehgestalter (1).
H. J. Hessling

Mit der nachstehenden Porträtskizze beginnen wir eine Artikelserie, die den Persönlichkeiten gewidmet ist, die sich in der Nachkriegszeit um die Neuentwicklung des deutschen Fernsehwesens besonders verdient gemacht haben. - H. J. Hessling -

Sein Name ist wenig genannt worden.

Zwischen 1945 und 1948 hielt ein Mann den kaum noch sichtbaren Faden der deutschen Fernsehentwicklung in seinen Händen: Es war H. J. Hessling. Sein Name ist wenig genannt worden; er wünschte es nicht, und bisweilen ist es auch gut gewesen, manches in der Abgeschiedenheit eines kleinen Büros zu bewahren und zu pflegen, ohne daß die Fenster für zu neugierige Augen offen standen. Die behutsame und leise, aber ebenso energische wie geschickte Haltung Hesslings hat sich dabei immer bewährt.

Hessling wurde 1914 in Stralsund geboren, wo er auch die Oberrealschule besuchte, bis er Kaufmann in Stettin und später in Berlin wurde. 1938 trat er zur Forschungsanstalt der Deutschen Reichspost über und bereitete dort die Gründung der Reichspost-Fernseh G.m.b.H. organisatorisch und rechtlich vor. Ein Jahr später war er Prokurist dieser Gesellschaft und als solcher mit Verwaltungsfragen, aber auch mit allen Angelegenheiten der Reportage- und Aufnahmetechnik sowie mit dem Aufbau der Großbildstellen in Berlin (Linkstraße und Turmstraße) befaßt. Auf den Namen des Kaufmanns Hessling laufen seit dieser Zeit eine Reihe von Patenten des Technikers Hessling; das erste Fernsehtheater in Berlin wurde von ihm eingerichtet.

Hessling war 1941 - 44 in Paris

Von 1941 - 44 war Hessling in Paris und entwarf die Pläne für die Fernsehräume in der "Magic City", ausserdem entwickelte er eine Reihe von Wehrmachtsgeräten, aus denen die heutigen Fernsehkameras entstanden. Bei Kriegsende verlagerte er einige Fernsehgeräte, darunter zwei moderne Kameras nach Holstein; im Mai 1945 war Hessling in Hamburg. Ohne Mittel, aber von dem Wunsche beseelt, das Fernsehen möglichst bald wieder aufleben zu lassen. Ein Jahr später wurde von der Besatzungsmacht angedeutet, daß im Shell-Haus in Hamburg vielleicht ein kleines Versuchsstudio erstehen könnte - während der ersten Arbeiten wurde jedoch die Fernsehkamera beschlagnahmt. Hessling fing also von Neuem an und bastelte sich einen Bildempfänger ......

Noch nach 1948 - Fernsehn verboten

Als dann 1948 im NWDR-Statut die Genehmigung für Fernsehversuche erteilt und als die Finanzierung der Reichspost-Fernseh G.m.b.H. vom NWDR übernommen wurde, setzte sich eine kleine Gruppe von sieben Mann unter Hesslings Leitung hin und begann Versuche mit Wehrmachts-Fernsehgeräten, einer Reihe von Scheinwerfern und anderen Apparaten. Ein Etat war auch jetzt nicht vorhanden, wohl aber viel guter Wille, der zahlreiche Widerstände auf zahlreichen Gebieten überwand. Ab 1949 fand das Fernsehen eine kleine Heimstätte im Bunker auf dem Heiligengeistfeld. Dort war dann unter Hessling als Abteilungsleiter für Verwaltung und fernsehtechnische Aufnahmefragen ein systematisches Arbeiten möglich. Wer ihn besucht, findet immer eine offene Türe und ein offenes Wort über Versuche, Planungen und Zukunftsmöglichkeiten des neuen deutschen Fernsehdienstes.  wgf.

FI-1951 / 2.April-Ausgabe
Porträts deutscher Fernsehgestalter (2)
Dr. Fritz Below

Mit der nachstehenden Porträtskizze setzen wir die in der ersten April-Ausgabe der "Fernseh-Informationen" begonnenen Artikelserie fort, die den Persönlichkeiten gewidmet ist, die sich in der Nachkriegszeit um die Neuentwicklung des deutschen Fernsehwesens besonders verdient gemacht haben.

