Sie sind hier : Startseite →  Die Profi-Hersteller→  (4) Philips Broadcast→  Philips Kameras→  Philips LDK3 (1967)
typische historische Kamera

Zum Auffrischen und Erinnern . . . .

. . . sind diese Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit dem Fernsehen, den Kameras, den Videorecordern, den Tonband- und den Magnetband- geräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern.

Die LDK 3 von Philips 1966/67

Was ist solch Besonderes an dieser Kamera, werden Sie sich fragen ? Es gibt da schon die Philips-Fese Story, die man kennen sollte.
Der Autor dieser Seiten hat in den letzten Jahren viele Zeitzeugen befragt und versucht jetzt, so gut es irgend geht, die Meinungen und Erzählungen bestmöglich wahrheitsähnlich zu migrieren und darzustellen.
In Deutschland bei der Darmstädter Fese wurden die ersten Farbver- suche ähnlich wie in den USA auch erst mit drei 3" Superorticons, dann mit drei Vidicons probiert. Aus technischen Gründen wurden dann sogar 4 Röhren kombiniert, aber die Qualität der Orthicons war für professionelles Fernsehen insgesamt unakzeptabel, also unbrauchbar. Auch alle Versuche mit dem Vidicon bzw. mehreren davon zeigten Schwächen, die nicht zu tolerieren waren.

Bei der Fese gab es zwar nach wie vor die hauseigene Glasbläserei mit der Röhren-Entwicklungs- abteilung, doch es fehlten offensichtlich die Visionäre oder das Geld dazu. Dagegen wurde bei Philips in Holland in den Labors in Breda an dem Qualitäts-Problem, aus den vorhandenen (schwarz/weiß tauglichen) Röhren jetzt Farbaufnahmeröhren zu entwickeln, intensiv geforscht.

Philips war immer schon ein Wettbewerber.

Das Plumbicon, ein Philips Patent damals ohne Alternative

Man muß wissen, daß bei Philips als Röhrenpionier schon seit Kriegsende Fernsehkameras entwickelt und auch verkauft wurden. Und Philips war bereits ein Weltkonzern, der in den USA unter NORELCO und in England unter PYE firmierte.

Somit war Philips seit dem Neubeginn des öffentlichen Fernsehens in Deutschland etwa 1952 (und natürlich auch weltweit) auch Konkurrenz zur Fese, in Deutschland West zwar weitgehend unerfolgreich, doch weltweit sah es anders aus.

Das wußten die Fese Leute natürlich und als dann die Philips Ingenieure das sogenannte Plumbicon entwickelten und sich natürlich patentieren ließen, war es (leider) weltweit die einzige Röhre, mit der man ab 1966/67 anspruchsvolle 3-Farben Kameras bauen konnte.

Diese Entwicklung fand so um 1962 bis 1966 statt und es gab erst mal keine Alternative, selbst für die emsigen Japaner nicht, jedenfalls vorläufig. Das spätere Saticon war eine japanische Entwicklung, um das Philips Patent zu umgehen, hatte aber prinzipielle Nachteile mit dem Einbrennen.

Und damit war Philips den Anderen immer eine Nasenlänge voraus, eine Strategie, mit der man sich nicht immer Freunde macht. Microsoft und sein Windows lassen grüßen.

die ersten drei großen Farb- Ü-Wagen aus Darmstadt mit Philips LDK3 Kameras
denn die Fese konnte keine Kameras liefern

Denn als 1964 die europaweite Entscheidung für PAL gefallen war, hatte das zwar keinen direkten Einfluß auf die eigentliche Kameraentwicklung, doch mit einer Ausnahme, dem Zeitdruck. Denn ob NTSC oder PAL, die erforderliche Studio-Farb- Kamera mußte "an sich" funktionieren.

