Sie sind hier : Startseite →  Magazine und Zeitschriften→  (2) Die Funk-Technik (West)→  Funk-Technik 1947 *→  FT 1947/16 Editorial

Historisches Wissen aus Heften, Zeitschriften, Magazinen

Artikel, Zitate und Infos stammen aus der Funk-Technik, der Funkschau, den RTMs, Kameramann, der FKT, den Schriften von Philips und Zeiss Ikon und Anderen. Mehr über die verfälschten historischen Informationen ab 1933 über 1945 bis weit in die 1980er Jahre.

aus der FUNK-TECHNIK Nr. 16/1947 (2. Aug Heft)
Das Editorial

Nr. 16 / 1947 - 2. JAHRGANG

Brücken zur Welt
Exportmesse Hannover - Leipziger Herbstmesse

Im August und September finden zwei bedeutungsvolle Messen statt, in Leipzig mit seiner 450jährigen Messetradition vom 2. bis 7. September die Herbstmesse - die erste Herbstmesse im neuen Deutschland - und in Hannover erstmalig vom 18. August bis 7. September die Exportmessel947.

Beide Veranstaltungen wollen nicht etwa miteinander „konkurrieren", und vor allem darf die Exportmesse 1947 keineswegs als eine Nachahmung Leipzigs angesehen werden, ebensowenig wie Hannover vielleicht die „Messestadt der Westzone" zu werden gedenkt. Beide Messen haben ganz verschiedene Fundamente und ebenso verschiedene Charaktere.

Leipzig wendet sich nicht allein an den deutschen Exporteur und den Auslandskäufer, sondern daneben auch an den deutschen Einkäufer zur Versorgung des Inlandsmarktes. Hannover dagegen ist ausschließlich auf den Export abgestellt.

Außerdem: während in Leipzig die Aussteller aus ganz Deutschland, also aus allen Besatzungszonen kommen - auf der Herbstmesse werden beispielsweise rund 1.000 Firmen aus dem Westen vertreten sein -, zeigen in Hannover nur solche Unternehmen ihre Erzeugnisse, die in der Bizone sowie in Bremen und dem englischen und amerikanischen Sektor Berlins beheimatet sind. Damit dürften die unterschiedlichen Aufgabenbereiche beider Messen vorgezeichnet sein.

Dier Leipziger Messe

Über die Bedeutung der Leipziger Messe schreiben zu wollen, hieß Eulen nach Athen tragen. Sie hat ihre Notwendigkeit durch ihre großen Erfolge mehr als einmal unter Beweis gestellt. Und wenn die nationale und internationale Kaufmannschaft in den ersten Septembertagen sich nun wieder erstmalig auch im Herbst in Leipzig trifft, wird es sich zeigen, daß auch die Herbstmesse ihre Bedeutung nicht verloren hat. Von der Frühjahrsmesse unterscheidet sie sich dadurch, daß sie lediglich Mustermesse ist und nur Verbrauchsgüter umfaßt, während ein Angebot von Produktionsmitteln erst wieder zur Frühjahrsmesse 1948 erfolgt.

Die hannoversche Exportmesse

Aber auch die hannoversche Exportmesse wird die ihr zukommende Bedeutung erlangen und die auf sie gesetzten Exporthoffnungen nicht enttäuschen. Gerade heute wird jede Anregung zu einer Belebung und Steigerung der für Deutschland lebensnotwendigen Ausfuhr dankbar begrüßt. Vor allem dann, wenn es sich um eine Messe handelt, die auf einer sicheren und gesunden Grundlage ruht, und nicht nur von dem Lokalpatriotismus irgendeiner sonst unbedeutenden Stadt und dem Geltungsbedürfnis irgendeiner Stadtverwaltung diktiert wurde.

Beides trifft für Hannover nicht zu. Die Exportmesse 1947, die ihre Entstehung einer Anregung von Lt. General Robertson verdankt, genießt von der britischen und amerikanischen Militärregierung sowie von den Regierungen der acht Länder der Bizone ihre vollste offizielle Unterstützung.

