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Doch die Gründe für den Tod von 1250 HDTV waren vielfältiger.

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  • Neben den auf der vorangeangenen Seite genannten Argumenten war es die schiere "Unmöglichkeit", diese Datenmenge (den Datenstrom) damals irgendwie zu einer großen Menge von Zuschauern zu bringen. Die Kompressionstechniken waren zwar mathematisch nahezu fertig, aber es gab 1992 noch keine erschwinglichen Kompressions-Chips für die Massenproduktion. Und an analogen Kompressionschips arbeitete in der Computer Technologie wirklich niemand.
  • Die analoge Bilddtechnik war gerade im Wandel (1990) zur digitalen Technik mit gigantischen Perspektiven, die die analoge Monstertechnik von 1250 HDTV nie hätte ermöglichen können.
  • Die Japaner als "die Quelle und das Land der Hersteller von Chips" (jedenfalls damals) zogen nicht mit. Sie hatten ihr Muse und somit keinen Druck, entsprechende Chips (für die Anderen) zu entwickeln und sie ließen "die Anderen" erst mal an die Wand laufen. Gesagt hatten sie das natürlich nie, aber die 500 Millionen aus Europa versandeten eben in Europa und nicht mal teilweise in Japan. Es waren nur weniger als 20 Fujinon Optiken geordert worden.
  • Auch die europäische Zusammenarbeit mit den Franzosen war immer noch von der damaligen Secam/PAL Pleite von 1964/67 angeknackst, auch wennn es fast überall vertuscht wurde. Der gesamte Ostblock machte inzwischen durchgängig anloges Componenten-Fernsehen bis kurz vor die Antenne (also kein PAL wie irrtümlich berichtet, aber auch kein SEACM mehr) und dann noch genau 2 Meter bis zum SECAM-Konverter / Normenwandler. Sie wußten das natürlich in Paris und sie haben es nicht vergessen.


Also blieb fast nur BTS (also die Fese und Philips) übrig, diese Aufgabe überhaupt zu schultern und zu promoten. UNd das war zu wenig.

Es gibt da einen sehr wahren (inoffziell aus Frankreich stammenden) Spruch:
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  • Solange, wie der Airbus in Frankreich gebaut wird . . . . . . ,
    ist er ein europäisches Flugzeug . . . . . . . , andernfalls . . . . . . .

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Eine Menge Nachträge gibt es noch :

Natürlich habe ich vergessen zu erzählen, was mir Professor Hausdörfer und auch Dr. Pohl dazu noch alles erzählt hatten - und das war eine Menge.

Viele europäische Staaten fanden das alles super und ganz nett und lustig
und auch ganz toll, solange es von der EU bezahlt wurde. Als es ans Anschaffen der (nahezu deutschen) teuren HDTV Technik ging, zogen sich viele Sender alleine aus Kostengründen dezent zurück. Es gab anfänglich nur den deutschen BCH 1000 1-Zoll Recorder zum Aufzeichnen. Für die kleinen "Anstalten" (also die Sender) war das alles (in der Summe) unbezahlbar.

Weiterhin:
Die amerikanische Filmindustrie - also ganz Hollywood - mauerte auch insgeheim wegen der Verschlüsselungs-Problematik. Es war also nicht nur die gigantische fast nicht handhabbare Datenrate von 1 Gigabit/s oder die Probleme beim Schneiden und Kopieren der analogen Gigabit Videobänder. Die Amerikaner wollten die für sie "eierlegende Wollmilchsau" haben, die den zahlenden Kunden genau und kontrollierbar vorschreibt, "wer wo was" sehen "darf".

Auch das hatte später überhaupt nicht funktioniert, weder bei der Musik noch bei den Videofilemen auf verschlüsselten DVDs, die Umsätze brachen während dieser Versuchszeit ganz gewaltig ein, die Kunden hatten mit den Füßen abgestimmt.

Aber noch etwas war ganz wichtig.
Die HDTV Filme (= Produktionen) sollten ja im 16:9 Format (ähnlich der Cinemascope Technik) für Fernsehen und ! Kino gleichermaßen hergestellt werden (können). Dazu hatte man ja auch das HDO in Oberhausen so lange gesponsert. Doch mach mal aus einem HDTV Videoband einen 35mm Film.

Der Kodak Filmbelichter war zwar wirkliches Hightech
, extrem gut und super hochauflösend, aber extrem langsam und damit eben nicht praxistauglich. Pro 35mm Einzel-Bild waren es angeblich über 3 Minuten Belichtungszeit, alles HDTV - aber unakzeptabel langsam.

Es gab auch technische Probleme und zukunftsbremsende Fehlentscheidungen bei Philips/BTS. So hatte Philips Breda einen erstaunlich guten 1250/50 HDTV Chip nahzu fertig, sagte den Darmstädtern mit ihrer Plumbicon Kamera aber kein Sterbenswörtchen und kam überraschend 1990 oder 1991 mit LDK 9000 Chipkamera heraus. Viel kleiner und wirklich gut, ohne Zweifel, aber eine Sauerei unter Kollegen aus dem gleichen Stall, die ihresgleichen sucht.

Die Ingenieure aus Breda wußten nämlich schon recht lange, daß von 10 "Pärchen" HDTV zertifizierten Plumbikon Kombinationen (es gehörten immer 3 Röhren zu einem Set) nur 3 oder 4 die 1250 Specs wirklich erfüllten. Die anderen konnten nur 1000 bis 1100 Zeilen an Auflösung. Das haben natürlich die Meßtechniker bei den Kunden gemerkt. Fast alle hatten die Meßtafeln im Studio, mit denen man die Auflösungs-Grenze ganz leicht prüfen konnte. Damit war die BTS KCH 1000 Kamera eine Totgeburt (von Philips/Valvo Hamburgs Gnaden), so genial sie auch war.


Und als es aus Brüssel und Bonn (später Berlin) kein Geld mehr gab, war die ganze HDTV Sache ganz schnell zuende ..............


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