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typische historische Kamera

Zum Auffrischen und Erinnern . . . .

. . . sind diese Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit dem Fernsehen, den Kameras, den Videorecordern, den Tonband- und den Magnetband- geräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern.

Ein Rückblick: 50 Jahre - Die FESE von 1929 bis 1979 . . . .

Eine umfassende Firmen-Historie von Dipl. Ing. Frithjof Rudert aus dem Hause Fernseh GmbH - geschrieben im November 1978 zum 50 jährigen Bestehen. Diese Seiten wurden überarbeitet und ergänzt vom Web-Autor gr. - Und was zeitlich davor kam, steht auf diesen Seiten.
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Olympische Spiele im Fernsehen

Später 1936 wurde für die Übertragung der Olympischen Spiele ein weiterer großer Zwischenfilm- Reportagewagen an die Reichspost geliefert. Zur Senkung der Betriebskosten und zur Verdoppelung der Aufnahmezeit benutzte man einen Halbformatfilm von 35 mm Breite mit einem Bildformat von nur 9 x 12 mm.

 

Später wurden die Einrichtungen des Wagens von 180 Zeilen auf 441 Zeilen umgebaut. Noch 1938 übertrug die Deutsche Reichspost während der Funkausstellung Bilder vom Freigelände, obwohl damals brauchbare Ikonoskop-Kameras zur Verfügung standen. Schon 1932 tauchte der Gedanke auf, das gleiche Verfahren auch zur Bildwiedergabe in Form der Großprojektion zu verwenden.

 

In einem Rückblick zum 10jährigen Bestehen der Fernseh AG schreiben R. Möller und G. Schubert dazu:

1933 - Der Fese Großprojektionsempfänger nach dem Zwischenfilmverfahren

„So wurde auf der Funkausstellung 1933 von der Fernseh Aktiengesellschaft ein sogenannter kontinuierlich arbeitender Zwischenfilm- Groß- projektionsempfänger im Betrieb vorgeführt, der in technischer Hinsicht nicht mehr und nicht weniger als die Vereinigung einer Filmfabrik, einer Kopieranstalt und eines komplizierten Fernsehempfängers darstellt. Dabei spielten sich alle Vorgänge auf einer endlosen, ca. 70 m langen Blankfilmschleife ab.

 

Guß der Emulsion, Trocknung derselben, Aufzeichnung des Bildes mit Lochscheibe und Kerrzelle, alle photographischen Prozesse, Trocknung, Projektion, Abwaschen, Trocknung und wieder Guß wiederholen sich in unaufhörlichem Rhythmus etwa 6 bis 7 Stunden lang mit der gleichen Blankfilmschleife. - Daß diese Apparatur überhaupt in einem dauernden Betrieb auf einer Ausstellung öffentlich vorgeführt werden konnte, mutet heute wie ein Wunder an. Sie befindet sich nach Erfüllung ihrer Aufgabe heute im Deutschen Museum in München".

und dafür eine eigene Kamera . . . .

Die Filmkameras für das Zwischenfilmverfahren wurden im eigenen Konstruktionsbüro entwickelt. Als Beispiel sei die zur Reportage verwendete Spiegelreflex-Kamera genannt, die bei Ein-Mann-Bedienung für gleichzeitige Bild- und Tonaufnahmen im Halbformt geeignet war und beachtliche technische Daten aufwies:

  • Spiegelreflex-Sucher,
  • Revolverkopf mit 4 Objektiven,
  • Kopplung aller Objektive: Blende und Entfernung stehen stets auf gleichen Werten, nach Objektiv-wechsel entfallt jede Nachregelung,
  • Aufbelichtung   eines   Überblendsymbols   (Iris-blende) während des Objektivwechsels,
  • 5fach-Zackenschrift für Lichtton,
  • Verfolgungsstativ mit je einer Schwungmasse für Schwenkung und Neigung,
  • zur Erleichterung des schwierigen Zusammenspiels von Kameramann und Kommentator: ein mit der Kamera gekoppelter, parallaxenfreier Sucher für den Sprecher und ein Kopfhörer zum Mithören für den Kameramann.

Die so aufgenommenen Filme konnten ohne Nachbearbeitung oder Schnitt nach Durchlaufen eines Schnellentwicklungsgerätes abgetastet werden.

