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Für technisch interessierte Leser wird nachfolgend die Funktion des Mechau Projektors, Modell I, in Einzelheiten beschrieben:

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Mechau Projektor Modell I (Reflexkinomategraph), 1912

Bei a b befindet sich im Innern des Lampenhauses ein Leitz Hohlmetallspiegel, die Schraube a reguliert die Neigung, die Schraube b die Schwenkung des Lichtscheins. Auf dem Doppelrohr c  wird die automatisch sich regulierende Bogenlampe (mit rechtwinklig stehender Kohlenstellung bis zu 35 Amp.), deren Negativkohle bei ungleichem Abbrand bei d verstellbar ist, verschoben. Beim Einsetzen neuer Kohlen erfolgt die Verstellung bei e. Wird der Spiegel f in die Lage f1 gebracht, so wird der Lichtschein nach oben reflektiert, von dem Spiegel g durch die Beleuchtungslinse h und dem davor geschobenen Diapositiv nach dem Objektiv i geworfen, von wo er, nachdem der Spiegel u umgelegt ist, durch die für den Kinematographen bestimmte Wandöffnung auf die Leinwand fällt.

Befindet sich der Planspiegel im Lampenhaus in der Lage f, so gelangt der Lichtschein durch den Kühler k in den Illuminator und zwar zunächst auf die Blende l mit einer rechteckigen Öffnung von der Größe eines Filmbildes. Hier wird vom Reflektor ein Bild des Kohlenkraters entworfen, also alles Licht konzentriert, und, was bisher durch das Bildfenster geschah, das Kraterbild rechteckig begrenzt. Der Lichtschein fällt nun auf eine Spiegeltreppe m, wird von dort durch zwei Linsen bei n zum Planspiegel o und von hier zum Bildfenster p reflektiert.

Vor dem Bildfenster läuft das Band kontinuierlich, ohne jede ruckweise Fortbewegung und ohne Unterbrechung nach abwärts. Die Lichtstrahlen gelangen nun durch das Objektiv q, welches ein Bild des rollenden Films im Unendlichen entwirft, zum Kompensator. Sie treffen zunächst auf einen sektorenförmigen, rotierenden Planspiegel r und gelangen von diesem über einen feststehenden Zwischenspiegel s nach dem zweiten ebenfalls rotierenden Spiegel r1. Von hier gehen sie durch das Teleobjektiv t, das zum Scharfstellen verschiebbar ist, über einen weiteren Planspiegel u, auf den Projektionsschirm. Das Teleobjektiv entwirft das im Unendlichen liegende Filmbild auf den Projektionsschirm.

Das Reflexkino von Emil Mechau unterscheidet sich also von den im Gebrauch befindlichen Kinematographen durch das Fehlen der üblichen Blende und durch den stetig sich bewegenden Film. Die Projektion der Filmbilder erfolgt also nicht mehr während des Stillstehens des Films, sondern während seiner fortwährenden Weiterbewegung. Dadurch tritt selbstredend eine Verschiebung des Filmbildes auf der Projektionswand ein. Um diese Bildwanderung aufzuheben, ist die Funktion des Kompensators  nötig. Es ist dies eine zwischen Objektiv und Schirm eingeschaltete, aus sich drehenden Planspiegeln bestehende Vorrichtung, welche das abbildende Strahlenbüschel so ablenkt, dass die Bildverschiebung auf der Wand nicht mehr bemerkbar ist. Die Spiegel r und r1 sind gegen ihre gemeinsame Rotationsachse etwas geneigt und schalten sich bei der Rotation paarweise und nacheinander in den Strahlengang ein und wieder aus. Jedem Filmbild entspricht ein solches Paar von Spiegelsektoren. Da diese Sektorenpaare lückenlos aufeinander folgen, entsteht auf der Projektionswand während des Bildwechsels keine Dunkelpause. Greifer, Schläger, Malteserkreuz und Flügelblende sind überflüssig geworden.


Zwischen Bogenlampe und Film ist dagegen eine optische Vorrichtung für die umgekehrte Aufgabe angebracht. Sie besteht aus einer einzelnen stufenförmigen Spiegeltreppe, deren Spiegel sich ebenfalls lückenlos bei der Rotation in den Strahlengang ein- und ausschalten und einem Linsensystem. Während dieses im Bildfenster ein Bild des rechteckig begrenzten Kraterbildes erzeugt, veranlasst die Spiegeltreppe eine Fortbewegung dieses Bildes. Wegen der Wanderung des Projektionsbildes ist hier das Bildfenster doppelt so hoch wie ein Filmbild. In diesem Bildfenster erscheint also ein Bild des reflektierten und optisch wiedergegebenen Bogenlampenkraters. Diese Vorrichtung heißt deshalb Illuminator. Illuminator und Kompensator sind also optisch betrachtet gleiche, nur entgegengesetzt angewandte Vorrichtungen, von denen Erstere eine Bewegung im Bildfenster erzeugt, während die Andere diese Bewegung gleichzeitig mit der Filmwanderung wieder aufhebt.