Dr. Fritz Below - (Techn. Leiter der NWDR-Fernseh-Abteilung)

Er hat einmal in der Fernsehentwicklung aus dem Vollen arbeiten können, bis er eines Tages vor einigen Blättern Zeichenpapier und wenigen Geräten stand, die man früher höchstens zum Ausschlachten benutzt hätte. Das hinderte ihn aber nicht, neu zu beginnen.

Fritz Below ist Hamburger. Er wurde 1903 an der Waterkante geboren, besuchte dort die Schule, studierte dort und promovierte 1927 in Hamburg bei Prof.Dr.H.G. Möller zum Dr.rer.nat. mit einer Arbeit über Rundfunkröhren. Nach einem Assistentenjahr trat er 1928 zur Firma C. Lorenz AG in Berlin über, in der er Apparate für den kommerziellen drahtlosen Verkehr entwickelte. 1932 war Below ein Jahr lang bei der H. Mende GmbH, tätig (Rundfunkempfängerbau), um dann von 1933-1935 bei Philips in Eindhoven und Aachen zu arbeiten.

1935 zur Fernseh GmbH nach Berlin

Zur Fernseh GmbH. in Berlin kam er 1935 und widmete sieh dort der Entwicklung im Empfängerbau, der Großprojektionsgeräte, der Filmabtaster und der Geräte für Kabelverbindungen für die Strecke Berlin - Leipzig - München sowie der Fernsehsprecheinrichtungen, die zwischen Berlin und Leipzig bestanden. 1942 wurde diese Arbeit durch Kriegsdienst unterbrochen, nach einem Jahr wurde Below zur Opta-Radio GmbH. dienstverpflichtet.

Nach Kriegsende war Dr. Below zunächst als selbständiger Ingenieur in Hamburg tätig und entwickelte elektro-medizinische Apparaturen, bis er 1947 in die Niederfrequenzabteilung des NWDR als Oberingenieur eintrat. Ein Jahr später ging er zum Fernsehen über und saß dort ohne jeden Etat mit einem halben Dutzend Mitarbeitern, einigen alten Wehrmachtgeräten, einer fast verbrauchten Kamera für 441 Zeilen, wenigen Reißbrettern und viel Ideen.

Im Herbst 1949 konnte endlich leihweise eine 625-Zeilen-Kamera beschafft werden, im Februar 1950 kam der erste Filmabtaster dazu; langsam konnte man daran gehen, im Hochbunker auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg einige technische Räume einzurichten.

Im Herbst und Winter wurden ein zweiter Filmgeber, ein Diapositivgerät und eine Kamera erworben. Der erste kleine Programmdienst konnte beginnen. Heute arbeiten mit Dr. Fritz Below als technischer Leiter der Fernsehabteilung des NWDR 20 Techniker und Ingenieure, zu denen als technisches Personal noch rund 30 Beleuchter, Kameramänner, Bühnenarbeiter usw. kommen.

Man merkt Below den Hamburger nicht nur der Sprache nach an, sondern auch in seinen bedächtigen, gründlichen Arbeiten, die er gern am Schreibtisch auf formelbedeckten Zetteln oder in Zeichnungen an der grossen Schiefertafel in seinem Bunkerzimmer vorbereitet. Er freut sich am Basteln und Entwickeln und an einem Fernsehprogramm, wenn es technisch einwandfrei ankommt und inhaltlich leicht und entspannend ist.
von Kurt Wagenführ

FI-1951 / 1.+2. Mai-Ausgabe - DEUTSCHLAND
Porträts deutscher Fernsehgestalter (3).
Hanns Farenburg

Mit der nachfolgenden Porträtskizze setzen wir die in den April-Ausgaben der "Fernseh-Informationen" begonnene Artikelreihe fort, die den Persönlichkeiten gewidmet ist, die sich in der Nachkriegszeit um die Neuentwicklung des deutschen Fernsehens besonders verdient gemacht haben.
Hanns Farenburg - (Oberspielleiter des Fernsehdienstes NWDR)

Immer die Ruhe selbst

Es kann geschehen, was will: dieser Mann wird weder im größten Trubel, noch bei einer Panne im Fernsehprogramm die Ruhe verlieren. Hanns Farenburg, der Oberspielleiter, rettet mit einem geschickten Griff, einem schnellen Einfall oder einem treffsicheren Berliner Wort immer die Situation. Wie jeder echte "Berliner" stammt er natürlich aus Schlesien. Er wurde 1900 in Steinau an der Oder geboren, besuchte die Schule in Breslau und Hamburg und hatte schon früh nur einen Wunsch: Schauspieler werden. Nach dem dramatischen Unterricht führte sein Weg als jugendlicher Held und Bonivant zuerst nach Guben und dann über Rostock und Hannover (wo er auch zum ersten Mal Regie führte) nach Berlin.