Und Deutschland West hatte politisch entschieden, zur europaweit sehr bedeutenden Funkausstellung im Herbst 1967 in Berlin soll es losgehen. Bei der Fese wurde mit Hochdruck Öffnet internen Link im aktuellen Fensteran einer Farbkamera entwickelt, doch es war nicht vom Erfolg gekrönt. Und so mußte die Fese zur Eröffnung des öffentlichen Farbfernsehens und der damit verbunden Riesenschow damals mit Willi Brandt in die drei neuen großen Ü-Wagen von WDR, NDR und ZDF die verfügbaren Philips LDK3s (kaufen ? und) einbauen.

Doch damit war die Story noch lange nicht zuende. Die deutschen Rundfunkanstalten drängten die Fese, sie wollten doch viel lieber eine deutsche Kamera aus Darmstadt kaufen. Not gedrungen kauften die Fese Leute das Innenleben einer US amerikanischen GE (Genral Electrics) Kamera ein und modifizierten diese für 625 Zeilen PAL. Es war leider eine Krücke und die eigene Entwicklung mit den neuen Plumbicons ging nicht so recht voran.

Dann wurde sogar noch eine RCA Farbkamera unter einem "Fese-Kleid" versteckt, doch auch das war nicht der Weisheit letzter Schluß.

Philips rückte das Plumbicon Know How nur sehr zögerlich (und "ungern") an die Konkurrenz heraus.

Ein Buch aus der DDR von 1980 mit der erfolgreichen Fese KCU des Klassenfeindes auf der Titelseite

Sicher wollten die "Röhrenbauer" von Philips "ihr" Plumbicon weltweit vermarkten, doch die "Kamerabauer" wollten "ihre" Nasenlänge Vorsprung möglichst lange auskosten bzw. ebenfalls selbst vermarkten.

Auch wußte man offensichtlich, die Deutschen aus Darmstadt waren verdammt gute Elektronik- Entwickler und würden mit einer eigenen guten Plumbicon Kamera die Philips Produkte ernsthaft gefährden. Denn die Sprüche aus dem von uns erst in 2009 aufgefunden LDK3 Prospekt entsprachen überhaupt nicht der Wahrheit, das waren eigentlich die Zielvorgaben.

Wie wir heute (2009) wissen, hatte später (ab 1972) die Fese KCU Kamera den Philipsern fast völlig das Wasser abgegraben, sogar weltweit. Dem konnte auch die verbesserte Philips LDK5 nichts entgegensetzen. Die KCU war das erfolgreichste Rennpferd aus Darmstadt, in Europa sowieso, in Indien, Neuseeland, bis nach China, selbst bis tief hinter den eisernen Vorhang schlichen sich die KCUs nachts, heimlich, ganz still und leise über die österreichische Grenze.

Und wenn dann selbst auf einem Ossi-Buch eine KCU (natürlich ohne Bosch/Fernseh Logo) auf der Titelseite prangt, mußte doch Honnecker die Zornesröte ins Gesicht gestiegen sein.

Das PAL Farbfernsehen in Deutschland West begann also mit der LDK3 von Philips.

es waren wenigstens Schneider Bad Kreuznach Zooms im Einsatz
hier eine französische Angenieux Optik
und hier ein engliches Taylor Hobson Zoom
Philips Kameras in Fürther Museum

Als Willi Brandt im Aug. 1967 das bundesdeutsche Farbfernsehen symbolisch eröffnete, da waren es mehrere LDK3 Kamerazüge von Philips, die die Vivi Bach und Dietmar Schönherr Gala-Schow an die damals noch wenigen Zuschauer zu Hause bzw. an die Farbfernseher in den Schaufenstern der Fachgeschäfte übertrugen.

 

Die ersten drei großen Farb-Ü-Wagen kamen zwar von der Bosch Fese aus Darmstadt, doch deren Fese Farb-Kameras vermutlich noch mit Orthikon Röhren waren zu dieser Zeit noch nicht fertig und wurden es auch nie. Es hatte nämlich nicht funktioniert.