In den früheren Werkhallen der Vereinigten Leichtmetall-Werke in Hannover-Laatzen wurde ein ideales Messegelände gefunden. Hier stehen fünf Ausstellungshallen mit insgesamt 30.000m2 Ausstellungsfläche sowie entsprechendem Freigelände zur Verfügung. Halle I (8.000m2) ist der Schwerindustrie und den Metallerzeugnissen gewidmet, während Halle II (2.500m2) Textilerzeugnisse, Halle III (3.000m2) Holzerzeugnisse, Steine und Erden zeigen wird. In Halle IV (10.000m2) sind Elektrotechnik, Feinmechanik, Glas und Keramik, Haushaltsgeräte, chemische und pharmazeutische Fabrikate sowie Spielwaren und Musikinstrumente untergebracht.

Eine sehr strenge Auswahl

Ende Juli lagen bereits 2.500 Anmeldungen vor, die allerdings einer sehr strengen Auswahl unterzogen werden, da sich in den fünf Hallen bei bester Platzausnutzung nur rund 1.500 Messestände unterbringen lassen. Aus den verschiedenen - unsere Leser besonders interessierenden - Industriesparten sind z. B. 75 Firmen der Elektrotechnik, 80 der Feinmechanik und Optik und 20 Aussteller aus der Musikwarenbranche vertreten.

Es werden nur solche Firmen zugelassen, die sich bisher als wirklich exportfähig erwiesen haben und mit Bestimmtheit in der Lage sind, die erteilten Messeaufträge spätestens innerhalb von 24 Monaten zur Auslieferung zu bringen. Die Überprüfung der Exportwürdigkeit der Aussteller geschieht durch die Außenhandelskontore der Länder in Zusammenarbeit mit den Industrie- und Handelskammern, in Berlin mit dem Magistrat. Damit bietet die hannoversche Messe die Gewähr, daß die Käufer die zur Schau gestellten Gegenstände auch tatsächlich erwerben können und daß die Messe keine „Wunschträume" darstellt.

Neu: Die Exportbörse

Zur Erleichterung und Vereinfachung des Exportverfahrens wird eine Exportbörse eingerichtet, in der alle für die Ausfuhr in Frage kommenden Dienststellen der Außenhandelskontore der Bizonen-Länder sowie ein Zweigbüro der Jeia und des Verwaltungsamtes für Wirtschaft (VfW) in Minden zusammengefaßt sind. Somit können sämtliche Formalitäten gleich auf dem Messegelände zur endgültigen Erledigung kommen. Von größter Wichtigkeit für die Aussteller ist, daß nach Bekanntgabe des VfW in Minden für alle Exportaufträge, die auf der Messe durch die in der Exportbörse vereinigten Büros zustande kommen, die erforderlichen inländischen Rohstoffe einschließlich Kohle und Strom auf dem Wege von Sondervorschußkontingenten zugeteilt werden können. Wobei diese Sondervorschußkoatingente, d. h. also die vorgenannten, verbindlichen Rohstoffzusagen, neben den laufenden vierteljährlichen Exportkontingenten gegeben werden.

Ähnliche Erleichterungen wurden auch für Leipzig geschaffen, so daß tatsächlich alles nur Mögliche getan ist, um die deutschen Exportbestrebungen in jeder Weise weitgehendst zu unterstützen. Wir wollen hoffen, daß sich die ausstellende Industrie nun der neu getroffenen Einrichtungen auch recht fleißig bedient, und wünschen sowohl der Exportmesse Hannover wie der Leipziger Herbstmesse vollen Erfolg! O.P.H.

- Werbung Dezent -
Zur Startseite - © 2006 / 2024 - Deutsches Fernsehmuseum Filzbaden - Copyright by Dipl. Ing. Gert Redlich - DSGVO - Privatsphäre - Redaktions-Telefon - zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - kostenlos natürlich.