Er kam zuletzt aus Berlin

Dort wandte er sich immer stärker der Spielleitung zu, ausserdem fand Farenburg hier den ersten Kontakt zum Film als Regieassistent. Als er 1933 nach Stuttgart verpflichtet wurde, wirkte er auch als Sprecher und Gastregisseur beim Rundfunk mit. 1937 wurde er als Oberspielleiter an den Sender Saarbrücken gerufen. Von dort führte sein Weg zwei Jahre später zum Fernsehrundfunk nach Berlin. Aus der Reihe seiner zahlreichen wegweisenden Inszenierungen sollen nur die wichtigsten genannt werden: "Kupferne Hochzeit", "Heimliche Brautfahrt", "Fieber im Urwald", "Der Strom", "Scampolo", "Karl und Anna", "Robinson soll nicht sterben", "Borsig", "Liebig" usw.

Hanns Farenburg war wesentlich daran beteiligt, die ersten Regiegesetze für das Fernsehen zu erarbeiten. Er machte grundlegende Versuche mit grossen Dekorationen, mit der fahrbaren Kamera, mit dem Misch- und Trickpult, mit Farbwiedergaben und Filmeinblendungen und sammelte so eine Fülle von Erfahrungen, die jetzt dem neuen Fernsehdienst des NWDR zugutekommen.

Nach Kriegsende war Hanns Farenburg zunächst wieder in Berlin tätig. Er führte Regie an verschiedenen Berliner Theatern und im Berliner Rundfunk, ausserdem synchronisierte er Filme. Im Spätherbst 1950 berief ihn der Fernsehdienst des NWDR als Oberspielleiter. Einige Monate später stellte er sich mit der wohlgelungenen Inszenierung des "Vorspiels auf dem Theater" vor, die mit den einfachsten Mitteln und unter sehr begrenzten Möglichkeiten durchgeführt werden musste. Er ist aus dem Aufbau des Fernsehens nicht fortzudenken.

FI-1951 / 1.+2. Mai-Ausgabe - Dr. Kurt Wagenführ eröffnet Fernseh-Seminars an der Universität München

ps. München, 16. Mai

Aus Anlass der Eröffnung des Münchner Fernseh-Seminars (siehe "WIR
SAHEN und HÖRTEN") hielt der Lehrbeauftragte für Rundfunk und Fernsehen an den Universitäten Hamburg und Münster, Dr. Kurt Wagenführ - Hamburg, im Münchener Ärztehaus einen Vortrag "Fernsehen - Gefährdung oder Bereicherung unseres Lebens".

Er skizzierte die Entwicklung der deutschen Fernsehgestaltung vor dem Kriege, umriss die Entwicklung des Fernsehens in USA, England und Frankreich und schilderte die seit November 1950 in Hamburg angelaufene Versuchsarbeit des NWDR auf dem Fernsehgebiet.

Dr. Wagenführ setzte sich eingehend mit der Problematik des Fernsehens auseinander und betonte, daß das Fernsehen kein "illustrierter Rundfunk" werden dürfe, sondern etwas Zusätzliches, Neues darstelle. Die amerikanische Fernsehentwieklung, namentlich in ihrer Programmgebung stelle, da sie primär kommerzielle Zielsetzungen habe, kein Muster für die kommende deutsche Programmgestaltung dar, wenn auch in der Presseberichterstattung über das Fernsehen in USA vielfach die dortigen positiven Ansätze zugunsten der Hervorhebung negativer "Sensationen" übersehen würden.