Braunsche Röhren als Empfänger und neue Kameras

Fese Standempfänger von 1936

In den Jahren 1934 bis 1936 vollzog sich der Übergang vom mechanischen zum vollelektronischen Fernsehen. Auf der Empfängerseite standen Braunsche Röhren zur Bildwiedergabe mit 30, 40 und sogar 50 cm Schirmdurchmesser zur Verfügung, während auf der Aufnahmeseite (bei der Fese noch) die Sondenröhre nach Farnsworth benutzt wurde, die wir (bei der Fese) zur Steigerung der Empfindlichkeit mit einem Sekundärelektronen- Verstärker kombinierten.

Und in dieser Ausführung als Aufnahmeröhre für Kameras und für hochwertige Filmabtaster konnten wir die Sondenröhre bis zu 1029 Zeilen verwenden. Eine besondere Bedeutung erlangte aber dann das modernere Ikonoskop. Bereits seit 1934 stellte die amerikanische RCA diese Aufnahmeröhre, die „etwa die Empfindlichkeit des Filmes" erreichte, in kleinen Stückzahlen her.

 

Von RCA (über ein Lizenzabkommen) unterstützt, begann Telefunken 1935 seine eigene Ikonoskop-Entwicklung, und auch das Reichspost-Zentralamt fing an, sich mit dem neuartigen Speicherrohr zu beschäftigen.

1936 zur Olympiade waren alle Voraussetzungen für die erste echte Live-Übertragung mit elektronischem Fernsehen gegeben: Sämtliche Ereignisse der Olympischen Spiele in Berlin konnten aufgenommen, in einer Regiezentrale verarbeitet und an die Sender und das Kabelnetz weitergegeben werden.

Innerhalb des Stadions stand eine gerade fertiggestellte Ikonoskop-Kamera von Telefunken mit Teleobjektiv (die sogenante Olympia-Kanone) zur Verfügung; am Schwimmstadion war eine kleinere Ikonoskop-Kamera aus dem Labor des Reichspost-Zentralamtes stationiert, die recht zuverlässig arbeitete; im oberen Umgang des Stadions befand sich eine (noch kleinere) Farnsworth-Kamera der Fernseh AG, die zwar sehr scharfe und störsignalfreie Bilder lieferte, allerdings nur bei hellem Wetter. Der schon erwähnte Zwischenfilm-Übertragungswagen hatte den Vorteil der Beweglichkeit und konnte bei jedem Wetter aktuelle Bilder "einfangen".

1935/36 - (auch) eine neue Ikonoskop-Entwicklung

Fese Ikonoskop Kamera 1937

In aller Stille hatte die Fernseh AG 1935 paralell zur Sondenkamera (Anmerkung: und in Konkurrenz zu Telefunken, die schon weiter waren,) eine eigene Ikonoskop- Entwicklung begonnen mit dem Ziel, im sichtbaren Spektrum eine höhere Empfindlichkeit zu erreichen und durch geeignete konstruktive Maßnahmen die durch den Abtastvorgang bedingten Störsignale zu mindern und den Einfluß äußerer magnetischer und akustischer Felder zu reduzieren.

Bei diesen Arbeiten wurde u. a. auf Erfahrungen und Patente des Reichspostforschungsamtes (dort war der spätere Professor Walter Heimann aus Wiesbaden angestellt) zurückgegriffen. Aber erst zur Funkausstellung 1937 waren die ersten Kameras mit eigengefertigten Ikonoskop-Röhren fertiggestellt und konnten mit Einführung der 441-Zeilen-Norm ihre Bewährungsprobe bestehen.

 

Typische Merkmale dieser Kameras der zweiten Generation, die mehrere Jahre lang im Berliner Studio verwendet wurden, waren

  • die beiden identischen Objektive für Aufnahme und Sucher,
  • die  gemeinsame  Entfernungseinstellung  durch mechanische Kupplung beider Objektive,
  • der Mattscheibensucher,
  • der Parallaxenausgleich durch Verschieben eines Rahmens vor der Suchermattscheibe und
  • der gegengekoppelte Verstärker zur Erhöhrung der Linearität und Stabilität.


Anmerkung: Nicht genannt wird, daß die ganze Glasbläserei beim Anteilseigner und Partner Loewe durchgeführt wurde. Der Fese AG Partner Loewe wurde 1936-38 bereits tot geschwiegen und später quasi enteignet.

Eine Geschichte über den ersten Glasbläser bei den Brüdern Loewe - Hermann Raffelsieper - lesen Sie hier.

 

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