 

Die Philips LDK3 wurde ab ca. 1965 entwickelt und ab Frühjahr 1967 gebaut und hatte erstmals die bei Philips in Breda neu entwickelten Plumbikon Röhren als "Bildnehmer" (gebaut bei Valvo Hamburg). Diese neue (Bleibeschichtungs-) Technik hatte enorme Vorteile bei der Farbtechnik, bei der das Bild erst mit Spiegeln, später mit einem Prisma in die drei Grundfarben R-G-B zerlegt wurde. Nahezu gleichzeitig haben die Ingenieure bei Philips sogar ein ganz spezielles asysmmertrisches Prismen-Modell als Farbteiler entwickelt und ebenfals weltweit patentiert. Die Japaner bauen sogar noch heute ihre Farb- Kameras nach diesem (inzwischen abgelaufenen) Patent.

 

Man sieht ganz deutlich, daß die drei angewinkelten Plumbikon Röhren am Stahlenteiler direkt hinter der Optik die Bauhöhe des Kamerakopfes maßgeblich bestimmten. Ab 1969 wurden bei der LDK5 die Aufnahme-Röhren waagecht eingebaut und der Kamerakopf wurde wesentlich flacher, dafür aber breiter.

Eines der ältesten LDK3 Fotos

Hier ein Foto vermutlich aus 1966, als die ersten drei Farb-Ü-Wagen noch in der Montagehalle bei der Fese in Darmstadt gestanden hatten. Bei genauem Hinsehen kann man an dem Zoom-Objektiv den Taylor-Hobson Schriftzug erkennen. Andere Kameras hatten Objektive von Schneider Kreuznach oder Angenieux angebaut.

 

Unter dem Vinten Kopf ein mechanisches Stativ der ersten Generation, bevor die Vinten Pumpen kamen.




Technische Daten: Philips LDK-3 (auch als LDK-4800 und PC-60/70 geführt)

-

  • 3 Röhren-Plumbicon-Farbkamera, 30 mm Röhren,
  • Signal to Noise Ratio: > 40 dB, 1.500 Lux bei f 4
  • Sucher: 7” , fest im Gehäuse, leicht vertikal schwenkbar, nicht drehbar
  • Farb-Standards: PAL / NTSC / SECAM
  • Maße: H x B x L = 48,5 x 32,0 x 52,0  cm, Gewicht: 42 kg, ohne Optik !
  • Farbe: Grau ( ZDF in Berlin ließ 1967 jeweils eine Kamera in grau, blau, rot und grün ins Studio stellen. KEIN Witz!!)
  • Offizielle Vorstellung: NAB Convention in Washington/USA  (Jahreszahl folgt noch, es wird erzählt, dass bereits 1963 Prototypen der LDK-3 bei NOS-Niederlande standen; ebenso in einem Versuchsstudio des WDR)
  • Optiken: Angenieux (NDR / WDR / BR / SDR)  Schneider ( ? )  Rank Taylor Hobson (NDR / ZDF)
  • Gesamt-Verkaufszahl: ca. 1.800 Stück weltweit
  • In Gebrauch: bis ca. Mitte der 80er Jahre

 

 

Update vom 28. Mai 2008

Wie wir heute aus Breda erfahren haben, ist in Hilversum im Fernsehmuseum eine LDK3 (1967) in Funktion zu sehen. Diese so ziemlich älteste Farb-Kamera in Europa wird von alten "Holländischen Fernsehleuten" am Leben erhalten bzw. immer wieder repariert.

Nachtrag Mitte 2009
- das Museum ist deutlich reduziert und der Fundus ist geschlossen.

- Werbung Dezent -
Zur Startseite - © 2006 / 2024 - Deutsches Fernsehmuseum Filzbaden - Copyright by Dipl. Ing. Gert Redlich - DSGVO - Privatsphäre - Redaktions-Telefon - zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - kostenlos natürlich.