Britischer-Fernsehdienst als Vorbild

Die Programmgestaltung des britischen-Fernsehdienstes liege unseren Auffassungen schon näher. In Deutschland sei auf eine verantwortungsvolle Programmgestaltung auf gutem Niveau entscheidendes Gewicht zu legen. Dann werde keine Zersetzung des Familienlebens zu befürchten sein, sondern eher eine familiäre Heim-Konzentration oder eine Verlagerung der Familieninteressen. Die Gefahr, daß hier eine neue "Kulturberieselungsanlage" entstehe, sei auch schon dadurch kaum gegeben, daß sich die Fernsehsendungen aus Kostengründen nur auf wenige Stunden beschränken.

Der Vortragende, ein scharf kritischer, sachverständiger Beobachter des Aufbaues des neuen deutschen Fernsehfunks und der Gestaltung der Versuchsarbeit beim NWDF in Hamburg, gab überzeugende Hinweise, in welcher verantwortungsbewussten und hingebungsvollen Arbeit dort die Voraussetzungen geschaffen werden, die nach Abschluss der Versuchssendungen eine anspruchsvollere, interessante Programmgestaltung ermöglichen können.

Der geist- und humorvolle, von sicherer Sachkenntnis getragene Vortrag hat dem Fernsehgedanken in München neue Freunde gewonnen und die Bestrebungen, auch hier zu einer praktischen Fernseharbeit überzugehen, wirkungsvoll, unterstützt. Das bewies auch die anregende Diskussion, die dem Vortrag folgte.

Der Bayerische Rundfunk brachte in seinem Kulturspiegel ein interessantes Zwiegespräch zwischen dem Leiter seiner Kulturabteilung Clemens Münster und Dr. Wagenführ über die Problematik des Fernsehens.

Weitere Vorträge über das Fernsehen werden in den kommenden Monaten in München und anderen bayerischen Großstädten folgen.

FI-1951 / 1.+2. Mai-Ausgabe - WIR SAHEN UND HÖRTEN
Dr. Ing. Johannes Schunack in Berlin

Dr. Ing. Johannes Schunack in Berlin-Lichterfelde-West, der seit 20 Jahren erfolgreich an der Entwicklung des Fernsehens im Rahmen der Fernseh G.m.b.H. in Berlin beteiligt war, befasst sich wieder, wie früher, mit der Fernsehtechnik. Wie uns Dr. Ing. Schunack mitteilt, hat er vor kurzem für den NWDR in Berlin eine Taktgeber- und Kamera-Anlage hergestellt. Für diese Kamera wurde das Superikonoscop von Professor Heimann (Wiesbaden) entwickelt.

FI-1951 / 1.+2. Mai-Ausgabe - WIR SAHEN UND HÖRTEN
Professor Dr. Carl Hensel

Dem Justitiar des Südwestfunks und Mitglied der deutschen Fernseh-Kommission Dr. Carl Hensel wurde auf Beschluss der südbadischen Landesregierung der Titel Professor verliehen. Carl Hensels juristische Lebensarbeit ist aufs engste mit der Entwicklung des deutschen Urheberrechts verbunden. Seine jüngste Publikation, "Das Gericht vertagt sich", verbindet die Erfahrungen des Juristen, der als Verteidiger an den Nürnberger Prozessen teilnahm, mit denen des Schriftstellers, der seit dem "Kampf ums Matterhorn" auf dem Gebiet des deutschen Tatsachenromans führend wurde.

Der Komponist Werner Egks

Aus Anlass des 50. Geburtstages des Komponisten brachte die Berliner Städtische Oper Werner Egks Oper "Columbus, Bericht und Bildnis" in völlig neuem Bühnenstil zur festlichen Aufführung. In dieser neuen Aufführungsform sind Oper, Ballett, Schauspiel und Pantomime in gleicher Weise beteiligt. Werner Egk erklärte, dass die pantomimische Oper neue Perspektiven für das künftige Bühnenschaffen eröffne, die auch für die kommende Gestaltung der Fernseh-Oper von grosser Bedeutung werden können.

FI-1951 / 1.+2. Mai-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN - USA
Mister RCA - Brigadegeneral David Sarnoff

Brigadegeneral David Sarnoff, einer der ältesten Rundfunkpioniere der USA und Präsident der RCA erhielt für seine Verdienste um die Entwicklung des Rundfunks und des Fernsehens die Würde eines Ehrendoktors der Universität Louisville verliehen.