Setzt man den Apparat langsam in Bewegung, so erscheint das rechteckig begrenzte Kraterbild in der oberen Hälfte des Bildfensters schwach erhellt, wandert nach unten, wird heller, bis zur Erreichung des Maximums, um unten angelangt, wieder an Helligkeit zu verlieren und dann ganz zu verschwinden. Zur gleichen Zeit, wenn es unten verschwindet, erscheint ein anderes wieder im oberen Teil des Fensters. Wir haben also jetzt ein doppeltes Abbild des Bogenlampenkraters, und zwar nimmt das obere an Helligkeit gerade so viel zu, als das untere abnimmt; die Gesamthelligkeit bleibt jedoch konstant. Die einzelnen Bilder des abrollenden Films bleiben nun mit dem wandernden Kraterbild während des Ganges in Deckung. Es wird also teilweise ein Filmbild durchleuchtet, teilweise und zwar während des Bildwechsels zwei benachbarte. Der Kompensator, der umgekehrt wie der Illuminator wirkt, lässt nun auf der Wand nicht mehr ein wanderndes, sondern ein stehendes Bild erscheinen.


Lässt man den Apparat mit einer Geschwindigkeit von 3 – 4 Bildwechseln in der Sekunde laufen, so steht z.B. das Bild eines gehenden Menschen auf der Wand einen Augenblick still, sich ein klein wenig weiterbewegend, dann wieder stillstehend usw. Bei diesem Vorgang entspricht dem Stillstand die Projektion eines einzelnen Filmbildes und der Bewegung die Projektion des Doppelbildes. Währen des Wechsels nimmt die Helligkeit des ausscheidenden Bildes ebenso ab, als die des eintretenden zunimmt, so dass also die Gesamthelligkeit auch auf dem Schirm konstant bleibt. Es ist nun interessant, dass bei so langsamem Gang gerade in dem Augenblick, wenn bisher Dunkelheit eintrat, Bewegung entstanden ist, eine Tatsache, die den Charakter hauptsächlich seitlicher Bewegungen merklich verbessert. Man kann daher einen mit 16 Bildern in der Sekunde aufgenommenen Film mittelst des Reflexkinographen mit einer verminderten Geschwindigkeit von nur 12 Bildwechseln in der Sekunde wiedergeben, ohne dass die Natürlichkeit der aufgenommenen Bewegungen darunter leidet.

Um nun den Film bei falschen Klebestellen wieder richtig in Höhe einstellen zu können, lässt sich die unter dem Bildfenster angebrachte Schaltrolle während der Rotation um die eigene Achse vor- oder zurückstellen. Der Durchmesser dieser Rolle ist doppelt so groß, wie er bisher üblich war, es greifen infolgedessen statt 3 bis 4 Zähne deren 8 bis 9 auf den Film ein. Eine weitere Neuheit von Bedeutung ist die mikrometrisch veränderliche Brennweite des Projektionsobjektivs q. Damit werden Bildfehler korrigiert, die durch verschiedenen Abstand der Perforationslöcher voneinander, z. B. wenn der Film zusammengeschrumpft ist, entstehen, und die hierdurch ein schnelles vertikales Zittern des ganzen Bildes bemerkbar machen. Diese Vorrichtung lässt sich ebenfalls während der Rotation durch eine einfache Schraubendrehung handhaben.

Der Reflexkinematograph hat also den Vorzug,

  • dass jedes Flimmern wegfällt, weil die Blende fehlt;
  • dass der Film geschont wird, weil das gewaltsame Fortführen durch den ruckweisen Transport fehlt;
  • dass ein Viertel des Materials gespart werden kann, weil eine Fortführung mit 12 Bildern in der Sekunde ohne Beeinträchtigungen der Wiedergabequalität möglich ist;
  • dass durch den Fortfall des ruckweisen Transports Filmrisse vermieden werden und dadurch Filmbrand ausgeschlossen wird,
  • und dass auch der Apparat sich weniger abnützt, als einer mit stoßweisem Filmtransport.  


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