FI-1951 / 1.Juni-Ausgabe - DEUTSCHLAND
Porträts deutscher Pernsehgestalter (4)
Karl Hermann Joksch

Mit der nachstehenden Porträtskizze setzen wir die in den April-Ausgaben der "Fernseh-Informationen" begonnene Artikelreihe fort, die den Persönlichkeiten gewidmet ist, die sich in der Nachkriegszeit um die Neuentwicklung des deutschen Fernsehens besonders verdient gemacht haben.
Karl Hermann Joksch (Bühnenbildner des Fernsehdienstes des NWDR)

Er machte den Bunker farbenfroh

In allen Zimmern des Fernsehsenders des NWDR hängen farbenfrohe Ölgemälde. Weder Porträts noch abstrakte Werke, sondern immer gut gemalte und komponierte Landschaften mit kräftigem Strich und in kräftigen Farben. "Joksch" steht in einer Ecke der Bilder, das ist der Name des Bühnenbildners des Fernsehdienstes. Er malt diese Bilder am liebsten, wenn er ermüdet und erschöpft nach Hause kommt, als Ausgleich zu seiner sonstigen Arbeit.

In Pommer geboren

Karl Hermann Joksch wurde 1911 in Naugard (Pommern) geboren. Dort besuchte er die Schule, bis wir ihn 1932 in Berlin treffen, wo er Teppich- und Läufermuster entwirft und die Grundlagen der Theatermalerei in der Reimann-Schule lernt. Ab 1935 ist er freier Künstler, es entstehen seine ersten Landschaftsbilder, bis er 1937 zum Fernsehsender kommt. Dort arbeitet Joksch zuerst unter Heinz Monnier, bis er 1939 eigene Ausstattungen vornimmt. Wir erinnern uns an seine einfallsreichen sorgsamen und sehr geschmackvollen Dekorationen zu den Fernsehschauspielen "Verstaubtes Herz im Pulverschnee", "Robinson soll nicht sterben", "Der Kalif von Bagdad", "Herz auf Urlaub" - um nur einige zu nennen.

Von 1945 bis 1950 - eine schwierige Zeit

Nach vier Jahren Kriegsdienst (als Marinemaler) lebte K.H. Joksch ab 1945 in Eutin (Holstein) als freier Künstler und veranstaltete eine Reihe von Ausstellungen seiner Landschaftsbilder. Im Dezember 1950 wurde er wieder an den Fernsehsender gerufen und stand dort zunächst in einem leeren Raum, ohne einen Pinsel, ohne ein Stück Leinwand und ohne einen Farbentopf. Heute hat er ein eigenes kleines Zimmer und einen zweiten Raum für seine Mitarbeiter, in den er in seiner stillen und höflichen Art abends Gäste zum Fernsehen einlädt.

Mit ihm schaffen bereits vier Theatermaler und Graphiker, fünf Bühnentischler, ein Dekorateur, ein Requisiteur usw., rund ein Dutzend Mitarbeiter. Joksch hat sie zu einer Mannschaft zusammengefügt; sie führen Entwürfe für Dekorationen aus, wissen mit Stoffen umzugehen, bringen Möbel und Requisiten heran und kennen sich auch in Kostümentwürfen aus. Ausserdem haben sie ihre kleine Geheimwissenschaft beim Kulissenmachen: sie kennen die Farbzusammenstellungen, die im Fernsehbild "kommen" oder nicht verwertbar sind. Und wenn es einmal gilt, in drei bis vier Stunden schnell ein Bühnenbild hinzuzaubern, dann wird die Aufgabe auch in dieser knappen Zeit bewältigt. Denn das muss ein Bühnenbildner beim Fernsehen eben können.
Wfg.

FI-1951 / 1.Juni-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN

Der weitbekannte Rundfunkforscher Dipl. Ing. Prof. Georg Baumgartner, der seit einigen Jahren in seiner Heimatgemeinde Irlbach in Niederbayern im Ruhestand lebte, ist im Alter von 77 Jahren gestorben.
Auf allen Gebieten der Fernmeldetechnik hat er wertvolle, zum Teil bahnbrechende Neuerungen ausgearbeitet. Vor seiner Emeritierung wirkte er als Professor für Fernmeldetechnik an der TH-München. Durch zahlreiche Vorträge über das Wesen des Rundfunks trug er Verständnis für die damals noch neue Technik auch in die breiten Massen des Volkes.

FI-1951 / 1.Juli-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK UND ANREGUNGEN - W.Hübbel

Richard W.Hübbel, der Verfasser einer Reihe ausgezeichneter Fernsehbücher, wurde zum Direktor der Übersetzungsdienste der "Stimme Amerikas" ernannt. Er ist ausserdem als Leiter einer neuen "Fernseh-Abteilung" vorgesehen, die in Kürze damit beginnen soll, die Möglichkeiten der internationalen Fernseharbeit zu untersuchen. R. W. Hübbel hat bereits über 1.000 Fernsehsendungen gestaltet.

FI-1951 / 1.August-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN

Heinz Monnier, der seit Kriegsende als verschollen galt, ist kürzlich wieder aufgetaucht. Monnier war seit 1955, also vom ersten Tag des Fernsehens an, Bühnenbildner im Berliner Fernsehdienst. Wie wir hören, wird er bald bei einer Inszenierung im NWDF mitwirken.

FI-1951 / 1.August-Ausgabe
Aus Briefen an die "Fernseh-Informationen".

Staatssekretär a.D. Dr.Ing.e.h. Hans Bredow: "Mit grossem Interesse lese ich Ihre "Fernseh-Informationen", die sehr wertvoll sind und mich sehr interessieren."

ARBD Allgemeiner Radiobund Deutschlands e.V.
1.Vorsitzender Alfred Flautau: "Ganz ehrlich sind wir über die Reichhaltigkeit der "Fernseh-Informationen" überrascht und beglückwünschen Sie aufrichtig zu Ihrem Unternehmen. In der Hoffnung auf eine gute Zusammenarbeit."

FI-1951 / 2.August-Ausgabe
Dr. Nestel zum Professor an der TH Hannover ernannt.

wfg. Hamburg, im August 1951 - Dr.Ing. Werner Nestel, der stellvertretende Generaldirektor und technische Direktor des NWDR wurde zum Honorar-Professor an der Technischen Hochschule Hannover ernannt und der Fakultät Maschinenwesen zugewiesen. Prof. Nestel, der seit einigen Jahren an der TH Hannover Vorlesungen hält, steht seit 20 Jahren in der Rundfunkarbeit. Seine Name ist besonders mit dem Wiederaufbau des NWDR seit 1947, mit der Einführung des UKW-Rundfunks und mit der neueren Fernsehentwicklung verbunden. Prof. Nestel gehört der Fernseh-Kommission der westdeutschen Rundfunkgesellschaften an. Die Honorar-Professur ist eine verdiente Anerkennung seiner erfolgreichen Arbeiten, die über Deutschland hinaus grosse Beachtung gefunden haben.

Otto von Bronk verstorben

Kurz vor Vollendung seines 80. Lebensjahres ist in Berlin Otto von Bronk, ein deutscher Pionier des Fernsehens und langjähriger Leiter der Telefunken-Patentabteilung gestorben. Bereits 1902 hatte er in dem DRP 15.528 Vorschläge für die Entwicklung des Farbfernsehens niedergelegt. Seit den Anfangsjahren von Telefunken gehörte er zu den Pionieren dieser Firma, deren Entfaltung er wesentlich förderte. Sein im Jahre 1911 unter DRP 271.059 eingetragenes Patent über die Hochfrequenzverstärkung ist unvergänglich mit der Geschichte der Funktechnik verbunden.

John F. Royal, einer der ältesten Rundfunkleute

John F. Royal, einer der ältesten Rundfunkleute der USA, ist im Alter von 65 Jahren von seinem leitenden Posten bei der NBC zurückgetreten, bleibt jedoch Berater der Sendegesellschaft. Royal kommt vom Journalismus, war dann Show-Manager und zeichnete schon 1921 für Rundfuhkprogramme bei einem Sender verantwortlich. Als dieser von der NBC übernommen wurde, blieb Royal bei dieser Gesellschaft, deren Vizepräsident er 1930 wurde. Ab 1944 wurde er auch Vizepräsident für den Fernsehdienst der NBC. Er ist ein international bekannter Fachmann, der sich um die Entwicklung des Rundfunk- und Fernsehwesens in den USA große Verdienste erworben hat.

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